Zurzeit studieren über 1,6 Millionen Studierende weltweit an ausländischen Hochschulen. Gemessen an den Zahlen der gesamten internationalen Migration handelt es sich bei den ausländischen Studierenden um eine sehr kleine Gruppe, der jedoch von vielen westlichen Regierungen eine große Bedeutung zugeschrieben wird. Die Gaststudierenden werden in der Regel als zukünftige Eliten ihrer Länder gesehen und sind damit erworbene Partner der wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Kooperation. Durch die Aufnahme der Gaststudierenden erhoffen sich die Aufnahmeländer vor allem die Stärkung ihrer Standorte. Die Aufnahme von Studierenden aus Entwicklungsländern wird zudem als „Bildungshilfe“ im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit für die Herkunftsländer verstanden. Während des Auslandaufenthalts werden ausländische Studierende auch als „kulturelle Vermittler“ geschätzt, deren anderskulturelle Prägung als Innovationsfaktor wahrgenommen wird, der die Forschung, Lehre und Gastkultur bereichern kann. Nach der Rückkehr in die Heimatländer wird von den ausländischen Studierenden erwartet, dass sie Verhältnis und Kenntnis über die Kultur des ehemaligen Gastlandes in ihrem Heimatland verbreiten, somit auch hier als „kulturelle Vermittler“ auftreten. Der Studierendenaustausch in Europa wird von der Europäischen Union unterstützt, da erhofft wird, dass die zukünftigen europäischen Entscheidungsträger durch den Auslandsaufenthalt diejenigen Kompetenzen erwerben können, die sie befähigen, die europäische Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Ebene zu intensivieren. Die Idee eines „geeigneten Europas“ soll durch das Beispiel der Erasmusstipendiaten verbreitet werden und an Akzeptanz gewinnen. Auf dieser Weise soll der Studierendenaustausch in Europa auch die Identifikation der Bürger mit der europäischen Gemeinschaft vertiefen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichte der internationalen Bildungsmigration
3. Europäische Zusammenarbeit im Bildungsbereich
3.1. Die Entwicklung einer gemeinsamen Bildungspolitik
3.2. Neue Zielsetzungen der Europäischen Union durch den Maastrichter Vertrag
3.3. Bildungsprogramme der Europäischen Union
4. Das ERASMUS-Programm in Europa
4.1. Was ist ERASMUS?
4.2. Zielsetzungen des Erasmus-Programms
4.3. Teilnehmende Länder
4.4. Leistungen für Studenten
5. Das ERASMUS-Programm in der Bundesrepublik Deutschland
5.1. Studierendenmobilität aus und nach Deutschland
5.2. Beteiligung deutscher Hochschulen
5.3. Dozentenmobilität
6. Beratungsstellen
7. Förderung
7.1. Förderung von Auslandsaufenthalten nach dem BAföG
7.2. Der DAAD als Nationale SOKRATES/ERASMUS – Agentur in Deutschland
7.2.1. Aufgaben des DAAD
7.2.2. Stipendien des DAAD
7.3. Förderung durch andere Einrichtungen
7.3.1. Stipendien der Carl Duisberg Gesellschaft e.V. (CDG)
7.3.2. Stipendien der Fulbright-Kommission
7.3.3. Deutsch-französisches Hochschulkolleg (DFHK)
7.3.4. Stipendien der Britischen Botschaft
7.3.5. Stipendien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
7.3.6. Begabtenförderungswerke
7.3.7. Vermittlung von Fremdsprachassistent/innen
8. Kritikpunkte
9. Fazit
1. Einleitung
Zurzeit studieren über 1,6 Millionen Studierende weltweit an ausländischen Hochschulen. Gemessen an den Zahlen der gesamten internationalen Migration handelt es sich bei den ausländischen Studierenden um eine sehr kleine Gruppe, der jedoch von vielen westlichen Regierungen eine große Bedeutung zugeschrieben wird.
