Hadrian baute Antinoos zu Ehren nicht nur eine Stadt mit seinem Namen, sondern erhob ihn sogar zum neuen Gott, dem er unzählige Kultbilder und Kulttraditionen einrichtete. Ehrungen dieser Größenordnung, für eine Person, die weder Mitglied der kaiserlichen Familie noch ein verdienter Beamter gewesen war, hatte es vorher nicht gegeben. Weinerlich „wie ein Weib“ soll Hadrian gewesen sein, nachdem sein Antinoos unter myteriösen Umständen 130 n. Chr. im Nil ertrunken war. Selbst für seine, einige Jahre später verstorbene Schwester soll er bei weitem nicht so viel Anteilnahme gezeigt haben.
Unweigerlich drängt sich die Frage auf, welches Faszinosum von Antinoos ausging, dass den Kaiser zu solch gottgleichen Ehren bewegte. Welche Beziehung hatte er zu dem Mann, für den er posthum eine Stadt errichten ließ. Diesen beiden Fragen auf den Grund zu gehen, soll für die folgende Arbeit maßgebend sein. Wichtig dabei soll die Suche nach Herkunft, Bildung und Wesen Antinoos sein, da sie Rückschlüsse auf seine Rolle in der Beziehung geben könnten. Hatte er vielleicht Einfluss auf politische Entscheidungen Hadrians und gab es Auswirkungen auf die Ehe mit Sabina? Basierte die Beziehung nur auf erotischer Anzieh-ung oder war es tiefbindende Liebe? Lässt sie sich mit der idealisierten Knabenliebe der Griechen vergleichen, die seit der klassischen Zeit mit einem festen Regelwerk und einer Kulturtradition ausgestattet war? Welches Echo auf die Beziehung ist aus den Quellen ersichtlich und welche Rückschlüsse ergeben sich daraus auf die Akzeptanz dieser Liebe am Hof und im Volk?
Um die Fragen zu klären, stehen verhältnismäßig wenig Quellen zur Verfügung. Hinweise zu Antinoos selbst können meist nur späteren oder christlichen Schriften entnommen werden, wobei diese aufgrund anderer Moralvorstellungen meist polemisierend und daher nur mit Vorsicht zu genießen sind. Die archäologischen Zeugnisse für Antinoos sind wiederum äußerst zahlreich. Über 100 Statuen und 140 Münztypen sind erhalten, die allerdings zu einem Großteil den idealisierten Gott, nicht den Menschen Antinoos darstellen.
Die Quellenlage zum Verhältnis an sich ist ebenfalls äußerst dürftig. In der Forschung entwickelten sich daher, abhängig von jeweiligem Zeitgeist und Moralvorstellung, unterschiedliche Theorien.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Antinoos Herkunft
- 3. Das Treffen mit Hadrian und der Weg zum Kaiserliebling
- 4. Antinoos Anziehungskraft
- 5. Die Natur der Beziehung
- 6. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Kaiser Hadrian und Antinoos. Ziel ist es, das faszinierende Verhältnis zwischen dem römischen Kaiser und dem jungen Antinoos zu beleuchten und die Gründe für Hadrians außergewöhnliche Verehrung zu ergründen. Die Arbeit analysiert Antinoos' Herkunft und seine Rolle in der Beziehung zu Hadrian.
- Antinoos' Herkunft und sozialer Status
- Die Natur der Beziehung zwischen Hadrian und Antinoos
- Hadrians Reaktion auf Antinoos' Tod und die daraus resultierenden Ehrungen
- Die Darstellung Antinoos' in den Quellen und die archäologischen Funde
- Der Vergleich der Beziehung mit der idealisierten Knabenliebe der Griechen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Faszinationspotential Antinoos', das Hadrian zu göttlichen Ehrungen bewegte, und nach der Natur ihrer Beziehung. Sie erläutert die spärliche Quellenlage und die Notwendigkeit, Herkunft, Bildung und Wesen Antinoos' zu untersuchen, um seine Rolle in der Beziehung zu Hadrian besser zu verstehen. Die Arbeit untersucht den Einfluss Antinoos' auf politische Entscheidungen Hadrians, die Auswirkungen auf dessen Ehe mit Sabina, und die Akzeptanz der Beziehung am Hof und im Volk.
