Die Frage, wie der Mensch zu dem geworden ist, was er ist, hat nach weithin allgemeiner Anerkennung der Naturforscher Charles Darwin Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals wissenschaftlich beantwortet. Sein Hauptwerk “On the Origin of Species by Means of Natural Selection“ – auf Deutsch „Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl“ –, erstmals 1859 veröffentlicht, bildete die Grundlage für die moderne Biologie und stellt somit den Ausgangspunkt jeder wissenschaftlichen Arbeit auf dem Forschungsgebiet der Merkmalsvererbung und Entwicklung dar. In diesem Werk weist Darwin die menschliche Verwandtschaft zum Tierreich nach und bietet somit ein logisches Modell der Herausbildung von verschiedenen Merkmalen an. Danach verfügen die heutigen Lebewesen über eine perfekte Anpassung an ihre bestehende Umwelt, da die von ihnen genutzten Werkzeuge wie beispielsweise Schnäbel, Hände, Füße, Häute oder Haare ihren Vorfahren in der Vergangenheit einen Selektionsvorteil gegenüber anderen Artgenossen, die nicht über genau diese Art von Werkzeugen verfügen konnten, verschafft hatten.
1872 veröffentlichte Darwin “The Expression of the Emotions in Man and Animals“ – „Vom Ausdruck der Emotionen bei Menschen und Tieren“. Sein Hauptanliegen war es, die phylogenetische Entwicklung von Emotionen nachzuweisen, also den Nachweis zu erbringen, dass die Emotionen ebenfalls ihren Ursprung im Tierreich haben und keine „Erfindung“ des Menschen sind. Er konzentrierte sich dabei hauptsächlich auf die „Mimik, aber auch Gestik, Vokalisationen“ und physiologische Veränderungen berücksichtigte Darwin für seine Forschungen. Er stellte neben der Betrachtung der Natur von Emotionen eine Verbindung zwischen der Aktualgenese und dem konkreten Emotionsausdruck her, weshalb auch grundsätzlich von einer „Theorie der Emotionen“ gesprochen werden kann. Diese Ausarbeitung eines an der Universität Potsdam im Wintersemester 2006/2007 gehaltenen Referats stellt die wichtigsten Merkmale seiner Theorie vor. Dabei lasse ich mich von folgenden Fragen leiten:
Was versteht Darwin unter Emotionen?
Wie äußern sie sich?
Wie sind sie seiner Auffassung nach entstanden bzw. wie kommt es zu Emotionen?
Wie ist Darwin in seiner Forschung vorgegangen?
Und welchen Sinn haben Emotionsausdrücke?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition von Emotion
- Äußerung von Emotionen
- Entstehung von Emotionen
- Darwins Forschungsmethoden
- Methode 1: Intrakulturelle Beurteilung des Emotionsausdrucks
- Methode 2: Interkultureller Vergleich des Emotionsausdrucks
- Methode 3: Beobachtung des Emotionsausdrucks von Kindern
- Methode 4: Vergleich des Emotionsausdrucks von Menschen und Tieren
- Methode 5: Beobachtung des Emotionsausdrucks von Blindgeborenen
- Methode 6: Beobachtung des Emotionsausdrucks von Geisteskranken
- Biologische Funktionen
- Organismische Funktion
- Kommunikative Funktion
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung untersucht Darwins Emotionstheorie, indem sie seine Definition von Emotionen, deren Äußerung und Entstehung beleuchtet. Sie analysiert Darwins Forschungsmethoden und die biologischen Funktionen von Emotionsausdrücken. Das Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis von Darwins Beitrag zur Emotionspsychologie zu vermitteln.
- Darwins Definition von Emotionen und deren Abgrenzung zu tierischen Ausdrucksweisen
- Analyse der verschiedenen Ausdrucksformen von Emotionen nach Darwin
- Darwins Erklärung der Entstehung von Emotionen und deren Zusammenhang mit kognitiven Prozessen
- Die verschiedenen Forschungsmethoden Darwins zur Untersuchung von Emotionen
- Die biologischen Funktionen von Emotionsausdrücken im Hinblick auf Organismus und Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in Darwins Werk "The Expression of the Emotions in Man and Animals" ein und erläutert dessen Bedeutung für die Entwicklung der Emotionspsychologie. Sie skizziert Darwins Hauptanliegen, die phylogenetische Entwicklung von Emotionen nachzuweisen und stellt die zentralen Forschungsfragen der Ausarbeitung vor.
Definition von Emotion: Dieses Kapitel beschreibt Darwins Definition von Emotionen, die auf einem alltagsnahen Verständnis basiert und Emotionen als bewusste, mentale Zustände von Menschen und höheren Tieren charakterisiert. Darwin’s Experimente mit Affen werden erwähnt, um die Existenz von Emotionen auch bei Tieren zu belegen. Es werden verschiedene Emotionen aufgezählt, die Darwin in seiner Theorie berücksichtigt.
Äußerung von Emotionen: Das Kapitel konzentriert sich auf die verschiedenen Ausdrucksformen von Emotionen nach Darwin, die er als Gesamtheit beobachtbbarer körperlicher Veränderungen auffasst. Mimik, Gestik, Vokalisationen und physiologische Veränderungen werden als wichtige Aspekte des Emotionsausdrucks hervorgehoben. Die Möglichkeit einer willentlichen Kontrolle des Emotionsausdrucks und das Beispiel des Errötens werden diskutiert, wobei die Rolle der Selbstaufmerksamkeit betont wird. Der Emotionsausdruck wird als direkter Hinweis auf das Vorliegen einer Emotion verstanden.
