Die Einführung des Christentums in den skandinavischen Ländern zog sich über mehrere Jahrhunderte hin und auch heute noch gibt es beispielsweise in Island oder Norwegen offiziell als Religion eingetragene Gemeinschaften mit dem Namen Asatrú (etwa: Asenglaube), in denen die vorchristlichen Götter des Nordens verehrt werden. Betrachtet man jedoch die offizielle Phase der Christianisierung vom uns überlieferten Beginn der Mission im 9. Jahrhundert bis zur Etablierung einer ordentlichen Kirchenorganisation für den Norden, so lässt sich im Jahr 1164 ein Abschluss finden. Als letztes skandinavisches Land erhielt Schweden damals ein eigenes Erzbistum mit Sitz in Uppsala. Die römische Kirche hatte sich zumindest offiziell gegen den heidnischen Glauben durchsetzen können und hatte ihre Einflusssphäre damit bis zum Nordmeer erweitert.
Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit die Bevölkerung von der offiziellen Einführung des Christentums betroffen war und wie lange es dauerte, bis der neue Glaube sich auch im Alltag allgemein durchsetzen konnte. Ab wann verhielten sich die Menschen nicht nur christlich, sondern fühlten sich selbst als Christen? In den Quellen finden sich hierzu nur wenige Anhaltspunkte, jedoch deuten Verbote von heidnischen Praktiken darauf hin, dass das Christentum sich noch einige Zeit nicht gänzlich durchsetzen konnte.Schon spätestens seit dem 8. Jahrhundert gab es Kontakte mit dem Christentum, sei es durch Raubzüge, durch Handel oder durch Heiratsbündnisse. Doch warum entschlossen sich die nordischen Herrscher, den christlichen Glauben anzunehmen? Und weshalb dauerte es dennoch Jahrzehnte, bis sich der Glauben innerhalb der Bevölkerung durchsetzen konnte? In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, dass sowohl territoriale wie innenpolitische Gründe eine bedeutende Rolle bei der Durchsetzung des Christentums gespielt haben und dass sich der neue Glaube wohl vor allem über Loyalitätsverbindungen innerhalb der Gesellschaft verbreitete. Bekehrte Herrscher spielten eine bedeutsame Rolle in dieser Entwicklung. Die Oberhäupter waren jedoch von der Zustimmung der Adligen abhängig, ohne deren Unterstützung ein Regieren in den umkämpften Königreichen des Nordens nicht möglich gewesen wäre. Erst mit der Einführung des Christentums konnten sich in den einzelnen Regionen Skandinaviens starke Könige etablieren – ein Zusammenspiel von religiöser und politischer Dominanz liegt angesichts der Entwicklung auf der Hand.
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
1) DIE QUELLENPROBLEMATIK
2) DIE VORCHRISTLICHE RELIGION IM NORDEN
a) Götter, Gottheiten und übernatürliche Wesen
b) Weltbild, Kult und Ritus
c) Die Bedeutung der vorchristlichen Religion für das tägliche Leben der Menschen
3) SEEFAHRT, HANDEL, RAUBZÜGE – FRÜHE KONTAKTE MIT DEM CHRISTENTUM
4) GESANDTE DES HERRN – MISSIONARE IN SKANDINAVIEN
a) Beginn der Mission unter den Karolingern
b) England als christliches Missionszentrum
c) Einflüsse aus dem Osten
d) Die Reisen Erzbischof Ansgars und die Rolle Hamburg-Bremens
5) DIE DURCHSETZUNG DES NEUEN GLAUBENS
a) Die Einführung des Christentums mit Hilfe der Herrscher
b) Bekehrungs- und Missionsmethoden
c) Könige als Reichsheilige
6) DIE SONDERROLLE ISLANDS
7) DIE ENTSTEHUNG EINER EIGENSTÄNDIGEN KIRCHENSTRUKTUR IM NORDEN
a) Erste Abspaltungsversuche und Kontakte zum Papsttum
b) Die kirchliche Dreiteilung Skandinaviens
c) Die Entwicklung von Kirche und Staatlichkeit
8) ÜBERGANG VON ALTER ZU NEUER RELIGION – DIE KONTINUITÄTSFRAGE
SCHLUSSFOLGERUNGEN
EXKURS: DIE ARCHÄOLOGISCHEN QUELLEN
a) Gräber und Grabbeigaben
b) Tempel und Kirchen
c) Runensteine
d) Schmuckstücke und Amulette
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Dänemark, Norwegen und Schweden
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2: Island
EINLEITUNG
Die Einführung des Christentums in den skandinavischen Ländern zog sich über mehrere Jahrhunderte hin und auch heute noch gibt es beispielsweise in Island oder Norwegen offiziell als Religion eingetragene Gemeinschaften mit dem Namen Asatrú (etwa: Asenglaube), in denen die heidnischen Kulte praktiziert und die vorchristlichen Götter des Nordens verehrt werden. Betrachtet man jedoch die offizielle Phase der Christianisierung vom uns überlieferten Beginn der Mission im 9. Jahrhundert bis zur Etablierung einer ordentlichen Kirchenorganisation für den Norden, so lässt sich im Jahr 1164 ein Abschluss finden. Als letztes skandinavisches Land erhielt Schweden damals ein eigenes Erzbistum mit Sitz in Uppsala. Die römische Kirche hatte sich zumindest offiziell gegen den heidnischen Glauben durchsetzen können und hatte ihre Einflusssphäre damit bis zum Nordmeer erweitert.
Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit die Bevölkerung von der offiziellen Einführung des Christentums betroffen war und wie lange es dauerte, bis der neue Glaube sich auch im Alltag allgemein durchsetzen konnte. Ab wann verhielten sich die Menschen nicht nur christlich, sondern fühlten sich selbst als Christen? In den Quellen finden sich hierzu nur wenige Anhaltspunkte. Lediglich in den von den regionalen Thing-Versammlungen der freien Bauern beschlossenen Gesetzen, von denen uns Bruchstücke in Abschriften aus dem 12. und 13. Jahrhundert überliefert sind, finden sich Verbote von heidnischen Praktiken, die darauf hindeuten, dass das Christentum sich noch nicht gänzlich hatte durchsetzen können. Anhand dieser Gesetze soll hier der Versuch unternommen werden einzuordnen, inwieweit die Bevölkerung den neuen Glauben zu diesem Zeitpunkt akzeptiert hatte und wo es Kontinuitäten in Kult und Lebensführung gegeben hat. Zum besseren Verständnis sollen die Grundzüge der vorchristlichen Religion in Skandinavien kurz vorgestellt werden und der Versuch unternommen werden, ihre Bedeutung für das tägliche Leben der Menschen herauszuarbeiten.
Die Quellenlage für den Zeitraum der Christianisierung, der teilweise in die so genannte Wikingerzeit (ca. 800-1050) fällt, ist einerseits sehr vielfältig, andererseits recht eingeschränkt. In zahlreichen Sagas, Hagiographien und Chroniken wird über die Zeit der Mission und der Christianisierung Skandinaviens berichtet. Jedoch stammen diese Werke ausschließlich von christlichen Autoren und wurden außerdem meist erst viele Jahrzehnte nach den tatsächlichen Ereignissen niedergeschrieben. Vielen dieser Werke kann eine religiöse Färbung oder auch eine politische Intention nicht abgesprochen werden, was es schwer macht, sie als historisch zuverlässig einzuordnen. Besieht man sich jedoch die Quellen als Gesamtheit und vergleicht die Werke der einzelnen Autoren unter dem Vorbehalt ihrer jeweiligen politischen Hintergründe, lassen sich doch Rückschlüsse auf die Ereignisgeschichte und eingeschränkt auch auf die Geisteshaltung der skandinavischen Missionszeit ziehen. Man sollte jedoch vermeiden, Details in den Quellen aus dem Zusammenhang zu reißen.
Die Forschung im 19. Jahrhundert stützte sich entgegen dieser Vorbehalte noch vorrangig auf die isländische Sagaliteratur und schrieb die Christianisierung der nordischen Reiche deshalb vor allem einzelnen Königen zu, wie Olaf Tryggvason in Norwegen oder Harald Blåtand in Dänemark. Die Christianisierung wurde als relativ kurzfristige Episode in der Geschichte Skandinaviens gewertet, geprägt von strikter Herrschaftsausübung und gewaltsamen Massentaufen. In der modernen Forschung wurde dieses Bild weitgehend revidiert. Es wurde aufgezeigt, dass es schon spätestens seit dem 8. Jahrhundert Kontakte mit dem Christentum gegeben hat, sei es durch Raubzüge, durch Handel oder durch Heiratsbündnisse. Die Christianisierung sei eine direkte Folge dieses Einflusses von außen gewesen.[1] Doch warum entschlossen sich die nordischen Herrscher, den christlichen Glauben anzunehmen? Und weshalb dauerte es dennoch Jahrzehnte, bis sich der Glauben innerhalb der Bevölkerung durchsetzen konnte?
