Scientology - Aufrechterhaltung der alten ethischen Normen oder doch Ausbeutung und Verletzung der Menschenrechte?


Hausarbeit, 2002

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


1. Einleitung

„Der Zweck von Ethik ist, Gegenabsichten aus der Umwelt zu entfernen. Nachdem das erreicht wurde, hat sie zum Zweck, Fremdabsichten aus der Umwelt zu entfernen.“[1]

Dieses Zitat stammt von Lafayette Ronald Hubbard. Wie bekannt sein dürfte, handelt es sich hierbei um den Gründer der heute als Sekte definierten Vereinigung Scientologie.

Aber ist dem wirklich so? Ist Scientologie wirklich eine Sekte? Oder handelt es sich hierbei mehr um eine Religionsgemeinschaft, um eine Selbsthilfegruppe oder gar um einen Wirtschaftskonzern?

Diese und weitere Fragen werde ich versuchen, in dieser Studienarbeit zumindest grundlegend zu beantworten. Dazu werde ich im ersten Teil einen Überblick über Scientologie, über ihren Aufbau, ihre Vorgehensweisen und ihrer Präsenz geben und werde mich danach Rawls Theorie der Gerechtigkeit und deren möglichen Bezug zu Scientologie annehmen, bevor ich zum Schluss die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse zusammenfasse und auswerte.

Nun kann man sich die Frage stellen, wie ich überhaupt dazu komme, die Ethiken eines solch großen Denkers wie Rawls mit den „Phrasen“ und Gedanken eines Ronald Hubbard zu vergleichen. Aber wir werden sehen, dass durchaus Parallelen und Gemeinsamkeiten zwischen den Ideen und Leitsätzen dieser beiden Männer bestehen. Und diese lassen sich nicht leugnen oder einfach so vom Tisch weisen. Und sie sind meiner Meinung nach eine etwas genauere Betrachtung wert.

Ich möchte zu Beginn jetzt jedoch gleich anmerken, dass ich weder ein Anhänger, noch ein Verfechter der scientologischen Denkweise bin. Allerdings halte ich eine etwas genauere Untersuchung und eine Bewertung und Vergleich mit den Theorien Rawls für durchaus sinnvoll.

2. Die Ethik von Scientologie

Im Allgemeinen versteht man unter Ethik die Wissenschaft von der Moral, die sich mit der Beschreibung und Erklärung der tatsächlich vorhandenen Moral, der Kritik der Moral und der Untersuchung solch moralischer Begriffe ( wie zum Beispiel Gut und Böse ) beschäftigt.

Wie schon zu Beginn zitiert hat Herr Hubbard allerdings eine etwas andere Sichtweise auf Ethik. Für ihn hat sie die Aufgabe, Gegenabsichten aus der Umwelt zu entfernen und nachdem das erfolgte, Fremdabsichten aus der Umwelt zu tilgen.

Diese Definition macht eindeutig den Standpunkt klar, den Hubbard gegenüber Andersdenkenden und Kritikern hat. Alles was der Sekte nicht nützt, muss ausgeschaltet werden, um die eigenen Interessen erfüllen und die Ansichten weiterverbreiten zu können. Dabei wird auch vor ungesetzlichen Handlungen und Zerstörung nicht zurückgeschreckt.

Um diese Ziele verwirklichen zu können, bedarf es einer unbedingten Kontrolle und Gehorsams der Sektenmitglieder. Um Skepsis, Ungehorsam und schlechte Öffentlichkeitsarbeit zu verhindern, wurde von Hubbard selbst, ein Ethik-Katalog aufgestellt, welcher eine Liste mit Sanktionen und Bestrafungen enthält.

Dieser Katalog ist in vier verschieden Kategorien eingeteilt. Fehler, Vergehen, Verbrechen und Schwerverbrechen. Anhand der „Güte“ des Verstoßes gegen die Richtlinien von Scientologie ergeben sich unterschiedliche Bestrafungen, wie zum Beispiel geringe Essenspausen, das Tragen von einfacher Arbeitsuniform, kein Urlaub und oder freie Tage, völlige Abschottung von der Außenwelt, Flure putzen, Liebesentzug und stundenlange psychische Folter.

Wenn diese Bestrafungen jedoch nicht mehr ausreichen oder die „Verbrechen“ der „Sünder“ zu groß sind, dann gibt es auch noch andere Möglichkeiten dies wieder gut zu machen. Hier setzt nun das ein, was die Betroffenen fast endgültig an Scientologie bindet. Sie müssen durch Verleumdungen und oder Recherchen in der Vergangenheit von Kritikern diese belasten oder diskreditieren, Morddrohungen aussprechen beziehungsweise andere Schläge gegen Feinde der Sekte führen.[2]

Nach diesen Handlungen haben sich die Täter in die Öffentlichkeit gestellt und haben direkt oder indirekt ihre Zugehörigkeit zu Scientologie offengelegt. Durch ein Verbrechen sind sie jetzt mehr oder minder stark an die Organisation gebunden.

3. Ideologie und Ziele von Scientologie

Die Ideologie von Scientologie besteht grundlegend aus den zwei von Hubbard erfundenen Begriffen der Dianetik und der Lehre des Wissens.

Die Dianetik wird von ihrem Erfinder als die Methode definiert, ungenutztes geistiges Potenzial freizusetzen und versteckte Fähigkeiten zu erkennen. Unter diesen Aspekten gliedert Hubbard das Gehirn des Menschen in zwei verschieden Teile. In einen problemlösenden und einen schmerzwahrnehmenden Teil. Diese bezeichnet er kurz als Engramme, die den Menschen daran hindern, glücklich und geistig frei zu sein. Deshalb müssen diese gefunden und gelöscht werden. Erst wenn dies erfolgt ist, ist der Mensch frei von Neurosen, Psychosen und Zwangsvorstellungen. Und der Körper und die Seele können übernatürliche Fähigkeiten und Qualitäten entwickeln.[3]

Als zweiter großer Teil fungiert die Lehre des Wissens, die sogenannte Scientologie. In ihr bleibt die Dianetik aber auch noch weiterhin als Teilgebiet erhalten. Die Hauptrolle in der Lehre spielen allerdings mystische Dinge wie übersinnliche Kräfte und die Überwindung von Zeit, Raum und Materie. Nach Hubbard wird die Scientologie dazu angewandt, um ein Bewusstsein von der Unsterblichkeit hervorzubringen. Ein Mensch, der von Materie oder auch materiellen Dingen unabhängig ist, verbessert seine paranormalen Fähigkeiten, geistigen Freiheiten und seine Intelligenz.[4]

Deswegen ist die scientologische Sekte auch so darauf bedacht, die Menschen von ihren materiellen „Lasten“ zu befreien, um ihnen etwas Gutes tun zu können.

[...]


[1] Hubbard, S. 355

[2] Vgl. Haack, S. 222 f.

[3] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, S. 16

[4] Vgl. Billerbeck/Nordhausen, S. 41

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Scientology - Aufrechterhaltung der alten ethischen Normen oder doch Ausbeutung und Verletzung der Menschenrechte?
Hochschule
Berufsakademie Sachsen in Breitenbrunn
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V6888
ISBN (eBook)
9783638143585
ISBN (Buch)
9783638851893
Dateigröße
492 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Scientology, Aufrechterhaltung, Normen, Ausbeutung, Verletzung, Menschenrechte
Arbeit zitieren
Daniel Hahn (Autor:in), 2002, Scientology - Aufrechterhaltung der alten ethischen Normen oder doch Ausbeutung und Verletzung der Menschenrechte?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6888

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