Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Schulkapitel aus Thomas Manns Buddenbrooks vor dem Hintergrund des deutschen Schulsystems an Realgymnasien und Gymnasien um 1900. Es soll gezeigt werden, dass das Schulkapitel aus Buddenbrooks stellvertretend für die Auswirkungen der preußischen Einflüsse auf das Schulwesen jener Epoche gesehen werden kann. Dabei stehen die beiden Figuren Hanno Buddenbrook und Direktor Wulicke für den unter dem Schulsystem leidenden Schüler einerseits und den Vertreter des preußischen Disziplinarsystems andererseits. Dabei handelt es sich bei beiden Figuren um Extreme: Hanno Buddenbrook ist der hochsensible, träumerische Décadent, der am Leben krankt und mit dem neuen leistungsorientierten Geist der Zeit maßlos überfordert ist. Direktor Wulicke dagegen repräsentiert den in jeglicher Hinsicht unerbittlichen Verfechter der preußischen Idee, und zusammen mit seinem Lehrergefolge macht er die in Buddenbrooks dargestellte Schule zum „Staat im Staate“.
Die Ausführungen sollen deutlich machen, dass die preußisch orientierte Schule nicht nur für Hanno eine traumatische Erfahrung darstellt bzw. die Schule des Direktor Wulicke nicht nur deshalb als so traumatisierend beschrieben wird, um die Person des Hanno Buddenbrook als Décadent zu kennzeichnen. Ebenso wenig liegen die negativen Schilderungen allein in Thomas Manns subjektivem Empfinden als schlechter oder fauler Schüler begründet. Vielmehr soll diese Arbeit zeigen, dass auch weniger labile Charaktere als Hanno und auch außer Thomas Mann noch zahlreiche seiner Zeitgenossen an der Schule gelitten haben, und dies auf das repressive Schulsystem um 1900 zurück zu führen ist. Dazu erfolgt zunächst ein Abriss über das Schulwesen in Deutschland um 1900, darauf eine Analyse des Schulkapitels aus Buddenbrooks mit anschließender Betrachtung von Thomas Manns eigener Schulerfahrung. Abschließend wird noch kurz auf die autobiographisch geprägte Darstellung von Schule in den Romanen Professor Unrat und Der Schüler Gerber von Thomas Manns Zeitgenossen Heinrich Mann und Friedrich Torberg eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergrund: Porträt der schulischen Wirklichkeit um 1900
- Das Schulkapitel in Buddenbrooks
- Die Lehrer
- Der Schüler Hanno Buddenbrook
- Kai
- Die Mitschüler
- Thomas Mann und die Schule
- Weitere Schulszenen in der Literatur um 1900
- Heinrich Mann: Professor Unrat
- Friedrich Torberg: Der Schüler Gerber
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Schulkapitel aus Thomas Manns „Buddenbrooks“ im Kontext des deutschen Schulsystems um 1900. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass dieses Kapitel stellvertretend für die Auswirkungen preußischer Einflüsse auf das Schulwesen dieser Epoche steht. Die Figuren Hanno Buddenbrook und Direktor Wulicke verkörpern dabei den leidenden Schüler und den Vertreter des preußischen Disziplinarsystems.
- Die Auswirkungen des preußischen Schulsystems auf Schüler und Lehrer
- Die Rolle der Schule als "Staat im Staate"
- Der Konflikt zwischen dem individuellen Schüler und dem normativen Schulsystem
- Die traumatische Erfahrung der Schule für sensible Schüler wie Hanno Buddenbrook
- Die Bedeutung der Schule in der Literatur der Jahrhundertwende
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Fokus auf das Schulkapitel aus "Buddenbrooks" und dessen Relevanz für die Darstellung des deutschen Schulsystems um 1900 legt. Anschliessend beleuchtet der zweite Teil die schulische Wirklichkeit jener Zeit und beschreibt die grundlegenden Veränderungen im deutschen Schulwesen im 19. Jahrhundert. Insbesondere wird die Preußifizierung der Schule mit ihren normativen Strukturen, dem Leistungsdruck und dem Fokus auf diszipliniertes Lernen thematisiert.
Das dritte Kapitel widmet sich einer Analyse des Schulkapitels aus "Buddenbrooks". Dabei werden die Lehrer, der Schüler Hanno Buddenbrook, die Figur Kai und die Mitschüler unter die Lupe genommen. Die Analyse zeigt die Konflikte und Spannungen auf, die sich zwischen dem individualistischen Schüler und dem autoritären Schulsystem ergeben.
Das vierte Kapitel betrachtet Thomas Manns eigene Schulerfahrung und deren Einfluss auf seine literarische Darstellung der Schule. Der Fokus liegt auf den autobiographischen Aspekten in Manns Werk und der Frage, wie seine persönlichen Erfahrungen die Schilderung der schulischen Realität prägen.
Abschließend werden in Kapitel fünf Schulszenen aus den Romanen "Professor Unrat" von Heinrich Mann und "Der Schüler Gerber" von Friedrich Torberg beleuchtet. Diese beiden Romane werden in Bezug auf ihre autobiographisch geprägte Darstellung der Schule und die Kritik an den zeitgenössischen Bildungsinstitutionen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Schulsystem, Preußifizierung, Disziplinargewalt, individuelles Lernen, Traumatisierung, Literatur, Jahrhundertwende, Thomas Mann, Buddenbrooks, Professor Unrat, Der Schüler Gerber, Heinrich Mann, Friedrich Torberg.
- Citar trabajo
- Susanne Prang (Autor), 2003, Hanno Buddenbrook und Direktor Wulicke - Fiktiver Antagonismus als Spiegel realer Schulverhältnisse um 1900, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66369