In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, dass sowohl territoriale wie innenpolitische Gründe eine bedeutende Rolle bei der Durchsetzung des Christentums gespielt haben und dass sich der neue Glaube wohl vor allem über Loyalitätsverbindungen innerhalb der Gesellschaft verbreitete. Bekehrte Herrscher spielten eine bedeutsame Rolle in dieser Entwicklung, wie dies auch Alexandra Sanmark in ihrer umfassenden Studie 2004[2] herausgearbeitet hat. Die Oberhäupter waren jedoch von der Zustimmung der Adligen abhängig, ohne deren Unterstützung ein Regieren in den umkämpften Königreichen des Nordens nicht möglich gewesen wäre. Erst mit der Einführung des Christentums konnten sich in den einzelnen Regionen Skandinaviens starke Könige etablieren – ein Zusammenspiel von religiöser und politischer Dominanz liegt angesichts der Entwicklung auf der Hand.
Wie oben bereits vermerkt, lassen sich zu manchen Fragen des Übergangs von alter zu neuer Religion aus den schriftlichen mittelalterlichen Quellen kaum Rückschlüsse ziehen. Aus diesem Grund möchte ich zusätzlich in einem kurzen Exkurs einige Forschungsergebnisse aus der Archäologie anführen. Anhand von Begräbnisritualen, Schmuckstücken, Kirchenbauten oder Inschriften auf Runensteinen lassen sich Schlussfolgerungen aus der Lektüre schriftlicher Quellen relativieren oder auch untermauern.
Es stellt sich auch die Frage, in welcher Form der christliche Glaube in Skandinavien eingeführt wurde. Schon in der Antike wendete die Kirche bei der Christianisierung der Germanen die Methode an, heidnische Feste und Bräuche mit christlichen Inhalten zu besetzen. So sollte den Menschen die Umgewöhnung leichter gemacht werden. Verhielt sich dies in Skandinavien ebenso? Fest steht, dass die christlichen Doktrinen vereinfacht wurden: Christus wurde zu einem starken und kämpferischen Gott verklärt und auch eine Unterscheidung zwischen ihm und dem Gottvater gab es im mittelalterlichen Skandinavien nicht – in den Gebeten, die auf zahlreichen Runensteinen eingemeißelt sind[3], ist nur von einem Gott die Rede. Die Missionare hatten wohl erkannt, dass eine schnelle Bekehrung der skandinavischen Bevölkerung nur mit expliziten, aber einfachen Regeln durchzuführen war. In diesen Zusammenhang gehört auch die Frage nach den übergeordneten Missionsstrukturen. Aus welchen Ländern kamen die Geistlichen, wer sandte sie aus und wo wirkten Missionare welchen Ursprungs? Das fränkische Missionsbistum Hamburg-Bremen konnte seine Vorherrschaft zunächst lange Zeit bewahren und wurde zu einem der einflussreichsten Faktoren der Nordmission. Im Zuge des Investiturstreits verlagerte sich das Gewicht jedoch zugunsten Roms, was schließlich zur Abspaltung der nordischen Bistümer und zur kirchenpolitischen Selbstständigkeit der nordischen Reiche führte.
Um das Thema dieser Arbeit eingrenzen zu können, sollen hier zudem einige Definitionen erläutert werden. Zunächst möchte ich mich dem Begriff „Skandinavien“ widmen: In den frühen mittelalterlichen Quellen findet sich oft die Auffassung einer gesamtnordischen Identität, die vor allem auf der gemeinsamen Sprache, dem Altdänischen beruhte.[4] Zu dieser Sprachgemeinschaft zählten nach damaliger Auffassung Dänemark, welches zur Zeit der Christianisierung auch den heutigen Südteil Schwedens umfasste, Schweden, Norwegen, Island sowie Teile der atlantischen Inseln und Finnlands. Letzteres Gebiet möchte ich jedoch aus meinen Untersuchungen ausschließen, da Finnland mehr und mehr unter russischen Einfluss geriet und sich sowohl sprach- wie auch religionsgeschichtlich anders entwickelte als die übrigen skandinavischen Länder. Auch die atlantischen Inseln sollen hier nicht explizit behandelt werden.
Ein wichtiger Punkt für die Untersuchung der skandinavischen Missionszeit ist die Eingrenzung der Begriffe „Christianisierung“ und „Konversion“, welche in der Forschung sehr unterschiedlich verwendet werden.[5] Das Wort „Christianisierung“ wird oft als soziales Phänomen von langer Dauer definiert, als abhängig von Machtstrukturen und als übergreifender Begriff für die Einführung des Christentums in größeren Regionen oder Ländern. In dieser Arbeit sollen mit dem Begriff vor allem die operativen Komponenten der Religionseinführung bezeichnet werden, wie die aktive Mission, ausgehend von christlichen Herrschern, die Einführung von christlichen Gesetzen oder der Aufbau der Kirchenorganisation. „Konversion“ hingegen wird in der modernen Forschung oft mit der Bekehrung des Einzelnen in Verbindung gebracht – als eine persönliche und individuelle Entscheidung für den Glauben auf psychologischer Ebene, bedingt durch die Einsicht, dass der christliche Glaube der einzig Richtige sei. Diese Eingrenzung ist jedoch für den skandinavischen Raum kaum möglich. Es sind uns keinerlei persönliche Berichte über den Glaubensübertritt Einzelner überliefert. Wir wissen also nicht, ob die Menschen im Norden sich aus freien Stücken und aus einer persönlichen Erkenntnis heraus taufen ließen, oder ob sie möglicherweise nur ihrem zum Christentum übergetretenen Herrscher nacheiferten. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass in Skandinavien vor allem Massentaufen stattgefunden haben. Für eine nähere Unterweisung im Glauben war in dem weiträumigen Gebiet auf Grund des ständigen Mangels an Geistlichen kaum Zeit.[6] Ich möchte deshalb in dieser Arbeit den Begriff „Konversion“ zwar nutzen, jedoch mit der Einschränkung, dass eine psychologische Einordnung wegen fehlender Informationen nicht möglich ist.
Ein Phasenmodell für die Christianisierung, wie dies z.B. von Fridtjov Birkeli 1973[7] aufgestellt wurde, möchte ich nicht verwenden. Die erste Phase ist nach Birkeli die Phase der Infiltration, während der die Bevölkerung durch Reisende oder Sklaven passiv Informationen über das Christentum bekam. Die zweite Phase umfasst die aktive Mission von außen und die dritte Phase, die Birkeli mit Institutionalisierung überschreibt, wird durch die Etablierung einer festen kirchlichen Organisation und den Bau von Kirchen charakterisiert.[8] Ich möchte die Existenz dieser einzelnen Phasen nicht abstreiten, doch halte ich es nicht für sinnvoll, sie Ereignissen oder Abläufen in den skandinavischen Ländern zuzuordnen. Je nach Region können die einzelnen Vorgänge zu extrem unterschiedlichen Zeiten abgelaufen sein oder sie haben sich sogar überschnitten, so dass eine exakte Zuordnung nicht möglich ist.
Ebenfalls in der Forschung umstritten ist die Verwendung des Wortes „Religion“ für den vorchristlichen Glauben in Skandinavien. Manche Historiker verwerfen die Idee einer heidnischen Religion, da der vorchristliche Kult im Norden auch magische Aspekte beinhaltete.[9] Da Religion jedoch im engeren Sinne schlicht für Gottesfurcht und die Verehrung eines (oder mehrerer) Götter steht, halte ich es für angebracht, auch den skandinavischen Glauben als Religion zu bezeichnen. Auch die nordischen Götter verlangten von den Menschen ein bestimmtes Verhalten, sie konnten sich durch kultische Handlungen und Opfer eine gute Ernte, sichere Seefahrt oder ein Weiterleben in Walhalla „verdienen“. Der Begriff „Kirche“ bleibt in dieser Arbeit jedoch der christlichen Organisation vorbehalten. Die skandinavischen Kulte und die verehrten Gottheiten variierten von Region zu Region, und auch innerhalb der Familie verehrten z.B. Frauen teils andere Gottheiten als Männer. Es gab in der altnordischen Religion weder offizielle Priester noch feste Tempelstätten, lediglich zu größeren Opferfesten kamen die Menschen regelmäßig zusammen. Eine Hierarchie, ein geistliches Oberhaupt oder festgefügte Gemeindestrukturen wie in der römischen Kirche gab es nicht.
