Seit der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts hatte Rom im Zuge seiner Expansion Bündnisse mit griechischen poleis geschlossen. Wie die Bündnisse mit den poleis inhaltlich genau ausgestaltet waren, ist nicht überliefert. Dies deutet darauf hin, dass sie wohl keine Sonderstellung gegenüber den anderen foedera des römischen Bündnissystems in Italien hatten, sondern gewöhnliche socii waren, die von den Römern genauso zur Entsendung von Heeren und Schiffen herangezogen und mit diesen gemeinsam Feldzüge absolvierten. Des öfteren wurden öfters auch römische, d.h. aus Römern bzw. Latinern bestehende, Besatzungen für einen bestimmten Zeitraum in griechische Städte wie z.B. Rhegion entsandt, die bei ihrer Rückkehr einiges von den griechischen Sitten nach Rom überlieferten. Man kann also die Armee als großen Assimilationsfaktor bei der Annäherung der italischen Völker, zu denen die Griechen zu dieser Zeit zweifellos gehörten, ansehen. So entwickelten sich in der mittleren römischen Republik enge Beziehungen zwischen Rom und den Griechen.
Inhaltsverzeichnis
I Beziehungen zwischen Rom und den Griechen
a) Beginnende Beziehungen zwischen Rom und den Griechen Unteritaliens im 4.Jh. V.Chr
b) Eindringen der griechischen in den Kreis der römischen Nobilität
c)Abgrenzung zu Beginn des 2.Jh.v.Chr
II Catos Kritik an den Griechen
a) Kritik an griechischer Philosophie, Rhetorik und Literatur
b) Kritik an griechischen Ärzten
III Literatur
I Beziehungen zwischen Rom und den Griechen
a) Beginnende Beziehungen zwischen Rom und den Griechen Unteritaliens im 4.Jh. V.Chr.
Seit der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts hatte Rom im Zuge seiner Expansion Bündnisse mit griechischen poleis geschlossen. Wie die Bündnisse mit den poleis inhaltlich genau ausgestaltet waren, ist nicht überliefert. Dies deutet darauf hin, dass sie wohl keine Sonderstellung gegenüber den anderen foedera des römischen Bündnissystems in Italien hatten, sondern gewöhnliche socii waren, die von den Römern genauso zur Entsendung von Heeren und Schiffen herangezogen und mit diesen gemeinsam Feldzüge absolvierten. Des öfteren wurden öfters auch römische, d.h. aus Römern bzw. Latinern bestehende, Besatzungen für einen bestimmten Zeitraum in griechische Städte wie z.B. Rhegion entsandt, die bei ihrer Rückkehr einiges von den griechischen Sitten nach Rom überlieferten. Man kann also die Armee als großen Assimilationsfaktor bei der Annäherung der italischen Völker, zu denen die Griechen zu dieser Zeit zweifellos gehörten, ansehen. So entwickelten sich in der mittleren römischen Republik enge Beziehungen zwischen Rom und den Griechen.[1]
b) Eindringen der griechischen in den Kreis der römischen Nobilität
Im 3.Jh., spätestens aber nach Beendigung des Ersten Punischen Krieges war die Vertrautheit der Römer mit der griechischen Literatur weit gediehen[2]. So konnte Livius Andronicus in Rom sein erstes Drama, natürlich die Übersetzung eines griechischen Stückes, aufführen.[3]
Sehr viele Adlige beherrschten damals die griechische Sprache[4]. Fabius Pictor schrieb ein römisches Geschichtswerk in griechischer Sprache, das auch von griechischen Historikern anerkannt wurde.
Das Eindringen der griechischen Kultur führte so weit, dass in griechischer Art Gymnastik getrieben wurde, griechische Verse deklamiert wurden, als Mime aufgetreten, zur Zither gesungen wurde oder sich einige Senatoren sogar als Dichter versuchten.[5] “(...) Kunstraub (...) wurde rasch zu einer verbreiteten Unsitte und (...) die Paiderastie und orientalische Kulte [kamen] oft in sehr veräußerlichter Form nach
Rom”.[6] Dies führte dazu, dass für Plautus das Verb pergraecari gleichbedeutend wurde mit “ein üppiges, lasterhaftes Leben führen”.[7]
c)Abgrenzung zu Beginn des 2.Jh.v.Chr.
