In der Auseinandersetzung mit dem Thema Ethik in der der Sozialpädagogik soll geklärt werden, ob und welche Entscheidungshilfen herangezogen werden können, wenn bei der sozialarbeiterischen Tätigkeit Dilemmata und Konflikte auftreten. Grundlage der Auseinandersetzung sind zwei Texte aus dem Buch „Die herausgeforderte Moral. Lebensbewältigung in Erziehung und sozialer Arbeit“ herausgegeben von Rauschenbach und Thiersch im Jahr 1987. Zum einen befasst sich Burkhard Müller befasst in seinem Aufsatz „Sozialpädagogische Ethik. Zum Verhältnis von Fachwissenschaft, Handlungskompetenz und Berufsmoral“ mit der Frage, inwiefern die Wissenschaft Grundlagen für das praktische sozialpädagogische Handeln bieten kann, insbesondere im Hinblick auf moralische Begründungen unter „schwierigen“ Handlungsbedingungen. Micha Brumlik setzt sich in seiner Abhandlung „Ist eine advokatorische Ethik möglich?“ zum anderen damit auseinander, ob es überhaupt legitim ist, im Rahmen der sozialpädagogischen Tätigkeit Entscheidungen für andere zu treffen. Die Begriffe „sozialpädagogisch“ und „advokatorisch“ können in der Weise differenziert werden, dass die „advokatorische Ethik“ nach Brumlik als eine Form sozialpädagogischer Ethik gesehen werden kann. Das Referat und diese Ausarbeitung sind folgendermaßen aufgebaut: Zunächst erläutere ich das Zusammenspiel von Fachwissenschaft und Berufsmoral. Hier besteht das Problem, dass es keine Bestimmung darüber gibt, wie das Verhältnis der beiden zueinander aussehen soll. Danach gehe ich auf das „Sozialsittliche Engagement“ als Grundlage der Berufsmoral ein. Dabei beziehe ich mich auf den Text von Brumlik, der die Verpflichtung zum „sozialsittlichen Engagement“ in Form einer „advokatorischen Ethik“ begründet. Außerdem befasse ich mich mit den Handlungsmöglichkeiten, die sich aus einer ethischen Vorgabe ergeben. Im dritten Teil stelle ich zwei Modelle vor, die eine angemessene Verhältnisbestimmung von Wissenschaft und Ethik bzw. Berufsmoral möglich machen. Müller schlägt hier Apels „moralische Strategien“ und Bernfelds „Konzept der Tatbestandsgesinnung“ vor. Schließlich fasse ich zusammen, was die Wissenschaft für die Praxis leisten kann, insbesondere in Bezug auf moralische Begründungen für die Tätigkeit als Sozialpädagoge und Sozialarbeiter. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fachwissenschaft und Berufsmoral
- "Code of Ethics"
- Advokatorische Ethik
- Gründe für die Formulierung einer advokatorischen Ethik
- Kritik an advokatorischem Handeln
- Ethische Vorgaben und reale Handlungsmöglichkeiten
- "Moralische Strategien" (Apel)
- "Das Konzept der Tatbestandsgesinnung" (Bernfeld)
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung untersucht die Rolle der Ethik in der Sozialpädagogik und beleuchtet die Frage, welche Entscheidungshilfen bei auftretenden Dilemmata und Konflikten herangezogen werden können. Sie analysiert das Verhältnis von Fachwissenschaft und Berufsmoral sowie die Legitimität advokatorischen Handelns. Dabei werden verschiedene ethische Modelle und ihre Anwendbarkeit in der Praxis diskutiert.
- Verhältnis von Fachwissenschaft und Berufsmoral in der Sozialpädagogik
- Advokatorische Ethik und ihre Begründung bzw. Kritik
- Ethische Vorgaben und ihre Umsetzung in der Praxis
- Analyse ethischer Modelle zur Verhältnisbestimmung von Wissenschaft und Ethik
- Die Bedeutung moralischer Begründungen für sozialpädagogisches Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Ethik in der Sozialpädagogik ein und stellt die zentrale Frage nach Entscheidungshilfen bei auftretenden Dilemmata und Konflikten in der sozialarbeiterischen Tätigkeit. Sie benennt die beiden zugrundeliegenden Texte von Müller und Brumlik, die sich mit dem Verhältnis von Fachwissenschaft und Handlungskompetenz sowie der Legitimität advokatorischen Handelns auseinandersetzen. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Ausarbeitung und die zentralen Themenfelder.
Fachwissenschaft und Berufsmoral: Dieses Kapitel analysiert das Verhältnis von „sozialsittlichem Engagement“ und fachlicher Qualifikation im sozialpädagogischen Handeln. Müller betont die Schwierigkeit, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen beiden Aspekten zu finden. Die fachliche Qualifikation in der Sozialpädagogik wird als ungeklärt dargestellt, im Gegensatz zu ethischen Normen, die in Codes of Ethics und Sozialgesetzbüchern formuliert sind. Der „Code of Ethics“ der Internationalen Vereinigung der Sozialarbeiter wird als Beispiel für die Formulierung ethischer Normen vorgestellt, wobei die Schwierigkeit der Umsetzung in der Praxis hervorgehoben wird. Das Kapitel legt den Grundstein für die spätere Diskussion der ethischen Modelle.
