Im Schulcurriculum der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Villingendorf ist festgehalten, dass im Deutschunterricht jedes Schuljahres ab der ersten Klasse eine Ganzschrift zu lesen ist. Die Klasse 2b las im vergangenen Jahr das Buch „Freunde“ von Helme Heine. Darauf aufbauend entschied ich mich für das Werk „Hanno malt sich einen Drachen“ der Autorin Irina Korschunow, das vor allem die Außenseiterthematik und damit verbundene Hänseleien behutsam anspricht.
Inhaltsverzeichnis
1. Themenbegründung
2. Situationsbeschreibung
3. Theoretischer Hintergrund
3.1 Ganzschrift „Hanno malt sich einen Drachen“
3.2 Handlungs- und Produktionsorientierter Literaturunterricht
3.3 Stolperwörter Lesetest
4. Ausschnitte aus der Praxis – die Unterrichtseinheit
4.1 Sprechen
4.2 Lesen/Umgang mit Texten und Medien
4.3 Schreiben
4.4 Sprachbewusstsein entwickeln
5. Reflexion
5.1 Rückmeldungen durch Schüler
5.2 Meine Reflexion als Lehrerin
6. Folgerungen
7. Literaturverzeichnis/Internetquellen
8. Anhang
1. Themenbegründung
Im Schulcurriculum der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Villingendorf ist festgehalten, dass im Deutschunterricht jedes Schuljahres ab der ersten Klasse eine Ganzschrift zu lesen ist. Die Klasse 2b las im vergangenen Jahr das Buch „Freunde“ von Helme Heine. Darauf aufbauend entschied ich mich für das Werk „Hanno malt sich einen Drachen“ der Autorin Irina Korschunow, das vor allem die Außenseiterthematik und damit verbundene Hänseleien behutsam anspricht.
In der Klasse 2b befinden sich eine Schülerin und ein Schüler, die wie der Hauptcharakter Hanno etwas fülliger sind. Diese werden meines Wissens nach unterschwellig von ihren Mitschülern[1] mit unangebrachten Sprüchen bezüglich ihres Körperumfanges konfrontiert. Beide zählen ebenfalls nicht zu den beliebtesten Spielkameraden. Eines der Hauptgesprächsthemen der Kinder ist, wer mit wem spielt und wer wessen bester Freund ist. Auch kommt es immer wieder vor, dass sich Schüler nach den Pausen beschweren, von Klassenkameraden bei Gruppenspielen ausgeschlossen worden zu sein. Gegenseitiges Auslachen wird auch in dieser Klasse praktiziert. Dies kann aber oft von den Lehrern schon im Keim erstickt werden, da es sich um eine sehr brave und letztendlich verständnisvolle Klasse handelt.
Ein weiterer Punkt, der für das Buch „Hanno malt sich einen Drachen“ sprach, waren die deutlichen Parallelen zum Heimat- und Sachbereich, der das Schwerpunkthema „Ich, Du und Wir“ hatte.
Meine Zielsetzung war es, angemessene Methoden und Zugangsformen zu finden, um sowohl die Lesekompetenz der Kinder als auch deren Lesemotivation zu steigern. Aus diesem Grund habe ich grammatischen Übungen nicht gesonderte Aufmerksamkeit geschenkt. Die Steigerung des Lesevermögens habe ich durch den Stolperwörter Lesetest von Wilfried Metze überprüft. Ob ich mit der Lektüreeinheit die Lesemotivation der Schüler steigern konnte, fand ich mit Wunschzetteln für das Christkind und der Beobachtung der variablen Freiarbeitszeit heraus.
2. Situationsbeschreibung
Die Grund- und Haupt- mit Werkrealschule Villingendorf besteht aus 242 Schülern und 21 Lehrern. Das Einzugsgebiet der Schule umfasst nur Villingendorf, es gibt also fast keine „Busschüler“. Die Grundschule läuft zweizügig mit einer durchschnittlichen Klassenstärke von 21 Schülern. Die Hauptschule ist einzügig, hat aber trotzdem durchschnittlich nur 14 Schüler pro Klasse. Die GHWRS Villingendorf ist sehr engagiert, besondere Schwerpunkte in ihrem Profil sind zum Beispiel zahlreiche Klassenausflüge an außerschulische Lernorte, Lesen, Kunst, Musik und Bewegung in der Schule.
