Mit dem Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung (§1631, Absatz 2 BGB vom Juli 2000) ist wieder einmal eine Diskussion über Erziehung und über Kriterien zur Förderung der kindlichen Entwicklung ins Rollen gekommen und hält bis heute an. Mängel und Hilfsbedarfe werden dabei aufgedeckt, die scheinbar vorher so nicht wahrgenommen wurden. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass der Wandel der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in der modernen Gesellschaft es Eltern zunehmend erschwert ihren Erziehungsauftrag zu erfüllen und dass die bisherigen Maßnahmen der Elternbildung und Familienbildung an die veränderten Bedürfnisse von Eltern angepasst werden sollten.
Auf den Ruf von Eltern nach Hilfe und Unterstützung wird von vielen Seiten reagiert und ihr Bedürfnis nach Orientierung und die Frage, welche Erziehung heute die »richtige« sei, wird mit einer unüberschaubaren Palette unterschiedlichster Ratgeber beantwortet. Zeitschriften befassen sich mit Erziehung, Elternkurse mit unterschiedlichen Konzepten und Zielen werden angeboten und Internetforen laden zum anonymen Austausch über Erziehungsprobleme ein. Auch das Fernsehen erkennt den wachsenden Informationsbedarf und reagiert mit entsprechenden Angeboten. Dass es vielen Eltern schwer fällt, angesichts der Vielzahl von Angeboten einen Überblick zu gewinnen und die »Spreu vom Weizen« zu trennen, ist nicht verwunderlich.
Mit der vorliegenden Arbeit sollen die Bedingungen ausgelotet werden, unter denen Familien heute leben und der Bedarf der Eltern an Unterstützung in Form von Familienbildung (bzw. Elternbildung) ermittelt werden. Am Maßstab aktuell geltender Kriterien einer Entwicklungsfördernden Erziehung wird im Anschluss die TV Erziehungsshow »Die Super Nanny« des Fernsehsenders RTL auf ihre Auswirkungen hin untersucht. Im Mittelpunkt des Interesses soll dabei die Frage stehen, ob die Sendung, die seit 2004 mit hohen Einschaltquoten für Aufsehen sorgt, die elterlichen Erziehungskompetenzen stärkt und eine wirksame Unterstützung für Eltern bedeutet oder ob sie, wie dies von zahlreichen Kritikern angemahnt wird, einer autoritären und restriktiven Erziehung Vorschub leistet und die Würde der Familien und insbesondere die Würde der Kinder mit Füßen tritt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rechtfertigung der Familienbildung als Aufgabe der Erwachsenenbildung
- Zur aktuellen Erziehungsdebatte
- Erziehungskatastrophe und Erziehungsnotstand
- PISA und die Folgen
- Bedingungen heutiger primärer Sozialisation
- Rechtliche Grundlagen
- UN-Kinderrechte und ihre gesetzliche Verankerung in der BRD
- Elternrechte und Elternpflichten
- Pflegerische Elternpflichten
- Erzieherische Elternpflichten
- Die Aufsichtspflicht
- Folgen der Verletzung elterlicher Pflichten
- Das Recht auf Eltern- und Familienbildung
- Problematisierung des Kontrollvakuums
- Kindheit und Familie heute
- Merkmale heutigen Familienlebens
- Merkmale heutiger Kindheit
- Veränderung der Erziehungsvorstellungen
- Veränderte räumliche und zeitliche Lebensbedingungen
- Medienkindheit
- Spielen und Spielzeug
- Wie reagieren Kinder auf die Veränderungen?
- Rechtliche Grundlagen
- Elterliche Erziehungskompetenzen
- Annäherung an den Erziehungsbegriff
- Erziehungsziele und Erziehungsstile
- Ziele der Erziehung
- Erziehungsstile
- Autoritäre Erziehung
- Verwöhnung
- Vernachlässigung
- Autoritative Erziehung
- Elterliche Kompetenzen
- Welche Kompetenzen brauchen Eltern?
- Fünf Säulen einer entwicklungsfördernden Erziehung
- Erste Säule: Liebevolle Zuwendung
- Zweite Säule: Achtung und Respekt
- Dritte Säule: Kooperation und Mitbestimmung
- Vierte Säule: Struktur und Grenzen
- Fünfte Säule: Förderung und Unterstützung
- »Nachhilfe« beim Erwerb von Erziehungskompetenzen
- Welche Kompetenzen haben Eltern heute?