1) DIE QUELLENPROBLEMATIK
Die Zeit der Christianisierung Skandinaviens ist leider nur durch wenige Quellen dokumentiert. Zeitgenössisches Schriftgut ist kaum vorhanden, da die vorchristliche Gesellschaft des Nordens sich vor allem auf mündliche Überlieferung und eine sehr geringe Anzahl von Runeninschriften beschränkte. Was jedoch die Quellenliteratur späterer Zeit angeht, so ist uns eine große Zahl von Schriften überliefert, die sich sowohl mit der heidnischen Religion wie auch mit der Zeit der Mission und der Christianisierung befassen. Da diese Chroniken, Sagas und Viten des 13. und 14. Jahrhunderts jedoch allesamt aus der Feder christlicher Autoren stammen, sind sie bezogen auf die Frage des Wandels von Heidentum zu Christentum von nur eingeschränktem historischen Wert und müssen mit Vorsicht behandelt werden.
Eine der ausführlichsten Quellen über den Beginn der Nordmission und die Probleme, mit denen christliche Geistliche in Skandinavien zu kämpfen hatten, ist die Lebensbeschreibung des Missionsbischofs Ansgar. Die Vita Anskarii wurde 865 nach dessen Tod von seinem Gehilfen und Nachfolger Rimbert verfasst und kann als recht verlässliche Quelle für das 9. Jahrhundert angesehen werden. Die Forschung geht davon aus, dass Rimbert Ansgar auf seiner zweiten Reise nach Schweden begleitet hatte, und deshalb als Augenzeuge über den Norden und die dortige Mentalität berichten konnte, was seine Vita als historische Quelle wertvoll macht. Seine Beschreibungen der skandinavischen Gesellschaft weichen stark von den zu seiner Zeit üblichen hagiographischen Berichten ab, es werden nicht nur heilige Taten und Visionen Ansgars überliefert, sondern auch zahlreiche Details über Landschaft und Lebensverhältnisse im Skandinavien der Wikingerzeit. Dennoch schrieb Rimbert sicherlich aus Sicht des Erzbistums Hamburg-Bremen und damit vor einem christlichen Hintergrund und überbetont verständlicherweise die Erfolge seines großen Vorbilds. Dies muss bei der Lektüre bedacht werden.[10]
Ähnliches gilt für die Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum Adams von Bremen. Der Erzbischof schrieb sein Werk um etwa 1066 und beschrieb darin die Missionstätigkeit des Erzbistums Hamburg-Bremen bis ins Detail. Vieles gab Adam jedoch nach Hörensagen wieder, anderes war mythologisch verfremdet. Beispielsweise sollten nach seiner Darstellung am Nordpol Zyklopen leben.[11] Dennoch gehören auch Augenzeugen zu seinen Informanten, wie der dänische König Svend Estridsen oder die Missionsbischöfe Radulf von Schleswig und Adalvard der Jüngere. Trotz der offensichtlichen Schwächen wird die Kirchengeschichte Adams von Historikern allgemein als nützlich beurteilt und soll deshalb auch für diese Arbeit verwendet werden.[12]
Die 16 Bände umfassende Gesta Danorum des Saxo Grammaticus[13] wurde Ende des 12. Jahrhunderts im Auftrag des Erzbischofs von Lund geschrieben. In neun Bänden beschreibt Saxo die sagenhafte Vorzeit Dänemarks und führt die nationalen Heldensagen auf. Die Bände 10 bis 16 enthalten die Epochen von König Harald Blåtand, der Dänemark als erster König vereinte, bis zur Herrschaft Waldemars des Großen. Saxo Grammaticus griff für sein Werk auf zahlreiche antike und mittelalterliche Autoren, Chroniken, Gesetzessammlungen und Annalen zurück, doch trotz alledem muss auch bei der Verwendung dieser Quelle darauf Rücksicht genommen werden, dass die Berichte über die dänischen Könige und Bischöfe christlich gefärbt und heldenhaft verklärt sind.[14]
Für die Christianisierung Islands sind die Hauptquellen die Íslendingabók[15] des Autors Ari Thorgilsson und die Landnámabók[16] eines anonymen Verfassers. Die Íslendingabók umfasst die Zeit von der Landnahme Islands um 870 bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts und hält sich streng an die Chronologie. Seine sorgfältige Schreibweise und die Berufung Aris auf zeitgenössische Gewährsleute machen die Íslendingabók zu einer wichtigen Quelle. Jedoch muss man einschränken, dass Ari Christ und Mitglied der bedeutendsten Bischofsfamilie Islands war, seine Überlieferung deshalb nicht ganz neutral sein kann. Viele seiner Aussagen lassen sich mit der anonymen Landnámabók vergleichen, die ebenfalls im 12. Jahrhundert niedergeschrieben wurde.[17] Zusätzliche Informationen über die Einführung des Christentums in Island gibt die Kristnisaga,[18] die auf Anfang des 13. Jahrhunderts datiert wird und sich sowohl auf Aris Werke wie auch auf zusätzliche mündliche Überlieferung stützt.
Die skandinavischen Heiligenlegenden werden in der Forschung eher kritisch betrachtet. Diese Viten wurden erst im 13. Jahrhundert von Klostergelehrten niedergeschrieben und sollten vor allem der Belehrung von Geistlichen bei liturgischen Festen dienen. Ihr Wahrheitsgehalt ist nur schwer nachprüfbar, da oft vergleichbare zeitgleiche Quellen fehlen. Der Typus der Hagiographie an sich sowie die Tatsache, dass Kleriker sicher nicht neutral über heidnische Kulte berichteten, legen nahe, dass diese Heiligenviten als tendenziös anzusehen sind und deshalb nur bedingt als Quellen herangezogen werden können.[19]
Für die isländischen Königs- und Bischofssagas, wie beispielsweise die Saga Olafs des Heiligen von Norwegen, die ebenfalls größtenteils im 13. Jahrhundert entstanden sind, können überwiegend dieselben Bedenken gelten wie für die Heiligenlegenden. Manche Abschnitte sind durch andere historiographische Schriften bestätigt, doch für viele Zeiträume sind sie die einzigen überlieferten Quellen und daher nicht überprüfbar. Auch hier ist bei der Heranziehung Vorsicht geboten. In dieser Arbeit sollen die Sagas deshalb nur vereinzelt herangezogen werden.[20]
Eine Ausnahme stellen jedoch die Schriften Snorri Sturlusons dar: Auf Grund seiner betont neutralen Erzählhaltung zählt er zu den wichtigsten isländischen Autoren des Mittelalters. Er wuchs Ende des 12. Jahrhunderts als Mitglied der Oberschicht in Island auf. Snorri war ein mächtiger Mann, zweimal hatte er das Amt des Gesetzessprechers der isländischen Thing-Versammlungen inne. Doch sein Einfluss als Führer einer der wichtigsten Familien Islands sollte ihm zum Verhängnis werden. Snorri Sturluson setzte sich vehement für die Unabhängigkeit des im 12. Jahrhundert an Norwegen angeschlossenen Islands ein und wurde schließlich 1241 auf Befehl des norwegischen Königs getötet. Snorri hatte sich mit der Niederschrift seines Königsbuches Heimskringla und der nach ihm benannten Prosa- oder Snorra-Edda[21] zum Ziel gesetzt, jungen Dichtern die Sagenwelt und die Götter seiner Vorfahren nahe zu bringen. Die mündliche Überlieferung dieser heidnischen Geschichten war durch die Einführung des Christentums auf Island im Jahr 1000 vom Vergessen bedroht.[22] Bei der Lektüre der Heimskringla fällt auf, dass Snorri, obwohl er selbst überzeugter Christ war, offenbar keinen Widerspruch darin gesehen hat, ausführlich über die Heldentaten der heidnischen Könige und Götter zu berichten. Jedoch verfasste Snorri seine Edda als ein Zwiegespräch zwischen einem Lehrer und seinem Schüler, so dass er selbst nie Stellung beziehen musste, sondern die Überlieferung und Deutung der heidnischen Bräuche anderen in den Mund legen konnte. Seit der Christianisierung war außerdem schon einige Zeit vergangen, was die Überlieferung der alten Traditionen erleichterte.[23] Sein Schreibstil ist im Vergleich zu anderen mittelalterlichen Autoren auffallend rational und beinahe schon modern, wenn man außer Acht lässt, dass das Übernatürliche in der Literatur des Mittelalters natürlich immer eine große Rolle spielte.[24]
Von großem Wert sind die Skaldendichtung und die Poesie der Edda[25], die von einem uns unbekannten Verfasser geschrieben wurde. Die Verse haben ein sehr kompliziertes metrisches System und viele Forscher glauben deshalb, dass sie eine Abschrift von über Jahrhunderte mündlich überlieferten Versen sind, die der historischen Situation entsprungen sind und deshalb zumindest in ihren Kernaussagen zeitgenössische Meinung wiedergeben.[26] Natürlich kann es auch hier durch die fortwährende orale Überlieferung zu Färbungen oder Umdeutungen gekommen sein, doch in ihren Grundzügen können diese Quellen wichtige Hinweise auf die vorchristliche Gesellschaft Skandinaviens bieten.