Die Gaststudierenden werden in der Regel als zukünftige Eliten ihrer Länder gesehen und sind damit erworbene Partner der wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Kooperation. Durch die Aufnahme der Gaststudierenden erhoffen sich die Aufnahmeländer vor allem die Stärkung ihrer Standorte. Die Aufnahme von Studierenden aus Entwicklungsländern wird zudem als „Bildungshilfe“ im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit für die Herkunftsländer verstanden. Während des Auslandaufenthalts werden ausländische Studierende auch als „kulturelle Vermittler“ geschätzt, deren anderskulturelle Prägung als Innovationsfaktor wahrgenommen wird, der die Forschung, Lehre und Gastkultur bereichern kann. Nach der Rückkehr in die Heimatländer wird von den ausländischen Studierenden erwartet, dass sie Verhältnis und Kenntnis über die Kultur des ehemaligen Gastlandes in ihrem Heimatland verbreiten, somit auch hier als „kulturelle Vermittler“ auftreten.
Der Studierendenaustausch in Europa wird von der Europäischen Union unterstützt, da erhofft wird, dass die zukünftigen europäischen Entscheidungsträger durch den Auslandsaufenthalt diejenigen Kompetenzen erwerben können, die sie befähigen, die europäische Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Ebene zu intensivieren. Die Idee eines „geeigneten Europas“ soll durch das Beispiel der Erasmusstipendiaten verbreitet werden und an Akzeptanz gewinnen. Auf dieser Weise soll der Studierendenaustausch in Europa auch die Identifikation der Bürger mit der europäischen Gemeinschaft vertiefen.
2. Geschichte der internationalen Bildungsmigration
Ein grenzüberschreitender studentischer Austausch existierte schon bevor es reguläre Universitäten gab. Die Ursprünge des Studiums im Ausland sind im antiken Griechenland, dem römischen Reich sowie an den frühen ägyptischen und asiatischen Hochkulturen zu finden[1].
Nach der Entstehung der europäischen Universitäten in 12. und 13. Jahrhundert zieht es Schüler und Lehrer nach Italien, Frankreich und England. Es entwickeln sich die ersten universitären Hochburgen. Bildungsmigration ist im Spätmittelalter eher die Regel als die Ausnahme. Die Universitäten haben einen universalistischen Anspruch, der sich neben vielen ausländischen Studierenden auch in der Durchführung des „Studium Generale“ ausdruckt.
In der frühen Neuzeit wird die Prüfung der Berufsfähigkeit den Universitäten entzogen und unter die Verantwortung der Berufsstände, Korporationen oder Kirchen gestellt. In dieser Zeit verändert sich die Zusammenstellung der ausländischen Studentenschaft. Die Entscheidung für ein Auslandsstudium ist nun vielfach Ausdruck eines hohen Sozialstatus und die wichtigen Universitäten werden nun zu Treffpunkten der europäischen Eliten. Das Studium in der Ferne dient nun weniger der wissenschaftlichen Ausbildung oder Berufsqualifikation, sondern es soll ermöglichen, fremde Kulturen und Sitten kennen zu lernen.
Im Zuge der Entstehung der europäischen Nationalstaaten werden die Universitäten zu nationalen Institutionen. Der enge Zusammenhang zwischen der kulturellen Ausweitung des Nationalstaats und dem Auslandsstudium zeigt sich in den kolonialen Expansionen der europäischen Nationen. Diese führen einerseits dazu, dass die Eliten der kolonialisierten Länder in den jeweiligen Metropolen studieren. Anderseits werden in den Kolonien Universitäten errichtet, in denen in der Sprache der Kolonialherren unterrichtet wird. Das Prinzip, den Einfluss des eigenen Staates durch die Ausbildung ausländischer Eliten auszuweiten, findet sich verstärkt in den folgenden Jahren.
Im 20. Jahrhundert werden Universitäten noch bewusster als Instrumente der nationalen Kulturpolitik gebraucht. So fördern z.B. nach dem zweiten Weltkrieg sowohl die USA als auch die UDSSR das Studium ausländischer Studierende in ihren Ländern, die durch den Kontakt mit der jeweiligen Ideologie von deren Richtigkeit überzeugt werden sollen. Auf dieser Weise will man ausländische Eliten zu Freunden und Förderern des eigenen Landes erziehen.
Mit dem allgemeinen Anstieg der weltweiten Studentenzahlen geht nach dem zweiten Weltkrieg auch die Zunahme der internationalen Bildungsmigration einher. Ein sehr großer Teil der internationalen Bildungsmigration findet von außereuropäischen Ländern nach Europa oder zwischen europäischen Ländern statt. Insgesamt gehen 70% der internationalen Bildungsmigration in nur sechs Länder. Die wichtigsten Zielländer sind die USA, gefolgt von Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Australien und Russland[2].
