Edward Steichen, der bereits auf eine langjährige Erfahrung als Kunstfotograf im piktoria-listischen Stil, mit engster Beziehung zur Gruppe um Alfred Stieglitz, der Photo-Secession, zurückblickte, kam während des Ersten Weltkriegs als Fotograf für Luftaufklärung nicht nur mit der straight photography, die ein künstlerisches Anliegen zugunsten einer darstellerischen Genauigkeit in den Hintergrund stellte, sondern auch mit dem Grauen des Krieges in Kontakt. Nach einer Tätigkeit als Cheffotograf der Modepublikationen Vanity Fair und Vogue des Condé Nast Verlags und freischaffender Fotograf, kam Steichen im Zweiten Weltkrieg als Direktor der amerikanischen Naval Combat Photography Abteilung erneut selbst mit dem Krieg in Berührung. Parallel zu dieser Tätigkeit organisierte er bereits die Ausstellungen Road to Victory und Power in Pacific im Museum of Modern Art (MoMA) in New York. Auf Geheiß des Direktors des MoMA, Alfred Barr, übernahm Steichen 1947 die Leitung der Fotografie Abteilung von seinem Vorgänger Beaumont Newhall, der gleichzeitig ihr erster Direktor war. Bis 1969 machte Steichen, “[…] der große Organisator und Promoter der Fotografie der 50er Jahre […]” , die Abteilung durch sein weitgehendes Engagement zu einem “[…] Olymp der zeitgenössischen Fotografie” . Er kurarierte vierundvierzig Ausstellungen , von denen er selbst die Ausstellung The Family of Man aus dem Jahre 1955 als Höhepunkt seiner Karriere bezeichnete . Die Themenausstellung wurde demnach auch als “[…] Steichens unbestrittenes Meisterwerk” gefeiert und ein weltweites Millionenpublikum machte aus ihr “[…] die erfolgreichste Ausstellung aller Zeiten” . Doch neben diesen Lobeshymnen, die sich unendlich fortführen ließen, wurden dagegen insbesondere in den 60er Jahren auch negative Stimmen laut, die sich in besonderem Maße gegen die durch die Fotoschau vertretene Ideologie wie auch die dafür verwendete Rhetorik richteten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise
- Aus einer Idee entsteht eine Ausstellung
- Die Ausstellung geht auf Reisen
- Aufbau und Architektur der Ausstellung
- Der Katalog im Vergleich
- Bedeutungsebenen der Ausstellung
- Die Darstellung des Krieges in The Family of Man
- Der Aspekt des Atomaren Zeitalters in The Family of Man
- Die Atombombe – Sinnbild des Kalten Krieges – als Bestandteil der Ausstellung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Edward Steichens Ausstellung „The Family of Man“ und untersucht, inwiefern diese als ein Plädoyer für den Frieden verstanden werden kann. Die Untersuchung fokussiert dabei auf den Aufbau und die Architektur der Ausstellung, um deren Botschaft und Wirkung zu analysieren. Die Arbeit möchte herausfinden, ob Steichens Versuch, durch die Ausstellung den Frieden zu fördern, Anerkennung verdient oder ob er mit seiner Konzeption und Rhetorik die komplexen Realitäten der Menschheit zu stark vereinfacht und verharmlost hat.
- Die Entstehungsgeschichte und Welttournee von „The Family of Man“
- Die architektonischen und strukturellen Besonderheiten der Ausstellung
- Die multiplen Bedeutungsebenen der Ausstellung
- Die Darstellung des Krieges und die Integration des Atomares Zeitalters in der Ausstellung
- Die Rezeption der Ausstellung im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Situation der 1950er Jahre
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Edward Steichens Lebenslauf und Karriere im Kontext der Fotografiegeschichte vor. Sie führt den Leser in die Thematik der Ausstellung „The Family of Man“ ein und beleuchtet die Entstehung der kontroversen Debatte um die Intention und Botschaft dieser Ausstellung.
- Aus einer Idee entsteht eine Ausstellung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung der Ausstellung „The Family of Man“ und verfolgt die Entwicklung von der Konzeption bis zur Umsetzung. Die Arbeit beleuchtet die Prämissen und Vorüberlegungen Steichens, die zu der Ausstellung führten.
- Aufbau und Architektur der Ausstellung: Dieses Kapitel analysiert den Aufbau und die Architektur der Ausstellung „The Family of Man“. Es beschreibt die räumliche Anordnung der Fotografien und ihre Präsentation im Kontext der Ausstellungskonzeption.
- Bedeutungsebenen der Ausstellung: Dieses Kapitel untersucht die vielfältigen Bedeutungen der Ausstellung „The Family of Man“ und analysiert ihre Aussagekraft auf verschiedenen Ebenen.
- Die Darstellung des Krieges in The Family of Man: Dieses Kapitel untersucht die Darstellung des Krieges in der Ausstellung „The Family of Man“ im Kontext des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges. Es analysiert die Integration der damals allgegenwärtigen atomaren Bedrohung in die Ausstellung und hinterfragt die Intention der gezeigten Fotografien.
Schlüsselwörter
Edward Steichen, The Family of Man, Fotografie, Frieden, Krieg, Atomare Bedrohung, Kalter Krieg, Ausstellungskonzeption, Architektur, Bedeutungsebenen, Rezeption, Geschichte der Fotografie, Amerikanische Kultur, Weltgesellschaft, Menschlichkeit.
- Quote paper
- Anna Essmeyer (Author), 2006, Edward Steichens "The Family of Man" - ein Plädoyer für den Frieden? Eine Untersuchung anhand von Aufbau und Architektur der Ausstellung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66782