Gegenstand dieser Arbeit ist die konstruktive Konfliktbearbeitung durch Mediation. Eine offizielle Definition von Mediation lautet: „Mediation ist ein außergerichtliches interdisziplinäres Verfahren der Konfliktbearbeitung, in dem neutrale Dritte die Konfliktbeteiligten darin unterstützen, ihren Streit einvernehmlich zu lösen“ (www.infomediation.ch - Schweizer Dachverband Mediation). Zu Beginn wird demgemäß das Thema Konflikte behandelt. Es werden die Ebenen eines Konflikts dargestellt und geschildert, wie diese den Konflikt und die Konfliktbearbeitung beeinflussen. Anschließend wird aufgezeigt, welche Konfliktformen es gibt und wodurch Konflikte ausgelöst werden können. In einem weiteren Schritt wird das Konflikteskalationsmodell von Friedrich Glasl vorgestellt. Zum Abschluss des Kapitels wird beschrieben, wie Konflikte in der Mediation gesehen werden und wie diese Sichtweise zur konstruktiven Lösung von Konflikten beitragen kann.
Das folgende Kapitel widmet sich der Mediation. Es wird das Konzept der Mediation erläutert und die einzelnen Phasen behandelt. Außerdem werden die Techniken der mediativen Gesprächsführung exemplarisch erläutert und die möglichen Ergebnisse einer Mediation vorgestellt. Im Weiteren wird Mediation als ein Prozess des Lernens und der Weiterentwicklung konzipiert und auf die nachhaltige Wirkung von Mediation hingewiesen.
Der dritte Teil der Arbeit befasst sich mit einem speziellen Anwendungsbereich der Mediation - der Familienmediation. Nachdem beschrieben wurde wo und wie Familienmediation angewendet werden kann, wird besonders auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen eingegangen. Hierbei wird die Beteiligung nach den Phasen des Verhandlungsprozesses unterschieden und im Anschluss werden kurz die Mediationstechniken im Umgang mit Kindern und Jugendlichen angesprochen.
Daraufhin wird der mögliche Ablauf einer Familienmediation an einem selbst ausgedachten Fallbeispiel demonstriert. Hierbei handelt es sich um einen frei erfundenen Konfliktfall der so genannten „Familie Knatsch“. Anhand des Beispiels werden die Phasen der Mediation durchlaufen und erarbeitet, wie eine Lösung für „Familie Knatsch“ aussehen könnte.
Im Anschluss wird erörtert inwieweit Familienmediation eine sinnvolle Alternative zum Gerichtsverfahren darstellt. Zum Abschluss der Arbeit werden die Grenzen der Familienmediation aufgezeigt und Ausschlusskriterien für ihren Einsatz formuliert.
