Der chinesische General Sunzi beschrieb bereits vor 2500 Jahren das Militär als ein existentielles Mittel zur Sicherung der staatlichen Macht: „Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt.“
Zwei Jahrtausende später teilte Machiavelli diese Einschätzung, betonte jedoch die Bedeutung der Art des Militärs, auf das sich ein Herrscher stützt. Als besonders wichtig erachtete er die Treue eines Heeres und urteilte daher: „Söldner und Hilfstruppen nützen nichts und sind gefährlich.“ Stattdessen spricht er sich für ein „Volksheer“ aus, „das aus Untertanen oder Bürgern oder aus Leuten besteht, die vom Herrscher abhängig sind.“
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Militär und Politik – Eine allgemeine Betrachtung
Der chinesische General Sunzi beschrieb bereits vor 2500 Jahren das Militär als ein existentielles Mittel zur Sicherung der staatlichen Macht: „Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt.“[1]
Zwei Jahrtausende später teilte Machiavelli diese Einschätzung, betonte jedoch die Bedeutung der Art des Militärs, auf das sich ein Herrscher stützt. Als besonders wichtig erachtete er die Treue eines Heeres und urteilte daher: „Söldner und Hilfstruppen nützen nichts und sind gefährlich.“[2] Stattdessen spricht er sich für ein „Volksheer“ aus, „das aus Untertanen oder Bürgern oder aus Leuten besteht, die vom Herrscher abhängig sind.“[3]
Dass der Typus der Streitkräfte jedoch nicht nur für ihre Bedeutung als Machtinstrument der Politik wichtig ist, sondern die Struktur des Militärs zudem die Form der politischen Herrschaft beeinflusst und umgekehrt, wird am Beispiel der Griechischen Antike deutlich. Mit der Einführung der Wehrpflicht in Sparta wurde der alte aristokratischen Grundsatz der „Herrschaft der Besten“ durchbrochen, denn an die Wehrfähigkeit wurde gleichzeitig die Politikfähigkeit geknüpft, womit sämtliche Unterschiede zwischen adligen und nichtadligen Bürgern aufgehoben wurden. Die Identität von Volksversammlung, der maßgeblichen politischen Instanz der Spartaner, und Heeresversammlung macht deutlich, dass das Politische und das Militärische im „Hoplitenstaat“ Sparta nicht voneinander zu trennen war.
Auch in Athen war der Kriegsdienst die Voraussetzung für jede Art der politischen Partizipation. So dass die Einführung der Hoplitenphalanx den mittleren bäuerlichen Schichten ebenfalls der Aufstieg auf Kosten des zu Pferde kämpfenden Adels brachte. Mit dem Aufbau der Flotte, der größten Griechenlands, und ihrem großen Bedarf an Ruderern, bot sich zudem für die ärmeren sozialen Schichten die Möglichkeit, Kriegsdienst für die Polis zu leisten. Wodurch diese bislang am Rande des gesellschaftlichen Spektrums angesiedelte, aber zahlenmäßig bedeutende Bevölkerungsgruppe eine maßgebliche politische Rolle erhielt. „Die Flotte erwies sich so als Vehikel zur Durchsetzung der Demokratie.“[4]
Die hohen Kriegsverluste führten in der Folgezeit in beiden miteinander rivalisierenden Poleis zu einer ständigen Reduzierung der Zahl vollberechtigter Bürger. In Sparta entwickelte sich daraufhin eine straff organisierte Oligarchie und der Mangel an Soldaten machte eine Änderung des Heeressystems notwendig. An Stelle der Wehrpflicht wurde die Ausbildung von Berufssoldaten und die Anwerbung von Söldnern eingeführt. Obwohl Spartas militärische Stärke noch einige Zeit sichtbar blieb, hatte es seinen politischen Zenit bereits überschritten. In Athen folgte mit dem Beginn der Herrschaft der 30 Tyrannen das Ende der Demokratie. Gleichzeitig entfremdete die bedeutende Verringerung der Bürgerschaft die Masse der Athener vom Heerdienst, so dass die Abschaffung der Demokratie und die Beseitigung der allgemeinen Wehrpflicht, mit dem Verfall des politischen Einflusses des Stadtstaates Hand in Hand gingen.[5]
Das Beispiel des römischen Reiches, in dem das Militär einen festen Bestandteil der Politik darstellte, zeigt, dass der Übergang von der Wehrpflicht zum stehenden Heer jedoch nicht zwangsläufig in einer Phase des machtpolitischen Niedergangs stattfinden muss. Zwar markierte die Etablierung eines Berufsheeres das Ende der republikanischen Verfassung, gleichzeitig war dies jedoch der Ausdruck einer umfassenden Kriegführung, die für die Sicherung und Erweiterung eines Weltreiches notwendig war. Zur Kaiserzeit entwickelte sich das straff organisierte Berufsheer zunehmend zum tragenden Element der kaiserlichen Regierung mit der doppelten Aufgabe des Schutzes des Reiches gegen äußere Feinde und der Herrschaftssicherung im Inneren.[6]
[...]
[1] Sunzi (1999), S. 21.
[2] Machiavelli, Niccolo (1978), S.49.
[3] Ebenda, S.59.
[4] Barceló, Pedro (1994), S. 83.
[5] Kernic, Franz (2001), S. 123-135.
[6] Vgl. Machiavelli, Niccolo (1977), 160ff.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Benjamin Kleemann (Autor:in), 2005, Militär und Politik - eine allgemeine Betrachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70373
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