Der Inhalt dieser Arbeit ist eine Betrachtung der Eigenheiten und Eigenschaft, die deutsche und jiddische Lehnwörter in der englischen Sprache aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
1 Forschungsgeschichte zu deutschen Lehnwörtern im Englischen
2 Quantität der deutschen Lehnwörter
3 Verschiedene Arten deutscher Lehnwörter
4 Phonetische, morphologische, und semantische Eigenheiten deutscher Lehnwörter
5 Anpassungsgrade deutscher Lehnwörter
6 Prozesse der Entlehnung
7 Falsche Deutsche Freunde: Keine deutschen Lehnwörter
8 Ursprünge des Jiddischen
9 Beispiele für Jiddische Lehnwörter im Englischen
10 Literaturverzeichnis
1 Forschungsgeschichte zu deutschen Lehnwörtern im Englischen
Der Einfluss der deutschen Sprache bzw. insbesondere des deutschen Vokabulars auf das Englische wurde lange Zeit schlichtweg unterschätzt. So schlossen die meisten Monographien, die vor Alan Jay Pfeffers’ Deutsches Sprachgut im Wortschatz der Amerikaner und Engländer (1987) erschienen, dass das Deutsche eine kleine und quantitativ geringfügige Quelle des Englischen sei. Es wurde behauptet, dass es in Relation zu anderen Sprachen nur wenige Entlehnungen gäbe, und dass der Großteil der vorhandenen Entlehnungen Fachbegriffe besonders aus den Naturwissenschaften seien, mit denen der „durchschnittliche“ Sprecher des Englischen praktisch nicht in Berührung käme.[1]
Schon der große Etymologist Walter Skeat behauptete, dass die deutsche Sprache am weitesten vom Englischen entfernt sei, im Vergleich mit anderen Quellen aus denen sich das englische Vokabular speiste, wie etwa Latein, Altgriechisch, Französisch oder Italienisch. Skeat fügte hinzu, dass, obwohl Millionen deutscher Muttersprachler sich in den Vereinigten Staaten niederließen, die Zahl der direkt aus dem Deutschen entlehnten Wörter unbedeutend und noch dazu relativ spät ins Englische eingeflossen sei.[2] In seinem Werk An Etymological Dictionary of the English Language zählt er nur 36 direkt aus dem deutschen entlehnte Lexeme auf.[3] Auch Mary Serjeantson dokumentiert zu dieser Zeit „nur“ 77 deutsche Lehnwörter.[4]
Etwas korrigiert wurde diese Sicht schon 1934 von C. T. Carr. Er sammelte immerhin 820 deutsche Lehnwörter im Englischen. Aber auch hier bestand ungefähr die Hälfte aus Fachausdrücken, so dass auch Carr zu dem Schluss kommen musste, dass der Einfluss des Deutschen nicht gerade beträchtlich war.[5]
Noch im Jahre 1982 widmet The Origins and Development of the English Language der deutschen Sprache nur eine Seite in einem 25-seitigen Kapitel über Entlehnungen und stellt wieder einmal fest, dass das Deutsche vergleichsweise wenig Einfluss auf das Englische hatte.[6]
Erst mit dem Erscheinen von Alan Jay Pfeffers’ Deutsches Sprachgut im Wortschatz der Amerikaner und Engländer[7] konnte nachgewiesen werden, dass etwa 5’000 deutsche Wörter im Englischen existieren. Dieser Quantensprung hatte auch zur Konsequenz, dass anderen bisher vernachlässigten Quellen des englischen Vokabulars verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet wurde, u.a. dem Jiddischen, dem der zweite Teil dieser Arbeit gewidmet ist.[8]
2 Quantität der deutschen Lehnwörter
Neun der über 5'000 deutschen Lehnwörter, die Pfeffer nachweisen konnte, datieren vor 1501, das älteste scheint „snorkle“ zu sein, aus dem Jahre 1346. Als neuestes wird „wallpecker“ bezeichnet (1990; im Zusammenhang mit dem Fall der Berliner Mauer entstanden).[9]