Zur Zeit Catos also war den Römern die griechische Kultur alles andere als unbekannt, man ging sehr ungezwungen mit ihr um und integrierte sie bereitwillig in die eigene.[8] Griechische bildende Kunst und zunehmend auch die Produkte griechischer geistiger Bildung, d.h. in Philosophie, Literatur und Rhetorik, wurden, auch angesichts des Fehlens bzw. der erst in den Anfängen befindlichen römisch-lateinischen Anstrengungen auf diesen Gebieten, sehr geschätzt.[9]
II Catos Kritik an den Griechen
Eine der Hauptfiguren dieser griechenkritischen Strömungen, die oft auch als “altrömische Partei” bezeichnet wird, war M. Porcius Cato.[10] Dass dieser Mann, der die griechische Sprache wahrscheinlich schon vor 191 in Wort und Schrift beherrschte[11], der sich eine griechische Sentenzensammlung anlegte[12], ein landwirtschaftliches Werk nach griechischem Vorbild verfass hatte[13], während seiner Zensur 184 eine Basilika nach griechischem Vorbild hatte errichten lassen[14], und auch im Rahmen seines Geschichtswerks Origines griechische Einflüsse in die römisch-italische Frühgeschichte integriert hatte[15] (zudem ist eine Passage aus der Einleitung des Werkes sehr wahrscheinlich eine Reminiszenz an den Einleitungssatz in Xenophons Symposium[16]), und sich bereits in jungen Jahren mit griechischer Literatur auseinander gesetzt hatte[17], ein Griechenhasser gewesen sein soll, erscheint merkwürdig.[18] Schlüsselszene für sein Verhältnis zur griechischen Philosophie und Rhetorik war für Cato die Philosophengesandtschaft[19] (–> gesondertes Referat).
a) Kritik an griechischer Philosophie, Rhetorik und Literatur
Dass griechische Philosophen den Nutzen von Gerechtigkeit anzweifelten, stand im Gegensatz zum Selbstverständnis der römischen res publica, dass ihre Politik im Inneren immer von Gerechtigkeit geleitet werde und dies die Basis für die Stärke nach außen sei (bellum iustum -Theorie).[20]
Der Diskurs der Griechen war eine Gefahr für die Römer, denen es schien, man könne mit den Mitteln der griechischen Rhetorik, d.h. mit geschickter Argumentation, seinen eigenen Willen durchsetzen. Dies entsprach nicht dem römischen Verständnis, dass sich römische junge Männer alters- und standesgemäß zu verhalten, d.h. gehorchen, zustimmen und anpassen, hatten und dass es nicht in dem selben Maße auf die Qualität des Arguments ankomme als darauf, wer es vorbringe (s.o.).[21] Ihm kam es in Bezug auf die Erziehung der Jugend darauf an, dass die jungen nobiles seine Pflichten im Rahmen der sozio-politischen Kultur internalisierte, d.h. ein klares Bewusstsein der eigenen gesellschaftlichen Stellung, Gehorsam gegenüber den staatlichen Institutionen, Orientierung auf die res publica gegenüber allen Neigungen zur Verfolgung privater Interessen, Sensibilität für den römischen Führungsanspruch in der Welt, auch gegenüber den Griechen, körperliche Ertüchtigung und Bereitschaft zum Kriegsdienst mit Unterwerfung unter die harte Disziplin. Die für die Herausbildung einer gewissen Individualität förderliche griechische Bildung sollte im Wesentlichen eine Nebenbeschäftigung bleiben.[22] Seinem Sohn, den er, obwohl er einen griechischen Hauslehrer in seinem Haushalt beschäftigte, selbst erzog und nicht der griechischen Erziehung anheim geben wollte[23], riet er zwar, sich die griechische Literatur anzusehen, diese aber nicht auswendig zu lernen, d.h. sie sich blind anzueignen.[24]
[...]
[1] Vgl. M. Jehne, Cato und die Bewahrung der traditionellen res publica. Zum Spannungsverhältnis zwischen mos maiorum und griechischer Kultur im zweiten Jahrhundert v. Chr., in: G.Vogt-Spira/B.Rommel (Hgg.), Rezeption und Identität. Die kulturelle Auseinandersetzung Roms mit Griechenland als europäisches Paradigma, Stuttgart 1999, 115-134, 115-118.
[2] Vgl. D. Kienast, Cato der Zensor, seine Persönlichkeit und seine Zeit, Darmstadt 1954, 101-102.
[3] Cic.Brut.72.
[4] Cic.Brut.77
[5] Vgl. Kienast, 102-103, u. Plut. Cato mai., 20, 5+6.
[6] Kienast, 103.
[7] Plaut. Most. 21/22
[8] Vgl. Jehne, 117.
[9] Vgl. ebd., 118.
[10] Vgl. Kienast, 103.
[11] Vgl. Astin, Cato the Censor, Oxford 1978, 159.
[12] Vgl. Kienast, 103.
[13] Vgl. ebd.
[14] Vgl. Gruen, 57, nach Plut. Cat. 19,2.
[15] So schrieb er z. B., dass Romulus griechisch gesprochen habe, Orig. F I 19, und schrieb den Vorfahren Roms griechische Wurzeln zu, nach HRR, fr. 61.
[16] Vgl. Astin, 162 und Gruen, 57.
[17] Vgl. Astin, 159-165.
[18] Vgl. Kienast, 103.
[19] Vgl. Jehne, 119.
[20] Vgl. Jehne, 122-123.
[21] Vgl. ebd., 123-124.
[22] Vgl. ebd., 132-133.
[23] Vgl. E. Gruen, Culture and national identity in republican Rome, London 1992, 52-83, 52.
[24] Vgl. Kienast, 105 und Astin, 170-171, nach Plin. Nat. Hist. 29, 14: “(...) quod bonum sit illorum litteras inspicere, non perdiscere,vincam”.
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- Robert Scheele (Author), 2006, M. Porcius Cato und die griechische Kultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68938
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