Die gegenwärtige Unternehmensumwelt ist durch verstärkte Komplexität und zunehmende Intensivierung des Wettbewerbs gekennzeichnet - ausgelöst durch die fortschreitende Fragmentierung, Expansion bzw. Globalisierung der Märkte (vgl. Roberts 2006: 632, Probst et al. 1999: 23 f). Damit verbunden ist die Erfordernis der kontinuierlichen Verbesserung der unternehmerischen Leistungsfähigkeit, um so die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Konkurrenz erhalten und ausbauen zu können. Eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung dieser Herausforderungen ist die Identifikation, Entwicklung und erfolgreiche Umsetzung von Innovationen. Dabei hängt die Generierung von Innovationen im entscheidenden Maße von der Fähigkeit eines Unternehmens ab neues Wissen zu entwickeln bzw. bestehendes Wissen effizient innerhalb der Organisation zu verteilen bzw. zwischen den Organisationsmitgliedern auszutauschen. Ein in den letzten Jahren im Zusammenhang mit dieser Problematik viel diskutiertes Management-Konzept ist das der „Communities of Practice“ (CoPs). „CoPs“ bzw. „Wissensgemeinschaften“ (Probst et al. 2001: 38 ff, North 2005: 154) sind informelle Organisationsformen, die sowohl für die Wissensentwicklung als auch für die Teilung sowie Verteilung von Wissen in Unternehmen eine wesentliche Rolle spielen. Aufgrund ihrer spezifischen Merkmale(hohe Autonomie, Selbststeuerung und -organisation) werden CoPs positiv mit Aspekten des organisationalen Lernens, der Erleichterung des Wissensflusses in Unternehmen und der Entwicklung von Innovationen verknüpft (vgl. Swan et al. 2002: 478). Den CoPs wird somit als wichtiges unternehmerisches Wissensreservoir eine bedeutende Rolle bei der Implementierung von Innovationsprozessen zugeschrieben (vgl. Hislop 2003: 164). Diese Sichtweise resultiert daraus, dass der überwiegende Teil der CoPs-Literatur sich mit den innovationsfödernden Effekten des Wissensaustauschs zwischen den Mitgliedern einer einzelnen CoP auseinandersetzt. Die Probleme des Community übergreifenden Wissenstransfer und dessen Auswirkungen auf die Umsetzung von Innovationen werden dabei weitestgehend vernachlässigt bzw. nur unzureichend analysiert (vgl. Hislop 2003: 182). Vor allem für global agierende Unternehmen ist diese Problematik jedoch von weitreichender Bedeutung, da sie Innovationen über ihre international verteilten Geschäftseinheiten verbreiten und nutzbar machen müssen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen der “Communities of Practice“
2.1 Lern- und wissensmanagementtheoretische Hintergründe.
2.2 Begriffserklärung und Grundidee des CoPs-Konzepts.
2.3 Funktionen von CoPs.
3. Barrieren des Community übergreifenden Wissenstransfers in Innovationsprozessen
3.1 Exogene Barrieren: Organisationaler Aufbau, Beziehungs- und Machtkonstellationen zwischen CoPs, Innovationswahrnehmung.
