Die vorliegende Arbeit beinhaltet eine Auseinandersetzung mit einem Teilgebiet der biologischen Anthropologie: der Soziobiologie. Die Soziobiologie ist eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung des Sozialverhaltens aller Formen von sozialen Lebensformen einschließlich des Menschen beschäftigt. Die Übertragung auf den Menschen hat für viel Aufruhr und Kritik sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Fachwelt gesorgt. Die Annahme der Soziobiologie besteht darin, dass tierisches und menschliches Sozialverhalten im Laufe der Evolution durch die Genstruktur determiniert sind. In ihrer historischen Entwicklung ist sie als Konsequenz aus der Darwinistischen Evolutionstheorie anzusehen. Sie bereichert Darwins Theorie, indem sie Erklärungen für einige Phänomene des Sozialverhaltens von Lebewesen bietet, die vorher nicht beantwortet werden konnten („Wörterbuch Psychologie“, URL: http://beat.doebe.li/bibliothek/w00126.html [Stand: 26.02.2006]. So bietet die Soziobiologie Erklärungen für altruistisches Verhalten von Tieren, deren Verhalten auf den ersten Blick für das Individuum keinen Sinn zu haben scheint. Oder für den Infantizid, beispielsweise bei Löwen, der nach der bis dahin geltenden Theorie der Artenselektion nicht für die Arterhaltung dienlich scheint. Ebenso ist die Soziobiologie als eine neue Form der Verhaltensforschung anzusehen. Während die klassische Verhaltensforschung den Grundantrieb der Fortpflanzung in der Erhaltung der Art sieht, thematisiert die Soziobiologie die „reproduktive Eignung des Individuums“ (Wuketits, 2002 S. 30). Das Individual-und das Sozialverhalten wird nicht unter dem Aspekt des Artvorteils gedeutet, sondern aus der Perspektive der Sicherung der Fortpflanzung der eigenen Gene. Dabei stehen die Strategien zur Erreichung dieses Ziels innerhalb eines sozialen Verbandes im Interessenfeld der Soziobiologen. Diese neue Sichtweise auf das Sozialverhalten von sozial organisierten Lebewesen führte in der Verhaltens-forschung zu einem Paradigmenwechsel (Ebd., S. 30). Um das tierische Sozialverhalten und die Zusammensetzung tierischer Sozietäten zu verstehen, trafen sich im Jahr 1948 Verhaltensforscher in New York und begannen für die Lösung ihres Problems Verbindungen aufzustellen zu Erkenntnissen der Tierwelt aus Sicht der Ökologie, Physiologie, Soziologie und der speziell in Amerika verbreiteten vergleichenden Psychologie, die Leistungen niederer und höherer Tiere vergleichend untersucht. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Biologische Grundlagen der soziobiologischen Theorie
- 2.1 Natürliche Selektion und Anpassung
- 2.2 Direkte und indirekte Fitness
- 3. Soziale Verhaltenskomponenten im Gruppenleben
- 3.1 Soziales Gruppenleben
- 3.1.1 Vorteile des Sozialen Gruppenlebens
- 3.1.2 Nachteile des sozialen Gruppenlebens
- 3.2 Kooperative Verhaltensweisen als eigennützige Strategien
- 3.2.1 Mutualismus
- 3.2.2 Nepotismus
- 3.2.3 Reziproker Altruismus
- 3.4 Konflikt und Kampf
- 3.5 Der Infantizid
- 3.1 Soziales Gruppenleben
- 4. Die Soziobiologische Sicht auf den Menschen
- 4.1 Kulturelle Evolution
- 5. Kritik
- 6. Fazit
- 7. Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die soziobiologische Theorie und ihre Anwendung auf das menschliche Sozialverhalten. Sie beleuchtet die biologischen Grundlagen der Soziobiologie, insbesondere die natürliche Selektion und den Fitnessbegriff. Der Fokus liegt auf der Erklärung sozialen Verhaltens aus der Perspektive der Genübertragung und der reproduktiven Eignung des Individuums.
- Biologische Grundlagen der Soziobiologie (natürliche Selektion, Fitness)
- Kooperative und nicht-kooperative Verhaltensweisen im Tierreich
- Die soziobiologische Sicht auf den Menschen
- Konzepte der kulturellen Evolution
- Kritikpunkte an der soziobiologischen Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Soziobiologie ein, beschreibt sie als ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das tierisches und menschliches Sozialverhalten unter evolutionären Gesichtspunkten betrachtet. Sie hebt die Kontroversen hervor, die mit der Anwendung der Soziobiologie auf den Menschen verbunden sind, und kündigt den Aufbau der Arbeit an, der sich von rein biologischen Grundlagen über das Sozialverhalten im Tierreich bis hin zum soziobiologischen Menschenbild erstreckt, bevor er mit einer kritischen Auseinandersetzung endet.
2. Biologische Grundlagen der soziobiologischen Theorie: Dieses Kapitel legt die biologischen Grundlagen der Soziobiologie dar. Es erklärt die natürliche Selektion und den Begriff der Fitness, wobei die Bedeutung der Reproduktion und Selbsterhaltung für den Erfolg eines Gens im Genpool betont wird. Die Anpassung von Organismen an ihre Umwelt und den damit verbundenen Selektionsvorteilen wird erläutert, um die Grundlage für das Verständnis sozialen Verhaltens zu schaffen. Das Kapitel bildet die Basis für die folgenden Kapitel, indem es die fundamentalen Prinzipien der Evolution für die Analyse von Sozialverhalten bereitstellt.