Advokatorische Ethik: Dieses Kapitel behandelt die advokatorische Ethik nach Brumlik, welche als eine Form sozialpädagogischer Ethik verstanden werden kann. Es wird der Grund für die Formulierung advokatorischer Ethik erörtert sowie die damit verbundene Kritikpunkte diskutiert. Die Begründung sozialpädagogischer Eingriffe bei Unmündigkeit der Adressaten wird in Bezug auf das "menschenwürdige Dasein" und die "freie Entfaltung der Persönlichkeit" nach Koehler diskutiert. Der Abschnitt führt in die ethische Diskussion über die Grenzen und Möglichkeiten professionellen Handelns in der Sozialpädagogik ein und wird die folgenden Kapitel inhaltlich vorbereiten.
Ethische Vorgaben und reale Handlungsmöglichkeiten: Dieses Kapitel stellt zwei Modelle vor, die eine angemessene Verhältnisbestimmung von Wissenschaft und Ethik bzw. Berufsmoral ermöglichen: Apels "moralische Strategien" und Bernfelds "Konzept der Tatbestandsgesinnung". Diese Modelle bieten Ansätze zur praktischen Anwendung ethischer Prinzipien im Kontext sozialpädagogischen Handelns und werden im Detail analysiert und verglichen. Die Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der konkreten Umsetzung ethischer Überlegungen in der Praxis.
Schlüsselwörter
Sozialpädagogische Ethik, advokatorische Ethik, Fachwissenschaft, Berufsmoral, "sozialsittliches Engagement", ethische Dilemmata, moralische Begründungen, Handlungskompetenz, Apel, Bernfeld, Sozialgesetzbuch.
Häufig gestellte Fragen zur Ausarbeitung: Ethik in der Sozialpädagogik
Was ist der Gegenstand dieser Ausarbeitung?
Die Ausarbeitung untersucht die Rolle der Ethik in der Sozialpädagogik und beleuchtet, welche Entscheidungshilfen bei ethischen Dilemmata und Konflikten hilfreich sind. Sie analysiert das Verhältnis von Fachwissenschaft und Berufsmoral sowie die Legitimität advokatorischen Handelns in der Sozialarbeit. Verschiedene ethische Modelle und ihre praktische Anwendbarkeit werden diskutiert.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die zentralen Themen sind: das Verhältnis von Fachwissenschaft und Berufsmoral in der Sozialpädagogik; advokatorische Ethik und ihre Begründung/Kritik; die Umsetzung ethischer Vorgaben in der Praxis; die Analyse ethischer Modelle zur Verhältnisbestimmung von Wissenschaft und Ethik; und die Bedeutung moralischer Begründungen für sozialpädagogisches Handeln.
Welche Kapitel umfasst die Ausarbeitung und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Ausarbeitung gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung: Einführung in die Thematik und Vorstellung der zentralen Fragestellung. Fachwissenschaft und Berufsmoral: Analyse des Verhältnisses von „sozialsittlichem Engagement“ und fachlicher Qualifikation, unter Bezugnahme auf den "Code of Ethics". Advokatorische Ethik: Diskussion der advokatorischen Ethik nach Brumlik, inklusive Begründung und Kritik. Ethische Vorgaben und reale Handlungsmöglichkeiten: Vorstellung und Analyse der Modelle "moralische Strategien" (Apel) und "Konzept der Tatbestandsgesinnung" (Bernfeld). Resümee: Zusammenfassung der Ergebnisse.
Welche ethischen Modelle werden vorgestellt und analysiert?
Die Ausarbeitung analysiert die "moralischen Strategien" von Apel und das "Konzept der Tatbestandsgesinnung" von Bernfeld als Modelle zur Verhältnisbestimmung von Wissenschaft und Ethik bzw. Berufsmoral im Kontext sozialpädagogischen Handelns. Diese Modelle bieten Ansätze für die praktische Umsetzung ethischer Prinzipien.
Welche Autoren werden in der Ausarbeitung zitiert?
Die Ausarbeitung bezieht sich auf die Texte von Müller und Brumlik zum Verhältnis von Fachwissenschaft und Handlungskompetenz sowie zur Legitimität advokatorischen Handelns. Weitere zitierte Autoren sind Apel, Bernfeld und Koehler.
Was sind die Schlüsselwörter der Ausarbeitung?
Schlüsselwörter sind: Sozialpädagogische Ethik, advokatorische Ethik, Fachwissenschaft, Berufsmoral, "sozialsittliches Engagement", ethische Dilemmata, moralische Begründungen, Handlungskompetenz, Apel, Bernfeld, Sozialgesetzbuch.
Wofür ist diese Ausarbeitung gedacht?
Diese Ausarbeitung ist eine umfassende Übersicht, die für akademische Zwecke gedacht ist, um die Themen in einer strukturierten und professionellen Weise zu analysieren.
Gibt es einen Überblick über den Inhalt?
Ja, die Ausarbeitung beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Zielsetzung und der Themenschwerpunkte sowie Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel.
- Quote paper
- Anne-Christin Hummelt (Author), 2006, Ethik in der Sozialpädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68516