Für das gesellschaftliche Zusammenleben trägt das Moralbewusstsein der Menschen eine wichtige Bedeutung. Moralische Normen und Werte sind notwendig, um die Ordnung unseres Gesellschaftssystems zu erhalten. Kinder werden im alltäglichen Leben schon früh mit moralischen Konflikten konfrontiert und müssen daher lernen mit diesen umzugehen und gesellschaftsfähige Lösungen zu finden. Eine moralische Reife zu erlangen kann jedoch einen lebenslangen Prozess darstellen. Ich möchte mich in dieser Arbeit mit der Umwelt der Jugendlichen beschäftigen und die Kontexte Familie, Schule und Peers und ihr Zusammenwirken auf die Moralentwicklung Heranwachsender beschreiben. In der Jugendphase werden die in der Kindheit bereits erlernten Werte und Normen noch einmal oder auch häufig zum ersten Mal reflektiert und schließlich in die eigene Identität eingebaut. Grundlagen der Jugendphase und die Bedeutung der Adoleszenz für die Moralentwicklung werden im ersten Kapitel dieser Arbeit dargestellt. Dazu werde ich zuerst die Jugendphase darstellen und die daraus resultierenden Anforderungen an die Heranwachsenden aufzeigen. Grundlage für diese Darstellungen sind entwicklungspsychologische Theorien, da ich mich auch im folgenden Kapitel mit Lawrence Kohlberg beschäftigen werde, dessen Modell der moralischen Urteilsfähigkeit auf Erkenntnissen zur kognitiven Entwicklung basiert. Kohlberg ist im Bereich der Moralforschung der bekannteste und bedeutendste Wissenschaftler. Dadurch, dass seine Theorie viele Kritiker und Anhänger hat, die sich mit ihm beschäftigt haben und beschäftigen, wurde seine Theorie immer weiterentwickelt und häufig zum Untersuchungsgegenstand. Es gibt daher viele empirische Studien zu seinen Arbeiten, die eine Auseinandersetzung mit ihm erleichtern können. Da diese Arbeit speziell die Moralentwicklung Jugendlicher behandelt, ist das Entwicklungsmodell Kohlbergs, der sich in seinen Forschungen, im Gegensatz zu anderen Theoretikern, nicht ausschließlich mit Kindern beschäftigt hat, maßgebend. Die Begriffe der Moral und der Moralentwicklung werden dementsprechend nicht nur allgemein, sondern für diese Arbeit auch nach dem Verständnis Kohlbergs definiert. Abschließend möchte ich in diesem ersten Teil meiner Arbeit zur Jugendphase die Frage beantworten, welche Bedeutung gerade die Adoleszenz neben der Kindheit für die Moralentwicklung hat; sozusagen als Legitimierung für meine Einschränkung des Themas. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Moralentwicklung im Jugendalter
- Der Lebensabschnitt Jugend
- Moralische Anforderungen an Heranwachsende
- Die Entwicklung von Werten als Identitätsfindung
- Die Bildung des moralischen Urteils nach der kognitiven Entwicklungstheorie Lawrence Kohlbergs
- Die Bedeutung der Adoleszenz für die Moralentwicklung
- Die Wirkung der Familie auf die Norm- und Wertebildung Heranwachsender
- Der Einfluss des Erziehungsstils auf die Moralentwicklung
- Die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen auf die moralische Entwicklung
- Die Ablösung des Jugendlichen von der Familie als Weiterentwicklung des Moralbewusstseins
- Die Bedeutung der Peers für die Moralentwicklung
- Peers als Unterstützung für die Entwicklung einer „reifen Moral“
- Normen und Normvermittlung unter Gleichaltrigen
- Die Frage nach dem Auftrag der Schule als moralische Erziehungsinstanz
- Überlegungen zur Notwendigkeit der Moralerziehung innerhalb der Institution Schule
- Grundgedanken Kohlbergs zur Förderung der Moralentwicklung innerhalb der Schule
- Die Dilemmadiskussion als Förderung moralischer Urteilsfähigkeit im Unterricht
- Die Bedeutung der Adoleszenz für die Moralentwicklung
- Der Einfluss der Familie auf die Norm- und Wertebildung
- Die Rolle der Peers im Prozess der moralischen Entwicklung
- Die Schule als moralische Erziehungsinstanz
- Die Anwendung der kognitiven Entwicklungstheorie von Lawrence Kohlberg auf die Moralentwicklung von Jugendlichen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Moralentwicklung von Jugendlichen im Kontext von Familie, Schule und Peers. Sie beleuchtet den Einfluss dieser drei wichtigen Sozialisationsinstanzen auf die Herausbildung von Werten und moralischem Verhalten im Jugendalter. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bedeutung des Familienerziehungsstils, der Peer-Gruppen und der Möglichkeiten der Schule, die moralische Entwicklung von Heranwachsenden zu fördern.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Moralentwicklung im Jugendalter dar und beleuchtet dabei die Besonderheiten des Lebensabschnitts Jugend, die moralischen Anforderungen an Heranwachsende und die Rolle der Identitätsfindung im Kontext von Werten. Außerdem wird die kognitiven Entwicklungstheorie von Lawrence Kohlberg vorgestellt, die als theoretischer Rahmen für die Analyse der Moralentwicklung dient.
Das zweite Kapitel analysiert den Einfluss der Familie auf die Moralentwicklung von Jugendlichen. Dabei werden verschiedene Aspekte des familiären Umfelds beleuchtet, wie z.B. der Erziehungsstil, die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen und die Ablösung des Jugendlichen von der Familie. Die Bedeutung dieser Faktoren für die Entwicklung des Moralbewusstseins wird im Detail dargestellt.
Im dritten Kapitel werden die Peers als wichtige Bezugsgruppe im Jugendalter untersucht. Es wird erläutert, wie Gleichaltrige die Entwicklung einer „reifen Moral“ fördern und welche Normen und Werte innerhalb von Peer-Gruppen vermittelt werden. Der Beitrag von Peers zur moralischen Entwicklung wird in Verbindung mit der gleichzeitig fortschreitenden Ablösung von der Familie gesetzt.
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage, ob und inwiefern die Schule die Aufgabe hat, die Moral von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Es werden Überlegungen zur Notwendigkeit der Moralerziehung innerhalb der Institution Schule angestellt und die Theorie von Lawrence Kohlberg zur Förderung der Moralentwicklung im schulischen Kontext dargestellt. Die Dilemmadiskussion als Methode zur Förderung moralischer Urteilsfähigkeit im Unterricht wird ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit umfassen: Moralentwicklung, Jugendalter, Familie, Schule, Peers, Erziehungsstil, Geschwisterbeziehungen, Ablösung, Normen, Werte, Moralische Urteilsfähigkeit, kognitiven Entwicklungstheorie, Lawrence Kohlberg, Dilemmadiskussion.
- Arbeit zitieren
- Cornelia Tietzsch (Autor:in), 2006, Die Moralentwicklung Jugendlicher im Kontext von Familie, Schule und Peers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68593