- Wo sehen Eltern ihren Wissensbedarf und welche Wünsche haben sie bezüglich Elternbildung?
- „Die Super Nanny“ – Hintergründe und Fakten des TV-Formats
- Die Kontroverse um die „Super Nanny“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob die Fernsehsendung „Super Nanny“ die elterlichen Erziehungskompetenzen stärken kann. Die Autorin analysiert die aktuelle Erziehungsdebatte, die Bedingungen heutiger primärer Sozialisation und die elterlichen Kompetenzen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Bewertung des TV-Formats „Super Nanny“ und der damit verbundenen Kontroverse.
- Aktuelle Erziehungsdebatte und der Einfluss von PISA
- Bedingungen der heutigen Sozialisation von Kindern
- Elterliche Erziehungskompetenzen und deren Defizite
- Analyse des TV-Formats „Super Nanny“
- Kontroverse um die Wirksamkeit und die Methodik der „Super Nanny“
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Wirkung der „Super Nanny“ auf elterliche Erziehungskompetenzen dar. Sie beschreibt den Aufbau der Arbeit und die angewandte Methodik. Der Kontext der Familienbildung im Bereich der Erwachsenenbildung wird kurz angerissen.
Rechtfertigung der Familienbildung als Aufgabe der Erwachsenenbildung: Dieses Kapitel rechtfertigt die Bedeutung von Familienbildung als Teil der Erwachsenenbildung und untermauert dies durch die steigenden Herausforderungen der heutigen Erziehung.
Zur aktuellen Erziehungsdebatte: Dieses Kapitel beleuchtet die aktuelle Erziehungsdebatte in Deutschland, insbesondere den Diskurs um die „Erziehungskatastrophe“ und die Folgen der PISA-Studie für das Verständnis von Erziehung und Bildung.
Bedingungen heutiger primärer Sozialisation: Der Abschnitt analysiert die rechtlichen Grundlagen der Erziehung, die Rechte und Pflichten von Eltern, sowie die Herausforderungen der modernen Familienstrukturen und der Kindheit im 21. Jahrhundert. Der Wandel der Erziehungsvorstellungen, veränderte Lebensbedingungen und der Einfluss der Medien werden detailliert betrachtet.
Elterliche Erziehungskompetenzen: Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Erziehungsziele und -stile, definiert den Begriff der elterlichen Kompetenz und benennt die wichtigsten Fähigkeiten, die Eltern für eine positive Kindesentwicklung benötigen. Fünf Säulen einer entwicklungsfördernden Erziehung werden ausführlich erläutert.
Welche Kompetenzen haben Eltern heute?: Hier werden die Erziehungsstile, die Kommunikation mit Kindern, der Umgang mit körperlicher Gewalt, das emotionale Familienklima und die Mitbestimmungsmöglichkeiten von Kindern untersucht, um die tatsächlichen Kompetenzen heutiger Eltern zu beleuchten.
Wo sehen Eltern ihren Wissensbedarf und welche Wünsche haben sie bezüglich Elternbildung?: Dieser Abschnitt präsentiert die Ergebnisse einer Bedarfsanalyse bezüglich Elternbildung. Er untersucht Unsicherheiten der Eltern in der Erziehung, ihre Strategien der Informationsbeschaffung, Informationslücken und Wünsche in Bezug auf institutionelle Angebote der Familien- und Elternbildung, einschließlich Erziehungsberatung.
„Die Super Nanny“ – Hintergründe und Fakten des TV-Formats: Hier wird das TV-Format „Super Nanny“ eingehend analysiert. Der Abschnitt beleuchtet das Medium Fernsehen als Informationsquelle, das Bewerbungsverfahren, die teilnehmenden Familien, das Konzept und die Methoden der „Super Nanny“, sowie die mediale Inszenierung der Sendung. Die Rolle der Zuschauer wird ebenfalls betrachtet.
Die Kontroverse um die „Super Nanny“: Dieser Teil befasst sich mit der kontroversen Diskussion um die Sendung. Es werden kritische Stimmen, insbesondere des Deutschen Kinderschutzbundes, sowie positive Bewertungen und die Perspektive von RTL und den Teilnehmerfamilien dargestellt. Die Autorin analysiert unterschiedliche Meinungen und Studien zu den Wirkungen des Formats.
