Der Begriff „Mnemotechnik“ geht auf die griechischen Wörter mnemo (=Gedächtnis) und mnemonik (=Gedächtniskunst) zurück.
Der Ursprung der Mnemotechniken liegt in der Antike. Einige berühmte Persönlichkeiten der Antike waren besonders für ihr verblüffendes Gedächtnis für eine Vielzahl von Daten und Fakten bekannt:
- der Grieche Charmadas soll den Inhalt sämtlicher griechischer Bibliothekswerke seiner Zeit wortwörtlich zitiert haben können;
- von König Cyrius ist überliefert worden, er habe die Namen aller Soldaten seiner Armee gewusst;
- Mithridates von Pontus soll die 22 verschiedene Sprachen der Völker in seinem Territorium beherrscht haben (vgl. Sperber, 1989: 14)
Auf den ersten Eindruck scheinen diese Menschen unglaublich begabt zu sein. In Anbetracht minimaler externer Möglichkeiten für die Speicherung von Wissensbeständen wie Wachstafeln und Papyrusrollen, waren sie oft auf beträchtliche Gedächtnisleistungen angewiesen. Vermutlich mussten sie aus diesem Grund ihr Gedächtnis wesentlicher effektiver als wir heutzutage nutzen, um sich das Wissen anzueignen und zu behalten.
Inhaltsverzeichnis
1. Prinzipien der Mnemotechnik
1.1. Definition
1.2. Die mnemonischen Stellen
1.3. Die mnemonischen Bilder
1.4. Zusammenwirken von Stellen und Bildern
2. Mnemotechnische Verfahren
2.1. Zuordnungsverfahren
2.2. Stellvertretungsverfahren
2.3. Zeichenverfahren
2.4. Sinngebungsverfahren
2.5. Assoziationsverfahren
3. Vorstellung ausgewählter Mnemotechniken
3.1. Loci-Technik
3.2. Technik der assoziativen Verbindungen
3.3. Geschichtentechnik
3.4. Kennworttechniken
3.4.1. Kennworttechniken auf Buchstaben basierend
3.4.2. Kennworttechnik auf Zahlen basierend
3.4.3. Kennworttechniken in Kombination auf Zahlen u. Buchstaben basierend
3.5. Merkverse
3.6. Akronym und Akrostichon
4. Mnemotechniken im gegenwärtigen Deutschunterricht
5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
1. Prinzipien der Mnemotechnik
1.1. Definition
Der Begriff „Mnemotechnik“ geht auf die griechischen Wörter mnemo (=Gedächtnis) und mnemonik (=Gedächtniskunst) zurück.
Der Ursprung der Mnemotechniken liegt in der Antike. Einige berühmte Persönlichkeiten der Antike waren besonders für ihr verblüffendes Gedächtnis für eine Vielzahl von Daten und Fakten bekannt:
- der Grieche Charmadas soll den Inhalt sämtlicher griechischer Bibliothekswerke seiner Zeit wortwörtlich zitiert haben können;
- von König Cyrius ist überliefert worden, er habe die Namen aller Soldaten seiner Armee gewusst;
- Mithridates von Pontus soll die 22 verschiedene Sprachen der Völker in seinem Territorium beherrscht haben
(vgl. Sperber, 1989: 14)
Auf den ersten Eindruck scheinen diese Menschen unglaublich begabt zu sein. In Anbetracht minimaler externer Möglichkeiten für die Speicherung von Wissensbeständen wie Wachstafeln und Papyrusrollen, waren sie oft auf beträchtliche Gedächtnisleistungen angewiesen. Vermutlich mussten sie aus diesem Grund ihr Gedächtnis wesentlicher effektiver als wir heutzutage nutzen, um sich das Wissen anzueignen und zu behalten.
1.2. Die mnemonischen Stellen
Als Erfinder der Mnemotechnik gilt Simondes (556-468 v.Chr. - gr. Dichter). Der Überlieferung nach war er der einzige Überlebende eines großen Festmahls, bei dem die Decke einstürzte und alle anderen ums Leben kamen. Simonides konnte die Gäste als einziger, an Hand der Sitzordnung an der Festtafel, identifizieren. Wie dieses Beispiel zeigt, schafft die Ordnung nach den Prinzipien der antiken Mnemotechnik am meisten Klarheit für das Gedächtnis. Dieser Ordnung bei der Mnemotechnik liegt ein Inventar von so genannten mnemonischen Stellen zugrunde. Die Beschaffenheit und Reihenfolge der mnemonischen Stellen sollen für das Gedächtnis eindeutig sein. Für die Wesensart der mnemonischen Stellen wurden spezielle Kriterien entwickelt, als sich die antike Mnemotechnik zu einer etablierten Gedächtniskunst ausgebildet hat. Sie sollten
- zahlreich
- sehr anschaulich
- deutlich voneinander abgegrenzt
- voneinander verschieden
- mäßig groß
- mäßig voneinander entfernt
- verkehrsarm
sein. Vor allem Gebäude und Stadtviertel, die dem einzelnen vertraut sind, erfüllen diese Kriterien und eignen sich daher besonders gut als mnemonische Stellen.
