Die Bewertung von Unternehmen beschäftigt die Betriebswirtschaftslehre schon seit jeher und stellt den Bewerter vor eine komplizierte Aufgabe. Um Fehlbewertungen in diesem komplexen Umfeld zu minimieren, hat es sich die Betriebswirtschaftslehre zur Aufgabe gemacht, für verschiedene Unternehmensbewertungsanlässe und Unternehmenstypen möglichst Bewertungsverfahren zu entwickeln, die die jeweiligen Besonderheiten berücksichtigen.
In der derzeitigen theoretischen Diskussion stehen das Ertragswertverfahren und das Discounted Cashflow-Verfahren (DCF-Verfahren) im Mittelpunkt. Das Ertragswertverfahren war im deutschsprachigen Raum jahrelang das vorherrschende Verfahren. Im Zuge der Globalisierung und des zunehmenden wertorientierten Denkens in der Unternehmensführung hielt die Unternehmensbewertung nach dem DCF-Verfahren, das aus dem angloamerikanischen Raum stammt, auch im deutschsprachigen Raum Einzug.
Die Diskussion beschäftigt sich insbesondere damit, inwieweit die beiden Verfahren auf unterschiedlichen Ansätzen beruhen und inwiefern das DCF-Verfahren auf den deutschsprachigen Raum übertragen werden kann.
Trotz der enormen volkswirtschaftlichen Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), wurde dieser Bereich weitestgehend aus der Unternehmensbewertungsdiskussion ausgeklammert. Der bisher einzige Ansatz in der Unternehmensbewertungstheorie, der nahezu alle Besonderheiten von KMU berücksichtigt, wurde von Behringer in einem modifizierten Ertragswertverfahren entwickelt.
Der Ansatz von Behringer beschäftigt sich jedoch nicht mit dem Prognoseproblem der Unternehmensbewertung. Dies entsteht durch die von Theorie und Praxis geforderte Zukunftsbezogenheit der Unternehmensbewertung.
Die aufgezeigte Problematik wird dadurch verstärkt, dass in den nächsten Jahren etwa ein Drittel aller KMU auf die nächste Generation übertragen werden, wodurch die Anzahl der Unternehmensbewertungen enorm ansteigen wird.
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Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Ziel der Arbeit
- 1.3 Aufbau der Arbeit
- 2 Kleine und mittlere Unternehmen in der Unternehmensbewertung
- 2.1 Abgrenzungsmerkmale von kleinen und mittleren Unternehmen zu Großunternehmen
- 2.1.1 Quantitative Merkmale
- 2.1.2 Qualitative Merkmale
- 2.2 Besonderheiten von kleinen und mittleren Unternehmen für die Unternehmensbewertung
- 2.2.1 Besonderheiten in der Unternehmensführung
- 2.2.2 Besonderheiten in der Unternehmensstruktur und -organisation
- 2.2.3 Größenbedingte Besonderheiten
- 2.1 Abgrenzungsmerkmale von kleinen und mittleren Unternehmen zu Großunternehmen
- 3 Grundlagen der Unternehmensbewertung
- 3.1 Bewertungsanlässe
- 3.1.1 Nicht transaktionsbezogene Anlässe
- 3.1.2 Transaktionsbezogene Anlässe
- 3.2 Wert und Werttheorien in der Unternehmensbewertung
- 3.2.1 Wert eines Unternehmens
- 3.2.2 Betriebswirtschaftliche Werttheorien
- 3.2.2.1 Objektive und subjektive Werttheorie
- 3.2.2.2 Funktionale Werttheorie
- 3.3 Grundsätzliche Anforderungen an die Unternehmensbewertung
- 3.1 Bewertungsanlässe
- 4 Grundlagen ausgewählter Bewertungsverfahren
- 4.1 Das Ertragswertverfahren
- 4.1.1 Das Bewertungsmodell
- 4.1.2 Die Elemente des Ertragswertverfahrens
- 4.1.2.1 Die Ertragsgröße
- 4.1.2.2 Der Kapitalisierungszinssatz
- 4.1.3 Die Berücksichtigung von Ertragsteuern
- 4.2 Das Discounted Cashflow-Verfahren
- 4.2.1 Das Bewertungsmodell
- 4.2.2 Die Elemente des Discounted Cashflow-Verfahrens
- 4.2.2.1 Der bewertungsrelevante Free Cashflow
- 4.2.2.2 Die gewogenen durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC)
- 4.2.3 Die Berücksichtigung von Ertragsteuern
- 4.1 Das Ertragswertverfahren
- 5 Das Prognoseproblem in der Unternehmensbewertung unter Berücksichtigung der Besonderheiten von kleinen und mittleren Unternehmen
- 5.1 Begriff der Prognose
- 5.2 Schwierigkeiten der Prognose, mögliche Lösungsansätze sowie ihre Eignung für die Unternehmensbewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
