Ethik ist der Bereich der Philosophie, der die Frage zu beantworten versucht, an welchen Werten und Normen, Zielen und Zwecken die Menschen ihr Handeln orientieren sollen. Die Moralphilosophie befasst sich vor allem mit der persönlichen Seite rechten Handelns. In meinem Text werde ich die deskriptive oder empirische Ethik behandeln, die sich mit Moral und Sitte im menschlichen Verhalten beschäftigt.
Der Begriff Relativismus wird im Lexikon wie folgt definiert: "Relativismus ist eine philosophische Denkhaltung, welche die Berechtigung universalgültiger Aussagen grundsätzlich in Frage stellt." Der ethische Relativismus bestreitet die Allgemeingültigkeit sittlicher Maßstäbe.
Der griechische Philosoph Protagoras unterteilte den ethischen Relativismus schon im 5. Jahrhundert vor Christi in drei Behauptungen (frei formuliert):
1. Verschiedene Individuen oder Gruppen haben unterschiedliche ethische Urteile. Diese unterscheiden und widersprechen sich oft grundlegend.
2. Wenn die Urteile verschiedener Individuen oder Gruppen sich widersprechen, kann man nicht immer einige dieser Urteile als richtig erweisen. Manchmal sind Prinzipien, die voneinander abweichen, gleichermaßen richtig bzw. gültig.
3. Die Menschen sollten nach ihren jeweils eigenen moralischen Prinzipien und Überzeugungen leben, bzw. zu leben versuchen.
Protagoras würde also z.B. sagen, Gruppe A hielte Abtreibungen für moralisch falsch, Gruppe B hingegen hielte sie für moralisch richtig (These 1.) Seiner Aussage nach kann man nun keiner der beiden Gruppen Recht zusprechen, beide Gruppen könnten das Recht erheben, ihre Ansicht sei alleingültig (These 2.) So wie es in der Realität in dieser Thematik heutzutage auch mehr oder weniger zutrifft würde Protagoras beiden Gruppen raten, nach ihren eigenen Auffassungen zu leben (These 3.)
Der ethische Relativismus untersucht also, inwieweit und in welcher Form verschiedene Urteile trotz ihrer Abweichung voneinander, gleichsam gültig sein können.
Die Texte, die ich zu diesem Thema untersucht habe, sind von Richard B. Brandt und von Melville J. Herskovits. Sie ergänzen sich sehr gut, da Brandt sich mehr mit den ersten beiden Thesen beschäftigt, Herskovits hingegen bezieht sich mehr auf die dritte These.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zu Richard B. Brandt: Drei Formen des Relativismus
- Zu Melville J. Herskovits: Ethnologischer Relativismus und Menschenrechte
- Brandt und Herskovits im Vergleich
- Stellungnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert die drei Behauptungen des ethischen Relativismus, wie sie vom griechischen Philosophen Protagoras im 5. Jahrhundert v. Chr. aufgestellt wurden. Im Fokus stehen die ersten beiden Thesen, die sich mit der Existenz und dem Konflikt verschiedener ethischer Urteile befassen. Der Text beleuchtet die Positionen von Richard B. Brandt und Melville J. Herskovits, die sich mit den unterschiedlichen Formen des Relativismus auseinandersetzen.
- Untersuchung der drei Behauptungen des ethischen Relativismus nach Protagoras
- Analyse der Positionen von Richard B. Brandt zum kulturellen und ethischen Relativismus
- Einblick in die Sichtweise von Melville J. Herskovits auf den ethnologischen Relativismus
- Vergleich der Ansichten von Brandt und Herskovits
- Diskussion der Grenzen und Relevanz des ethischen Relativismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Text führt in das Thema ethischer Relativismus ein und definiert den Begriff sowie dessen unterschiedliche Formen. Er stellt Protagoras' drei Thesen dar, die als Grundlage für die anschließende Analyse dienen.
Zu Richard B. Brandt: Drei Formen des Relativismus
Dieser Abschnitt untersucht Brandts Ausführungen zu den drei Thesen Protagoras. Brandt fokussiert insbesondere auf die ersten beiden Thesen und stellt die Konzepte des kulturellen und ethischen Relativismus vor. Er untersucht die Grenzen und Möglichkeiten des Handelns nach eigenen moralischen Überzeugungen.
Zu Melville J. Herskovits: Ethnologischer Relativismus und Menschenrechte
Dieser Teil des Textes beleuchtet Herskovits' Sichtweise auf den ethnologischen Relativismus und dessen Auswirkungen auf die Frage der Menschenrechte. Herskovits argumentiert, dass verschiedene Kulturen unterschiedliche ethische Normen und Werte haben, die respektiert werden sollten.
Brandt und Herskovits im Vergleich
Dieser Abschnitt vergleicht die Ansichten von Brandt und Herskovits und zeigt ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf den ethischen Relativismus und die Anwendung unterschiedlicher ethischer Prinzipien.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf die zentralen Themen des ethischen Relativismus, der unterschiedlichen Formen des Relativismus (kulturell, ethisch, ethnologisch), den Thesen Protagoras, den Positionen von Richard B. Brandt und Melville J. Herskovits und die Frage nach der Universalität ethischer Werte und Normen. Die Diskussion greift außerdem die Relevanz und die Grenzen des ethischen Relativismus im Kontext verschiedener Kulturen und moralischen Traditionen auf.
- Citation du texte
- Carolin Römer (Auteur), 2002, Relativismus - Richard B. Brandt und Melville J. Herskovits im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7007