Dreh- und Angelpunkt der vorliegenden Arbeit, der sich als roter Faden durch die Arbeit zieht, wird der Weg Frankreichs zu einem neuen Großmachtstatus sein, basierend auf dem kolonialen Eingreifen in Tunesien. Alle Gliederungspunkte der Arbeit basieren auf den Inhalten der in der Literaturliste angegebenen Werke. Besonders hervorzuheben sind die Autoren Thomas Pakenham und Hendrik Wesseling, da sie in ihren Darstellungen den bearbeiteten Zeitraum abdecken und zudem nützliche Zusatz- und Hintergrundinformationen bieten.
Was machen Sportler beziehungsweise Mannschaften, wenn sie trotz des Glaubens an den Sieg verlieren? Sie fordern einen zweiten Versuch oder besser gesagt: Revanche. Frankreich hegte diesen Revanchegedanken nach dem verlorenen Krieg 1870/71 gegen das Deutsche Reich. Es wollte unter anderem Rache nehmen für die Niederlage und auferlegten Reparationen, die ein regelrechtes Trauma bei den Franzosen hervorriefen, aber vor allem wollte Frankreich seinen verlorenen Großmachtstatus zurück, den es mit dem Erwerb überseeischer Gebiete zu erreichen erhoffte.
Trotz der großen Bedeutung, die der Revanchegedanke in der Forschung einnimmt, ist das Thema dieser Arbeit nicht, inwiefern dieser Frankreich zu neuer Größe verhalf, sondern welche Rolle der französischen Kolonialpolitik, im Zeitraum vom Berliner Kongress 1878 bis Anfang der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts, in Tunesien zukommt. Zeitraum und Ort sind daher interessant, weil sie Frankreich am Beginn des Weges zu einer neuen Großmachtstellung zeigen. Auf dem Berliner Kongress 1878 erhält Frankreich erstmals nach der Niederlage von 1870/71 die Möglichkeit, durch Kolonialpolitik außenpolitische Stärke zu zeigen.
Durch die Verträge von Bardo und La Marsa, die Tunesien zum französischen Protektorat erklären, kämpft sich Frankreich schließlich ins Spiel der europäischen Großmächte zurück. Es soll verdeutlicht werden, wie Frankreich den Weg zu einem neuen Großmachtstatus findet und welche Bedeutung dem Erwerb überseeischer Gebiete, in diesem Fall am Beispiel Tunesiens, auf der Suche nach eben diesem Status zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur französischen Kolonialpolitik 1830-1870: Tunesien stellt sich vor
- Auf dem Weg zu einer neuen Großmachtstellung
- Der Berliner Kongress 1878
- Motive und Umsetzung: Frankreich pflückt die reife Birne!
- Die Bedeutung der Verträge von Bardo und La Marsa
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle der französischen Kolonialpolitik in Tunesien von 1878 bis in die 1880er Jahre. Der Fokus liegt auf dem Weg Frankreichs zu einer neuen Großmacht nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Dabei wird die Bedeutung des Berliner Kongresses 1878 und der Verträge von Bardo und La Marsa untersucht, die Tunesien zum französischen Protektorat machten.
- Der Revanchegedanke Frankreichs nach der Niederlage 1870/71
- Die Bedeutung der Kolonialpolitik für den Wiederaufbau Frankreichs als Großmacht
- Die Rolle des Berliner Kongresses 1878 und der Verträge von Bardo und La Marsa
- Die Motive Frankreichs für den Erwerb Tunesiens
- Die strategische Bedeutung Tunesiens für Frankreich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und erläutert den Revanchegedanken Frankreichs nach dem verlorenen Krieg gegen Deutschland. Sie skizziert die Rolle der Kolonialpolitik im Wiederaufbau Frankreichs als Großmacht.
Das zweite Kapitel beleuchtet die französische Kolonialpolitik in Algerien von 1830 bis 1870, um den Hintergrund für das Interesse Frankreichs an Tunesien zu beleuchten. Die Einverleibung Algeriens wird als entscheidender Schritt für die Expansion Frankreichs in Nordafrika betrachtet.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Berliner Kongress 1878 und den Verträgen von Bardo und La Marsa. Es analysiert die Motive und die Umsetzung der französischen Kolonialpolitik in Tunesien und betrachtet die strategische Bedeutung des Protektorats für Frankreichs Weg zu einer neuen Großmacht.
Schlüsselwörter
Französische Kolonialpolitik, Tunesien, Berliner Kongress, Verträge von Bardo und La Marsa, Revanchegedanke, Großmachtstatus, Protektorat, Nordafrika, Algerien.
- Quote paper
- Andre Engel (Author), 2009, Zur französischen Kolonialpolitik in Tunesien vom Berliner Kongress 1878 bis zum Beginn der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/703281