Gegenstand der vorliegenden Hausarbeit ist die Determination bzw. die Bestimmung des Substantivs im Deutschen und im Russischen. Im Vergleich mit anderen indogermanischen Sprachen wie z.B. dem Deutschen, Englischen oder Französischen wird deutlich, dass das Russische, wie fast alle Slawinen - mit Ausnahme des Bulgarischen - zu den artikellosen Sprachen, zählt. Das heißt, Russisch besitzt kein festes grammatisches Mittel um die Kategorie der Determiniertheit/Indeterminiertheit (D/ID) des Substantivs auszudrücken.
Die Kategorie der D/ID bezeichnet den „Grad der Informiertheit des Kommunikationspartners“,1 d.h. die „Informiertheit bzw. Nichtinformiertheit des Adressaten der Äußerung über das Mitzuteilende“.2 In der modernen deutschen Sprache wird die nominale Determination durch bestimmte und unbestimmte Artikel ausgedrückt, und somit eine klare Kategorisierung zwischen dem Leser bekannte und unbekannte Substantive durchgeführt. Nun stellt sich spätestens bei einer Übersetzung aus dem Deutschen ins Russische die Frage, wie man in einer artikellosen Sprache eine Einteilung der Substantive in unbestimmte und bestimmte realisieren kann.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Zentrale Fragestellung
2 Sprachvergleich der D/ID im Deutschen und Russischen
2.1 Determiniertheit/Indeterminiertheit im Deutschen
2.2 Äquivalente Ausdrucksmöglichkeiten im Russischen
3 Syntaktische Ebene
3.1 Wortfolge und Satzakzent
4 Morphologische Ebene
4.1 Kasusopposition Akkusativ-Genitiv
4.2 Kasusopposition Nominativ-Genitiv
4.3 Numerusopposition
4.4 Aspektopposition
5 Lexikalische Ebene
5.1 Pronomen один
5.2 Pronomen какой-то
5.3 Pronomen этот
6 Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Gegenstand der vorliegenden Hausarbeit ist die Determination bzw. die Bestimmung des Substantivs im Deutschen und im Russischen. Im Vergleich mit anderen indogermanischen Sprachen wie z.B. dem Deutschen, Englischen oder Französischen wird deutlich, dass das Russische, wie fast alle Slawinen - mit Ausnahme des Bulgarischen - zu den artikellosen Sprachen, zählt. Das heißt, Russisch besitzt kein festes grammatisches Mittel um die Kategorie der Determiniertheit/Indeterminiertheit (D/ID) des Substantivs auszudrücken.
Die Kategorie der D/ID bezeichnet den „Grad der Informiertheit des Kommunikationspartners“,[1] d.h. die „Informiertheit bzw. Nichtinformiertheit des Adressaten der Äußerung über das Mitzuteilende“.[2] In der modernen deutschen Sprache wird die nominale Determination durch bestimmte und unbestimmte Artikel ausgedrückt, und somit eine klare Kategorisierung zwischen dem Leser bekannte und unbekannte Substantive durchgeführt.
Nun stellt sich spätestens bei einer Übersetzung aus dem Deutschen ins Russische die Frage, wie man in einer artikellosen Sprache eine Einteilung der Substantive in unbestimmte und bestimmte realisieren kann.
1.1 Zentrale Fragestellung
Die zentrale Fragestellung, die es in der Hausarbeit zu beantworten gilt, lautet somit: Welche Ausdruckmöglichkeiten der Determiniertheit/Indeterminiertheit im Russischen sind dem Artikel im Deutschen äquivalent?
