Der Begriff der „Qualität“ ist in aller Munde. Alles muss besser werden, auch Bildung und Bildungsseinrichtungen. Der Fortschrittsgedanke ist in der Pädagogik durchaus kein neuer. Doch wie können Verbesserungen erzielt werden? Das Qualitätsmanagement (QM) scheint hier eine immer größere Rolle zu spielen. Doch wie sieht es im Handlungsfeld Sonderpädagogik mit QM aus? Kann man hier überhaupt von „Qualität“ sprechen? Und lässt sich QM ohne Weiteres in der Sonderpädagogik übersetzen?
Die Sonderpädagogik klingt nach einem streng homogenen Handlungsfeld. Dass diese Beschreibung nicht zutreffend ist, wird in Kapitel zwei dieser Arbeit erläutert, sowie der hier analysierte Aspekt der Sonderpädagogik herausgefiltert. Im dritten Kapitel geht der Autor auf den Begriff „Qualität“ im Allgemeinen und speziell im Qualitätsmanagement ein. Im vierten Kapitel dieser Arbeit wird die Bedeutung des Begriffs „Kunde“ sowie seine Übersetzung in die Pädagogik erläutert. Und schließlich wird in Kapitel fünf dann ein konkretes Projekt des Qualitätsmanagements in der Sonderpädagogik vorgestellt.
Im Laufe dieser Arbeit werden sowohl die Grenzen, als auch die Möglichkeiten des Qualitätsmanagements in der Sonderpädagogik beleuchtet. Das erklärte Ziel des Autors ist es, zu zeigen, dass Qualitätsmanagement auch in der Sonderpädagogik seinen berechtigten Platz hat.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Handlungsfeld Sonderpädagogik
2.1 Die Sonderpädagogik
2.2 Bereiche der Sonderpädagogik
3. Der Begriff „Qualität“
3.1 Was bedeutet „Qualität“?
3.2 Und „Qualität“ im Qualitätsmanagement?
4. Der Begriff „Kunde“
4.1 Wer ist der „Kunde“?
4.2 Und der „Kunde“ der Sonderpädagogik?
5. Befragung von Menschen mit geistiger Behinderung
6. Schluss
7. Literaturverzeichnis
8. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Das Hauptseminar „Qualitätsmanagement: Entwicklung und Sicherung der Qualität in Bildungseinrichtungen“ von Prof. Huber des Sommersemesters 2006 war sozusagen in zwei Themenbereiche aufgeteilt. Im ersten Teil wurden zunächst die Ursprünge sowie verschiedene Systeme des Qualitätsmanagements (z. B. ISO, TQM, EFQM) vorgestellt und diskutiert. Dies geschah u. A. auf sehr interessante Weise durch Gruppenarbeiten und Rollenspiele. Das dadurch vermittelte Wissen bildete die Grundlage für den zweiten Teil der Veranstaltung. Hier wurden pädagogische Handlungsfelder und Institutionen beleuchtet und untersucht, welche Qualitätsmanagement systeme oder zumindest welche Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung von Qualität jeweils durchgeführt werden. Anzuführen sind hier z. B. Schule, Universität, Kindergarten, sonderpädagogische Einrichtungen, Organisationen aus der Erwachsenenbildung, Fahrschulen, Projekte aus der Erlebnispädagogik…. Diskutiert wurden nicht nur die entsprechenden Prozesse, sondern auch der Nutzen, die Risiken bzw. Grenzen sowie die noch ausbaufähigen Bereiche.
Ähnlich soll in dieser Arbeit vorgegangen werden. Da es jedoch auf Grund des Umfangs und der Tiefe einer Seminararbeit unmöglich ist, all diese Handlungfelder unter dem Aspekt des Qualitätsmanagements zu untersuchen, beschränkt sich der Autor auf einen Ausschnitt der Veranstaltung: die Sonderpädagogik. Die Sonderpädagogik klingt nach einem streng homogenen Handlungsfeld. Dass diese Beschreibung nicht zutreffend ist, wird in Kapitel zwei dieser Arbeit erläutert, sowie der hier analysierte Aspekt der Sonderpädagogik herausgefiltert. Im dritten Kapitel geht der Autor auf den Begriff „Qualität“ im Allgemeinen und speziell im Qualitätsmanagement ein. Im vierten Kapitel dieser Arbeit wird die Bedeutung des Begriffs „Kunde“ sowie seine Übersetzung in die Pädagogik erläutert.[1] Und schließlich wird in Kapitel fünf dann ein konkretes Projekt des Qualitätsmanagements in der Sonderpädagogik vorgestellt.
Im Laufe dieser Arbeit werden sowohl die Grenzen, als auch die Möglichkeiten des Qualitätsmanagements in der Sonderpädagogik beleuchtet. Das erklärte Ziel des Autors ist es, dem Leser verständlich zu machen, dass Qualitätsmanagement auch in der Sonderpädagogik seinen berechtigten Platz hat. Doch zunächst muss dem Leser klar sein, was mit dem Begriff Sonderpädagogik überhaupt gemeint ist.