Inhalt
1 Einleitung
2 Konflikte
2.1 Die Ebenen eines Konflikts
2.2 Konfliktformen und -ursachen
2.3 Das Konflikteskalationsmodell nach Friedrich Glasl
2.4 Konflikte aus Sicht der Mediation
3 Mediation
3.1 Die Grundprinzipien der Mediation
3.2 Die Mediationsphasen
3.3 Techniken der Gesprächsführung in der Mediation
3.4 Mögliche Ergebnisse einer Mediation
3.5 Mediation als Lernprozess
4 Familienmediation
4.1 Anwendungsbereiche der Familienmediation
4.2 Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Familien-
mediation
4.2.1 Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in den ver-
schiedenen Mediationsphasen
4.2.2 Mediationstechniken mit Kindern und Jugendlichen in der
Familienmediation
4.3 Ein Fallbeispiel – „Familie Knatsch“
4.3.1 Die Ausgangssituation von Familie Knatsch
4.3.2 Der Mediationsprozess
4.3.3 Die Lösungsoptionen
4.4 Familienmediation anstatt Gerichtsverfahren?
4.5 Grenzen der Familienmediation
5 Fazit
6 Quellenverzeichnis
1 Einleitung
„Wer sofort urteilt, wird nie verstehen.“
(Verfasser unbekannt)
Wie oft sind wir als Menschen in einen Konflikt verwickelt und wie oft meinen wir genau zu wissen was Ursache und Grund für den Konflikt sind und wer der Schuldige ist? Unserem Gegenüber geht es dabei komischerweise meist genauso und so gestaltet sich so mancher Konflikt äußerst schwierig und endet häufig unbefriedigend. Neben den unzähligen Auseinandersetzungen, die wir selbst erfolgreich lösen können, gibt es auch solche die ungelöst bleiben oder sich immer weiter verschlimmern. Dies resultiert meist daraus, dass die Beteiligten nicht wissen, wie sie den Konflikt lösen sollen oder keine akzeptable Lösung finden. Reichen die eigenen Möglichkeiten objektiv oder subjektiv nicht mehr aus um einen Streit beizulegen, so wird die Hilfe Dritter benötigt. Um ein altes Sprichwort etwas abzuändern: Wenn zwei sich streiten, hilft der Dritte. Das ist eine sehr vereinfachte Weise um auszudrücken worum es bei Mediation geht. Eine offizielle Definition von Mediation kann dies genauer verdeutlichen: „Mediation ist ein außergerichtliches interdisziplinäres Verfahren der Konfliktbearbeitung, in dem neutrale Dritte die Konfliktbeteiligten darin unterstützen, ihren Streit einvernehmlich zu lösen“ (www.infomediation.ch ® Schweizer Dachverband Mediation).
Gegenstand dieser Arbeit ist die konstruktive Konfliktbearbeitung durch Mediation. Zu Beginn wird demgemäß das Thema Konflikte behandelt. Es werden die Ebenen eines Konflikts dargestellt und geschildert, wie diese den Konflikt und die Konfliktbearbeitung beeinflussen. Anschließend wird aufgezeigt, welche Konfliktformen es gibt und wodurch Konflikte ausgelöst werden können. In einem weiteren Schritt wird das Konflikteskalationsmodell von Friedrich Glasl vorgestellt. Zum Abschluss des Kapitels wird beschrieben, wie Konflikte in der Mediation gesehen werden und wie diese Sichtweise zur konstruktiven Lösung von Konflikten beitragen kann.
Das folgende Kapitel widmet sich der Mediation. Es wird das Konzept der Mediation erläutert und die einzelnen Phasen behandelt. Außerdem werden die Techniken der mediativen Gesprächsführung exemplarisch erläutert und die möglichen Ergebnisse einer Mediation vorgestellt. Im Weiteren wird Mediation als ein Prozess des Lernens und der Weiterentwicklung konzipiert und auf die nachhaltige Wirkung von Mediation hingewiesen.
Der dritte Teil der Arbeit befasst sich mit einem speziellen Anwendungsbereich der Mediation - der Familienmediation. Nachdem beschrieben wurde wo und wie Familienmediation angewendet werden kann, wird besonders auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen eingegangen. Hierbei wird die Beteiligung nach den Phasen des Verhandlungsprozesses unterschieden und im Anschluss werden kurz die Mediationstechniken im Umgang mit Kindern und Jugendlichen angesprochen.
Darauf wird der mögliche Ablauf einer Familienmediation an einem selbst ausgedachten Fallbeispiel demonstriert. Hierbei handelt es sich um einen frei erfundenen Konfliktfall der so genannten „Familie Knatsch“. Anhand des Beispiels werden die Phasen der Mediation durchlaufen und erarbeitet, wie eine Lösung für „Familie Knatsch“ aussehen könnte.
Im Anschluss wird erörtert inwieweit Familienmediation eine sinnvolle Alternative zum Gerichtsverfahren darstellt. Zum Abschluss werden die Grenzen der Familienmediation aufgezeigt und Ausschlusskriterien für ihren Einsatz formuliert.
2 Konflikte
Jeder Mensch ist in seinem Leben in Konflikte involviert. Sie sind unvermeidbar und beeinflussen unser Leben und unseren Alltag mitunter sehr. Manche Konflikte können von den Beteiligten selbst gelöst werden, andere drohen zu eskalieren und bedürfen dem Einschreiten Dritter. Es gibt viele Ursachen für das Entstehen und die Entwicklung von Konflikten, auf die im Folgenden eingegangen werden soll.
2.1 Die Ebenen eines Konflikts
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 nach Besemer, 2003
In Abbildung 1 sind die Ebenen eines Konflikts dargestellt. An der Oberfläche befindet sich der Sachkonflikt. Dieser ist für alle sichtbar und stellt dar worum sich offiziell gestritten wird. Im Konflikt selbst äußert sich das in den unterschiedlichen Positionen die eingenommen werden. Meine Position zeigt dem anderen an was ich will und die Position des anderen zeigt mir an was sie/er will. Unter der Oberfläche liegt der Hintergrund des Konfliktes und somit alles, was den Konflikt und dessen Austragung beeinflusst. Dieser ist nicht für alle sichtbar, jedoch umso wichtiger, da er die Antworten darauf enthält warum sich gestritten wird. So zeigen mir meine Gefühle, Interessen, Bedürfnisse etc. warum ich etwas will. Um zu wissen warum der andere etwas will, muss ich wiederum seine Interessen und Bedürfnisse kennen und verstehen. Kenne ich diese jedoch nicht und teilt mein Gegenüber sie mir nicht mit, so bewegen wir uns weiterhin auf der Ebene des Sachkonflikts, auch wenn dieser vielleicht gar nicht das eigentliche Problem darstellt.
