Täglich sprechen Menschen aller Kulturen, Glaubensrichtungen und Altersgruppen davon, ein „schlechtes Gewissen“ bezüglich einer bestimmten Handlung zu haben und oft kann man nach einer Entscheidung sagen, mit „gutem Gewissen“ agiert zu haben. Die Berufung auf das Gewissen in schwierigen Handlungs- oder Entscheidungskonflikten ist etwas alltägliches und selbstverständliches im menschlichen Leben. Es teilt dem Menschen, wie eine innere Stimme, mit, wie er sich zu verhalten hat. Nicht nur im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ( Art. 4 Abs. 1 GG: „Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich“), sondern auch in der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ des Zweiten Vatikanischen Konzils ( GS 16: Die Würde des sittlichen Gewissens), wird dem Gewissen und der Gewissensfreiheit im Zusammenhang mit menschlicher Würde große Bedeutung beigemessen. Die Frage nach dem Wesen und der Funktion des Gewissens war zu allen Zeiten auch ein wichtiges Thema in der Theologie, an das sehr unterschiedlich herangegangen und das sehr vielseitig behandelt wurde. Doch was ist das Gewissen heute theologisch gesehen und wie hat sich seine Bedeutung dahingehend entwickelt? Ist es ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal oder kann es nur von außen gebildet und entwickelt werden? Im Folgenden wird zunächst, im Anschluss an eine aktuelle, theologische Definition des Gewissens, die Entwicklung der Konzeption des Gewissensbegriffs in der christlichen Tradition von den Anfängen bis heute geschildert, bevor die Rolle des Gewissens für das persönliche Leben und die menschliche Identität genauer beleuchtet wird. Anschließend wird der Frage nachgegangen, ob, und wenn inwiefern, sich das Gewissen im Leben eines Menschen ausbilden und weiterentwickeln lässt und welche Einflüsse dabei eine Rolle spielen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Gewissensbegriff in der Theologie
- 2.1 Das Gewissen nach heutigem, theologischem Verständnis
- 2.2 Die Entwicklung des Gewissensbegriffs von den Anfängen bis heute
- 3. Das Gewissen als Persönlichkeitsmerkmal
- 3.1 Die Rolle des Gewissens im Leben des Einzelnen
- 3.1.1 Das Gewissen als Entscheidungsinstanz
- 3.1.2 Wann findet Gewissenstätigkeit statt?
- 3.1.3 Das Gewissen als Personmitte und Instanz der Identitätsfindung
- 3.2 Das Gewissen als Ort der Gottesbegegnung
- 3.3 Konsequenzen für die menschliche Würde und Verantwortung
- 4. Entfaltung und Bildung des Gewissens
- 4.1 Das Gewissen als entfaltbare Anlage
- 4.2 Gewissensentfaltung von außen
- 4.3 Gewissensentfaltung durch den Einzelnen
- 5. Fazit
- 6. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht den Begriff des Gewissens aus theologischer, anthropologischer und pädagogischer Perspektive. Ziel ist es, das Wesen des Gewissens zu beleuchten, seine Entwicklung nachzuzeichnen und seine Bedeutung für das persönliche Leben und die moralische Entscheidungsfindung zu ergründen.
- Theologische Konzeption des Gewissens
- Entwicklung des Gewissensbegriffs in der christlichen Tradition
- Rolle des Gewissens für die persönliche Identität
- Entfaltung und Bildung des Gewissens
- Gewissen und moralische Verantwortung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein, indem sie die alltägliche Bedeutung des Gewissens und seine Relevanz in ethischen Entscheidungsprozessen hervorhebt. Sie verweist auf die verfassungsrechtliche und theologische Gewichtung der Gewissensfreiheit und kündigt die Struktur der Arbeit an, die sich mit der theologischen Definition des Gewissens, seiner historischen Entwicklung und seiner Rolle im persönlichen Leben auseinandersetzt.
2. Der Gewissensbegriff in der Theologie: Dieses Kapitel behandelt den Gewissensbegriff aus theologischer Sicht. Zunächst wird das heutige Verständnis des Gewissens als eine innere Stimme definiert, die zwischen Gut und Böse unterscheidet und den Menschen zu moralischem Handeln leitet. Im Anschluss daran wird die historische Entwicklung des Gewissensbegriffs in der christlichen Tradition nachgezeichnet, beginnend mit der Rolle des Herzens im Alten Testament und der Entwicklung des Begriffs in den Schriften des Neuen Testaments. Der Fokus liegt auf dem Gewissen als Instanz, die individuell und autonom moralische Urteile fällen kann, gleichzeitig jedoch dem göttlichen Gesetz unterstellt ist.