Keine der aufgeführten erzählenden Quellen gibt jedoch Auskunft darüber, wie die neue Religion das tägliche Leben der Menschen beeinflusste und wie sich der neue Glaube durchsetzen konnte. Etwas Aufschluss über die Wirtschaft, die Verwaltung und auch indirekt über die Durchsetzung des Christentums in der Bevölkerung geben die ältesten Landschaftsgesetze der skandinavischen Länder, die aber leider nicht vollständig überliefert sind. Doch aus den Fragmenten und den darin enthaltenen Verboten bestimmter kultischer Handlungen oder heidnischer Gebräuche lässt sich schlussfolgern, wo es Kontinuitäten vom alten zum neuen Glauben gegeben hat.[27] Für Norwegen sind in Manuskripten aus dem 12. Jahrhundert Fragmente der Gesetze des Frostathings[28] in der Region Trøndelag überliefert, ebenso das Gulathings-,[29] das Borgarthings- und das Eidsivathingsrecht.[30] Auch Islands umfangreiches Gesetz, der sogenannte Codex Grágás[31], ist uns durch eine Abschrift aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Für Schweden sind vor allem die Gesetze des Västgötarechts vom Beginn des 13. Jahrhunderts, des Östgötarechts[32] und ein Gesetz für Uppland[33] zu nennen, die um frühestens 1300 entstanden sind. Auch die dänischen Gesetzestexte[34] sind uns nur als Abschriften aus dem 13. Jahrhundert überliefert. Damit stammen die skandinavischen Regionalgesetze allesamt aus der Zeit nach der Einführung des Christentums, doch es kann keinen Zweifel daran geben, dass sie Bräuche und Regeln beinhalten, die noch aus der Missionszeit und vielleicht sogar früher stammen.[35]
Bezogen auf die einzelnen Länder sind die Quellen recht unterschiedlich verteilt: Die Annahme des Christentums in Island und die weitere Entwicklung der Kirchenorganisation sind durch zahlreiche Sagas sowie die bereits genannte Kombination aus Íslendingabók und Landnámabók quasi lückenlos überliefert. Auch in Norwegen ist die Quellenlage recht gut: Snorris Heimskringla listet eine lückenlose Reihe der norwegischen Könige bis 1177 auf und gibt in den einzelnen Sagas auch viele Informationen zu Religion und Mission. Die Geschichte Dänemarks ist ebenfalls gut überliefert: Als landeseigene Quelle ist die Gesta Danorum des Saxo Grammaticus zu nennen, welche die sagenhafte Vorzeit des dänischen Königshauses und die tatsächlichen Ereignisse in Dänemark bis zum Ende des 12. Jahrhunderts schildert. Zusätzlich berichten Autoren aus dem Süden über die dänischen Nachbarn: Die Annales Regni Francorum[36] geben kurze Informationsstücke über die Verhältnisse in Dänemark zur Zeit Karls des Großen. Für die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts gibt es hier jedoch Lücken. Erst Rimberts Vita Anskarii und die Kirchengeschichte Adams von Bremen bieten wieder halbwegs zuverlässige Nachrichten. Das 10. Jahrhundert in Dänemark kommt bei Adam von Bremen jedoch nur lückenhaft vor. Für alle drei Länder gibt es zusätzlich einen Fundus von Rechtstexten und Urkunden aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Schwierig gestaltet sich die Quellenlage jedoch in Schweden. Eigene Quellen gibt es vor dem 11. Jahrhundert nicht, abgesehen von zahllosen Inschriften auf Runensteinen. Die einzige explizite Quelle, die sich für das 9. Jahrhundert wohl auf Augenzeugenberichte und eigene Erfahrungen aus Schweden stützen kann, ist Rimberts Vita Anskarii. Die Kirchengeschichte Adams ist für Schweden keine große Hilfe, denn Adam von Bremen war selbst nie in Schweden und seine Gewährsleute stammten vornehmlich aus Dänemark. Auch diplomatische Quellen oder Rechtsschriften sind für Schweden erst für das 12. Jahrhundert überliefert.
In der Religionsgeschichte verließen sich viele Forscher Anfang des letzten Jahrhunderts noch völlig auf die altnordische Geschichtsdichtung des 13. und 14. Jahrhunderts. In den letzten Jahren wurden diese Texte mehr und mehr kritisch hinterfragt.[37] Die Forschung ist sich heute einig, dass diese Überlieferungen nicht ohne Vorbehalte übernommen werden können. Wenn man die politischen und sozialen Hintergründe der jeweiligen Sagas jedoch im Hinterkopf behält, lässt sich durchaus ein – wenn auch grobes – Bild der nordischen Gesellschaft während der Zeit der Christianisierung zeichnen. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, keine Bruchstücke der Überlieferung aus dem Zusammenhang zu reißen, um Fehleinschätzungen zu vermeiden.
2) DIE VORCHRISTLICHE RELIGION IM NORDEN
Der Charakter der heidnischen Religion des vorchristlichen Skandinaviens war bestimmt von den Widrigkeiten der nordischen Landschaft und von der kämpferischen Gesinnung der Wikinger. Ihre Religion musste in eine Welt ständigen Wettstreits und Überlebenskampfes passen, und so waren auch ihre Götter in keiner Weise friedfertig, sondern kämpferische Helden, die sich auch untereinander betrogen und bekriegten. Der jeweilige Herrscher oder Stammeshäuptling fungierte im vorchristlichen Skandinavien als eine religiöse Leitfigur, er hatte die Aufgabe, durch regelmäßige Opfer für gute Verbindungen zur übernatürlichen Welt zu sorgen. Für schlechte Ernten oder verlorene Kriege konnte er zur Verantwortung gezogen werden, da er dann nach Ansicht der Bevölkerung seine Pflichten vernachlässigt hatte.[38]
a) Götter, Gottheiten und übernatürliche Wesen
Die vorchristliche Religion im Norden war polytheistisch und umfasste eine große Zahl von Göttern und übernatürlichen Mächten. Sie waren überall in der Natur präsent, im Himmel, auf der Erde, im Wasser oder unter der Erde. Nach Auffassung der Menschen der Wikingerzeit gab es Mächte, die den Menschen halfen, aber auch solche, die unberechenbar waren, oder die sogar gefährlich und feindlich gesinnt sein konnten. Die Götter organisierten die Welt nach uralten Gesetzen, während ihre Gegenspieler, die Riesen, das Chaos repräsentierten. Da jedoch beide Gruppen nicht ohne einander agieren konnten, spielte die Interaktion zwischen Riesen und Göttern eine große Rolle in der nordischen Mythologie.[39]
Die Götter unterteilten sich ebenfalls in zwei Gruppen, die Geschlechter der Æsir und der Vanir. Die Vanir waren Geschöpfe der Fruchtbarkeit und wurden unter anderem durch Njörd, Frey und Freyja repräsentiert.[40] Die wichtigsten Götter der Æsir waren Odin und Thor.[41] Doch im Pantheon des Nordens gab es außer den Göttern noch zahlreiche andere Geschöpfe, die die Natur bevölkerten. Zwerge lebten unter der Erde und versorgten die Götter mit geschickt gearbeiteten Werkzeugen und Zauberutensilien.[42] Elfen waren Fruchtbarkeitsgeister und wurden oft mit verstorbenen Verwandten in Verbindung gebracht. Die Walküren wählten diejenigen Männer aus, die in der Schlacht sterben sollten und geleiteten sie nach ihrem Tod nach Walhalla, wo sie an der Seite Odins im Heer der Endzeit kämpfen sollten.[43] Weitere weibliche Mächte waren die Völur, die als sehr weise galten und die Geschichte der Welt vom Anfang bis zum Ende kannten. Nicht weniger wichtig waren die Nornen, die im Zentrum der Welt saßen. Sie spannen das Schicksal und entschieden über Glück und Misserfolg der Menschen.[44] Zu diesen übernatürlichen Mächten kamen zahlreiche Schutzgeister und Naturbewohner, die z.B. in Quellen oder in Felsen lebten.[45]
Die Götter trugen menschliche Charakterzüge und Eigenarten, waren neidisch, eifersüchtig, gutmütig oder vertrauensselig. Sie wurden jedoch nicht verklärt wie später der christliche Gott, sondern sie blieben unberechenbar und die Menschen waren ständig bemüht, sich ihre Gunst zu erhalten.[46] In der heutigen Forschung wird meist zwischen dem Götterkult und der „niederen“ Religion der übernatürlichen Wesen unterschieden. Die Anbetung von Elfen und ähnlichen Schutzgeistern spielte vor allem im täglichen Leben der bäuerlichen Bevölkerung eine wesentliche Rolle und überlebte in vielen abgelegenen Landstrichen die Einführung des Christentums um viele Jahrzehnte. Der Götterkult war hingegen die Ausdrucksform der herrschenden Familien und der Könige. Man kann aber davon ausgehen, dass bei großen Opferfesten durchaus in der Gruppe den Göttern gehuldigt wurde, wie dies auch in der Saga Hákonar góða beschrieben wurde.[47] Im täglichen Leben der Bevölkerung spielten aber Haus- und Schutzgeister ohne Zweifel die größte Rolle, denn sie galten als die Garanten für Liebe, Gesundheit und für das Gedeihen der Ernte.[48]
