Sollte ein Maler einen Menschenkopf mit einem Pferdehals verbinden wollen und den von überall zusammengeliehenen Gliedern verschiedenfarbige Federn anfügen, um von oben eine schöne Frau zuletzt übergehen zu lassen in einen dunklen Fisch, Freunde, würdet ihr, die ihr zum Betrachten zugelassen worden seid, das Lachen halten? Glaubt, Pisonen, daß diesem Gemälde ein Schriftwerk ganz gleich sein wird, dessen Gestalten unwirklich, gleich wie die Träume eines Fieberkranken, ersonnen werden, so daß weder Fuß noch Kopf sich einer einzigen Form fügt. „Es stand Malern und Dichtern schon immer gleichermaßen zu, was auch immer ihnen beliebt zu wagen.“ Das wissen wir, und wir erbitten und gewähren diese Verzeihung im Wechsel; aber nicht, daß Wildes und Sanftes zusammengehen, nicht daß Schlangen mit Vögeln sich paaren und Lämmer mit Tigern. Nachdem große Werke das meiste und Großes in Aussicht gestellt haben, wird ein purpurfarbener Fetzen, der weithin strahlen soll, hier und da angenäht, wenn Hain und Tempel der Diana, Windungen des Wassers, das durch liebliche Gefilde dahinströmt, der Rhein oder ein Regenbogen geschildert werden. Aber es war nicht der Ort dafür. Und vielleicht weißt du eine Zypresse nachzubilden: was aber, wenn nach dem Schiffbruch ein Verzweifelter herausschwimmt, der gegen die Bezahlung von Geld gemalt wird? Eine Amphore begann zu entstehen: warum kommt dann, wenn die Scheibe läuft, ein Krug heraus? Schließlich sei es, was es will, nur sei es Eins und Ganz.
Inhaltsverzeichnis
- Übersetzung Ars poetica vv. 1-45
- Interpretation Ars poetica vv. 1-45
- vv. 1-13: Elemente des einheitlichen Werkes
- vv. 14-23: Die Einheit des Werkes
- vv. 24-31: Über die Stilistik
- vv. 32-37: Die Ganzheit des Werkes
- vv. 38-41: Stoffwahl
- vv. 42-45: Anordnung
- Kurzer Vergleich Horaz - Aristoteles
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die ersten 45 Verse von Horaz' "Ars poetica" und untersucht die darin dargelegten Prinzipien der Dichtung. Der Schwerpunkt liegt auf der Interpretation der Verse und ihrer Bedeutung für das Verständnis von Form, Inhalt und Einheitlichkeit in der Literatur.
- Die Bedeutung von Einheitlichkeit und Harmonie in literarischen Werken
- Die Rolle von Form und Stil in der Gestaltung eines literarischen Werkes
- Die richtige Auswahl von Stoff und die angemessene Anordnung von Elementen
- Der Vergleich von Horaz' Poetik mit der aristotelischen Poetik
- Die Bedeutung von klaren und verständlichen Formulierungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Übersetzung der ersten 45 Verse der "Ars poetica". Der zweite Teil der Arbeit widmet sich einer detaillierten Interpretation dieser Verse und analysiert die darin enthaltenen Prinzipien der Dichtung. Hierbei werden die einzelnen Versgruppen betrachtet, wie zum Beispiel die Elemente des einheitlichen Werkes, die Einheit des Werkes, die Stilistik, die Ganzheit des Werkes, die Stoffwahl und die Anordnung.
Im dritten Kapitel wird ein kurzer Vergleich zwischen Horaz' und Aristoteles' Poetik gezogen, wobei die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Ansichten über die Dichtung beleuchtet werden. Das vierte und letzte Kapitel enthält das Literaturverzeichnis.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der "Ars poetica" wie Einheitlichkeit, Form, Stil, Stoffwahl, Anordnung und dem Vergleich mit Aristoteles' Poetik. Weitere wichtige Begriffe sind "monstrum ridiculum", "Stilistik" und "Sermonenstil".
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- Mark Möst (Author), 2001, Q. Horatius Flaccus: De arte poetica. Interpretation vv. 1-45, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68771