In die Klasse 2b gehen 23 Kinder: 15 Mädchen und 8 Jungen. Das allgemeine Leistungsniveau und die Leistungs- und Hilfsbereitschaft den schwächeren Schülern gegenüber sind recht hoch. Die heterogene Klassengemeinschaft ist gefestigt und erwartungswidrige Verhaltensweisen sind äußerst selten zu beklagen.
Das Arbeitsverhalten eines Mädchens jedoch ist ambivalent einzuschätzen. Einerseits ist sie ausgesprochen begeisterungsfähig und ganz bei der Sache, wenn sie etwas interessiert, andererseits besitzt sie eine sehr geringe Toleranzgrenze gegenüber jeglicher Anstrengung und Aufgaben, die ihr arbeitsaufwendig und damit unangenehm erscheinen. Dieses Mädchen sowie ein weiterer Junge dieser Klasse haben einen Migrationshintergrund und weisen vereinzelt Sprachunsicherheiten auf.
Ein weiterer Junge der Klasse 2b ist ausgesprochen auditiv geprägt. Selbst leise gelesene Inhalte kann er sich nicht merken. Aus diesem Grund lasen ihm während der Lesezeiten Mitschüler die einzelnen Kapitel im Gang laut vor und er las mit. Ebenso nutze er die Möglichkeit, sich in den Schulgang zu setzen, um dort laut für sich alleine zu lesen.
Differenzierung spielt eine große Rolle in Grundschulklassen. Alle Lerntypen sollten mit dem Buch „Hanno malt sich einen Drachen“ angesprochen werden. Durch den flexiblen Einsatz und Umgang mit der Lektüre war dies auch gut möglich.
Die Ankündigung, dass wir ein Buch lesen wollen, stieß in der Klasse auf sehr positive Reaktionen. Alle waren gespannt darauf. Daraus schloss ich, dass sie mit ihrer letzten Klassenlektüre „Freunde“ positive Erfahrungen verbanden.
3. Theoretischer Hintergrund
Im Folgenden möchte ich die theoretischen Hintergründe der Lektüreeinheit „Hanno malt sich einen Drachen“ näher beleuchten. Dabei gehe ich gesondert auf die Ganzschrift, den Handlungs- und Produktionsorientierten Literaturunterricht sowie den Stolperwörter Lesetest ein.
3.1 Ganzschrift „Hanno malt sich einen Drachen“
Irina Korschunow beschreibt in ihrem Buch „Hanno malt sich einen Drachen“ den Jungen Hanno, der aufgrund seiner fülligen Figur, der daraus resultierenden Unsportlichkeit und seiner zurückhaltenden Art ein Außenseiter in der Klasse ist. Hanno hat keine Geschwister. Dafür aber eine Oma, die ihn mit Kuchen und Schokolade überhäuft. Durch die Begegnung mit einem kleinen Drachen, der nur in Hannos Phantasie existiert, kann Hanno seine Ängste und Probleme bewältigen. Auch der Drache ist ein Außenseiter, weil er nur einen und nicht – wie die anderen Drachen in seinem Drachenland – drei Köpfe hat. Der Weg, den Hanno im Verlauf der Geschichte gemeinsam mit dem Drachen geht, ist mit viel Mühe und einigen Niederlagen verbunden. Aber an die Stelle von Lähmung und Resignation treten schließlich Unternehmungsgeist, Humor und Selbstsicherheit. Der kleine Drache hilft Hanno, sich selbst aus seiner misslichen Lage zu befreien. So kann Hanno sich weiterentwickeln und wachsen. Am Ende der Geschichte verabschiedet sich der kleine Drache, da er seinen Dienst getan hat.
Irina Korschunow war während ihrer Schulzeit selbst eine Außenseiterin, da ihr Vater aus Russland kam.[2] Daher kann sie ausgesprochen einfühlsam über dieses Problem erzählen.