3.2 Endogene Barrieren: Wissensdomäne, „practice“, Identität
4. Gestaltungsempfehlungen
5. Zusammenfassung und Fazit
Literatur
1. Einleitung
Die gegenwärtige Unternehmensumwelt ist durch verstärkte Komplexität und zunehmende Intensivierung des Wettbewerbs gekennzeichnet - ausgelöst durch die fortschreitende Fragmentierung, Expansion bzw. Globalisierung der Märkte (vgl. Roberts 2006: 632, Probst et al. 1999: 23 f). Damit verbunden ist die Erfordernis der kontinuierlichen Verbesserung der unternehmerischen Leistungsfähigkeit, um so die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Konkurrenz erhalten und ausbauen zu können. Eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung dieser Herausforderungen ist die Identifikation, Entwicklung und erfolgreiche Umsetzung von Innovationen. Dabei hängt die Generierung von Innovationen im entscheidenden Maße von der Fähigkeit eines Unternehmens ab neues Wissen zu entwickeln bzw. bestehendes Wissen effizient innerhalb der Organisation zu verteilen bzw. zwischen den Organisationsmitgliedern auszutauschen. Ein in den letzten Jahren im Zusammenhang mit dieser Problematik viel diskutiertes Management-Konzept ist das der „Communities of Practice“ (CoPs)[1]. „CoPs“ bzw. „Wissensgemeinschaften“ (Probst et al. 2001: 38 ff, North 2005: 154) sind informelle Organisationsformen, die sowohl für die Wissensentwicklung als auch für die Teilung sowie Verteilung von Wissen in Unternehmen eine wesentliche Rolle spielen. Aufgrund ihrer spezifischen Merkmale[2] (hohe Autonomie, Selbststeuerung und –organisation) werden CoPs positiv mit Aspekten des organisationalen Lernens, der Erleichterung des Wissensflusses in Unternehmen und der Entwicklung von Innovationen verknüpft (vgl. Swan et al. 2002: 478). Den CoPs wird somit als wichtiges unternehmerisches Wissensreservoir eine bedeutende Rolle bei der Implementierung von Innovationsprozessen zugeschrieben (vgl. Hislop 2003: 164). Diese Sichtweise resultiert daraus, dass der überwiegende Teil der CoPs-Literatur sich mit den innovationsfödernden Effekten des Wissensaustauschs zwischen den Mitgliedern einer einzelnen CoP auseinandersetzt. Die Probleme des Community übergreifenden Wissenstransfer und dessen Auswirkungen auf die Umsetzung von Innovationen werden dabei weitestgehend vernachlässigt bzw. nur unzureichend analysiert (vgl. Hislop 2003: 182). Vor allem für global agierende Unternehmen ist diese Problematik jedoch von weitreichender Bedeutung, da sie Innovationen über ihre international verteilten Geschäftseinheiten verbreiten und nutzbar machen müssen (vgl. Ferlie et al. 2005: 117). Der Wissensaustausch über Community-Grenzen hinweg ist allerdings nicht einfach zu realisieren und kann sich sogar blockierend auf Innovationsprozesse auswirken.
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich deshalb mit der Frage, aufgrund welcher Barrieren CoPs eine blockierende Rolle im Zusammenhang mit dem Wissensaustausch insbesondere in Innovationsprozessen einnehmen. Der Schwerpunkt liegt dabei, zum einem auf der Analyse des organisationalen Umfelds, den Beziehungs- und Machtkonstellationen zwischen CoPs und deren Wahrnehmung von Innovationen. Zum anderen werden die spezifischen Eigenheiten von CoPs (Wissensdomäne, „practice“, Identität) und deren Auswirkungen auf den Community übergreifenden Wissenstransfer beleuchtet. Um die Fragestellung tiefer gehend zu untersuchen, werden in einem ersten Schritt die theoretischen Grundlagen des Konzepts der „Communities of Practice“ näher dargestellt. Dabei liegt der Fokus auf der Darstellung der dem CoPs-Konzept zugrunde liegenden lern- und wissensmanagementtheoretischen Hintergründe (Abschnitt 2.1). Des Weiteren erfolgt eine definitorische Erklärung des CoPs-Begriffs, die Verdeutlichung der Konzeptidee sowie der wesentlichen Funktionen von CoPs innerhalb von Unternehmen (Abschnitt 2.2 und 2.3). Anschließend werden Barrieren, die im Zusammenhang mit dem Community übergreifenden Wissenstransfer entstehen und sich vor allem blockierend auf die Entwicklung und Umsetzung von Innovationsprozessen auswirken können, analysiert. Dabei werden exogene und endogene Barrieren unterschieden. Der organisationale Aufbau von Unternehmen, die Beziehungs- und Machtkonstellationen zwischen CoPs und deren Innovationswahrnehmung werden als exogene Barrieren bezeichnet, da sie sich nicht aus den spezifischen Merkmalen von CoPs, sondern vornehmlich aus dem organisationalen Kontext, in dem die CoPs agieren, ergeben (Abschnitt 3.1). Die CoPs-spezifischen Merkmale Wissensdomäne, „practice“ und Identität werden unter dem Begriff der endogenen Barrieren analysiert, da diese drei Elemente inhärente und spezifische Eigenheiten der CoPs darstellen (Abschnitt 3.2). In einem weiteren Abschnitt werden dann aus der Problemanalyse konkrete Gestaltungsempfehlungen zur Überwindung der Wissensteilungsbarrieren zwischen verschiedenen CoPs abgeleitet (Abschnitt 4). Die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit werden in einem letzten Abschnitt zusammengefasst und ein Fazit zur Problematik wird gegeben (Abschnitt 5).
