„Krisenzeiten sind Treibhäuser für Dokumentarfilme“ ist Klaus Kreimeier der Meinung. Nach den Ereignissen des 11. September 2001 schien Amerika in solch einer Krise gefangen. Wie gelähmt war man gegenüber der Offenbarung auch als Supermacht selbst angreif- und verwundbar zu sein. So einfach und scheinbar einleuchtend die Gegenmaßnahmen der Regierung George W. Bushs erschienen, so groß war die Ernüchterung nach einem Erwachen aus der Starre des Schockzustandes. Der Einmarsch im Irak blieb nicht die versprochene schnelle und effektive Gegenaktion und es offenbarte sich einmal mehr, wie wenig die amerikanischen Medien über Zusammenhänge und Hintergründe informierten.
Pünktlich zur Präsidentschaftswahl im Jahre 2004 veröffentlichte Michael Moore seinen Film Fahrenheit 9/11, der Hilfe versprach in Hinblick auf keimende Unsicherheit und Misstrauen gegenüber der Politik. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Film, der vorgibt aufzuklären und aufzudecken was im Dunkel der amerikanischen Desinformation liegt, der erfolgreichste Dokumentarfilm der Welt wurde.
Auch wenn bis heute noch kein einheitlicher Konsens über Merkmale herrscht, die einen Film zum Dokumentarfilm machen, lässt sich in Fahrenheit 9/11 eine Radikalität in der Anwendung filmischer Mittel feststellen, die viele Kritiker an seiner Genrezuordnung zweifeln lässt.
Die Bewegung des Direct Cinema, bekannte sich in verstärkter Weise zu den Grundzügen des Dokumentarfilms – einer möglichst objektiven Darstellung einer außerfilmischen Realität und Wirklichkeit. Sie scheint mit ihren Vorgaben an einen Film im direkten Gegensatz zu Fahrenheit 9/11 zu stehen. Michael Moore ignoriert diesen dokumentarischen Grundgedanken scheinbar. Zu groß war sein Wunsch, mit seinem Film die Präsidentschaftswahlen zu beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gliederung und Vorgehensweise
- Die Bewegung des Direct Cinema
- Die Adressierung im Dokumentarfilm
- Die Funktion des Kommentars bei der Adressierung
- Der Kommentar im Direct Cinema
- Aspekte des Kommentars in Michael Moores Fahrenheit 9/11
- Die Funktion des Charakters bei der Adressierung
- Der Filmemacher im Direct Cinema
- Michael Moore: Filmemacher und Charakter in einem
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit einem Vergleich zwischen den filmischen Mitteln des Direct Cinema und deren Anwendung in Michael Moores Fahrenheit 9/11. Die Arbeit untersucht die Adressierung in beiden Filmen, indem sie die Funktion des Kommentars und des Charakters analysiert. Ziel ist es, Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und die Frage zu beantworten, inwiefern Fahrenheit 9/11 die Prinzipien des Direct Cinema aufgreift oder bricht.
- Die Entwicklung des Direct Cinema
- Die Adressierung im Dokumentarfilm
- Die Funktion des Kommentars im Direct Cinema und in Fahrenheit 9/11
- Die Rolle des Filmemachers im Direct Cinema und in Fahrenheit 9/11
- Die Einordnung von Fahrenheit 9/11 im Kontext des Direct Cinema
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Films Fahrenheit 9/11 im Kontext der Ereignisse nach dem 11. September 2001 und der Präsidentschaftswahl 2004 vor. Das zweite Kapitel behandelt die Entstehung und die Prinzipien des Direct Cinema, einer Dokumentarfilmbewegung, die sich durch objektive Darstellung und "live camera" auszeichnet. Das dritte Kapitel analysiert die Adressierung im Dokumentarfilm anhand des Kommentars und des Charakters. Es werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Direct Cinema und Fahrenheit 9/11 hinsichtlich dieser beiden filmischen Mittel herausgestellt.
Schlüsselwörter
Direct Cinema, Dokumentarfilm, Adressierung, Kommentar, Charakter, Fahrenheit 9/11, Michael Moore, objektive Darstellung, "live camera", Präsidentschaftswahl, 11. September.
- Quote paper
- Anna Essmeyer (Author), 2005, Michael Moores Fahrenheit 9/11 und die Bewegung des Direct Cinema - ein Vergleich auf Basis von Aspekten der Adressierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66783