Am 12. Oktober 2002 ereigneten sich „die schlimmsten Bombenanschläge in der
Geschichte Indonesiens“ (Niesen, 2002): Kurz nach 23 Uhr explodierten drei Bomben auf Bali, bei denen über 200 Menschen ums Leben kamen und über 300 Menschen verletzt wurden. Zu den Opfern zählten vor allem Touristen. Zwei der Bomben explodierten vor bzw. in Diskotheken in Kuta, Balis „Touristenmeile“, die dritte Bombe etwa 100 Meter entfernt vom US-Konsulat in Denpasar.
Der Anschlag ereignete sich genau ein Jahr, einen Monat und einen Tag nach dem
Anschlag des elften September 2001 auf das „World Trade Center“ in New York und am Jahrestag des Anschlags auf die „USS Cole“ im Jahr 2000. Somit lassen sich die Bomben auf Bali in eine Chronologie internationaler Terroranschläge einfügen, die allgemein als Angriffe gegen die „westliche Welt“ verstanden werden. Als Täter des Bali-Anschlags wurden Mitglieder der indonesischen islamisch-militanten „Jemaah Islamiyah“ („Islamische Gemeinschaft“) verhaftet und verurteilt. Die Organisation gilt als Arm der „Al-Qaeda“ in Südostasien.
Die globale Dimension des Bali-Anschlags ist damit ausreichend geklärt: Die
Bomben sind Teil eines Konflikts, der sich leicht in aktuelle Debatten über internationalen Terrorismus, einen „Kampf der Kulturen“ oder Ost-West-Dichotomien, „Kulturalismus“, „kulturellen Imperialismus“ oder „kulturelle Hegemonie“ als Folge der Globalisierung westlicher Lebensstile und des Kapitalismus eingliedern lässt. Der Anschlag auf das „World Trade Center“ hatte bereits die ganze Welt, vor allem aber die Bevölkerung der Vereinigten
Staaten in einen Schock versetzt und existierende Weltbilder ins Schwanken gebracht. Der Anschlag auf Bali fiel daher in eine Zeit allgemeiner, internationaler Terrorangst und Verunsicherung bezüglich der bestehenden globalen Systeme und Machtverhältnisse, die in Form von Diskussionen und Medienberichten, politischen Veranstaltungen, Maßnahmen und Gesetzgebungen spür- und sichtbar werden. Auch eine in den internationalen Medien, als
Reaktion auf den Anschlag, häufig gestellte Frage drückte die allgemeine Angst und Verunsicherung aus: „Und was wird am dreizehnten November 2003 geschehen?“ [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eine Botschaft an die Welt
- Bali
- Die vorliegende Arbeit
- Erstes Kapitel: Die Entstehung des Paradieses
- Die Konstruktion des Bali -Images
- Bali, das Touristenparadies – Imagekonstruktion in der Tourismusbranche
- Geschichte einer kulturellen Begegnung und die Interaktion globaler und lokaler Netzwerke
- Balis historische Entwicklung zum „Paradies“
- Erste Begegnungen
- Die Geburt eines Mythos
- Bali,,,kulturelle Spitze“ der Nation
- ,,Mutter Bali“
- ,,Schaufenster\" der Republik
- ,,Provinz des Friedens”
- Zweites Kapitel: Was es bedeutet, ein Touristenparadies zu sein - Sozio-kulturelle, sozio-ökonomische und ökologische Auswirkungen des Tourismus auf Bali
- Das Dilemma des Kulturtourismus und die „Touristifizierung“ der balinesischen Kultur
- Globalisierung und Modernisierung
- Abhängigkeiten, Rückkopplungseffekte und die Verteilung der Profite
- Disparität, Migration und deren soziale Folgen
- Wassermangel, Müll und Erosion
- Bali - Die perfekte Lösung?
- Drittes Kapitel: Die Zerstörung des Paradieses?
- Der Anschlag - Folge globaler Einbindung der Insel?
- Fakten, Täter und Motive
- Die Hintergründe: Globalisierung und Radikalisierung
- ,,Kampf der Kulturen“ oder „, blockierte Kommunikation“?
- Weak Link in the Anti-Terror Chain\" - Islamischer Radikalismus in Indonesien
- Balis Image nach dem Anschlag
- Balinesische Reaktionen auf den Anschlag
- Erste Reaktionen - zwischen Fassungslosigkeit und Mitgefühl
- Die ökonomische Krise
- Der Sicherheitsaspekt
- Die Beziehung der Balinesen zu muslimischen Mitbürgern und zum indonesischen Staat
- Die Beziehung der Balinesen zum „, Westen“
- Selbstdarstellung der Balinesen als Opfer ?
- Internationale Reaktionen auf den Anschlag
- Erste Reaktionen - zwischen Panik, „, Coolness\" und Alptraum
- Bali-Werbung danach
- Die Rückkehr der Touristen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit von Verena Christmann befasst sich mit den Auswirkungen des Tourismus auf Bali und dem Bombenanschlag von 2002. Sie analysiert die Entstehung des Bali-Images als Touristenparadies, die sozio-kulturellen, sozio-ökonomischen und ökologischen Folgen des Tourismus sowie die globalen und lokalen Hintergründe des Anschlags.
- Die Konstruktion des Bali-Images als Touristenparadies
- Die sozio-kulturellen, sozio-ökonomischen und ökologischen Auswirkungen des Tourismus auf Bali
- Der Zusammenhang zwischen Globalisierung und dem Bombenanschlag
- Die Folgen des Anschlags für Bali und seine Bewohner
- Die Rolle der Medien im Kontext des Anschlags
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert die Entstehung des Bali-Images als Touristenparadies. Es untersucht die Rolle der Tourismusbranche, die historische Entwicklung Balis und die Interaktion globaler und lokaler Netzwerke in diesem Prozess. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Auswirkungen des Tourismus auf Bali, darunter sozio-kulturelle, sozio-ökonomische und ökologische Folgen. Es beleuchtet die „Touristifizierung“ der balinesischen Kultur, die Abhängigkeiten, Rückkopplungseffekte und die Verteilung der Profite, sowie die Folgen von Disparität und Migration. Das dritte Kapitel widmet sich dem Bombenanschlag von 2002 und untersucht die globalen und lokalen Hintergründe des Anschlags, die Reaktionen der Balinesen und die internationalen Reaktionen. Das Kapitel beleuchtet außerdem die Rolle des islamischen Radikalismus in Indonesien und die Folgen des Anschlags für das Image von Bali.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Themen Tourismus, Imagekonstruktion, Globalisierung, Radikalisierung, Terrorismus, Kultur, Gesellschaft, Ökologie, Indonesien, Bali, Anschlag, Medien.
- Quote paper
- Verena Christmann (Author), 2005, Bomben im Paradies. Bali und der Anschlag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67711