Odin war einer der mächtigsten Götter des vorchristlichen Glaubens. Er war der Gott der Weisheit und der Poesie. Nach der Mythologie soll er für neun Nächte am Weltenbaum gehangen haben, um das Geheimnis der Runen und damit der Schrift zu erlangen.[49] Doch er war auch ein Schamane, konnte seine Gestalt verändern und wandelte zwischen den Welten, was ihn für die Menschen unberechenbar machte.[50] Zu Odin beteten vor allem die oberen Schichten der skandinavischen Gesellschaft, er war der Gott der Könige und Herrscher und wurde deshalb oft in den Gedichten der höfischen Skaldenpoeten besungen. Die ersten dänischen Könige erklärten Odin sogar zu ihrem Urahn.[51]
Der Donnergott Thor wird im Gegensatz zu Odin mit der bäuerlichen Bevölkerung in Verbindung gebracht. Er war sehr populär in der Wikingerzeit, bei archäologischen Ausgrabungen wurden zahllose Amulette mit seinem Symbol, dem Hammer[52], gefunden. Thor befand sich laut der Überlieferung im ständigen Kampf mit den übernatürlichen Geschöpfen, er rang sogar mit der Weltschlange, die den Kosmos zusammenhält.[53]
Frey war ein weiterer der großen Götter der Wikinger. Er wurde als Fruchtbarkeitsgott verehrt, und war verantwortlich für Reichtum, Gesundheit und den Fortbestand der Familie.[54] Er galt außerdem als Urahn der Ynglingar, der schwedisch-norwegischen Herrscherdynastie. Freys weiblicher Gegenpart war seine Schwester Freyja, die wohl die wichtigste Göttin der heidnischen Religion im Norden darstellte. Sie wurde in ganz Skandinavien verehrt und sollte Glück für Partnerschaft und Familie bringen. Doch sie war keine typische Muttergöttin, sondern wurde gleichzeitig auch mit Kriegsglück in Verbindung gebracht. Laut der nordischen Mythologie teilen Odin und Freyja die in der Schlacht gefallenen Krieger untereinander auf.[55]
b) Weltbild, Kult und Ritus
Kultische und rituelle Handlungen hatten in den Augen der Skandinavier eine große Bedeutung für den Erhalt des Weltengleichgewichts. Der heidnische Kosmos bestand aus drei Welten. Im Zentrum befand sich Ásgarð, der Sitz der Götter. Die Welt der Menschen, Miðgarð,[56] lag in einem Ring darum. Am äußersten Rand des Weltenkreises befand sich Utgarð, die Heimat der Riesen.[57] Die Toten, die nicht im Kampf auf dem Schlachtfeld gestorben waren, wanderten nach ihrem Tod in die Welt der Hel, die von furchtbaren Bestien bevölkert war und den endlosen Leiden des christlichen Fegefeuers ähnelt.[58] Im Zentrum des Kosmos stand der Weltenbaum Yggdrasil, der die Welt ernährt[59] – ein Symbol, das sich auch in zahlreichen anderen Kulturen findet. Die Balance zwischen diesen Welten war ständig in Gefahr und musste durch die Götter und die Menschen aufrechterhalten werden. Die Götter kämpften fortwährend gegen Untiere und gegen Riesen, unterstützt durch kultische Handlungen der Menschen. Die nordische Welt war also keineswegs dualistisch in Gut und Böse aufgeteilt wie der christliche Kosmos, sondern vielmehr pluralistisch und geprägt von der ständigen Interaktion der zahlreichen existierenden Mächte. Am Ende der Welt, wenn kein Gleichgewicht mehr möglich sein würde, drohte Ragnarök, die Götterdämmerung. Ein riesiges Untier würde die Sonne fressen und die Götter träfen in einer Endschlacht auf die Riesen, bis alles Leben zerstört wäre.[60]
Der heidnische Kult mit seinen Riten war fest in das tägliche Leben der nordischen Völker integriert, eine Trennung von Heiligem und Profanem existierte offenbar nicht.[61] Es gab jedoch keine festgelegten Doktrinen wie im christlichen Glauben. Die Menschen pflegten den Kontakt mit den höheren Mächten durch ihre kultischen Handlungen und sicherten sich auf diese Weise Erfolg, Gesundheit und Frieden.[62] Es gibt keine Anzeichen für einen speziellen Priesterstand, stattdessen übernahmen wohl die Oberhäupter der Familie oder des Stammes die täglichen Rituale. Bei den mehrmals im Jahr stattfindenden regionalen Treffen, oder bei den gesetzgebenden Thing-Versammlungen der freien Bauern, übernahmen die jeweiligen politischen Führer, die goði, auch religiöse Aufgaben. Dazu gehörten Tieropfer und große Festgelage, bei denen Trinksprüche für die Götter und die Vorfahren gesprochen wurden. Besonders gerne wurde Pferdefleisch geopfert, denn diese Tiere galten als besonders edel und sie zu schlachten galt als großes Opfer. Die Opferfeste fanden in regelmäßigen Abständen auf den größten Höfen der Umgebung statt. Spezielle religiöse Gebäude scheint es nicht gegeben zu haben, die Forschung geht davon aus, dass entweder in der großen Halle des Hofes geopfert wurde oder im Freien, wo es zahlreiche heilige Plätze gab.[63] Diese Naturheiligtümer wurden oft mit Erd- oder Wassergeistern in Verbindung gebracht, die Fruchtbarkeit oder Schutz versprachen. Waldlichtungen, Bäume, Quellen oder Felsspitzen konnten so eine individuelle Bedeutung bekommen. Zusätzlich zu solchen natürlichen Orten wurden übernatürliche Geschöpfe durch Idole bildlich dargestellt, etwa durch aus Lehm, Holz oder Stein geformte Figuren.[64]
Die Hauptopferfeste der Skandinavier wurden im Herbst nach dem Einbringen der Ernte gefeiert, zu Frühlingsbeginn, um für eine reiche Ernte zu bitten und im Sommer, wenn die Zeit der langen Seefahrten begann. Diese waren sowohl für die Händler wie auch für die räuberischen Wikinger von großer Bedeutung und man bat um den Schutz der Götter und um Schlachtenglück.[65] Opfer waren auch in Krisenzeiten notwendig, beispielsweise wenn ein Herrscher gestorben war oder ein feindlicher Angriff drohte. Geopfert wurde meist in der Gruppe. Manche Forscher vermuten jedoch, dass auch Individuen die Götter um Hilfe baten. Ein Beispiel, wie solch ein Opfer hätte aussehen können, findet sich im Bericht des arabischen Reisenden Ibn Fadlān. 921 war dieser bis in die bulgarische Hauptstadt an der Wolga gereist und hatte dort einige Händler beobachtet, die Rus genannt wurden und nach Ansicht zahlreicher Forscher schwedische Wikinger waren.[66] Ibn Fadlān war an fremden Gebräuchen sehr interessiert und beschrieb das Opfer in allen Details. Seiner Erzählung nach hatten die Rus auf einer Lichtung eine Gruppe einfacher Holzfiguren errichtet, darunter ein großer Pfahl mit einem eingekerbten Gesicht. Rundherum wurden kleinere Figuren aufgestellt und hinter den Figuren noch einige lange Stangen. Die Händler opferten nun zunächst der Hauptfigur, die mit „Herr“ angesprochen wurde, Brot, Fleisch, Gemüse und Milch und baten darum, dass sie für ihre Waren einen guten Preis bekämen. Liefen die Geschäfte danach gut, kehrten die Händler zurück, um zum Dank Schafe oder Rinder zu opfern. Wenn die Dinge nicht so liefen wie erhofft, opferten die Rus einzelnen der kleineren Figuren, die sie als die Frauen, Töchter und Söhne des Herrn bezeichneten, und baten sie um ihre Unterstützung. Die Hauptfigur stand höchstwahrscheinlich für Odin, denn er galt als der Göttervater und war außerdem der Gott des Reichtums.[67]
Auch die Magie spielte in der vorchristlichen Religion des Nordens eine offenbar bedeutende Rolle. Magie beinhaltete unter anderem das Aufsagen von Zaubersprüchen, Inkantationen und das Heilen von Kranken. In der im 12. Jahrhundert verfassten, anonymen Historia Norwegie ist ausführlich von einem schamanistischen Ritual die Rede, durch das eine Frau geheilt wird.[68] Ob man magische Handlungen allerdings als Teil des Kults bezeichnen kann, darüber gehen die Meinungen in der Forschung auseinander. Alexandra Sanmark argumentiert in ihrer Arbeit von 2004, dass Kultrituale und magische Praktiken in der Gedankenwelt der skandinavischen Heiden kaum trennbar gewesen sein dürften. Lediglich der psychologische Ansatz unterscheide sich: bei der Religion müsse sich der Mensch den Regeln der Götter unterwerfen, bei der Magie habe er selbst übernatürliche Kräfte unter Kontrolle. Es gibt tatsächlich keine Hinweise in den Quellen, dass die Menschen der Wikingerzeit zwischen Magie und Religion unterschieden.[69] Da es jedoch zahlreiche Gesetze gab, die magische Handlungen untersagten und mit hohen Strafen belegten,[70] kann man davon ausgehen, dass Magie ein zentraler Aspekt der heidnischen Religion war. Alexandra Sanmark unterscheidet deshalb drei Zweige innerhalb des vorchristlichen Glaubens in Skandinavien: Götter, übernatürliche Wesen und Magie.
