Die vorliegende Arbeit soll eine Untersuchung einzelner Bereiche der mobilen Telekommunikation in Osteuropa darstellen.
Selbstverständlich kann in diesem Rahmen nicht jeder Markt der einzelnen Staaten Osteuropas bedacht werden.
In dieser Arbeit werden, nach einer kurzen Definition des geografischen Raumes „Osteuropa“, die Handykulturen in Bulgarien, Rumänien und Estland im zweiten bis fünften Teil bedacht. Dabei sieht nicht jede Analyse gleich aus. Zu Bulgarien bspw. erfährt man hier mehr über historische Bedingungen in der Politik und Kultur des Landes. Dies ist notwendig zu schildern, da so besser nachvollzogen werden kann, inwieweit sich das Handy in Bulgarien zu einem nationalen Symbol entwickeln konnte. Nicht immer war es dort ein beliebtes Kommunikationsmedium, da bestimmte Stereotypen ein negatives Bild verbreiteten. Dass es sich dennoch zu einem beliebten Kommunikationsmittel gewandelt hat, kann im zweiten Punkt der Arbeit „Handykultur in Bulgarien“ nachgelesen werden. Im dritten Teil, zur Handykultur in Estland, soll gezeigt werden, dass sich Estland zu einem Mobilfunkland entwickelt hat und zwar in wenigen Jahren. Dabei sollen in diesem Teil einige Ursachen dafür genannt werden und auch ein Blick auf aktuelle Trends geworfen werden. Ebenso soll der vierte Teil zu Rumänien funktionieren. Auch hier kann eine dynamische Entwicklung des Telekommunikationssektors festgestellt werden.
Der fünfte Teil dieser Arbeit schließlich soll der näheren Darstellung einiger relevanter Studien zum Thema „Mobilkommunikation in Osteuropa“ dienen. Insgesamt werden vier Studien aus den letzten fünf Jahren vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Allgemeines zu Osteuropa
2. Handykultur in Bulgarien Aktuelle Lage
3. Estland
4. Rumänien
5. Studien zu allgemeinen Trends im Mobilfunksektor Osteuropa
5. 1 Sükösd, Miklós/László, János L.: „Die Pionierzeit der M-Regierung. Wie das Mobiltelefon in ungarischen Selbstverwaltungen genutzt wird und wer die Rechnung bezahlt“. 2001
5. 2 Studie der Marktforscher „Forrester Research“: „Central and Eastern Europe Mobile Forecast 2005 – 2010“ (Michelle de Lussanet):
5. 3 Analyse Frost & Sullivan 2005
5. 4 Studie: „Monitoring Informationswirtschaft“, 7. Faktenbericht 2004 und 8. Faktenbericht 2005
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die vorliegende Arbeit soll eine Untersuchung einzelner Bereiche der mobilen Telekommunikation in Osteuropa darstellen.
Selbstverständlich kann in diesem Rahmen nicht jeder Markt der einzelnen Staaten Osteuropas bedacht werden.
In dieser Arbeit werden, nach einer kurzen Definition des geografischen Raumes „Osteuropa“ die Handykulturen in Bulgarien, Rumänien und Estland im zweiten bis fünften Teil bedacht. Dabei sieht nicht jede Analyse gleich aus. Zu Bulgarien bspw. erfährt man hier mehr über historische Bedingungen in der Politik und Kultur des Landes. Dies ist notwendig zu schildern, da so besser nachvollzogen werden kann, inwieweit sich das Handy in Bulgarien zu einem nationalen Symbol entwickeln konnte. Nicht immer war es dort ein beliebtes Kommunikationsmedium, da bestimmte Stereotypen ein negatives Bild verbreiteten. Dass es sich dennoch zu einem beliebten Kommunikationsmittel gewandelt hat, kann im zweiten Punkt der Arbeit „Handykultur in Bulgarien“ nachgelesen werden. Im dritten Teil, zur Handykultur in Estland, soll gezeigt werden, dass sich Estland zu einem Mobilfunkland entwickelt hat und zwar in wenigen Jahren. Dabei sollen in diesem Teil einige Ursachen dafür genannt werden und auch ein Blick auf aktuelle Trends geworfen werden. Ebenso soll der vierte Teil zu Rumänien funktionieren. Auch hier kann eine dynamische Entwicklung des Telekommunikationssektors festgestellt werden.
Der fünfte Teil dieser Arbeit schließlich soll der näheren Darstellung einiger relevanter Studien zum Thema „Mobilkommunikation in Osteuropa“ dienen. Insgesamt werden vier Studien aus den letzten fünf Jahren vorgestellt.