In der Gewaltfreien Kommunikation nach Dr. Marshall Rosenberg wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch Bedürfnisse hat, die befriedigt werden müssen (vgl. http://www.gewaltfrei-frankfurt.de/frame.html, S. 14/15). Sie sind die Motivation für unser Handeln. Unsere Bedürfnisse und Interessen bringen uns also dazu gewisse Positionen einzunehmen und diese zu vertreten. Schwierigkeiten ergeben sich, wenn ein Konflikt über die verschiedenen Positionen ausgehandelt wird, ohne dass die dahinter liegenden Bedürfnisse, Gefühle, etc. beachtet werden, diese den Konflikt aber maßgeblich beeinflussen. Auf diese Art und Weise wird es sehr schwierig eine zufrieden stellende Lösung für alle Beteiligten zu finden. Das ist erst dann möglich, wenn über die Interessen verhandelt wird, denn trotz unterschiedlicher Positionen können die Interessen vereinbar sein und es kann eine Gewinner-Gewinner Lösung (s. Kapitel 3.4) gefunden werden.
Tatsächlich werden Konflikte oft ausgetragen ohne die eigentlichen Interessen zu berücksichtigen. Dies geschieht nicht nur, weil der Gegenüber den Hintergrund des anderen nicht kennt, sondern weil wir uns oft selbst nicht darüber im Klaren sind, welche Aspekte unser Handeln beeinflussen und wieso wir etwas eigentlich wollen. So sind sich Menschen, die sich in einem Konflikt befinden, manchmal gar nicht im Klaren darüber weshalb sie die eine oder andere Position vertreten. Im Mediationsprozess wird versucht den Teilnehmern bewusst zu machen warum etwas für sie selbst oder für den anderen wichtig ist und welches Bedürfnis damit befriedigt werden soll (vgl. Dulabaum, 2003, S.42f.). Das Prinzip der Mediation ist daher: Weg von den Positionen – hin zu den Interessen.
2.2 Konfliktformen und -ursachen
Generell wird zwischen einem intrapersonalen Konflikt, einem Konflikt innerhalb einer Person und einem interpersonalen oder sozialen Konflikt, unterschieden. Intrapersonale Konflikte sind „Konflikte zwischen Lebenszielen, Wertorientierungen, divergierenden Pflichten und Interessen, divergierenden Normorientierungen, divergierenden Einschätzungen Dritter usw.“ (Montada, 2001, S. 62). Sie entstehen zum Beispiel bei der Prioritätenwahl. Immer wenn wir im Leben vor einer wichtigen Entscheidung stehen müssen wir abwägen, welcher Weg der Richtige für uns ist und wo wir unsere Prioritäten setzen. Dabei kann es zur Konkurrenz unterschiedlicher Interessen kommen.
Bsp. Einerseits habe ich meiner Freundin ein schönes Wochenende nur für uns beide versprochen – andererseits hat mein Kumpel nachgefragt, ob ich ihm spontan beim Umzug helfen kann und ich hatte ihm doch gesagt, dass er mich jederzeit fragen kann. Was soll ich jetzt bloß machen?
Bei diesem intrapersonalen Konflikt handelt es sich um einen Konflikt zwischen verschiedenen Pflichten. Das Versprechen gegenüber der Freundin steht im Gegensatz dazu dem Freund zu helfen. Solche Konflikte können für eine Person sehr belastend sein. Nicht zuletzt da die Gefahr besteht, dass sich der Konflikt bei einer „falschen“ Entscheidung zu einem sozialen Konflikt (mit der Freundin oder dem Freund) entwickeln könnte.