Beide Geschlechter fühlen sich von der Geschichte Hannos angesprochen. Die Erzählung kann von den Kindern gut nachvollzogen werden. Sie können sich – wenn auch in variierter Form – entweder in der Außenseiterrolle von Hanno oder in der hämischen Rolle von Hannos Mitschülern wiederfinden. Daher hat die Lektüre einen unmittelbaren Bezug zur Lebenswirklichkeit der Kinder und weckt ihr Interesse. Die Ganzschrift ist aufgrund der Schriftgröße und des Textumfangs für das zweite Schuljahr prädestiniert.[3] Auf die Unterteilung in Sinnschritte wird weitestgehend verzichtet.[4] Des Weiteren enthält sie kaum für Kinder unbekannte Begriffe. Ein Erwachsener muss sich immer wieder bewusst werden, dass Lesen Sinnentnahme bedeutet, die auf die sprachlichen und außersprachlichen Erfahrungen zurückgreift.[5] Diese Erfahrungen sind bei Schülern einer zweiten Klasse noch nicht so weit ausgeprägt, wie bei einem Erwachsenen. Um den Eltern der Klasse 2b die Möglichkeit zu geben, sich über die Hintergründe des Lesenlernens ihrer Kinder zu informieren und um diese somit besser dabei unterstützen zu können, gab ich eine Buchempfehlung heraus (siehe Anhang).
3.2 Handlungs- und Produktionsorientierter Literaturunterricht
In den letzten Jahren wurde der Stellenwert der Literatur durch andersartige didaktische und methodische Ansätze wieder neu belebt.[6] Es stehen andere Ziele und Aspekte im Vordergrund als im Literaturunterricht früherer Zeiten, der vor allen Dingen das gemeinsame Interpretieren literarischer Texte propagierte.[7] Entscheidende Unterschiede bestehen zum Beispiel in den Auffassungen, „...dass Lesen kein passiver Akt der Informationsentnahme, sondern ein kreativer Akt der Bedeutungsbildung ist, über die Forderung nach mehr Schülerorientierung bis zur Aufwertung der emotionalaffektiven Dimension der Literaturrezeption.“[8]
Der Handlungs- und Produktionsorientierte Ansatz lässt es zu, persönliche Sichtweisen einzubringen, die Texte nicht als „unantastbar“ sondern veränderbar und als Impuls für eigene Kreativität anzusehen. Vereinfacht gesagt bezieht sich „handlungsorientiert“ auf ästhetisch-künstlerische Tätigkeiten, die den Text auf andere Weise darstellen. „Produktionsorientiert“ heißt vor allem, dass die Schüler selbst schreiben und am Ende ein Produkt entsteht, dessen Grundlage oder Schreibanlass der Ausgangstext darstellt. Dabei dürfen diese Verfahren nicht als Selbstzweck eingesetzt werden. Es ist zu beachten, welche Umsetzung zu dem betreffenden Stück passt und welche Ziele durch die jeweilige Methode erreicht werden sollen.
[...]
[1] Aus Gründen der Übersichtlichkeit und der guten Lesbarkeit der schriftlichen Arbeit im Rahmen der Zweiten Staatsprüfung wird im Folgenden darauf verzichtet, personenbezogene Aussagen in maskuliner und femininer Form jeweils nebeneinander zu stellen. Wenn also zum Beispiel von Schülern die Rede ist, sind beide Geschlechter gleichermaßen gemeint.
[2] Kirch: Lesebegleitheft zum Kinderbuch „Hanno malt sich einen Drachen“ von Irina Korschunow. Seite 17.
[3] Köppe: Schreibanlässe zu dem Kinderbuch „Hanno malt sich einen Drachen“. Seite 2.
[4] Willing: Mein Kind entdeckt das Lesen. Seite 73.
[5] Altenburg: Wege zum selbstständigen Lesen. Seite 11.
[6] Fritzsche: Schreibwerkstatt. Seite 4.
[7] Merkelbach: Kreatives Schreiben. Seite 151.
[8] Nünning/Surkamp: Text-Literatur-Kultur. Seite 149
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- Susanne Göpel (Author), 2007, Eine Ganzschrift in der Klassenstufe 2. Das Buch "Hanno malt sich einen Drachen" von Irina Korschunow im Deutschunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67231
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