34 Litauer haben sich in den vergangenen Wochen für eine Stelle bei den Polizeikräften Nordirlands beworben, erklärte kürzlich Vygaudas Usackas, der Litauische Botschafter in Großbritannien, gegenüber der Nachrichtenagentur BNS.
Diese Erklärung des Botschafters klingt zunächst nicht sonderlich dramatisch. Dennoch ist sie ein Indiz für eine Entwicklung, die für Litauen eine der drängendste Probleme der Zukunft darstellt: die Migration und den damit verbundenen Bevölkerungsrückgang.
Inhaltsverzeichnis
1. Bevölkerungsentwicklung
2. Gründe für die Migration
3. Vorhersage der weiteren Entwicklung
4. Folgen von Migration und Bevölkerungsrückgang
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Migration und Bevölkerungsrückgang in Litauen
34 Litauer haben sich in den vergangenen Wochen für eine Stelle bei den Polizeikräften Nordirlands beworben, erklärte kürzlich Vygaudas Usackas, der Litauische Botschafter in Großbritannien, gegenüber der Nachrichtenagentur BNS.[1]
Diese Erklärung des Botschafters klingt zunächst nicht sonderlich dramatisch. Dennoch ist sie ein Indiz für eine Entwicklung, die für Litauen eine der drängendste Probleme der Zukunft darstellt:
die Migration und den damit verbundenen Bevölkerungsrückgang.
1. Bevölkerungsentwicklung
1989 lebten in der Sowjetrepublik Litauen 3, 675 Millionen Einwohner. 2004 zählte das uanbhängige Litauen 3, 446 Millionen Einwohner. Damit ist die Bevölkerungszahl in 15 Jahren bei einem natürlichen Bevölkerungswachstum von 6 000 Einwohnern um 229 000 Personen bzw. 6, 2 Prozent zurückgegangen.[2]
Wie ist es zu diesem erheblichen Rückgang gekommen?
Als Hauptgrund für diesen Rückgang ist eindeutig die Migration zu nennen.
Unmittelbar nach der Unabhängigkeitserklärung am 11. März 1990 startete die erste große Migrationswelle. Bei dieser ethnischen Migration der russisch-sprachigen Bevölkerung kehrten vornehmlich Russen, Weißrussen und Ukrainer aufgrund der politischen Veränderungen in Litauen in ihre Heimatländer zurück. 1992/93 erreichte diese ethnische Migration ihren Höhepunkt, setzte sich aber bis zum Ende der 1990er Jahre fort - wenngleich auf niedrigerem Niveau. In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends kam die Migration der russisch-sprachigen Bevölkerung fast zum Erliegen.
Mit dem EU-Beitritt (2004) begann nun allerdings die zweite große Migrationswelle, die bis heute anhält: die Abwanderung von jungen, hoch qualifizierten Arbeitskräften, der so genannte „Lithuanian brain drain“. Im Jahr 2005 sind allein 15 571 Litauer emigigriert, im letzten Jahr waren es rund 10 000. Durch den „brain drain“ verliert Litauen jedes Jahr rund 0, 3 Prozent seiner Bevölkerung.[3]
Zielländer der Emigranten sind dabei vor allem Irland, Großbritannien und Schweden, da diese Staaten Ausländern aus den neuen EU-Staaten einen relativ einfachen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Seitdem Finnland, Portugal und Spanien im Mai 2006 ebenfalls die Beschränkungen für den Arbeitsmarkt lockerten, sind auch in diese Länder größere Migrationsbewegungen zu verzeichnen.
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[1] Vgl. Baltic Times vom 21.02.2007 („Lietuva in brief“).
[2] Quelle: Lithuanian Statistical Department.
[3] Vgl. International Monetary Fund, Country Report No. 06/163, 2006.
- Quote paper
- Claudia Wößner (Author), 2007, Migration und Bevölkerungsrückgang in Litauen - Eine Kurzanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69844