2. Antinoos Herkunft und Bildung: Dieses Kapitel befasst sich mit Antinoos' Herkunft aus Bithynien und seinem möglichen Geburtsdatum, das anhand postumer Skulpturen und einer umstrittenen Inschrift aus Lanuvium auf den 27. November datiert wird. Die Quellenlage über seine Familie ist dürftig und liefert lediglich Hinweise auf einen möglichen mittelständischen Hintergrund, wobei die Sklavenhypothese ausgeschlossen wird. Das Kapitel diskutiert die Schwierigkeit, Antinoos' Aussehen und Alter aus den vorhandenen, meist idealisierten Darstellungen zu rekonstruieren, wobei ein mögliches Porträt auf einem hadrianischen Rundmedaillon am Konstantinsbogen in Rom diskutiert wird. Die widersprüchlichen Aussagen in antiken Quellen über Antinoos' Herkunft und sozialen Status werden kritisch beleuchtet.
Schlüsselwörter
Hadrian, Antinoos, Kaiserzeit, Rom, Bithynien, Knabenliebe, göttliche Verehrung, Quellenkritik, Archäologie, politischer Einfluss, soziale Stellung.
Häufig gestellte Fragen: Hadrian und Antinoos
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Kaiser Hadrian und Antinoos, beleuchtet ihr faszinierendes Verhältnis und die Gründe für Hadrians außergewöhnliche Verehrung Antinoos'. Die Analyse umfasst Antinoos' Herkunft, seine Rolle in der Beziehung zu Hadrian und die Auswirkungen auf Hadrians Leben und Herrschaft.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Antinoos' Herkunft und sozialer Status, die Natur der Beziehung zwischen Hadrian und Antinoos, Hadrians Reaktion auf Antinoos' Tod und die daraus resultierenden Ehrungen, die Darstellung Antinoos' in den Quellen und archäologischen Funden sowie ein Vergleich der Beziehung mit der idealisierten Knabenliebe der Griechen. Der Einfluss Antinoos' auf politische Entscheidungen Hadrians und die Auswirkungen auf dessen Ehe mit Sabina werden ebenfalls untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: 1. Einführung, 2. Antinoos Herkunft, 3. Das Treffen mit Hadrian und der Weg zum Kaiserliebling, 4. Antinoos Anziehungskraft, 5. Die Natur der Beziehung und 6. Resümee. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Beziehung zwischen Hadrian und Antinoos.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist, was das Faszinationspotential Antinoos' war, das Hadrian zu göttlichen Ehrungen bewegte, und welche Natur ihre Beziehung hatte. Die Arbeit versucht, die spärliche Quellenlage zu analysieren und die Herkunft, Bildung und das Wesen Antinoos' zu untersuchen, um seine Rolle in der Beziehung zu Hadrian besser zu verstehen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf eine Analyse antiker Quellen und archäologischer Funde. Die Quellenlage wird als spärlich beschrieben, und die widersprüchlichen Aussagen in den antiken Quellen über Antinoos' Herkunft und sozialen Status werden kritisch beleuchtet. Die Arbeit diskutiert auch idealisierte Darstellungen Antinoos', wie z.B. ein mögliches Porträt auf einem hadrianischen Rundmedaillon am Konstantinsbogen in Rom.
Wie wird Antinoos' Herkunft dargestellt?
Das Kapitel über Antinoos' Herkunft befasst sich mit seinem Geburtsort Bithynien und einem möglichen Geburtsdatum (27. November). Die Quellenlage über seine Familie ist dürftig, und es wird ein möglicher mittelständischer Hintergrund angenommen. Die Sklavenhypothese wird ausgeschlossen. Die Schwierigkeit, Antinoos' Aussehen und Alter aus den vorhandenen, meist idealisierten Darstellungen zu rekonstruieren, wird ebenfalls thematisiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Hadrian, Antinoos, Kaiserzeit, Rom, Bithynien, Knabenliebe, göttliche Verehrung, Quellenkritik, Archäologie, politischer Einfluss, soziale Stellung.
- Quote paper
- Corina Winkler (Author), 2003, Hadrian und Antinoos, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68057