2. Theoretische Grundlagen der “Communities of Practice“
Das Konzept der CoPs hat vor allem im Zusammenhang mit der Debatte um Wissen, Lernen und Innovationen in Organisationen Prominenz erlangt. (vgl. Swan et al. 2002: 477) Um die kritische Rolle von CoPs in Innovationsprozessen tiefer gehend zu analysieren, bedarf es deshalb zuvor einer Erklärung der lern- und wissensmanagementtheoretischen Grundlagen der CoPs. Darüber hinaus beinhaltet der folgende Abschnitt eine definitorische Begriffsbestimmung von CoPs. Dabei wird sowohl auf die zugrunde liegende Konzeptidee als auch auf die wichtigsten Funktionen von CoPs für Unternehmen eingegangen.
2.1 Lern- und wissensmanagementtheoretische Hintergründe
Obwohl die Bedeutung von Wissen und effizienten Wissenstransfer als Schlüssel für unternehmerisches und ökonomisches Wachstum von den meisten Unternehmen erkannt wird (vgl. Hu et al. 2005: 1140), ist die genaue Umsetzung einer Wissensstrategie oft unklar. Denn Wissenstransfer meint nicht das „mechanistische[…] Verschieben von Wissenspaketen. Vielmehr ist Wissen ein Gut, das oft nur im persönlichen Dialog zwischen Individuen übertragen werden kann“ (Henschel 2001: 162). Dies impliziert, dass vor allem der Austausch von so genanntem „tacit knowledge“ (Wenger et al. 2002: 9) oder implizitem Wissen[3] eine große Herausforderung für Unternehmen darstellt. Denn der Transfer dieses Wissens erfordert ein hohes Maß an direkter Interaktion zwischen Organisationsmitgliedern und informellen Lern- und Austauschprozessen. Aufgrund ihres hohen Maßes an Informalität und Flexibilität sowie ihrer Fähigkeit Mitarbeiter verschiedenster Hierarchieebenen zusammen zu führen, werden CoPs zunehmend als die ideale Plattform angesehen, diese Aufgaben bewältigen zu können (vgl. Wenger, Snyder 2000; Wenger et al. 2002).