Zwischen 1501 und 1750 wurde im Schnitt ein Wort pro Jahr ins Englische übernommen. 1750 waren es dann schon insgesamt ca. 280 Entlehnungen. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. stieg die Transferrate auf mehr als zwei Wörter pro Jahr an, Anfang des 19. Jh. dann auf fünf Wörter pro Jahr. Der Gipfel wurde erreicht zwischen 1851 und 1900 mit ungefähr 35 Entlehnungen pro Jahr. Man darf hier wohl annehmen, dass ein Zusammenhang mit dem Höhepunkt der Industrialisierung in Deutschland bzw. der Spitzenstellung des der deutschen Forschung auf vielen Gebieten besteht. Anfang des 20. Jh. ist ein leichter Rückgang auf 31 Wörter pro Jahr zu verzeichnen und ab 1945 ein drastisches Abfallen auf vier Entlehnungen pro Jahr. Ausschlaggebend dafür dürfte die Stellung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen sein.[10]
Mineralogie und Chemie nehmen zusammen drei Zehntel des aus dem deutschen entlehnten Wortschatzes ein. Biologie, Geologie und Botanik ein weiteres Zehntel. Biochemie, Philosophie, Psychologie, Zoologie und Militärwesen ebenfalls zusammen ein Zehntel. 58 weitere Bereiche, von Essen und Trinken bis Handel machen die restlichen fünf Zehntel aus.[11] Man kann also deutlich erkennen, dass auch Pfeffers’ neue Studie nicht an der Tatsache rütteln kann, dass ein Großteil der deutschen Lehnwörter Fachbegriffe sind, die nicht sehr bedingt im „Alltag“ verwendet werden. Aber nachdem die Gesamtzahl der deutschen Lehnwörter dermaßen angestiegen ist, hat sich mit ihr natürlich auch die Zahl der von John und Jane Doe verwendeten deutschen Entlehnungen erhöht.
3 Verschiedene Arten deutscher Lehnwörter
Pfeffer unterscheidet hier zwischen den rein wissenschaftlichen Bezeichnungen und den nicht-wissenschaftlichen Bezeichnungen. Er trennt die wissenschaftlichen Bezeichnungen in Termini griechisch-lateinischem Ursprungs (z.B. „acetone“ (1858) < D. Aceton, Azeton (zu lat. acetum Essig + griech. ōnē weiblicher Nachkomme)), sowie in Lemmata, die sich von geographischen Bezeichnungen herleiten lassen (z.B. „alabandite“ < D. Alabandit (nach Alabanda, Stadt in der Türkei), und in Bildungen mit Forschernamen wie „agricolite“ < D. Agrikolit (nach Georgius Agricola < Latinisierung von Georg Bauer, deut. Mineralogo im 16. Jh.).[12]
Die wirklich interessanten Lehnwörter, also die allgemeiner oder populärwissenschaftlicher Natur ordnet Pfeffer in acht Kategorien ein.
[...]
[1] Alan Jay Pfeffer und Garland Cannon, German Loanwords in English, Cambridge: Cambridge UP (1994): xix.
[2] German Loanwords: xix.
[3] Walter Skeat, An Etymological Dictionary of the English Language, Oxford: Clarendon Press (1910): xxiii, 764.
[4] Mary S. Serjeantson, A History of Foreign Words in English, London: Kegan Paul (1935): 179-82.
[5] Charles T. Carr, The German Influence on the English vocabulary, London: Clarendon Prss (1934): 88-9.
[6] Thomas Pyles und John Algeo, The Origins and Development of the English Language, New York: Harcourt Brace Jovanovich (1982): 309.
[7] Jay Allan Pfeffer, Deutsches Sprachgut im Wortschatz der Amerikaner und Engländer, Tübingen: Niemeyer (1987): 1-2.
[8] German Loanwords: xix.
[9] German Loanwords: xxi.
[10] German Loanwords: xxi-xxii.
[11] German Loanwords, xxii.
[12] Deutsches Sprachgut: 3-4.
- Arbeit zitieren
- Christian R. Schwab (Autor:in), 2005, Deutsche und Jiddische Lehnwörter im Englischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69939
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