Schlüsselwörter
Erziehungskompetenzen, Elternbildung, Familienbildung, „Super Nanny“, Erziehungsstile, Medienwirkung, Kinderschutz, PISA-Studie, Erziehungsberatung, Familienstrukturen, Kindheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der elterlichen Erziehungskompetenzen im Kontext des TV-Formats „Super Nanny“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht, ob die Fernsehsendung „Super Nanny“ die elterlichen Erziehungskompetenzen stärken kann. Sie analysiert die aktuelle Erziehungsdebatte, die Bedingungen heutiger primärer Sozialisation und die elterlichen Kompetenzen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Bewertung des TV-Formats „Super Nanny“ und der damit verbundenen Kontroverse.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit umfasst folgende Themen: die aktuelle Erziehungsdebatte und den Einfluss von PISA, die Bedingungen der heutigen Sozialisation von Kindern, elterliche Erziehungskompetenzen und deren Defizite, eine Analyse des TV-Formats „Super Nanny“, und die Kontroverse um die Wirksamkeit und Methodik der „Super Nanny“. Sie beleuchtet rechtliche Grundlagen der Erziehung, verschiedene Erziehungsstile, den Einfluss von Medien auf Kinder, und die Bedürfnisse von Eltern in Bezug auf Elternbildung.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung und einer Rechtfertigung der Familienbildung als Aufgabe der Erwachsenenbildung. Es folgen Kapitel zur aktuellen Erziehungsdebatte, den Bedingungen heutiger primärer Sozialisation, elterlichen Erziehungskompetenzen, einer Bestandsaufnahme der Kompetenzen heutiger Eltern, einer Bedarfsanalyse zur Elternbildung, einer Analyse des TV-Formats „Super Nanny“ und schließlich einer Diskussion der Kontroverse um die Sendung. Die Arbeit enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter.
Welche zentralen Fragen werden gestellt und beantwortet?
Die zentrale Forschungsfrage ist, ob die „Super Nanny“ die elterlichen Erziehungskompetenzen stärken kann. Die Arbeit beantwortet diese Frage durch die Analyse des TV-Formats, der aktuellen Erziehungsdebatte, der Bedingungen heutiger Sozialisation und der elterlichen Kompetenzen. Zusätzlich wird untersucht, welchen Wissensbedarf Eltern haben und welche Wünsche sie bezüglich Elternbildung äußern.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit basiert auf einer Literaturanalyse, der Analyse des TV-Formats „Super Nanny“ und gegebenenfalls auf den Ergebnissen einer Bedarfsanalyse bezüglich Elternbildung (die genaue Methodik der Bedarfsanalyse wird im Text detailliert beschrieben). Die Arbeit analysiert verschiedene Perspektiven und Meinungen zur Wirksamkeit und Methodik der „Super Nanny“, einschließlich kritischer Stimmen und positiver Bewertungen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Erziehungskompetenzen, Elternbildung, Familienbildung, „Super Nanny“, Erziehungsstile, Medienwirkung, Kinderschutz, PISA-Studie, Erziehungsberatung, Familienstrukturen, Kindheit.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert die Ergebnisse der Analyse des TV-Formats „Super Nanny“, der aktuellen Erziehungsdebatte und der elterlichen Kompetenzen. Sie zeigt auf, welche Herausforderungen die heutige Erziehung mit sich bringt und welchen Wissensbedarf Eltern in Bezug auf Erziehung haben. Die Ergebnisse der Bedarfsanalyse zum Thema Elternbildung liefern Informationen über die Unsicherheiten, Informationslücken und Wünsche der Eltern.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Fachkräfte in der Erwachsenenbildung, Erziehungsberatung, Familienarbeit und im Bereich des Kinderschutzes, sowie für Eltern, die sich mit Fragen der Erziehung auseinandersetzen. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die aktuelle Erziehungsdebatte und die Rolle von Medien in der Erziehung.
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- Dipl.-Päd. Katrin Maria Berger (Author), 2006, Erziehung zur Erziehung. Kann die Super Nanny die elterlichen Erziehungskompetenzen stärken?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70426