Im heutigen Spanisch bildet die Konstruktion haber und Partzip als analytisches Perfekt eine untrennbare Einheit. Sie hat eine festetablierte Funktion im spanischen
Tempussystem. In ihren lateinischen Ursprüngen aber finden wir die zwei Elemente als voneinander unabhängige selbstständige Einheiten. Wie entwickelt sich die Konstruktion im Laufe der Zeit bis hin zum zusammengesetzten Perfekt, wie wir es heute kennen? Die vorliegende Arbeit macht es sich zum Ziel das zusammengesetzte Perfekt im Spanischen auf seine Ursprünge zurückzuführen und die verschiedenen Stufen der Entwicklung auf dem Wege zur Grammatikalisierung zu verfolgen. Der Begriff der Grammatikalisierung orientiert sich dabei vor allem am Status von haber als Auxiliar und dem damit verbundenen semantischen Verlust.
„Para distinguir si un verbo está empleado como auxiliar basta fijarse en si ha perdido su significado proprio. (…) El sentido habrá de decidir en cada oración en que aparezcan tales perífrasis si su significación se ha perdido o se ha oscurecido en grado suficiente para estimarlos como verbos auxiliares. “
Hierbei sollen zwei methodische Ansätze für die diachronische Beschreibung herangezogen werden: Zum einen die traditionelle Forschung, die die Beschreibung mit Hilfe von „zeitlogischen“ Begriffen vornimmt. Zum anderen soll auch der neuere pragmatische Ansatz Beachtung finden. Beide Herangehensweisen werden im Anschluss zunächst näher erläutert.
In einem kurzen Exkurs soll auch ein Blick auf die Konstruktion tener und Partizip geworfen werden, da tener und haber in ihrer lexikalischen Bedeutung in Konkurrenz stehen.
Im kleinen Rahmen dieser Arbeit kann nur auf die indikativischen Formen der zusammengesetzten Vergangenheit eingegangen werden. Auch die parallele Entwicklung von ser und Partizip muss außen vor bleiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ebenen der Analyse des zusammengesetzten Perfekt
- Traditionelle Ebene der Beschreibung
- Die pragmatische Ebene
- Habere und Partizip im Lateinischen
- Der possessive Ursprung des Perfekts
- Metaphorische Übertragbarkeit
- Die pragmatische Ebene der lateinischen Konstruktion
- Aver und Partizip im Altspanischen
- Der resultative Aspekt
- Die Vorzeitigkeit
- Formale Aspekte
- Übereinstimmung zwischen Partizip und Objekt
- Pragmatische Ebene der altspanischen Konstruktion
- La Celestina
- Historische Betrachtung von tener und Partizip
- Das moderne Spanisch
- Das Problem der „current relevance“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung des zusammengesetzten Perfekts im Spanischen von seinen lateinischen Ursprüngen bis zu seiner heutigen grammatikalisierten Form nachzuzeichnen. Dabei wird der semantische Wandel von „haber“ als Hilfsverb und der damit verbundene Bedeutungsverlust im Fokus stehen. Die Analyse erfolgt unter Berücksichtigung traditioneller und pragmatischer methodischer Ansätze.
- Entwicklung des zusammengesetzten Perfekts im Spanischen
- Grammatikalisierung von „haber“ als Hilfsverb
- Vergleichende Analyse traditioneller und pragmatischer Ansätze
- Der semantische Wandel des Perfekts
- Konkurrenz zwischen „haber“ und „tener“ als Hilfsverben
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Entwicklung des spanischen zusammengesetzten Perfekts ein. Sie beschreibt den Wandel von ursprünglich unabhängigen Elementen zu einer festen grammatikalischen Einheit und skizziert die methodischen Ansätze (traditionelle und pragmatische Analyse) der Arbeit. Die Bedeutung des Begriffs der Grammatikalisierung im Kontext des semantischen Verlusts von "haber" wird hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der diachronischen Betrachtung der Konstruktion und der Berücksichtigung der Konkurrenz zwischen "haber" und "tener".
Ebenen der Analyse des zusammengesetzten Perfekt: Dieses Kapitel erläutert die zwei zentralen methodischen Ebenen der Analyse: die traditionelle, zeitlogisch orientierte Betrachtungsweise und den neueren pragmatischen Ansatz. Die traditionelle Analyse fokussiert auf die Vorzeitigkeit des Ereignisses zur Sprechsituation und deren zeitliche Distanz. Der pragmatische Ansatz hingegen betont die „current relevance“, also die subjektive Relevanz des Ereignisses für den Sprecher, als entscheidendes Kriterium. Die Mängel der rein zeitlogischen Beschreibung werden diskutiert und die Notwendigkeit einer pragmatischen Perspektive hervorgehoben.
Habere und Partizip im Lateinischen: Dieses Kapitel untersucht die lateinischen Ursprünge des zusammengesetzten Perfekts. Es beleuchtet den possessiven Ursprung des Perfekts und dessen metaphorische Übertragbarkeit, sowie die pragmatischen Aspekte der lateinischen Konstruktion. Es legt die Grundlage für das Verständnis der späteren Entwicklung im Altspanischen und Modernen Spanisch, indem es die semantischen und syntaktischen Wurzeln der Konstruktion darstellt. Die Analyse konzentriert sich auf die Basis der späteren Grammatikalisierung.
