Abstract
Isabelle Eberhardt ist mit dem Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert in eine Zeit einzuordnen, in der durch die Eroberung Algiers 1830 in Europa eine Orientmode aufkam, wodurch orientalische Standardthemen Einzug in die europäische Literatur und Malerei erhielten. Sie wurde von diesem Einfluss geprägt, schrieb über aktuell interessante Themen und bereiste Afrika, was zu der Zeit unter Autoren nicht unüblich war. Doch ihre Beziehung zu orientalischen Themen bzw. zu Afrika ist wesentlich komplexer und privater, was in der vorliegenden Arbeit herausgearbeitet werden soll.
Ich werde mich mit der Raum- und Menschendarstellung Eberhardts befassen, da sie in ihren Texten zentrale Themen einnehmen. Nach einem kleinen Überblick über ihre Biographie gehe ich auf Eberhardts Reiseintentionen ein. Im vierten Kapitel werden Räume, die sie thematisiert – die Wüste, afrikanische und europäische Städte - untersucht. Da europäische Städte nicht so eine zentrale Rolle spielen wie afrikanische, werde ich nur die beiden wichtigsten – Marseille und Genf – behandeln. Bei den Darstellungen von Menschen ist eine Unterscheidung zwischen Männer- und Frauendarstellungen interessant und notwendig, weil sie vor allem in Afrika auf unterschiedliche Bereiche verteilt sind, was Eberhardt nicht anerkennt. Sie bricht aus der ihr zugeordneten weiblichen Rolle aus und verkleidet sich seit ihrer Kindheit immer wieder als Mann. Dies bietet ihr die Möglichkeit, sich freier in Afrika zu bewegen.
Beim ersten Lesen Eberhardts Texte zwingt sich der Eindruck auf, dass sie durch ihre persönliche Sichtweise und ihren Gesundheits- bzw. Gemütszustand geprägt zu sein scheinen. Hans Christoph Buch bezeichnet ihre Erzählungen scheinbar treffend als „äußerst verdichtete atmosphärische Stimmungsbilder, die mit einem Minimum an Handlung auskommen“ . Aus Eberhardts Tagebüchern geht hervor, dass sie immer wieder von Depressionen und Fieberanfällen heimgesucht wurde. Bei den folgenden Untersuchungen wird aus diesen Gründen auch der Frage nachgegangen, inwieweit ihre Stimmungen bzw. ihre derzeitige persönliche Lage ihre Texte beeinflusst haben. Ich beschränke mich neben ihren Tagebüchern auf ihre Novellen, Kurzgeschichten und Reisenotizen. Es existieren zwei Romanfragmente, deren Berücksichtigung den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zu Isabelle Eberhardt
- Reiseintentionen
- Afrikanische Orte
- Die Wüste
- Städte
- Afrikanische Städte
- El-Oued
- Europäische Städte
- Menschen
- Männer
- Frauen
- Abschlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Raum- und Menschendarstellung Isabelle Eberhardts, die in ihren Texten eine zentrale Rolle spielen. Die Arbeit soll Eberhardts Reiseintentionen und ihre Beziehung zu Afrika aufzeigen und herausarbeiten, inwiefern ihre persönliche Sichtweise und ihr Gemütszustand ihre Texte beeinflusst haben.
- Analyse von Eberhardts Reiseintentionen und ihrer Beziehung zu Afrika
- Untersuchung der Raumdarstellung in ihren Texten, insbesondere der Wüste und afrikanischer Städte
- Analyse der Menschendarstellungen, insbesondere der Darstellung von Männern und Frauen in Afrika
- Beurteilung des Einflusses von Eberhardts persönlicher Sichtweise und ihrem Gemütszustand auf ihre Texte
- Einordnung von Eberhardts Werk im Kontext der europäischen Orientalismusdebatte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Isabelle Eberhardt und ihre Zeit im Kontext des europäischen Orientalismus vor. Sie führt in die Thematik der Raum- und Menschendarstellung in Eberhardts Texten ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
- Zu Isabelle Eberhardt: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über Eberhardts Biographie. Es beleuchtet ihre frühen Interessen, ihre Konversion zum Islam, ihre Reisen durch Afrika und ihre Lebensweise als Nomaden.
- Reiseintentionen: Das Kapitel analysiert die Motivationen hinter Eberhardts Reisen und ihre Beziehung zu Afrika. Es diskutiert die Frage, ob Eberhardts Reiseintentionen rein ästhetischer Natur waren oder ob sie einen tieferen Sinn für das Leben und die Kultur der Menschen in Afrika hatte.
- Afrikanische Orte: Dieses Kapitel untersucht die Raumdarstellungen in Eberhardts Texten. Es konzentriert sich auf die Beschreibungen der Wüste und afrikanischer Städte, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die Stadt El-Oued gelegt wird. Der Einfluss von Eberhardts persönlicher Sichtweise und ihren Erfahrungen auf ihre Beschreibungen der afrikanischen Landschaft wird ebenfalls beleuchtet.
- Menschen: Das Kapitel analysiert die Menschendarstellungen in Eberhardts Texten. Es untersucht die Unterschiede in der Darstellung von Männern und Frauen in Afrika und setzt Eberhardts Texte in Beziehung zur gängigen westlichen Vorstellung von Afrika und seinen Bewohnern. Besonderes Augenmerk wird auf Eberhardts eigene Rolle als Frau und ihre Abgrenzung von den traditionellen weiblichen Rollen gelegt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Orientalismus, Reise- und Raumdarstellung, Gender und Identität, sowie die Beziehungen zwischen Europa und Afrika. Weitere wichtige Schlüsselbegriffe sind: Isabelle Eberhardt, Afrika, Wüste, Nomadismus, Islam, Kolonialismus, Literatur und Kultur.
- Citar trabajo
- Angelina Kalden (Autor), 2005, Isabelle Eberhardts Reisebeschreibungen - Eindrücke zur afrikanischen Wüste und ihren Einwohnern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69679