Tourismuspolitik oder Fremdenverkehrspolitik ist die „zielgerichtete Planung und Beeinflussung/Gestaltung der touristischen Realität und Zukunft durch verschiedene Träger [...]“ (FREYER 2001, 269). Diese Definition beinhaltet die wesentlichen Bestimmungsmerkmale einer Tourismuspolitik, deren verschiedene Träger Ziele bestimmen, welche durch gewisse Maßnahmen und Mittel umgesetzt werden und so den Tourismus auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen (international, national, regional und lokal) beeinflussen. Notwendig dafür ist ein planmäßiges Konzept, welches als Grundlage für die Verfolgung der verschiedenen Teilziele dient. Die erhebliche wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs zeigt sich in Deutschland z.B. darin, dass der Tourismus mit beachtlichen 8 % zum Bruttosozialprodukt beiträgt (vgl. BECKER 2003, 381), obwohl die deutsche Tourismuspolitik auf Bundesebene wenig ausgeprägt ist. In anderen Ländern dagegen (z.B. Österreich, Frankreich, Italien etc.) wird diesem Politikbereich eine größere Beachtung geschenkt. Eine Ursache der geringen Bedeutung der Tourismuspolitik in Deutschland sind zwei Prinzipien. Zum einen das föderale Prinzip, welches besagt, dass die Zentralregierung normalerweise zu wenig fach- und regionalbezogene Kenntnis besitzt, um spezifische Entscheidungen treffen zu können. Deshalb haben die Bundesländer und die einzelnen Kommunen in vielen Politikbereichen die Kompetenz, sich bzgl. ihrer Angelegenheiten selbst zu verwalten. Zum anderen führt das Subsidiaritätsprinzip dazu, dass sich der Staat in der Tourismuspolitik zurückzieht. Dieses beruft sich auf den Grundsatz, dass nur dort, wo die Möglichkeiten des Einzelnen bzw. die einer Gruppe nicht ausreichen, Aufgaben ihrer Daseinsgestaltung zu erfüllen, der Staat eingreifen soll (vgl. MUNDT 1998, 421 f). Im deutschen marktorientierten Wirtschaftssystem ist es somit nicht selbstverständlich, dass der Staat in die Planungsaufgaben des Tourismus eingreift, da die Koordination von Angebot und Nachfrage in der Regel über die Märkte erfolgt. Eine weitere Ursache für das tourismuspolitische Defizit in der Bundesrepublik ist die politische Komplexität des Fremdenverkehrs. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Tourismuspolitisches Defizit in der Bundesrepublik Deutschland
- II. Aufgaben
- 1. Tourismuspolitik als „Policy-Mix“
- 2. Gründe für eine Tourismuspolitik
- 3. Aufgabe/Funktion der Tourismuspolitik
- III. Tourismusplanung: Marketing – Management – Konzept
- IV. Tourismuspolitische Träger auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen
- 1. Träger auf nationaler Ebene
- 2. Träger auf regionaler Ebene
- 3. Träger auf lokaler Ebene
- 4. Internationale Ebene
- V. Tourismuspolitische Ziele
- 1. Zielhierarchien
- 2. Zielkonflikte
- VI. Tourismuspolitische Mittel und Einflussmöglichkeiten
- VII. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Defizit der deutschen Tourismuspolitik und analysiert die Aufgaben, Planungsansätze und beteiligten Akteure auf verschiedenen räumlichen Ebenen. Sie beleuchtet die Herausforderungen eines effektiven „Policy-Mix“ und die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtungsweise.
- Das tourismuspolitische Defizit Deutschlands
- Tourismuspolitik als „Policy-Mix“ und ihre verschiedenen Ebenen
- Tourismusplanungsprozess (Analyse, Konzeption, Gestaltung, Realisierung)
- Beteiligte Akteure auf nationaler, regionaler, lokaler und internationaler Ebene
- Ziele und Konflikte in der Tourismuspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
I. Tourismuspolitisches Defizit in der Bundesrepublik Deutschland: Der Aufsatz beginnt mit der Definition von Tourismuspolitik als zielgerichtete Planung und Gestaltung der touristischen Realität. Er hebt die bedeutende wirtschaftliche Rolle des Tourismus in Deutschland (8% des Bruttosozialprodukts) hervor, trotz eines vergleichsweise geringen Engagements der Bundesebene im Vergleich zu anderen Ländern. Die geringe Bedeutung der Tourismuspolitik in Deutschland wird auf das föderale Prinzip und das Subsidiaritätsprinzip zurückgeführt, die zu einer Zurückhaltung des Staates bei der Eingriff in den Tourismusmarkt führen. Die Komplexität des Tourismus als Querschnittsaufgabe, die viele Politikbereiche tangiert, erschwert zudem die Kompetenzaufteilung.