Aver und Partizip im Altspanischen: Dieses Kapitel analysiert die altspanische Verwendung von "aver" und Partizip. Es untersucht den resultativen Aspekt, die Vorzeitigkeit, formale Aspekte der Konstruktion und die Übereinstimmung zwischen Partizip und Objekt. Besondere Aufmerksamkeit wird der pragmatischen Ebene der altspanischen Konstruktion gewidmet, inklusive einer Betrachtung von Beispielen aus "La Celestina". Die Zusammenfassung synthetisiert die Entwicklung der Konstruktion hin zur heutigen Form und hebt die Unterschiede zur lateinischen Verwendung hervor.
Historische Betrachtung von tener und Partizip: Dieses Kapitel widmet sich dem historischen Vergleich der Verwendung von „tener“ und „haber“ mit Partizip. Es untersucht die lexikalische Konkurrenz beider Verben in der Bildung des Perfekts und analysiert deren Entwicklung über die Zeit. Die Zusammenfassung wird die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Verwendung beider Verben herausarbeiten und deren Beitrag zur Entwicklung des heutigen Perfektsystems beleuchten.
Das moderne Spanisch: Das Kapitel befasst sich mit der Verwendung des Perfekts im modernen Spanisch und konzentriert sich auf das Problem der "current relevance". Es analysiert die Rolle der subjektiven Wahrnehmung des Sprechers für die Wahl zwischen Perfektformen und diskutiert die Schwierigkeiten, dies mit rein zeitlogischen Kategorien zu beschreiben. Es synthetisiert die vorhergehenden Kapitel und zeigt, wie die verschiedenen Entwicklungsstufen im modernen Gebrauch zusammenspielen.
Schlüsselwörter
Zusammengesetztes Perfekt, Spanisch, Grammatikalisierung, Haber, Partizip, Tener, Diachronie, Pragmatik, Zeitlogik, „current relevance“, Altspanisch, Latein.
Häufig gestellte Fragen zur Entwicklung des zusammengesetzten Perfekts im Spanischen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die diachrone Entwicklung des zusammengesetzten Perfekts im Spanischen, von seinen lateinischen Ursprüngen bis zur heutigen grammatikalisierten Form. Der Fokus liegt auf dem semantischen Wandel des Hilfsverbs „haber“ und der Konkurrenz mit „tener“. Die Analyse kombiniert traditionelle und pragmatische methodische Ansätze.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet sowohl traditionelle, zeitlogisch orientierte Analysemethoden als auch einen pragmatischen Ansatz. Die traditionelle Analyse konzentriert sich auf die Vorzeitigkeit des Ereignisses zur Sprechsituation. Der pragmatische Ansatz betont hingegen die „current relevance“, also die subjektive Relevanz des Ereignisses für den Sprecher.
Welche Aspekte der lateinischen Konstruktion werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht den possessiven Ursprung des lateinischen Perfekts, seine metaphorische Übertragbarkeit und die pragmatischen Aspekte der lateinischen Konstruktion. Dies dient als Grundlage für das Verständnis der späteren Entwicklung im Altspanischen und modernen Spanischen.
Wie wird das altspanische Perfekt analysiert?
Die altspanische Verwendung von „aver“ und Partizip wird hinsichtlich des resultativen Aspekts, der Vorzeitigkeit, formaler Aspekte, der Übereinstimmung zwischen Partizip und Objekt und der pragmatischen Ebene analysiert. Beispiele aus „La Celestina“ werden herangezogen.
Welche Rolle spielt der Vergleich von „haber“ und „tener“?
Die Arbeit vergleicht die historische Verwendung von „haber“ und „tener“ als Hilfsverben im Perfekt, analysiert deren lexikalische Konkurrenz und deren Beitrag zur Entwicklung des heutigen Perfektsystems.
Wie wird das moderne Spanisch behandelt?
Das Kapitel über das moderne Spanisch konzentriert sich auf das Problem der „current relevance“ und die Schwierigkeiten, die subjektive Wahrnehmung des Sprechers mit rein zeitlogischen Kategorien zu beschreiben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Zusammengesetztes Perfekt, Spanisch, Grammatikalisierung, Haber, Partizip, Tener, Diachronie, Pragmatik, Zeitlogik, „current relevance“, Altspanisch, Latein.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, Ebenen der Analyse des zusammengesetzten Perfekts, Habere und Partizip im Lateinischen, Aver und Partizip im Altspanischen, Historische Betrachtung von tener und Partizip, Das moderne Spanisch und Fazit.
Was ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Nachzeichnung der Entwicklung des zusammengesetzten Perfekts im Spanischen von seinen lateinischen Ursprüngen bis zur heutigen grammatikalisierten Form, unter Berücksichtigung des semantischen Wandels von „haber“ und traditioneller sowie pragmatischer Ansätze.
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- Alice Ahlers (Author), 2003, Vom Latein zum modernen Spanisch: Die Entwicklung von haber und Partizip Perfekt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69202