1. Allgemeines zu Osteuropa
Da es keine einheitlichen Definitionen gibt, welche Staaten genau Osteuropa angehören sollen, ist es nötig, eine Eingrenzung vorzunehmen. Darum wird im Folgenden eine Definition für das Osteuropa geliefert, das in dieser Hausarbeit thematisiert werden soll.
Zu Osteuropa zählen, grob gefasst,:
- das Baltikum mit Estland, Lettland, Litauen,
- Ostmitteleuropa mit Polen, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn
- Südosteuropa mit Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Rumänien, Serbien & Montenegro und
- die europäischen Länder der GUS, also Teile Russlands, Moldawien, Ukraine, Weißrussland.
Einige Länder dieser Regionen sind bereits Mitglieder der Europäischen Union, diese nennt man auch die “Neuen EU-Länder“. Dazu gehören Litauen, Lettland, Estland, die Slowakei, Polen, die Tschechische Republik, Ungarn und Slowenien[1]. Eine Mitgliedschaft für 2007 streben Rumänien und Bulgarien an.
2. Handykultur in Bulgarien
Zu Bulgariens Geschichte ist zunächst einmal erwähnenswert, dass dieses Land 45 Jahre lang ein loyaler, kommunistischer Satellit Russlands war. Das Modell des Leninismus, die erzwungene Kollektivierung, politische Gefangene, interne Spionage fand man auch hier. Im Jahr 1989 resignierte der damalige Präsident Todor Zhivkov, womit die kommunistische Diktatur zunächst beendet war. Seitdem haben einige Regierungen immer wieder versucht, in allen Bereichen des sozialen, ökonomischen und wirtschaftlichen Lebens Reformen durchzusetzen. Doch ein Wandel kam nur langsam und erfolgreiche Reformen noch langsamer. Varbanov spricht in seinem Aufsatz über Mobiltelefone in Bulgarien von Handys als kulturelle Symbole. Sein Anspruch ist eine Studie „of technology and culture in a poor and, until recently, oppressed nation“[2]. Er durchsuchte Zeitungs-Archive, sprach mit Nutzern, beobachtete Nachbarn und hörte die Meinung von Kindern, jungen Erwachsenen und Senioren.
Die Kultur und Technologie Bulgariens war jahrzehntelang dirigiert worden von einer korrupten, zentralisierten Autorität. Heute erproben junge und ehrgeizige Menschen endlich auch fremde Wege im sonst so traditionsverbundenen Land.
Die bulgarische Kultur wird heutzutage auch verändert durch die mobile Telekommunikations-Nutzung dieser Menschen. Telekommunikation ist der scheinbare Inbegriff der westlichen Zivilisation, die Verkörperung der amerikanischen Gesellschaft, die viele Bulgaren bewundern und anstreben, obwohl sie diese vor allem nur aus westlichen Filmen (glauben zu) kennen. Nach der politischen Wende erfuhren die Bürger eine neue, persönliche Freiheit. Einige Faktoren waren besonders wichtig für Varbanovs Analyse der Symbolik der Handynutzung. Um diese berücksichtigen zu können, müssen Ausländer eines zunächst besser verstehen: Unter der sowjetischen Herrschaft gab es eine große, kommunistische Elite, die sog. „Nomenklatura“. Sie ist als hierarchische, politische Infrastruktur, welche die Gesellschaft überlagerte, zu beschreiben. Das postkommunistische Bulgarien erbte zunächst Anfang der neunziger Jahre das sozialistisches Wirtschaftssystem und die elitäre Nomenklatura hielt somit die Schlüsselpositionen in der Regierung und in den kulturellen Institutionen. Laut Varbanov besteht jedoch kaum einen Unterscheid zwischen Kriminellen und der Regierung, da sich hier undemokratische Strukturen finden lassen. Es trat zwar bald ein technologischer Wandel ein, aber dieser wurde von der Elite ausgenutzt für die eigenen Zwecke.
Das erste Mobilfunksystem wurde schließlich verbreitet, als die Kommunisten abtraten. Eine Privatisierung von Firmen in Bulgarien verlief anfangs schwierig, da die Kommunistische Partei ängstlich war, Eigentum an ausländische Investoren zu verkaufen. Das Ausland dagegen sah das Land wiederum nicht als stabil genug an, um dort Geschäftsbeziehungen aufbauen zu können. Das erste Mobilfunkunternehmen „Mobikom“ eröffnete schließlich seine Geschäfte 1993. Das im Dezember 1992 in Sofia gegründete Unternehmen enthält zu 49% die britische Firma „Cable & Wireless“, Bulgarian Telecommunications Company (39%), sowie Radioelectronic Systems und auch partiell das bulgarische Verteidigungs-ministerium[3]. Heute ist Mobikom mit dem Netzwerk „Mobifon“ der führende Anbieter für analogen Mobilservice mit einer 95%igen Abdeckung des Territoriums. Sie betreiben Roaming in zehn Staaten in Zentral- und Osteuropa. 2001 traten sieben Kompanien in die Fußstapfen von Mobikom und erreichten insgesamt eine Penetrationsrate von 4%. Noch immer befinden sich ehemalige Kommunisten in Vorständen, auch bei den Mobil-Firmen. Diese wollen immer noch die Kontrolle behalten und profitieren vom Wachstum.