- 5.2.1 Probleme und Lösungsmöglichkeiten bei der Informationsbeschaffung
- 5.2.1.1 Probleme bei der Informationsbeschaffung
- 5.2.1.2 Lösungsmöglichkeiten bei der Informationsbeschaffung
- 5.2.2 Problembereiche allgemeiner Prognoseverfahren und ihre Eignung für die Unternehmensbewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
- 5.2.2.1 Die Zeitreihenanalyse
- 5.2.2.2 Intuitive Prognoseverfahren
- 5.2.3 Die Notwendigkeit der Berücksichtigung des Risikos
- 5.2.3.1 Die Berücksichtigung des Risikos im Ertragswertverfahren
- 5.2.3.2 Die Berücksichtigung des Risikos im Discounted Cashflow-Verfahren
- 5.2.3.3 Die Eignung der Methoden für kleine und mittlere Unternehmen
- 5.2.4 Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten bei der Bestimmung des Prognosezeitraums
- 5.3 Grenzen der Prognoseverfahren
- 5.2.1 Probleme und Lösungsmöglichkeiten bei der Informationsbeschaffung
- 6 Unterschiede des Ertragswertverfahrens zum Discounted Cashflow-Verfahren und ihre Eignung für kleine und mittlere Unternehmen
- 6.1 Verfahrenstypische Unterschiede zwischen dem Ertragswertverfahren und dem Discounted Cashflow-Verfahren
- 6.2 Die Eignung des Ertragswertverfahrens und des Discounted Cashflow-Verfahrens für die Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
- 7 Darstellung einer Unternehmensbewertung anhand eines modifizierten Ertragswertverfahrens für kleine und mittlere Unternehmen
- 7.1 Darstellung des Ausgangssachverhaltes
- 7.2 1. Schritt: Der Informationsbeschaffungsprozess
- 7.3 2. Schritt: Abgrenzung des Bewertungsobjektes und Bereinigung der Vergangenheitsergebnisse
- 7.4 3. Schritt: Prognose der Einzahlungsüberschüsse
- 7.5 4. Schritt: Berücksichtigung von subjektiven Faktoren von kleinen und mittleren Unternehmen
- 7.5.1 Unternehmerqualität
- 7.5.2 Unternehmerlohn
- 7.6 5. Schritt: Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes
- 7.7 6. Schritt: Gesonderte Bewertung des nicht betriebsnotwendigen Vermögens
- 7.8 7. Schritt: Berechnung des Ertragswertes
- 8 Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Unternehmensbewertung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Sie analysiert zwei gängige Bewertungsmethoden, das Ertragswertverfahren und das Discounted Cashflow-Verfahren, und untersucht deren Eignung für die spezifischen Herausforderungen der KMU-Bewertung.
- Abgrenzung und Besonderheiten von KMU im Kontext der Unternehmensbewertung
- Grundlagen der Unternehmensbewertung, insbesondere Wert- und Werttheorien
- Vergleich der Ertragswert- und Discounted Cashflow-Methode
- Das Prognoseproblem in der Unternehmensbewertung von KMU
- Entwicklung eines modifizierten Ertragswertverfahrens für die Bewertung von KMU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit ein. Kapitel 2 beleuchtet die Abgrenzung und die Besonderheiten von KMU im Kontext der Unternehmensbewertung. Kapitel 3 behandelt die grundlegenden Konzepte und Anforderungen der Unternehmensbewertung, einschließlich der Wert- und Werttheorien. Kapitel 4 erläutert die Grundlagen des Ertragswert- und Discounted Cashflow-Verfahrens. Kapitel 5 analysiert das Prognoseproblem in der KMU-Bewertung und stellt verschiedene Lösungsansätze vor. Kapitel 6 vergleicht die beiden Bewertungsmethoden und untersucht deren Eignung für KMU. Kapitel 7 präsentiert ein modifiziertes Ertragswertverfahren für die Bewertung von KMU. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht ein Fazit.
Schlüsselwörter
Unternehmensbewertung, Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Ertragswertverfahren, Discounted Cashflow-Verfahren, Prognoseproblem, Kapitalisierungszinssatz, Free Cashflow, Bewertungsanlässe, Werttheorien, subjektive Faktoren, Informationsbeschaffung.
- Quote paper
- Carmen Gutmann (Author), 2002, Unternehmensbewertung für kleine und mittlere Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6877