c) Die Bedeutung der vorchristlichen Religion für das tägliche Leben der Menschen
Die Menschen des Nordens hatten neben dem Opferkult noch andere tägliche Rituale. Man suchte die Hilfe der Götter, um in die Zukunft zu blicken, vermisste Tiere oder Personen zu finden oder auch um sich zu vergewissern, dass eine geplante Reise oder Schlacht ein gutes Ende nehmen würde. Hierfür wurden Omen und Träume gedeutet, oft von Seherinnen oder Poeten, die ebenfalls als besonders weise galten. In der heidnischen Mythologie wird deutlich, dass die Menschen im Norden fest an ihr Schicksal glaubten. Die Nornen webten den Ablauf des Lebens für jedes Neugeborene und auch der mächtige Gott Odin selbst konnte sich seinem Schicksal nicht entziehen. Dieser feste Glaube an die Unabänderlichkeit muss das Selbstverständnis der Menschen und ihr Verhältnis zu den Göttern stark beeinflusst haben.[71] Auch die Nachwelt und der Totenkult spielten eine wichtige Rolle in der vorchristlichen Religion Skandinaviens. Die verstorbenen Vorfahren und ihr Wohlergehen waren für die Bevölkerung von großer Bedeutung, man sprach ihnen einen Einfluss auf die Entwicklung von Saat und Ernte, Tieren und Haushalt zu. Um sie günstig zu stimmen wurden ihnen regelmäßig Opfer gewidmet.[72]
Der heidnische Kult war in weiten Teilen geprägt von Gemeinschaftserlebnissen und hatte dadurch eine einigende Funktion für die heidnische Gesellschaft. Vor allem die Familie spielte als ökonomische, politische und religiöse Gemeinschaft eine große Rolle, wie auch der Ahnenkult, denn man glaubte, dass die Vorfahren aus dem Jenseits auf das Leben ihrer Nachkommen einwirken konnten.[73] Hausherren, Sippenoberhäupter, Häuptlinge oder überregionale Herrscher hatten sowohl rechtliche wie teilweise auch religiöse Führungsrollen inne. Vor allem die Herrscher waren wichtig, denn sie sorgten mit ihren regelmäßigen großen Opferfesten dafür, dass es keine Missernten oder Dürren gab. Wenn sie das nicht taten, konnte es passieren, dass sie abgesetzt wurden.[74] Für die private Ausübung des Kults gab es aber offensichtlich keine strikten Regeln und offenbar auch keine Strafen oder gar einen Bann wie in der christlichen Kirche. In der Gedankenwelt der Wikinger war jeder Mann seines eigenen Glückes Schmied und wenn jemand Erfolg hatte, so nahmen die Menschen an, dass er ein gutes Verhältnis zu den Göttern unterhielt. Für manch einen mag es in dieser relativ freien Religion vielleicht an festen Regeln gefehlt haben, welche der christliche Glaube in großer Fülle bot.[75] Der heidnische Kult war tolerant nach innen wie nach außen. Im Privaten blieb es jedem selbst überlassen, welchen Göttern oder Wesen er sein Vertrauen schenken wollte. Und auch die Erweiterung ihres Pantheons um einen Gott wie den des Christentums stellte die Wikinger vor keine Gewissensfrage. Der heidnische Glaube war geprägt vom Utilitarismus, wie sich auch an den Opferberichten über die Rus zeigt.[76] Was sprach dagegen, zusätzlich einen neuen Gott anzubeten, sofern dieser sich als mächtig und hilfreich erwies?[77] Vor allem für die Frauen der Wikinger oder auch für Männer, die keine Kämpfer waren, konnte der christliche Gedanke an ein ewiges Leben im Himmel durchaus verlockend sein. Sie hatten in der Vorstellungswelt des heidnischen Kults nur die Aussicht auf die finstere Unterwelt, denn ein Platz an der Seite Odins in Walhalla war ihnen verwehrt.[78] Erst der christliche Ausschließlichkeitsanspruch brachte die Skandinavier in Bedrängnis, denn der neue Gott wollte nicht nur Einer unter Vielen sein.[79] Dass es eine längere Zeit dauerte, bis sich die Skandinavier an den Monotheismus gewöhnt hatten, zeigen die zahlreichen Verbote heidnischer Praktiken in den frühen Landschaftsgesetzen Norwegens und Schwedens.[80]
Besieht man sich die Rituale, die heiligen Orte und die Geschöpfe, welche die Skandinavier verehrten, so wird deutlich, dass die skandinavische Religion ein am Nutzwert orientierter Naturkult war. Die Menschen glaubten, dass ihr Leben in allen Bereichen von übernatürlichen Mächten bestimmt wurde, die sich durch Donner, Regen, Wind oder Sonne manifestierten.[81] Das Schwergewicht des nordischen Glaubens lag im privaten Bereich, die täglichen Rituale in der Hausgemeinschaft bildeten einen festen Bestandteil des Lebens.[82] Es gab keine Priester, die Opfer wurden vom Hausherrn durchgeführt oder im Falle der überregionalen Feste von den Stammesoberhäuptern. Der Kult war deutlich vom Utilitarismus geprägt, die Opfer sollten Götter und Gottheiten gnädig stimmen, damit sie den Menschen während des Lebens halfen.[83]
3) SEEFAHRT, HANDEL, RAUBZÜGE – FRÜHE KONTAKTE MIT DEM
CHRISTENTUM
Die Wikinger waren ein Volk, das viel auf Reisen war. Das lag zum einen an der kargen Natur ihrer Heimat, die es kaum ermöglichte, mehr als das Nötigste zu produzieren. Nicht alltägliche Waren mussten, wie auch in anderen Teilen Europas, auf dem See- und Landweg herbeigeschafft werden. Zum anderen spielten der Ruhm und die reiche Beute, die auf Raubzügen in ferne Länder erworben werden konnten, ohne Zweifel eine maßgebliche Rolle.[84] Auf dem Gebiet der Seefahrt hatten es die Wikinger zur Meisterschaft gebracht. Mit ihren wendigen Schiffen reisten sie nicht nur zu den nahe gelegenen britischen Inseln, in die Normandie oder nach Island, sondern sogar quer über den Atlantik bis an die heutige kanadische Küste.[85]
Die ersten Plünderungsfahrten der Wikinger fanden möglicherweise schon ab dem 5. Jahrhundert statt. Dabei reisten die Nordleute vor allem in Gegenden, die bereits christianisiert waren. Manche der kampferprobten Skandinavier dienten für einige Zeit als Söldner in den Armeen christlicher Herrscher. Und auch freundschaftliche Kontakte zwischen nordischen und christlichen Adelsfamilien entstanden in dieser Zeit. Die nordischen Aristokraten waren in späteren Jahrhunderten also mit der englischen und europäischen Gesellschaft wohl vertraut – sowohl durch die regen Handelskontakte wie auch durch Heiratsbündnisse.[86]
Der Handelsverkehr über die Nordsee nahm ab dem 8. Jahrhundert stetig zu. Doch die Nordmänner kamen nicht nur in Frieden: Um 792 überfielen kriegerische Wikinger das Kloster von Lindisfarne und plünderten die Umgebung schonungslos. Für die folgenden zwei Jahrhunderte wurden die mehr oder weniger regelmäßigen Attacken der nordischen Seeleute zu einer harten Probe für die englische Bevölkerung.[87] Die Wikinger überfielen während dieser Zeit auch zahlreiche Städte an der französischen Küste und brandschatzten 845 schließlich Paris.[88] Gefangene und Sklaven zu machen, gehörte dazu und auf diesem Wege kamen wohl auch zahlreiche Christen nach Skandinavien.[89] Nach den ersten Überfällen, bei denen es zunächst vor allem um Beute und Ruhm gegangen war, wandelte sich im 9. Jahrhundert die Intention der Wikinger langsam und sie begannen, in den von ihnen eroberten Gebieten in England und Frankreich zu siedeln und Kolonien zu gründen. In England wurde das Einflussgebiet der Dänen im 9. Jahrhundert Danelag genannt – das Gebiet des dänischen Gesetzes. In der Normandie wurden die Wikinger etwa zur selben Zeit als Folge einer Vereinbarung mit dem König angesiedelt, wohl um weitere Überfälle zu verhindern.[90] Der Handel trat von da an wieder in den Vordergrund.[91]
[...]