Soziale Konflikte entstehen zwischen einzelnen Personen oder „größeren sozialen Einheiten“ (Montada, 2001, S. 63). Diese können von Kleingruppen über große Verbände bis zu Staaten reichen. Ein Konflikt kann hierbei in verschiedenen Kombinationen entstehen, etwa zwischen einer Einzelperson und einem Verband oder zwischen zwei Gruppen etc…. Voraussetzung ist eine gewisse Beziehung zwischen den Beteiligten in der Interaktion und Kommunikation stattfindet. Je mehr Interaktion stattfindet, desto mehr Potential für Konflikte entsteht (vgl. ebd.). Daher ist es nicht verwunderlich, dass es in Partnerschaften und Familien häufig zu Unstimmigkeiten kommt, da dort die Interaktionen normalerweise sehr zahlreich und vielfältig sind.
Zustande kommen soziale Konflikte durch die tatsächliche oder angenommene Unvereinbarkeit von Zielen. Dabei erfährt mindestens eine Seite eine Gefährdung, Behinderung oder Verletzung ihrer Bedürfnisse durch die andere Seite (vgl. S. 67). Die Konfliktgegenstände sind unterschiedlich und unbegrenzt: Unterschiedliche Meinungen oder Ansprüche, verletzende Aussagen, unterschiedliche Wert- oder Glaubensvorstellungen, Beziehungsdefinitionen, Normen, Regeln, Eifersucht, Neid, Verteilung von Gütern, Gerechtigkeitsvorstellungen u.v.a.m…. Jeder Mensch ist im täglichen Leben mit unzähligen sozialen Konflikten direkt oder indirekt konfrontiert. Viele solcher Konflikte können selbständig gelöst werden, es gibt jedoch auch Situationen in denen die Parteien nicht mehr in der Lage sind ihren Konflikt zu klären. In einem solchen Fall kann es zur Eskalation kommen.
2.3 Das Konflikteskalationsmodell nach Friedrich Glasl
Wird ein Konflikt nicht rechtzeitig oder nicht ausreichend bearbeitet, besteht die Gefahr der Eskalation. Das Eskalationsmodell nach Friedrich Glasl, unterscheidet neun Stufen (s. Abbildung 2). Wird ein Konflikt nicht auf der jeweiligen Stufe gelöst oder zumindest deeskaliert, besteht die Gefahr in die nächste Stufe einzutreten, welche den Konflikt noch verschärft. Die Stufen unterscheiden sich in den Möglichkeiten der Konfliktlösung – je höher die Eskalationsstufe, desto weniger Ressourcen stehen für Lösungen zur Verfügung. In den ersten drei Phasen besteht für alle Parteien noch die Chance den Konflikt zufrieden stellend zu lösen. In den mittleren drei Phasen kann es nur Verlierer und Gewinner geben, eine einvernehmliche Lösung ist nicht mehr zu erreichen. Ist der Konflikt erst einmal auf einer der letzten drei Stufen angekommen können alle Beteiligten nur noch verlieren und die Eskalation nimmt ihren Lauf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Konflikteskalation_nach_Glasl.png
Die erste Stufe ist die Stufe der Verhärtung: Bei Auseinandersetzungen werden Positionen eingenommen. Die Positionen stehen sich gegenüber und „beginnen sich gegenseitig auszuschließen“ (Glasl, 1999, S. 217). Diese Phase wird von den Beteiligten noch nicht als Eskalation wahrgenommen, äußert sich allerdings in gewissen Spannungen. Zu diesem Zeitpunkt besteht noch die Möglichkeit die Divergenzen durch Gespräche zu lösen und so deeskalierend zu wirken.
Konnte eine Deeskalation nicht herbeigeführt werden, oder wurde sie nicht versucht, so folgt die zweite Stufe der Eskalation - Polarisation und Debatte: Diese Phase ist von einer Polarisation im Denken und Fühlen der Beteiligten geprägt. Sie „nehmen rigorosere Haltungen an“ (S. 221) und versteifen sich auf ihre Positionen, welche sie verteidigen. Die Interessen werden als in Konkurrenz zueinander stehend empfunden, wodurch weitere und stärkere Spannungen entstehen. Die Gegenseite wird misstrauisch beobachtet und versucht zu durchschauen, um selbst überlegen zu sein. Dieses Misstrauen gegenüber den Anderen wird durch eine „Stärkung des Eigenwertgefühls kompensiert“ (S. 223). In der Interaktion mit der Gegenpartei werden Vorwürfe gemacht, welche als Angriffe aufgefasst und dementsprechend pariert werden.
[...]
- Arbeit zitieren
- Ines Weihing (Autor:in), 2007, Mediation und Familienmediation. Partner statt Gegner beim Lösen von (familiären) Konflikten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67494
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