Entstehung von Emotionen: Dieses Kapitel behandelt Darwins Theorie zur Entstehung von Emotionen. Es wird erläutert, dass Emotionen in der Aktualgenese durch kognitive Einschätzungen und Bewertungen von Objekten, Situationen oder Ereignissen entstehen. Darwins Annahme, dass die kognitive Beschäftigung mit dem emotionsauslösenden Sachverhalt die Emotion verstärken oder abschwächen kann, wird detailliert dargestellt.
Darwins Forschungsmethoden: Dieses Kapitel beschreibt die sechs Hauptmethoden, die Darwin in seiner Forschung zur Emotionstheorie anwandte. Dazu gehören die intrakulturelle und interkulturelle Beurteilung des Emotionsausdrucks, die Beobachtung des Emotionsausdrucks von Kindern, der Vergleich zwischen Menschen und Tieren, sowie die Beobachtung von Blindgeborenen und Geisteskranken. Jede Methode wird kurz beschrieben und ihr Beitrag zur Gesamtforschung erläutert.
Biologische Funktionen: Dieses Kapitel untersucht die biologischen Funktionen von Emotionsausdrücken nach Darwin. Die organismische Funktion, die auf die Anpassung des Individuums an seine Umwelt abzielt, und die kommunikative Funktion, die auf die Interaktion und Verständigung mit anderen Individuen ausgerichtet ist, werden differenziert erklärt und ihre Bedeutung für das Überleben und die soziale Interaktion hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Charles Darwin, Emotionstheorie, Emotionsausdruck, Mimik, Gestik, Vokalisationen, phylogenetische Entwicklung, kognitive Bewertung, biologische Funktionen, interkultureller Vergleich, menschliche und tierische Emotionen.
Häufig gestellte Fragen zu Darwins Emotionstheorie
Was ist der Inhalt dieser Ausarbeitung über Darwins Emotionstheorie?
Die Ausarbeitung bietet einen umfassenden Überblick über Darwins Emotionstheorie. Sie beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Glossar mit Schlüsselbegriffen. Die Arbeit analysiert Darwins Definition von Emotionen, deren Äußerung und Entstehung, seine Forschungsmethoden und die biologischen Funktionen von Emotionsausdrücken. Das Ziel ist ein umfassendes Verständnis von Darwins Beitrag zur Emotionspsychologie.
Welche Kapitel umfasst die Ausarbeitung?
Die Ausarbeitung gliedert sich in die Kapitel: Einleitung, Definition von Emotion, Äußerung von Emotionen, Entstehung von Emotionen, Darwins Forschungsmethoden und Biologische Funktionen, sowie ein abschließendes Kapitel. Jedes Kapitel wird detailliert zusammengefasst.
Wie definiert Darwin Emotionen?
Darwin definiert Emotionen als bewusste, mentale Zustände sowohl von Menschen als auch von höheren Tieren. Seine Definition basiert auf einem alltagsnahen Verständnis und bezieht sich auf verschiedene Emotionen, die er in seiner Theorie berücksichtigt. Experimente mit Affen werden als Beleg für das Vorhandensein von Emotionen bei Tieren angeführt.
Wie beschreibt Darwin die Äußerung von Emotionen?
Darwin sieht den Emotionsausdruck als eine Gesamtheit beobachtbare körperlicher Veränderungen. Mimik, Gestik, Vokalisationen und physiologische Veränderungen werden als wichtige Aspekte hervorgehoben. Die Möglichkeit einer willentlichen Kontrolle des Ausdrucks und die Rolle der Selbstaufmerksamkeit werden diskutiert. Der Emotionsausdruck wird als direkter Hinweis auf das Vorliegen einer Emotion interpretiert.
Wie erklärt Darwin die Entstehung von Emotionen?
Laut Darwin entstehen Emotionen in der Aktualgenese durch kognitive Einschätzungen und Bewertungen von Objekten, Situationen oder Ereignissen. Die kognitive Beschäftigung mit dem emotionsauslösenden Sachverhalt kann die Emotion verstärken oder abschwächen.
Welche Forschungsmethoden verwendete Darwin?
Darwin nutzte sechs Hauptmethoden: Intrakulturelle und interkulturelle Beurteilung des Emotionsausdrucks, Beobachtung des Ausdrucks bei Kindern, Vergleich zwischen Menschen und Tieren, sowie die Beobachtung von Blindgeborenen und Geisteskranken. Jede Methode trägt zur Gesamtforschung bei.
Welche biologischen Funktionen von Emotionsausdrücken werden beschrieben?
Die Ausarbeitung unterscheidet zwischen der organismischen Funktion (Anpassung an die Umwelt) und der kommunikativen Funktion (Interaktion und Verständigung mit anderen). Beide Funktionen sind für das Überleben und die soziale Interaktion wichtig.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Ausarbeitung?
Schlüsselwörter sind: Charles Darwin, Emotionstheorie, Emotionsausdruck, Mimik, Gestik, Vokalisationen, phylogenetische Entwicklung, kognitive Bewertung, biologische Funktionen, interkultureller Vergleich, menschliche und tierische Emotionen.
- Quote paper
- Kevin Francke (Author), 2007, Die Emotionstheorie von Charles Darwin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68089