1.3. Die mnemonischen Bilder
Hierbei werden Sachverhalte und Begriffe der zu erinnernden Information in mnemonische Bilder - oder auch Gedächtnisbilder - transformiert. Die Erstellung der Gedächtnisbilder wird wesentlich vom Konkretheitsgrad des entsprechenden Begriffs oder Sachverhalts geprägt. So sind direkte Abbilder für konkrete Begriffe, die ein Einzelding bezeichnen, die einfachste Lösung. Wenn man sich dann z.B. den Begriff Hund merken soll, stellt man sich in seiner Phantasie einfach einen Hund vor.
Blei (1996: 118) unterscheidet zwischen fünf mnemotechnische Codierungsverfahren, die Bilder mit höherer Abrufbarkeit schaffen:
- Zuordnungsverfahren
- Stellvertretungsverfahren
- Zeichenverfahren
- Sinngebungsverfahren
- Assoziationsverfahren
Diese Verfahren liegen den Mnemotechniken zugrunde. Sie können einzeln oder in Kombination angewandt werden.
1.4. Zusammenwirken von Stellen und Bildern
Im Konzept von Mnemotechniken sind Orte und Bilder von grundlegender Bedeutung für das Funktionieren von Gedächtnisleistungen. Durch die Zuordnung der einzelnen Bilder zu den jeweiligen Orten werden sie abrufbereit im Langzeitgedächtnis gespeichert (vgl. Sperber 1989: 21). Die Bilder dienen dem Speichern, Abrufen und Reproduzieren von konkreten Begriffen. Sie zielen auf das Bewahren von Gedanken, auf strukturierte Handlungsabläufe und Assoziationen.
2. Mnemotechnische Verfahen
2.1. Zuordnungsverfahren
Das Konzept für das Zuordnungsverfahren besteht in der „Ankoppelung“ von neuem Lernstoff an bereits vorhandene Gedächtnisstrukturen.
Das geschieht zu einem durch Aufschlüsseln der Informationsmenge in „Portionen“ und zum anderen durch deren Anbindung an ein dem Lernenden geläufiges mentales Bild. Dafür eignen sich beispielsweise Zahlen- bzw. Buchstabenfolgen und Objekte, die über eine feste Struktur von Bildelementen verfügen; z.B. Gebäude, Räume, Fenster usw. (vgl. Blei, 1996: 121).
Als Beispiel für Buchstaben- und Zahlenfolgen dient die Abbildung 1:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Buchstaben und Zahlen als Auftaktreim (aus: Alte deutsche Kinderlieder, 1921: 128f.)
Mit diesen Auftaktreimen könnte man in DaF – Unterricht spielerisch das deutsche Alphabet und Zahlen lernen.
2.2. Stellvertretungsverfahren
Das Stellevertretungsverfahren dient zur Konkretisierung von Begriffen, indem schwer einprägsamer Lernstoff durch bestimmte Bilder, Klänge, Farben, Gerüche oder Gesten ersetzt wird, damit die Einprägung von Begriffen intensiviert wird.
Bei der Aneignung eines konkreten Objektes, z.B. den Namen eines bestimmten Mannes könnte man einen guten Bekannten mit demselben oder ähnlichen Namen vorstellen, um die Einprägsamkeit des Namens zu verstärken (vgl. Sperber, 1989: 19).
2.3. Zeichenverfahren
Ein großer Teil mnemotechnischer Codierungsverfahren bedient sich grafischer Bedeutungsträger, die teils ohne, teils mit Verbalisierungen sind. Sie zielen in beiden Fällen auf das Schaffen eindrucksvoller, zum Teil kreativer Gedächtnisbilder oder stellen Symbolisierungen dar, mit deren Hilfe Funktions- und Bedeutungsunterschiede sprachlicher Strukturen differenziert werden. Das kann beispielweise über graphemische Veränderungen eines Wortes, über die Verbildlichung eines Begriffes oder durch die Umsetzung von Beziehungsrelation in bildgraphische Signale geschehen (Blei, 1996: 123).
Das Beispiel in der Abbildung 2 demonstriert die zu merkenden Eigennamen der Künstler wie Paul Klee oder Otto Nagel, die durch Zeichnungen wie Kleeblatt oder der Nagel dessen Einprägen erleichtern werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Assoziation von Namen durch Bild – Wort – Kombination (aus: Blei, 1996: 124)
2.4. Sinngebungsverfahren
Sinngebungsverfahren gehören zu den ältesten Verfahren der Mnemotechnik. Sie dienten damals der Speicherung und Weitergabe gesellschaftlich relevanter, insbesondere rechtlicher und religiöser Normen (vgl. Blei, 1996: 125). Mit Hilfe von kanonisierten Zeichensprache wurde in die Körperbewegungen, Gesten, Gegenstände und Farben gewisse Bedeutung hineingelegt. Aus deren Interaktion konnte der Sinn entschlüsselt werden.
Die Abbildung 3 zeigt die Verbildlichung der Redewendung „etwas an die große Glocke hängen“.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.3: Wörtliche Verbildlichung einer Redewendung (aus: Jankowsky 1987)
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