Herrera wendet sich 1580 in seinem Kommentar der Frage zu, welche Merkmale eine eigenständige spanische Lyrik auszeichnen sollten. Er meint, dass nicht nur die Italienerallen voran Petrarca - nachgeahmt werden sollten. Man solle sich vor allem dem Reichtum der antiken Autoren zuwenden. Petrarca sei auch nicht so sehr, auf Grund der Imitatio der provenzalischen Troubadours, sondern vielmehr „por vestirse de la riqueza latina“1 zum Vorbild geworden. „(...) que piensan alcançar eterna los nuestros, no pusiera el cuidado en ser imitador suyo, sino endereçara el camino en seguimiento de los mejores antiguos, y juntando en una mescla a éstos con los italianos.” Im Hinblick auf die Imitatio in der spanischen Lyrik spricht man heute in der Forschung von einem „Systemwechsel von den mittelalterlichen zu den modernen Formen“3. Was zeichnet diesen Systemwechsel aus, wenn man die Funktion der Mythologie bei Garcilaso betrachtet? Darauf wird im Rahmen dieser Arbeit zurückzukommen sein. Wie aber sieht die moderne Forschung den Mythos? Hier wird dem Mythos vor allem eine strukturelle Offenheit zugesprochen.4 Dieser offene Kontext bedingt die Konstanz des Mythos bis heute, da er immer wieder neue Variationen zulässt. Der Mythos fungiert als eine Art Muster oder Rahmen. Die Verwendung von Mythologemen verändern sich je nach Intention der Literatur. Durch die Indifferenz von Raum und Zeit im Mythos, spricht man darüber hinaus von einer Kreisstruktur des Mythos, die überzeitlich ist. „Der Mythos hält etwas parat, das man die Struktur der offenen Situation nennen könnte. Danach wären sowohl die verschiedenen Dogmen der ‚Absolutisten’ als auch die jeweils konkrete mythische Bedeutsamkeit in der Geschichte immer nur einseitige Vollzüge dessen, was in der offenen Situation enthalten ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Apollo und Daphne in Ovids „Metamorphosen“
- Apollo und Daphne als petrarkistische Liebende
- Petrarkistische Elemente im Sonett XIII
- Der Apollo und Daphne Mythos bei Petrarca
- Der Dichter zwischen Mittelalter und Neuzeit
- Der antike Mythos als Moral
- Der Dichter als Betrachter des mythologischen Geschehens
- Daphne und Apollo in der Ekloge III
- Variationen des Mythos in der Ekloge III
- Die Sprechsituation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verwendung des Mythos von Apollo und Daphne in der spanischen Lyrik der Renaissance, insbesondere bei Garcilaso de la Vega. Im Fokus steht die Frage nach der Originalität Garcilasos im Umgang mit antiken Quellen und die Einordnung seiner Mythologie zwischen offener Struktur und zeitgenössischer moralischer Lehre.
- Garcilasos Imitatio antiker Autoren und seine eigene Originalität
- Der Vergleich des Mythos bei Ovid, Petrarca und Garcilaso
- Die Funktion des Mythos als moralisches Exempel
- Die Rolle der Mythologie in der spanischen Lyrik der Renaissance
- Der Systemwechsel von mittelalterlichen zu modernen Formen in der spanischen Lyrik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und skizziert die Forschungsfrage: Wie lässt sich die Verwendung des Mythos von Apollo und Daphne bei Garcilaso de la Vega zwischen offener Struktur und zeitgenössischer moralischer Lehre einordnen? Sie beschreibt den Kontext der spanischen Lyrik der Renaissance und den Wandel von mittelalterlichen zu modernen Formen, wobei der Einfluss von Petrarca und antiken Autoren thematisiert wird. Der Mythos wird als strukturell offen und vielschichtig beschrieben, fähig zu ständigen Neuinterpretationen.
2. Apollo und Daphne in Ovids „Metamorphosen“: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung des Mythos in Ovids „Metamorphosen“ als Grundlage für Garcilasos Bearbeitung. Es beleuchtet die ätiologische Funktion des Mythos in Ovid, die Erklärung der Bedeutung des Lorbeers im Apollokult. Der Fokus liegt auf der Verwandlungsszene und deren Bedeutung für das Verständnis des Mythos.
3. Apollo und Daphne als petrarkistische Liebende: Dieses Kapitel untersucht die petrarkistischen Elemente im Sonett XIII von Garcilaso, in welchem der Mythos von Apollo und Daphne bearbeitet wird. Es wird ein Vergleich mit Petrarcas Werk angestellt, um mögliche Quellen der Imitation aufzuzeigen und die moralische Funktion des Mythos in diesem Kontext zu analysieren.