[1] Sanmark, Alexandra: Power and Conversion – a Comparative Study of Christianization in Scandinavia
(= Occasional Papers in Archaeology 34), Uppsala 2004.; Bagge, Sverre: Christianization and State Formation in Early Medieval Norway, in: Scandinavian Journal of History 30 (2005), S. 107-134.
[2] Sanmark: Power, S. 75-83.
[3] Sanmark: Power, S. 96-99: Siehe unten S. 48
[4] Sturluson, Snorri: Heimskringla eller norges kungesagaer, udgivne ved C. R. Unger (= Det norske oldskriftselskabs samlinger IV.), Kristiania 1864, S. 1: „A bók þessi lét ek rita frásagnir um höfðingja, þá er ríki hafa haft á norðrlöndum ok á danska tungu hafa maelt, [...].“ Etwa: „[…] die alten Geschichten über die Häuptlinge, die in den Nordländern herrschten und die dänische Sprache redeten.“; See, Klaus von: Altnordische Literatur, in: Lexikon des Mittelalters, München 2003, Sp. 479-486.
[5] Kilbride, William G.: Why I feel cheated by the term `Christianisation´, in: Archaeological Review from Cambridge 17, 2 (2000), S. 1-17.
[6] Rimbert: Vita Anskarii, übersetzt von Werner Trillmich, in: Trillmich, Werner und Buchner, Rudolf (Hg.): Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches
(= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 11), Darmstadt 1968, S. 33-133, hier:
Kap. 17, S. 52; Adam von Bremen: Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche, in: Trillmich, Werner und Buchner, Rudolf (Hg.): Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 11), Darmstadt 1968,
S. 137-499, hier: Kap. I, 50-52, S. 220-224.
[7] Birkeli, Fridtjov: Norske Steinkors i tidlig middelalder. Et bidrag til belysning av overgangen fra norrøn religion til kristendom (= Skrifter utgitt av det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo, II. hist.-filos. klasse,
ny serie 10), Oslo 1973, S. 14.
[8] Lager, Linn: Runestones and the Conversion of Sweden, in: Carver , Martin (Hg.): The Cross goes North. Processes of Conversion in Northern Europe AD 300-1300, York 2003, S. 497-507, hier: S. 497.
[9] Sanmark: Power, S. 15.
[10] Sanmark: Power, S. 24.
[11] Søndergaard, Leif: At the Edge of the World: Early Medieval Ideas of the Nordic Countries,
in: Bisgaard, Lars u.a. (Hg.): Medieval Spirituality in Scandinavia and Europe. A Collection of Essays in Honour of Tore Nyberg, Odense 2001, S. 51-71, hier: S. 57.
[12] Sanmark: Power, S. 24.
[13] Saxo Grammaticus: Gesta Danorum. Recognoverunt et ediderunt J. Olrik et H. Ræder, Bd. 1, Hauniae 1931.
[14] Volz, Ruprecht: Saxo Grammaticus, in: Lexikon des Mittelalters, München 2003, Sp. 1422-1423.
[15] Ares Isländerbuch, ed. Wolfgang Golther (= Cederschiöld, Gustaf (Hg.): Altnordische Saga-Bibliothek 1),
2. neu bearbeitete Auflage, Halle 1923, im Folgenden: Íslendingabók.
[16] Thorgilsson, Ari: Íslendingabók og Landnámabók, búlð hefir til prentunar Valdemar Ásmundarson
(= Íslendinga sögur I, 2), Reykjavík 1891, im Folgenden: Landnámabók.
[17] Ehrhardt, Harald: Íslendingabók, in: Lexikon des Mittelalters, München 2003, Sp. 695-696.
[18] Kahle, Bernhard (Hg.): Kristnisaga. Þáttr Þorvalds ens vídförla. Þáttr Ísleifs biskups Gizurarsonar. Hungrvaka (= Cederschiöld, Gustaf u.a. (Hg.): Altnordische Saga-Bibliothek 11), Halle 1905.
[19] Sanmark: Power, S. 23.
[20] Sanmark: Power, S. 23.
[21] Sturluson, Snorri: Prosa-Edda. Altisländische Göttergeschichten. Aus dem Altisländischen übertragen, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Arthur Häny, Zürich 1991.
[22] Volz, Ruprecht: Snorri Sturluson, in: Lexikon des Mittelalters, München 2003, Sp. 2016-2017.
[23] Sawyer, Birgit und Peter: Confrontations between Pagans and Christians. The Contemporary Evidence,
in: Drobin, Ulf (Hg.): Religion och samhälle i det förkristna Norden. Ett Symposium, Odense 1999, S. 181-194, hier: S. 181.
[24] Whaley, Diana: The Miracles of S. Olaf in Snorri Sturluson`s Heimskringla, in: Knirk, James (Hg.): Proceedings of the Tenth Viking Congress (= Universitetets Oldsaksamlings Skrifter, ny rekke 9), Oslo 1987, S. 325-342.; See, Klaus von (Hg.): Europa und der Norden im Mittelalter, Heidelberg 1999, S. 326-337.
[25] Die Edda, ed. Richard C. Boer. Mit historisch-kritischem Commentar, Bd. 1, Einleitung und Text, Haarlem 1922.
[26] Lönnroth, Erik: Olav der Heilige als nordeuropäische Erscheinung, in: Svahnström, Gunnar (Hg.): St. Olav, seine Zeit und sein Kult (= Visby-Symposiet för historiska vetenskaper 6), Visby 1981, S. 9-16, hier: S. 9.
[27] Sanmark: Power, S. 25.
[28] Meissner , Rudolf: Norwegisches Recht: Das Rechtsbuch des Frostothings, (= Germanenrechte 4; Schriften der Akademie für Deutsches Recht, Gruppe Rechtsgeschichte), Weimar 1939, im Folgenden: FL.
[29] Meissner, Rudolf: Norwegisches Recht. Das Rechtsbuch des Gulathings, (= Germanenrechte 6; Schriften der Akademie für Deutsches Recht, Gruppe Rechtsgeschichte), Weimar 1935, im Folgenden: GL.
[30] Meissner, Rudolf: Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings,
(= Germanenrechte, Neue Folge, Abteilung Nordgermanisches Recht, Bd. 1; Schriften des Deutschrechtlichen Instituts), Weimar 1942, im Folgenden: BL und EL.
[31] The Codex Regius of Grágás. MS. No. 1157 fol. in the Old Royal Collection of The Royal Library, Kopenhagen. With an introduction by Páll Eggert Ólason (= Corpus Codicum Islandicorum Medii Aevi III), Kopenhagen 1932.