II. Aufgaben: Dieses Kapitel beschreibt Tourismuspolitik als einen „Policy-Mix“, der direkte (unmittelbare Maßnahmen) und indirekte (mittelbare Maßnahmen, die den Tourismus tangieren) Maßnahmen umfasst. Eine ganzheitliche Tourismuspolitik erfordert die Einbeziehung aller relevanten Politikbereiche. Der „Policy-Mix“ integriert alle politischen Träger und ihre Teilbereiche (ökonomisch, gesellschaftlich, ökologisch, freizeitorientiert, individuell und international).
Schlüsselwörter
Tourismuspolitik, Fremdenverkehrspolitik, Policy-Mix, Föderalismus, Subsidiaritätsprinzip, Tourismusplanung, regionale Entwicklung, Wirtschaft, Ökologie, nationale, regionale und lokale Ebenen, Zielkonflikte.
FAQ: Tourismuspolitisches Defizit in der Bundesrepublik Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Defizit der deutschen Tourismuspolitik und analysiert die Aufgaben, Planungsansätze und beteiligten Akteure auf verschiedenen räumlichen Ebenen. Sie beleuchtet die Herausforderungen eines effektiven „Policy-Mix“ und die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtungsweise.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: das tourismuspolitische Defizit Deutschlands, Tourismuspolitik als „Policy-Mix“ und ihre verschiedenen Ebenen, den Tourismusplanungsprozess (Analyse, Konzeption, Gestaltung, Realisierung), beteiligte Akteure auf nationaler, regionaler, lokaler und internationaler Ebene sowie Ziele und Konflikte in der Tourismuspolitik.
Was wird unter dem tourismuspolitischen Defizit Deutschlands verstanden?
Der Aufsatz beschreibt die geringe Bedeutung der Tourismuspolitik in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern, trotz des erheblichen wirtschaftlichen Beitrags des Tourismus (8% des Bruttosozialprodukts). Dies wird auf das föderale Prinzip und das Subsidiaritätsprinzip zurückgeführt, die zu einer Zurückhaltung des Staates bei Eingriffen in den Tourismusmarkt führen. Die Komplexität des Tourismus als Querschnittsaufgabe erschwert zusätzlich die Kompetenzaufteilung.
Was ist mit „Policy-Mix“ in Bezug auf die Tourismuspolitik gemeint?
Tourismuspolitik wird als „Policy-Mix“ definiert, der direkte (unmittelbare Maßnahmen) und indirekte (mittelbare Maßnahmen, die den Tourismus tangieren) Maßnahmen umfasst. Eine ganzheitliche Tourismuspolitik erfordert die Einbeziehung aller relevanten Politikbereiche und integriert alle politischen Träger und ihre Teilbereiche (ökonomisch, gesellschaftlich, ökologisch, freizeitorientiert, individuell und international).
Welche Akteure sind auf den verschiedenen Ebenen an der Tourismuspolitik beteiligt?
Die Arbeit analysiert die Tourismuspolitischen Träger auf nationaler, regionaler, lokaler und internationaler Ebene. Konkrete Beispiele für Akteure auf diesen Ebenen werden jedoch nicht im Inhaltsverzeichnis oder der Zusammenfassung aufgeführt.
Welche Ziele werden in der Tourismuspolitik verfolgt und welche Konflikte können auftreten?
Die Arbeit identifiziert Zielhierarchien und Zielkonflikte innerhalb der Tourismuspolitik, ohne diese im Detail in der Zusammenfassung zu erläutern.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst folgende Kapitel: I. Tourismuspolitisches Defizit in der Bundesrepublik Deutschland; II. Aufgaben (Tourismuspolitik als „Policy-Mix“, Gründe für eine Tourismuspolitik, Aufgabe/Funktion der Tourismuspolitik); III. Tourismusplanung: Marketing – Management – Konzept; IV. Tourismuspolitische Träger auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen (national, regional, lokal, international); V. Tourismuspolitische Ziele (Zielhierarchien, Zielkonflikte); VI. Tourismuspolitische Mittel und Einflussmöglichkeiten; VII. Zusammenfassung.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Relevante Schlüsselwörter sind: Tourismuspolitik, Fremdenverkehrspolitik, Policy-Mix, Föderalismus, Subsidiaritätsprinzip, Tourismusplanung, regionale Entwicklung, Wirtschaft, Ökologie, nationale, regionale und lokale Ebenen, Zielkonflikte.
- Quote paper
- Marion Heiß (Author), 2004, Tourismuspolitik und -planung auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69460