3. Soziale Verhaltenskomponenten im Gruppenleben: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Aspekten sozialen Verhaltens im Gruppenleben von Tieren. Es analysiert kooperative Verhaltensweisen, wie Mutualismus, Nepotismus und reziproken Altruismus, wobei jeweils deren Vorteile und Strategien im Kontext der individuellen Fitness betrachtet werden. Auch Konflikte, inklusive Infantizid, werden unter dem Blickwinkel der soziobiologischen Theorie beleuchtet. Die Beispiele veranschaulichen, wie scheinbar altruistisches Verhalten oft doch durch eigennützige Strategien zur Maximierung der eigenen reproduktiven Fitness motiviert sein kann.
4. Die Soziobiologische Sicht auf den Menschen: Dieses Kapitel wendet die soziobiologische Theorie auf den Menschen an und diskutiert das Konzept der kulturellen Evolution. Es stellt die Frage, inwiefern menschliches Sozialverhalten durch genetische Faktoren beeinflusst wird und wie kulturelle Entwicklungen mit evolutionären Prinzipien in Einklang gebracht werden können. Der Abschnitt liefert den Kontext für die ethischen und gesellschaftlichen Debatten, die durch die soziobiologische Sichtweise auf den Menschen ausgelöst wurden. Hier werden komplexe Interaktionen zwischen Genetik und Kultur im menschlichen Sozialverhalten thematisiert.
5. Kritik: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene kritische Ansichten zur Soziobiologie. Es beleuchtet die kontroversen Diskussionen und Einwände gegen die Anwendung dieser Theorie auf den Menschen. Hier werden sowohl methodische als auch ethische Kritikpunkte eingehend besprochen und die Grenzen der Theorie aufgezeigt. Die Diskussion dieser Kritik ist essentiell, um ein umfassendes und differenziertes Verständnis der Soziobiologie zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Soziobiologie, natürliche Selektion, Fitness, reproduktive Eignung, Sozialverhalten, Kooperation, Altruismus, Konflikt, Infantizid, kulturelle Evolution, Gen, Evolutionstheorie, Darwinismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Soziobiologie
Was ist der Inhalt dieser Arbeit zur Soziobiologie?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die Soziobiologie. Sie beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Glossar mit Schlüsselbegriffen. Der Fokus liegt auf der Erklärung sozialen Verhaltens (menschlich und tierisch) aus evolutionärer Perspektive, insbesondere unter Berücksichtigung der natürlichen Selektion und des Fitnessbegriffs. Die Arbeit behandelt sowohl die biologischen Grundlagen als auch die Anwendung der Theorie auf den Menschen, inklusive einer kritischen Auseinandersetzung.
Welche biologischen Grundlagen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit erläutert die fundamentalen biologischen Grundlagen der Soziobiologie, insbesondere die natürliche Selektion und den Begriff der Fitness (direkte und indirekte). Es wird erklärt, wie die Anpassung von Organismen an ihre Umwelt und die damit verbundenen Selektionsvorteile das soziale Verhalten beeinflussen. Die Bedeutung der Reproduktion und Selbsterhaltung für den Erfolg eines Gens im Genpool wird hervorgehoben.
Welche Aspekte sozialen Verhaltens werden untersucht?
Die Arbeit analysiert verschiedene Aspekte sozialen Verhaltens, sowohl im Tierreich als auch beim Menschen. Im Fokus stehen kooperative Verhaltensweisen wie Mutualismus, Nepotismus und reziproker Altruismus, aber auch nicht-kooperative Verhaltensweisen wie Konflikte und Infantizid. Es wird untersucht, wie scheinbar altruistisches Verhalten durch eigennützige Strategien zur Maximierung der individuellen reproduktiven Fitness motiviert sein kann.
Wie wird die Soziobiologie auf den Menschen angewendet?
Die Arbeit wendet die soziobiologische Theorie auf den Menschen an und diskutiert das Konzept der kulturellen Evolution. Es wird die Frage behandelt, inwieweit menschliches Sozialverhalten durch genetische Faktoren beeinflusst wird und wie kulturelle Entwicklungen mit evolutionären Prinzipien in Einklang gebracht werden können. Die komplexen Interaktionen zwischen Genetik und Kultur im menschlichen Sozialverhalten werden thematisiert.
Welche Kritikpunkte an der Soziobiologie werden angesprochen?
Die Arbeit präsentiert verschiedene kritische Ansichten zur Soziobiologie, sowohl methodischer als auch ethischer Natur. Es werden Einwände gegen die Anwendung der Theorie auf den Menschen diskutiert und die Grenzen der Theorie aufgezeigt. Diese kritische Auseinandersetzung ist essentiell für ein umfassendes und differenziertes Verständnis der Soziobiologie.
Welche Schlüsselbegriffe werden in der Arbeit verwendet?
Schlüsselbegriffe umfassen: Soziobiologie, natürliche Selektion, Fitness, reproduktive Eignung, Sozialverhalten, Kooperation, Altruismus, Konflikt, Infantizid, kulturelle Evolution, Gen, Evolutionstheorie, Darwinismus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Biologische Grundlagen der soziobiologischen Theorie, Soziale Verhaltenskomponenten im Gruppenleben, Die Soziobiologische Sicht auf den Menschen, Kritik, Fazit, Literaturangaben.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für Personen gedacht, die sich akademisch mit der Soziobiologie auseinandersetzen möchten. Sie eignet sich besonders für Studierende der Biologie, Soziologie, Anthropologie und verwandter Disziplinen.
- Quote paper
- Kerstin Meyer (Author), 2006, Soziobiologie - Das egoistische Gen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68378