1994 wurde der erste GSM-Zusammenschluss „Mobiltel“ gegründet, mit dem Ziel, ein digitales Mobilnetzwerk zu gründen. Im Jahr 1998 verzeichnete das Unternehmen eine Wachstumsrate von 159%. Damit rangiert es auf Platz 7 der erfolgreichsten Zentraleuropäischen Unternehmen und als zweites in den GSM-Anbieter. Im Januar 1999 verzeichneten sie dann schon ein Wachstum von 320%, was mit insgesamt nur 63.000 Abonnements eine noch geringe Zahl ist.
1995 genehmigte das bulgarische Komitee für Post und Lang-Distanz-Kommunikation eine zweite Lizenz für ein anderes digitales Mobilnetz. In der darauf folgenden Zeit entwickelte sich ein unglaublicher, nahezu apokalyptischer Preis-Wettkampf im Telekommunikations-Geschäft zwischen dem Anbieter Mobiltel und seinem europäischen Konkurrenten KPN. Die Mobilfunkpreise in Bulgarien entwickelten sich zu den Höchsten auf der Welt. KPN wollte das ganze Land mit seinem digitalen Netzwerk versorgen, normale analoge Telefone ersetzen und niedrigere Preise anbieten.
Seit 1994 gibt es zahlreiche, mitunter sehr originelle Werbestrategien von Mobikom und Mobiltel. Anfangs erschienen sie monatlich in Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften. Bulgaren waren trotz dieser, noch recht raren Reklame, trotzdem sehr gut informiert über die Mobile Telekommunikation. Schon vor der Einführung der ersten Mobiltelefone 1993, kannten viele die Möglichkeiten des Kommunizierens über ein Handy, vor allem wieder aus Filmen, die im Land regelrecht verschlungen wurde, nach all den Jahren der beschränkten Benachrichtigung. Auch der freie Tourismus förderte den Informationsfluss im Land. Selbst Kinder kannten sehr bald die Möglichkeiten aus Filmen und auch aus den Spielzeuggeschäften.
Einige beeindruckende Werbekampagnen sollen nun vorgestellt werden:
Vom 19. bis 26. Juli 1999 fanden die Bulgaren täglich eine Anzeigenkampagne von Mobiltel in der Zeitung. Zusätzlich gab es einen Vermerk der aktuellen Mobilfunk-Nutzer-Zahl-Angabe. Für den 100.000 Kunden war ein Motorola-Handy als Prämie vorgesehen, inklusive eines freien Jahresvertrags. Auch Mobikom überzeugte mit einer originellen Werbestrategie für den 100.000 Kunden im Mai 1999. Eine Modelagentur stellte hierfür 130 hübsche Mädchen zur Verfügung, die in den Bussen aus der Provinz nach Sofia fuhren und dort mit einem riesigen, künstlichen Mobiltelefon warben. Die Damen standen u. a. auch am Straßenrand und machten so auf die Kampagne aufmerksam. Diese Art der Kundenwerbung war eine neue Erfahrung für die Einwohner. Die Kampagne reizte die Leute sehr, da einerseits ein großes Interesse an moderner Technologie seitens der Bürger vorhanden war und anderseits exzellente Infos von den Promoterinnen vergeben worden. Sehr oft gab es in diesen Zeiten in Bulgarien Handys als kooperative Prämien bei Gewinnspielen zu gewinnen. Das Unternehmen „Kraft Jacobs Suchard“ startete bspw. einen Wettbewerb für Großhändler. Aufgabe war es, das Label von Waffelverpackungen wegzuschicken – je mehr, desto höher war die Chance auf ein Handy. Das Gewinnspiel lief unter notarieller Aufsicht und es wurden schließlich 100 Handys vergeben.
[...]
[1] Auch MOEL (= Mittel- und Osteuropäische Länder) genannt
[2] Varbanov, Valentin: Mobile phones as post-communist cultural icons. S. 126
[3] Vgl.: Varbanov, S. 127
- Arbeit zitieren
- Katrin Saalbach (Autor:in), 2006, Die mobile Kommunikation in Osteuropa - Handykulturen in Bulgarien, Estland und Rumänien und ausgewählte Studien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67689
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