Wie bereits erwähnt haben CoPs nicht nur im Zusammenhang mit dem Transfer von Wissen Relevanz. CoPs stellen darüber hinaus wichtige Lernfelder für ihre Mitglieder dar. So ist es nicht verwunderlich, dass der Begriff „Communities of Practice“ in der Literatur erstmals im Zusammenhang mit den Theorien des situativen bzw. sozialen Lernens Verwendung fand (vgl. Lave, Wenger 1991; Lave 1991; North 2005: 155). Die situativen Lerntheorien stellen eine Kritik konventioneller Lernmodelle dar, die davon ausgehen, dass Lernen durch die Übertragung von abstrakten und objektiven Wissen erfolgt (vgl. Brown, Duguid 1991: 47; Handley et al. 2006: 641). Diese Fokussierung auf objektives Wissen übersieht jedoch die implizite Dimension und Kontextabhängigkeit von Wissen (Handley et al. 2006: 642). Die situativen Lerntheorien verstehen Lernen hingegen als selbststeuernden und selbstorganisierenden Gruppenprozess. Dies impliziert, dass zwar ein für das Gruppenlernen positives Umfeld durch die Organisation geschaffen, die Gruppe selbst aber nicht von außen gesteuert werden kann (vgl. North et al. 2000: 5). Lernen findet somit innerhalb des Handlungskontexts der Gruppe statt. Das bedeutet, dass Lernen weniger auf abstrakten Prozessbeschreibungen basiert, sondern Arbeitssituationen wie z.B. Verkaufsgespräche gemeinsam erlebt sowie Vorschläge zu deren Verbesserung in der Gruppe mit Hilfe eines wechselseitigen Erfahrungsaustauschs diskutiert bzw. erarbeitet werden (vgl. North 2005: 155). Wissen ist somit nicht länger abstrakt, sondern sozial konstruiert. Den CoPs wird innerhalb der situativen Lerntheorien die Rolle einer Lernplattform zugewiesen, innerhalb derer sich Individuen Normen, Werte, Beziehungen und Identitäten bezogen auf die Community aneignen (vgl. Handley et al. 2006: 642). Die für das situative Lernen innerhalb einer Community notwendigen Eckpfeiler sind die Konstrukte Partizipation, Identität und „practice“. Partizipation bezieht sich dabei auf den Prozess aktiver Teil einer sozialen Gemeinschaft zu sein und eine Identität gegenüber dieser Gemeinschaft auszubilden. Des Weiteren meint Lernen nicht nur das bloße Weiterentwickeln eigener Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern ist mit der Konstruktion einer CoP-spezifischen Identität verknüpft. Dies beinhaltet die Entwicklung eines allgemeinen Verständnisses über die Zugehörigkeit zu einer CoP sowie die Anerkennung als Mitglied durch die CoP selbst (vgl. Handley et al. 2006: 643 ff). Der letzte Baustein situativen Lernens in CoPs ist die „practice“. Wenger et al. (2002: 29) definieren „practice” „[as] a set of frameworks, ideas, information, styles, language, stories, and documents that community members share, […] the practice is the specific knowledge the community develops, shares and maintains”. Solche „practices” verbinden die CoP-Mitglieder untereinander und stellen eine Art „mini-culture“ (Wenger et al. 2002: 39) dar, die eine Abgrenzung zu anderen CoPs ermöglicht.
2.2 Begriffserklärung und Grundidee des CoPs-Konzepts
Nach dieser theoretischen Basierung des CoPs-Konzepts folgt nun die definitorische Erklärung des CoPs-Begriffs. Dies beinhaltet neben der Verdeutlichung der zugrunde liegenden Konzeptidee und Begriffsbestimmung auch die Darstellung der wesentlichen Funktionen von CoPs für Unternehmen.
[...]
[1] In der vorliegenden Hausarbeit werden die Abkürzungen „CoPs“ für den Begriff „Communities of Practice“ und „CoP“ für „Community of Practice“ verwendet.
[2] Auf die spezifischen Merkmale von CoPs wird in Abschnitt 2.2 näher eingegangen.
[3] Tacit knowledge bzw. implizites Wissen liegt weder in objektiver noch kodifizierter Form vor, sondern ist tief in den Erfahrungen und Handlungen von Individuen verankert und somit schwer zu formulieren und weiterzugeben (vgl. North 2005: 43).
- Quote paper
- Melanie Thiem (Author), 2006, Das Konzept Communities of Practice im Innovationsmanagement: Barrieren des Community übergreifenden Wissenstransfers und deren Auswirkungen auf Innovationsprozesse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66565
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