[32] Collin, H.S. und Schlyter, C.J. (Hg.): Östgöta-Lagen. Facsimile edition with addendum by the main part of Emil Olson, Östgötalagens 1300-talsfragment (reprint) and Carl Ivar Ståhle, De Liedgrenska fragmenten av Östgötalagens C-text (first print), edited by Gösta Holm and Carl Ivar Ståhle, Lund 1980.
[33] Schlyter, C. J. (Hg.): Code juris Uplandici. Uplands-Lagen, (= Corpus juris Sueo-Gotorum antiqui. Samling af Sveriges gamla lagar, Bd. III), Stockholm 1834.
[34] Schwerin, Claudius von (Hg.): Dänische Rechte (= Germanenrechte 8, Schriften der Akademie für Deutsches Recht, Gruppe Rechtsgeschichte), Weimar 1938.
[35] Foote, Peter und Wilson, David M. (Hg.): The Viking Achievement. The society and culture of early medieval Scandinavia (= Sidgwick and Jackson great civilizations series), London ²1990, S. xix.
[36] Annales Regni Francorum, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte, erster Teil, neu bearbeitet von Reinhold Rau (= Buchner, Rudolf (Hg.): Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe V), Darmstadt 1962, S. 9-155, im Folgenden: ARF.
[37] Olsen, Olaf: Die alte Gesellschaft und die neue Kirche, in: Ekdahl, Sven (Hg.): Kirche und Gesellschaft im Ostseeraum und im Norden vor der Mitte des 13. Jahrhunderts (= Acta Visbyensia III), Göteborg 1969, S. 43-63, hier: S. 43.
[38] Davidson, Hilda Ellis: The Lost Beliefs of Northern Europe, London und New York 1993, S. 8 und 94.; Olsen: Gesellschaft, S. 46.
[39] Steinsland, Gro: Scandinavian Paganism, in: Roesdahl, Else (Hg.): From Viking to Crusader. The Scandinavians and Europe 800-1200, New York 1992, S. 144-151, hier: S. 144.
[40] Heimskringla, Ynglingar Saga 4, S. 5-6.
[41] Prosa-Edda 20-21, S. 46-50.
[42] Prosa-Edda 14, S. 33-37.
[43] Prosa-Edda 20, S. 46-49.
[44] Edda, Wöluspa 20, S. 5.; Prosa-Edda 15, S. 37-40.
[45] Steinsland: Paganism, S. 144.; Foote: Viking, S. 392.
[46] Davidson: Beliefs, S. 64.
[47] Heimskringla, Saga Hákonar góða 18, S. 95.; Olsen: Gesellschaft, S. 44-45.
[48] Sanmark: Power, S. 149.
[49] Edda, Havamal 138-165, S. 35-38.
[50] Heimskringla, Ynglingar Saga 6-7, S. 7-9.
[51] Heimskringla, Ynglingar 8, S. 9.; Steinsland: Paganism, S. 144-146.
[52] Prosa-Edda 21, S. 49-50.
[53] Prosa-Edda 47-48, S. 96-103.; Steinsland: Paganism, S. 146.
[54] Prosa-Edda 24, S. 54-55.
[55] Prosa-Edda 24, S. 54-55.; Steinsland: Paganism, S. 147.
[56] Edda, Wöluspa 4, S. 2 und Grimnismal 41, S. 56.
[57] Prosa-Edda 8-9, S. 24-28.
[58] Prosa-Edda 34, S. 60-65.
[59] Edda, Wöluspa 20, S. 5.
[60] Prosa-Edda 51, S. 113-120.; Steinsland: Paganism, S. 147.
[61] Padberg, Lutz von: Die Christianisierung Europas im Mittelalter 500-1400, Stuttgart 1998, S. 34.
[62] Steinsland: Paganism, S. 148.; Bagge: Christianization, S. 126.
[63] Davidson: Beliefs, S. 88-90.
[64] Sanmark: Power, S. 176.
[65] Davidson: Beliefs, S. 88-90.
[66] Davidson: Beliefs, S. 94f.; Zur Rus-Diskussion siehe auch: Dreijer, Matts: Häuptlinge, Kaufleute und Missionare im Norden vor tausend Jahren. Ein Beitrag zur Beleuchtung der Umbildung der nordischen Gesellschaft während der Übergangszeit vom Heidentum zum Christentum (= Skrifter utgivna av Ålands kulturstiftelse II), Mariehamn 1960.
[67] Ibn Fadlāns Reisebericht, ed. Ahmed Zeki Validi Togan (= Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes 24,3), Leipzig 1939, S. 86-87.
[68] Ekrem, Inger und Mortensen, Lars Boje (Hg.): Historia Norwegie. Translated by Peter Fisher, Kopenhagen 2003, hier: Kap. IV, S. 63.; Sanmark: Power, S. 158-159.
[69] Auch in der christlichen Religion finden sich im Mittelalter zahlreiche magische Elemente. Vor allem die Überlieferung von Heilungswundern oder Schlachtensiegen nach der Anrufung Gottes musste auf die Menschen eine große Wirkung gehabt haben: Næshagen, Ferdinand Linthoe: Medieval Norwegian Religiosity. Historical Sources and Modern Social Science, in: Scandinavian Journal of History 25 (2000), S. 297-316.
[70] z.B. wurde laut des Frostathingsrechts Weissagen oder Zaubern mit der Enteignung des Beschuldigten bestraft. Wer leugnete, musste in heißes Wasser greifen oder die Eisenprobe überstehen. FL III, 15, S. 51.; Ähnliche Strafen sieht auch das Gulathingsrecht vor. GL 28, S. 26f..
[71] Davidson: Beliefs, S. 136-138.
[72] Sanmark: Power, S. 178.; Foote: Viking, S. 392.
[73] Sanmark: Power, S. 180.
[74] Hugason, Hjalti: The Acceptance of Christianity in Iceland: An Attempt at a new Interpretation, in: Brohed, Ingmar (Hg.): Church and People in Britain and Scandinavia (= Bibliotheca Historio-Ecclesiastica Lundensis 36), Lund 1996, S. 45-57, hier: S. 53.
[75] Davidson: Beliefs, S. 142-143.
[76] Ibn Fadlān, S. 86-87.
[77] Hugason: Acceptance, S. 51.; Kaufhold, Martin: Europas Norden im Mittelalter. Die Integration Skandinaviens in das christliche Europa (9.-13. Jh.), Darmstadt 2001, S. 24.
[78] Davidson: Beliefs, S. 142-143.
[79] Gräslund, Anne-Sofie: Pagan and Christian in the Age of Conversion, in: Knirk, James E. (Hg.): Proceedings of the Tenth Viking Congress (= Universitetets Oldsaksamlings Skrifter, ny rekke 9), Oslo 1987, S. 81-94, hier: S. 82.
[80] Z.B. GL 23, S. 20-23.; Siehe auch unten Kapitel 8.
[81] Sanmark: Power, S. 178.
[82] Hugason: Acceptance, S. 53.
[83] Sanmark: Power, S. 178.
[84] Kaufhold: Norden, S. 28-38.
[85] Kaufhold: Norden, S. 58-63.
[86] Skre, Dagfinn: Missionary Activity in Early Medieval Norway. Strategy, Organization and the Course of Events, in: Scandinavian Journal of History 23 (1998), S. 1-19, hier: S. 2.
[87] Jørgensen, Torstein: From Wessex to Western Norway: Some Perspectives on one Channel for the Christianisation Process, in: Brohed, Ingmar (Hg.): Church and People in Britain and Scandinavia,
(= Bibliotheca Historio-Ecclesiastica Lundensis 36), Lund 1996, S. 29-44, hier: S. 30.
[88] Kaufhold: Norden, S. 30.; Annales Bertiniani, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte, zweiter Teil, neu bearbeitet von Reinhold Rau (= Buchner, Rudolf (Hg.): Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe VI), Darmstadt 1961, S. 12-287, hier: S. 64.
[89] Göbell, Walter: Die Christianisierung des Nordens und die Geschichte der nordischen Kirchen bis zur Errichtung des Erzbistums Lund, in: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Bd. 1: Anfänge und Ausbau. Unter Mitarbeit von Peter Meinhold und Erich Hoffmann, Neumünster 1977, S. 63-104, hier: S. 63.;
Rimbert 11, S. 40-42.
[90] Kaufhold: Norden, S. 38.
[91] Jørgensen: Wessex, S. 30-31.
- Arbeit zitieren
- M.A. Ellen Stickel (Autor:in), 2006, Vom Heidentum zum christlichen Glauben. Die Christianisierung Skandinaviens im 9. bis 12. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66553
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