4. Der Dichter zwischen Mittelalter und Neuzeit: Dieses Kapitel vertieft die Betrachtung des Wandels von mittelalterlichen zu modernen Formen in der spanischen Lyrik, ausgehend von der Verwendung des Mythos. Es untersucht die Rolle des Dichters als Vermittler zwischen antiker Tradition und zeitgenössischer Moral, und analysiert die Interpretation antiker Mythen im Kontext der christlichen Heilslehre.
5. Daphne und Apollo in der Ekloge III: Dieses Kapitel wendet die gewonnenen Erkenntnisse auf die dritte Ekloge Garcilasos an. Es analysiert Variationen des Mythos in diesem Werk und betrachtet die Sprechsituation, um die Bedeutung der Mythenverwendung für die Poetik Garcilasos zu erhellen. Der Vergleich mit dem Sonett XIII ermöglicht eine umfassendere Betrachtung der poetischen Strategien Garcilasos.
Schlüsselwörter
Garcilaso de la Vega, spanische Renaissance-Lyrik, Apollo und Daphne-Mythos, Ovid, Petrarca, Imitatio, Mythosrezeption, Petrarkismus, Moral, Systemwechsel, offene Struktur, ätiologische Funktion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Apollo und Daphne in der spanischen Renaissance-Lyrik Garcilasos de la Vega"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die Verwendung des Mythos von Apollo und Daphne in der spanischen Renaissance-Lyrik, insbesondere bei Garcilaso de la Vega. Der Fokus liegt auf Garcilasos Originalität im Umgang mit antiken Quellen und der Einordnung seiner Mythologie zwischen offener Struktur und zeitgenössischer moralischer Lehre.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Garcilasos Imitatio antiker Autoren und seine Originalität, den Vergleich des Mythos bei Ovid, Petrarca und Garcilaso, die Funktion des Mythos als moralisches Exempel, die Rolle der Mythologie in der spanischen Renaissance-Lyrik und den Systemwechsel von mittelalterlichen zu modernen Formen in der spanischen Lyrik.
Welche Quellen werden analysiert?
Die Analyse umfasst Ovids "Metamorphosen", Sonette Petrarcas und vor allem die Werke Garcilasos de la Vega, insbesondere sein Sonett XIII und seine Ekloge III. Der Vergleich dieser Quellen dient dazu, Garcilasos Umgang mit dem Mythos und seine Eigenständigkeit zu beleuchten.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Ovids Darstellung des Mythos, ein Kapitel zum petrarkistischen Aspekt bei Garcilaso, ein Kapitel zum Wandel zwischen Mittelalter und Neuzeit in der spanischen Lyrik, ein Kapitel zur Analyse der Ekloge III Garcilasos und ein Fazit. Jedes Kapitel analysiert einen Aspekt der Verwendung des Apollo-und-Daphne-Mythos in der spanischen Renaissance-Lyrik.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie lässt sich die Verwendung des Mythos von Apollo und Daphne bei Garcilaso de la Vega zwischen offener Struktur und zeitgenössischer moralischer Lehre einordnen?
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Garcilaso de la Vega, spanische Renaissance-Lyrik, Apollo und Daphne-Mythos, Ovid, Petrarca, Imitatio, Mythosrezeption, Petrarkismus, Moral, Systemwechsel, offene Struktur, ätiologische Funktion.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden angeboten?
Die Arbeit bietet Kapitelzusammenfassungen, die jeweils den Inhalt und die Ergebnisse der einzelnen Kapitel kurz und prägnant zusammenfassen. Diese Zusammenfassungen geben einen Überblick über die Argumentationslinien und die wichtigsten Erkenntnisse jedes Kapitels.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit richtet sich an Wissenschaftler und Studierende der Literaturwissenschaft, die sich mit der spanischen Renaissance-Lyrik, dem Einfluss antiker Mythen auf die Literatur und Fragen der Literaturgeschichte und -theorie befassen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Das Fazit der Arbeit fasst die Ergebnisse zusammen und bietet eine umfassende Einschätzung von Garcilasos Umgang mit dem Mythos von Apollo und Daphne. Es beleuchtet die Eigenständigkeit Garcilasos und die Einordnung seines Werks in den Kontext der spanischen Renaissance-Lyrik. (Der genaue Inhalt des Fazits ist hier nicht explizit aufgeführt).
- Quote paper
- Alice Ahlers (Author), 2003, Der Mythos von Daphne und Apoll bei Garcilaso de la Vega, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69203