3. Das Gewissen als Persönlichkeitsmerkmal: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bedeutung des Gewissens für die Persönlichkeit. Es untersucht die Rolle des Gewissens als Entscheidungsinstanz im Leben des Einzelnen, betrachtet die Frage nach dem Zeitpunkt der Gewissenstätigkeit und beleuchtet das Gewissen als Zentrum der Identitätsstiftung. Weiterhin wird das Gewissen als Ort der Gottesbegegnung interpretiert, und die Konsequenzen für die menschliche Würde und Verantwortung werden diskutiert. Der Text verbindet die persönliche Erfahrung des Gewissens mit der theologischen Fundierung und betont die Verantwortung des Individuums vor Gott.
4. Entfaltung und Bildung des Gewissens: Das Kapitel widmet sich der Frage der Bildung und Entwicklung des Gewissens. Es behandelt das Gewissen als eine entfaltbare Anlage und betrachtet die Einflüsse von außen, aber auch die Rolle der individuellen Gestaltung auf die Entwicklung des Gewissens. Hier wird die Interaktion zwischen angeborenen Anlagen und den Einflüssen der Umwelt auf den Prozess der Gewissensbildung untersucht. Dabei werden sowohl gesellschaftliche Normen als auch die persönliche Auseinandersetzung mit moralischen Fragen berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Gewissen, Theologie, Anthropologie, Pädagogik, Moral, Verantwortung, Identität, Gottesbegegnung, Gewissensfreiheit, Entfaltung, Bildung, natürliches Gesetz, christliche Tradition.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Das Gewissen
Was ist der Inhalt dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit untersucht den Begriff des Gewissens aus theologischer, anthropologischer und pädagogischer Perspektive. Sie beleuchtet das Wesen des Gewissens, zeichnet seine Entwicklung nach und ergründet seine Bedeutung für das persönliche Leben und die moralische Entscheidungsfindung. Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel über den Gewissensbegriff in der Theologie, das Gewissen als Persönlichkeitsmerkmal, dessen Entfaltung und Bildung, ein Fazit und ein Literaturverzeichnis.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die theologische Konzeption des Gewissens, die Entwicklung des Gewissensbegriffs in der christlichen Tradition, die Rolle des Gewissens für die persönliche Identität, die Entfaltung und Bildung des Gewissens sowie den Zusammenhang zwischen Gewissen und moralischer Verantwortung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Hauptkapitel: Einleitung, Der Gewissensbegriff in der Theologie, Das Gewissen als Persönlichkeitsmerkmal, Entfaltung und Bildung des Gewissens und Fazit. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und ein Literaturverzeichnis.
Was wird im Kapitel "Der Gewissensbegriff in der Theologie" behandelt?
Dieses Kapitel definiert das heutige theologische Verständnis des Gewissens als innere Stimme, die zwischen Gut und Böse unterscheidet. Es zeichnet die historische Entwicklung des Gewissensbegriffs in der christlichen Tradition nach, beginnend mit dem Alten Testament bis zu den Schriften des Neuen Testaments. Der Fokus liegt auf dem Gewissen als individueller und autonomer Instanz für moralische Urteile, die gleichzeitig dem göttlichen Gesetz unterstellt ist.
Was wird im Kapitel "Das Gewissen als Persönlichkeitsmerkmal" behandelt?
Dieses Kapitel untersucht die Rolle des Gewissens als Entscheidungsinstanz im Leben des Einzelnen, den Zeitpunkt der Gewissenstätigkeit und das Gewissen als Zentrum der Identitätsstiftung. Es interpretiert das Gewissen als Ort der Gottesbegegnung und diskutiert die Konsequenzen für die menschliche Würde und Verantwortung. Der Text verbindet die persönliche Erfahrung des Gewissens mit der theologischen Fundierung.
Was wird im Kapitel "Entfaltung und Bildung des Gewissens" behandelt?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Bildung und Entwicklung des Gewissens als entfaltbare Anlage. Es betrachtet sowohl die Einflüsse von außen (gesellschaftliche Normen) als auch die Rolle der individuellen Gestaltung auf die Entwicklung des Gewissens. Die Interaktion zwischen angeborenen Anlagen und Umwelteinflüssen auf die Gewissensbildung wird untersucht.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gewissen, Theologie, Anthropologie, Pädagogik, Moral, Verantwortung, Identität, Gottesbegegnung, Gewissensfreiheit, Entfaltung, Bildung, natürliches Gesetz, christliche Tradition.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Seminararbeit zielt darauf ab, das Wesen des Gewissens zu beleuchten, seine Entwicklung nachzuzeichnen und seine Bedeutung für das persönliche Leben und die moralische Entscheidungsfindung zu ergründen. Dies geschieht aus theologischer, anthropologischer und pädagogischer Perspektive.
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- Melanie Kloke (Author), 2006, Das Gewissen - Eine theologische, anthropologische und pädagogische Annäherung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66581