2. Das Handlungsfeld Sonderpädagogik
2.1 Die Sonderpädagogik
Wie bereits erwähnt gibt es die Sonderpädagogik eigentlich gar nicht. Selbst über die Bezeichnung dieses Handlungsfeldes herrscht keine Einigkeit. In Abhängigkeit der geographischen Lage und Sichtweise der in dieser Profession Tätigen werden u. A. auch folgende Begriffe verwendet: Behindertenpädagogik, Heilpädagogik, Rehabilitationspädagogik, Förderpädagogik.[2] Aus Gründen der Leserlich- und Einheitlichkeit dieser Arbeit und der Semantik dieser Begriffe wird hier durchgehend von der Sonderpädagogik gesprochen.[3] Ihr Gegenstand – und warum an dieser Stelle eigentlich gar nicht die Einzahl verwenden dürfte – wurde jedoch immer noch nicht geklärt. Doch bevor auf ihre Spezialisierungen eingegangen wird, sollen zunächst einige allgemeine Aussagen zu diesem Handlungsfeld gemacht werden. Pädagogik meint „sowohl das erzieherische Handeln…als auch die Theorie der Erziehung“ und Bildung (Böhm 2000, S. 404).
Die Sonderpädagogik bezeichnet den der Pädagogik zu- bzw. untergeordneten Teil, der sich mit der Erziehung und Bildung behinderter Menschen sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis beschäftigt. Darüber hinaus meint sie „jenen Bereich von Erziehung und Erziehungswissenschaft, der sich um die Verbesserung von erschwerten Situationen und um die Behebung besonderer Gefährdungen und Benachteiligungen in allen Lebensaltern bemüht“ (Böhm 2000, S. 497). Es spielt aber nicht nur der interventionale Aspekt eine Rolle. Auch sind die präventive und die integrative sonderpädagogische Arbeit von Bedeutung. Beispiele hierfür sind u. A. die Frühförderung entwicklungsverzögerter Kinder, der Mobile Sonderpädagogische Dienst (MSD) zur Unterstützung und Beratung des Lehrpersonals an Regelschulen, sowie Beratungsangebote für Eltern mit behinderten Kindern. Laut der obigen Definition geht es in der Sonderpädagogik aber auch um das Tätigsein „in allen Lebensaltern“.
Die pädagogische Tätigkeit mit behinderten Menschen wird aber in der Realität meist noch auf das Kindes- und Jugendalter beschränkt. Angebote zur (Weiter-)Bildung für Menschen mit Behinderung gibt es nur selten, so z. B. an manchen Volkshochschulen.[4]
Damit ist die allgemeine Erläuterung des Begriffes Sonderpädagogik abgeschlossen. Doch welche der oben bereits erwähnten Spezialisierungen gibt es in diesem Handlungsfeld?
2.2 Bereiche der Sonderpädagogik
Ihre Zielgruppe besteht – wie weiter oben schon angeführt – aus den Menschen mit einer (drohenden) Behinderung. Da es jedoch viele verschiedene Arten der Behinderungen gibt, hat sich auch innerhalb der Sonderpädagogik eine Spezialisierung der Fachrichtungen entlang dieser Beeinträchtigungsarten entwickelt. Anzuführen sind in diesem Zusammenhang folgende Bereiche: Körperbehindertenpädagogik, Geistigbehindertenpädagogik, Hörgeschädigtenpädagogik, Sehgeschädigtenpädagogik, Sprachheilpädagogik, Lernbehindertenpädagogik und Verhaltensgestörtenpädagogik. Von manchen Vertretern der Sonderpädagogik wird auch noch die Arbeit mit Menschen mit einer Schwermehrfachbehinderung als eigener Bereich angesehen.
Neuere Strömungen in der Sonderpädagogik sind jedoch gegen diese Kategorisierung von Menschen mit Behinderungen. (vgl. Biermann/Goetze 2005, S. 14-20). Durch diese Gleichsetzung der Behinderung mit der Person, wird die Beeinträchtigung bzw. der Schaden dauerhaft mit dem Menschen verknüpft. Das führt dazu, dass sich die Person mit einer Behinderung nicht mehr als Mensch wahrnimmt und identifiziert, sondern allein als ein „Behinderter“. Gleiches gilt für die Fremdwahrnehmung. Eine Betrachtung der Person – ohne sich unmittelbar auf die Behinderung zu konzentrieren – wird dadurch beinahe unmöglich gemacht. Und das führt wiederum zur Ausgrenzung aus der Gesellschaft und Isolation des „Behinderten“ und leistet seiner Diskriminierung Vorschub. Um dem entgegen zu wirken, spricht man
„deshalb nicht mehr vom >Körperbehinderten< oder >Lernbehinderten<, sondern von einem Schüler mit einer Körperbehinderung oder Lernbehinderung etc. allgemeiner von »Kindern mit spezifischem Förderbedarf«“ (Biermann/Goetze 2005, S. 115).
[...]
[1] Der Autor verwendet hier ganz bewusst nicht Begriffe wie Anwendung oder Übertragung, sondern spricht von einer Übersetzung des Qualitätsmanagements in den Bildungsbereich. Zur Begründung siehe Kapitel 4.
[2] Zur jeweiligen Bedeutung dieser Begriffe vgl. Biermann/Goetze 2005, S. 11f.
[3] Eine kurze Begründung, warum nicht einer der anderen verwendeten Begriffe verwendet wird: Gefördert wird z. B. grundsätzlich in der Pädagogik, Behindertenpädagogik stigmatisiert die Klientel und oft können die Personen der Zielgruppe nicht geheilt werden.
[4] Der Leser mag vielleicht denken, dass Bildung und Behinderung zwei sich gegenseitig ausschließende Begrifflichkeiten sind. Dass dem nicht so ist, wird an späterer Stelle in dieser Arbeit gezeigt.
- Arbeit zitieren
- Frank Alibegovic (Autor:in), 2006, Qualitätsmanagement in der Sonderpädagogik? Eine Untersuchung der Grenzen und Möglichkeiten von QM in diesem Handlungsfeld, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66493
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