Mit gewisser Wahrscheinlichkeit eintretende Ereignisse oder Zustände vorausschauend vorzubeugen ist ein bewährtes Ideal, dem die Menschheit seit Jahrhunderten in facettenreicher Gestalt nachstrebt. Um potentiell schwerwiegend abträgliche Umstände zu verhindern, werden etwa in der Politik oder Gesundheitsprophylaxe, aber auch unter kriminologischen Gesichtspunkten kontinuierlich geeignete Präventivmaßnahmen untersucht, ausgebaut und gegebenenfalls ergriffen.
Der Gedanke kriminalpräventiven Einschreitens ist freilich kein absolutes Novum. So sind neben der Datenerhebung zur Strafverfolgungsvorsorge auch die relativen Strafzwecktheorien der General- und Spezialprävention Ausdruck des Bestrebens, mittelbar künftige strafbare Handlungen zu verhindern. Ebenfalls indikativ für eine dahingehende kriminalpolitische Entwicklung steht der durch Änderung des Bayerischen PAG eingeführte Präventivgewahrsam.
Das Versprechen, durch algorithmenbasierte Datenauswertung Wahrscheinlichkeitsprognosen für künftige Straftaten berechnen zu können und somit „vor die Lage zu kommen“, bedarf indes angesichts des unmittelbaren polizeilichen Tätigwerdens im Rahmen einer neuartigen kriminologischen Interventionsform näherer rechtlicher Betrachtung. Es drängt sich gerade zu auf, dass dieser unter dem Begriff des Predictive Policing firmierenden polizeilich-präventiven Strategie Zulässigkeitsgrenzen gesetzt sind bzw. dem Rechtsschutz im Digitalen Zeitalter angepasst werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Relevanz
- 1.2 Zielsetzung der Arbeit
- 1.3 Aufbau der Arbeit
- 2 Begriffsbestimmung und Theoretischer Rahmen
- 2.1 Predictive Policing - Begriffsbestimmung
- 2.2 Entwicklung und Formen des Predictive Policing
- 2.3 Theoretischer Rahmen: Kriminalprävention
- 2.3.1 Präventives Strafrecht
- 2.3.2 Kriminalprävention im Kontext von Predictive Policing
- 2.4 Datenanalyse und Künstliche Intelligenz
- 2.4.1 Data Mining und Machine Learning
- 2.4.2 Einsatz von KI in der Kriminalitätsprognose
- 3 Rechtsgrundlagen des Predictive Policing
- 3.1 Grundrechtsrelevante Aspekte
- 3.2 Zulässigkeitsgrenzen und Rechtsschutz
- 3.2.1 Recht auf informationelle Selbstbestimmung
- 3.2.2 Verhältnismäßigkeit und Transparenz
- 3.2.3 Risiko von Diskriminierung und Stigmatisierung
- 3.3 Aktuelle Rechtsprechung zum Predictive Policing
- 4 Einsatzmöglichkeiten und Praxisbeispiele
- 4.1 Einsatzgebiete des Predictive Policing
- 4.2 Praxisbeispiele aus Deutschland und anderen Ländern
- 4.2.1 Pilotprojekte und wissenschaftliche Studien
- 4.2.2 Erfolge und Herausforderungen
- 5 Chancen und Risiken
- 5.1 Chancen von Predictive Policing
- 5.2 Risiken und Kritik
- 5.2.1 Gefahr von Vorverurteilung und Diskriminierung
- 5.2.2 Ethische und gesellschaftliche Herausforderungen
- 6 Schlussfolgerungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Thema Predictive Policing und analysiert dessen Einsatzmöglichkeiten und Zulässigkeitsgrenzen im deutschen Rechtssystem. Sie stellt die rechtlichen Grundlagen, die Chancen und Risiken, sowie aktuelle Praxisbeispiele und die ethischen Herausforderungen dieses neuen Einsatzbereiches der Künstlichen Intelligenz in der Strafverfolgung dar.
- Begriffsbestimmung und theoretischer Rahmen von Predictive Policing
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Zulässigkeitsgrenzen im deutschen Recht
- Einsatzmöglichkeiten und Praxisbeispiele
- Chancen und Risiken von Predictive Policing
- Ethische Herausforderungen und gesellschaftliche Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung
Das Kapitel führt in die Thematik von Predictive Policing ein und beleuchtet die Problemstellung sowie die Relevanz des Themas im Kontext der modernen Strafverfolgung. Es erläutert die Zielsetzung der Seminararbeit und gibt einen Überblick über den Aufbau.
2 Begriffsbestimmung und Theoretischer Rahmen
Dieses Kapitel definiert den Begriff Predictive Policing und beleuchtet seine Entwicklung und verschiedene Formen. Es analysiert den theoretischen Rahmen der Kriminalprävention und die Rolle von Data Mining und Machine Learning im Kontext von Predictive Policing.
3 Rechtsgrundlagen des Predictive Policing
Das Kapitel untersucht die rechtlichen Grundlagen von Predictive Policing im deutschen Rechtssystem. Es analysiert die grundrechtsrelevanten Aspekte, insbesondere das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, sowie die Zulässigkeitsgrenzen und den Rechtsschutz.
4 Einsatzmöglichkeiten und Praxisbeispiele
Dieses Kapitel betrachtet die Einsatzmöglichkeiten von Predictive Policing in verschiedenen Bereichen der Strafverfolgung und präsentiert Praxisbeispiele aus Deutschland und anderen Ländern. Es analysiert die Ergebnisse von Pilotprojekten und wissenschaftlichen Studien sowie die Erfolge und Herausforderungen.
5 Chancen und Risiken
Das Kapitel erörtert die Chancen und Risiken von Predictive Policing. Es analysiert die potenziellen Vorteile, aber auch die Gefahren von Vorverurteilung und Diskriminierung. Es diskutiert die ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Schlüsselwörter
Predictive Policing, Künstliche Intelligenz, Strafverfolgung, Kriminalitätsprognose, Data Mining, Machine Learning, Recht auf informationelle Selbstbestimmung, Zulässigkeitsgrenzen, Datenschutz, Diskriminierung, ethische Herausforderungen, gesellschaftliche Folgen.
- Quote paper
- Cedrik Lin (Author), 2019, Einsatzmöglichkeiten und Zulässigkeitsgrenzen von Predictive Policing, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/704163