3. Europäische Zusammenarbeit im Bildungsbereich
3.1. Die Entwicklung einer gemeinsamen Bildungspolitik
Die allgemeine Bildung in Europa ist tief verwurzelt und sehr vielfältig. Schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es verschiedene Initiativen einzelner Länder, die auf engere Verbindung zwischen den europäischen Ländern abzielten[3]. 1957 war es so weit. Die Vertreter Belgiens, Frankreichs, Italiens, Luxemburgs, der Niederlande und Deutschland unterzeichneten in Rom den Vertrag über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Seither hat sich die europäische Gemeinschaft bis auf 27 Länder erweitert und hat an Zusammenhalt gewonnen.
Auch auf dem Gebiet der Bildungspolitik wurden in vergangenen Jahren Fortschritte erzielt. 1976 startete ein Aktionsprogramm im Bildungsbereich – eine Gemeinschaftskooperation, die die wesentlichen Linien der später folgenden Aktionsprogramme geprägt hat. Dieses Aktionsprogramm, das quasi Vorläufer des ERASMUS-Programms war stellte sechs Bereiche heraus:
- Bildung und Ausbildung des Staatsangehörigen anderer Mitgliedsstaaten. Die Mitgliedsstaaten verpflichteten sich insbesondere dazu, Kinder von Staatsangehörigen anderer Mitgliedsstaaten besser aufzunehmen und ihnen die Anpassung an das Schulsystem sowie das soziale Leben des Gastlandes zu ermöglichen;
- Verbesserung der Information und Vergleichbarkeit der Bildungssysteme;
- Zusammenstellung von Dokumentationsmaterial und Statistiken im Bildungswesen;
- Kooperation auf dem Gebiet des Hochschulwesens;
- Förderung des Fremdsprachenunterrichts;
- Ausbau der Chancengleichheit und Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung.
Daraufhin wurden weitere Aktionen und Initiativen initiiert, die ihre Umsetzung hauptsächlich in Projekten zum Informations- und Erfahrungsaustausch fanden[4].
So wurde 1980 auf Initiative der Europäischen Kommission EURYDICE - das Bildungsinformationsnetz der EU - gestartet. Die Netzwerke haben zum Ziel den regelmäßigen Austausch von Studierenden zu organisieren, diese zu betreuen und curriculare Integration vorzubereiten[5]. Dieses Experiment wird als erfolgreich und erweiterungsfähig eingestuft.
Mit Einleitung 1986 des ERASMUS-Programms (das zurzeit vom Programm SOKRATES fortgeführt wird) wandte sich das bis dahin auf den Informationsaustausch gerichtete Interesse dem Studentenaustausch zu. ERASMUS zielte darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und damit eine umfassendere wechselseitige Anerkennung von Qualifikationen zu fördern, sowie eine größere Mobilität von Studenten und Dozenten zwischen Einrichtungen in der europäischen Gemeinschaft herbeizuführen[6]. Das ERASMUS-Programm wird häufig als eine der erfolgreichsten Initiativen einer Europäischen Gemeinschaft bezeichnet.
Seit Januar 1991 gilt auch eine Richtlinie zur allgemeinen Anerkennung der Hochschuldiplome. Jedoch wurde die Bildung erst 1992, bei Errichtung des einheitlichen Binnenmarktes, in dem in Maastricht unterzeichneten Vertrag über die Europäische Union als eigenständiger, rechtmäßiger Zuständigkeitsbereich der EU anerkannt.
[...]
[1] Vgl. Budke 2003, S. 25 ff.
[2] Vgl. Budke 2003, S.27.
[3] Vgl. Neuner 1996, S.10 ff.
[4] Vgl. Fritsch, 1998, S.7 ff.
[5] http://ec.europa.eu/education/programmes/socrates/eurydice/index_de.html
[6] Vgl. Fritsch 1998, S. 30.
- Arbeit zitieren
- Nataliya Gür (Autor:in), 2006, Studieren ohne Grenzen: Förderung des Auslandsstudium am Beispiel des ERASMUS/Sokrates-Programms, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68042
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