Die Ermittlung der Äquivalenzen zwischen grammatischen Erscheinungen zweier oder mehrerer Sprachen stellt den Gegenstand der kontrastiven Linguistik dar. Dabei handelt es sich um eine „ Ausrichtung der Vergleichenden Sprachwissenschaft, bei der ein Sprachvergleich nicht im Hinblick auf generische Fragestellungen, sondern zum Zwecke der Aufdeckung von strukturellen Übereinstimmungen und Divergenzen zwischen zwei [...] gegebenen Einzelsprachen durchgeführt wird“.[3]
So soll in der Hausarbeit ein Überblick über die bereits gewonnenen Ergebnisse der kontrastiven Linguistik auf dem Gebiet der Determination des Substantivs im Russischen geboten werden.
2 Sprachvergleich der D/ID im Deutschen und Russischen
2.1 Determiniertheit/Indeterminiertheit im Deutschen
Wie bereits erwähnt, hat im Deutschen der Artikel die Funktion des Ausdrucks der Kategorie D/ID. Im Fall der Neuerwähnung im Text wird ein Substantivs durch einen unbestimmten Artikel „ein/eine“ gekennzeichnet und signalisiert damit die ID, d.h. die Unbestimmtheit des Substantivs für den Adressaten. Bei einem wiederholten Auftreten des selben Substantivs im Text wird ein bestimmter Artikel „der/die/das“ zur Kennzeichnung der Determiniertheit verwendet. Der bestimmte Artikel lässt das Merkmal der Neuerwähnung eines Substantivs weg. Die D/ID, so Gladrow, „ist im Deutschen also genau wie Genus, Kasus und Numerus eine morphologische Kategorie des Substantivs, sie gehört zu seinem Paradigma“.[4]
Dadurch zieht der Artikel eine klare Grenze zwischen den neuerwähnten und den bereits bekannten und somit zwischen inderterminierten und determinierten Substantiven.
2.2 Äquivalente Ausdrucksmöglichkeiten im Russischen
Die Kategorisierung der Substantive findet auch in der modernen russischen Sprache statt, so dass der Leser auch in einem russischen Text zwischen inderterminierten und determinierten Substantiven unterscheiden kann.
Da es im Russischen auf der morphologischen Ebene keine Äquivalente zum Artikel gibt, muss die Untersuchung auch auf die Sprachebenen der Syntax und der Lexik ausgeweitet werden. Die äquivalenten Ausdrucksmöglichkeiten des deutschen Artikels setzen sich in der modernen russischen Sprache aus verschiedenen Ebenen der Sprache zusammen. So heißt es bei Bondarko: „Поле О/НО в русском языке основывается на некоторой совокупности разнородных языковых средств (типологических, просодических, морфосинтаксических, лексических)“ . [5]
Auf der syntaktischen Ebene weist das Russische die primären Entsprechungsmöglichkeiten zum deutschen Artikel auf, welche in der Wortfolge und der Satzintonation liegen. Primär sind diese deshalb äquivalent, weil die nominale Determination kontextuell bedingt ist und es „aus dem Kontext gewöhnlich ersichtlich ist, ob von Gegenständen die Rede ist, die dem Hörer bekannt sind oder nicht“.[6]
Zu den Ausdrucksmitteln der D/ID auf der morphologischen Ebene gehören die Kasusoppositionen Akkusativ/Genitiv und Nominativ/Genitiv. Zu den weiteren, allerdings recht peripheren artikeläquivalenten Entsprechungsmitteln zählen die Numerusopposition Singular/Plural und die Opposition der Aspektformen.[7]
Auf der dritten, der lexikalischen Sprachebene, sind die Indefinitpronomen один und какой- то, sowie das Demonstrativpronomen этот für den Ausdruck der Determination des Substantivs im Russischen verantwortlich.[8]
Auf die jeweiligen Ausdrucksmöglichkeiten der drei genannten Ebenen der Sprache soll nun im einzelnen eingegangen werden.
3 Syntaktische Ebene
3.1 Wortfolge und Satzakzent
Die Determination des Substantivs wird im Russischen für gewöhnlich aus dem Kontext ersichtlich. Von Bedeutung für die Kennzeichnung der Kategorie der D/ID ist dabei nicht die Satzgliedfunktion, sondern das Stellungs- und Akzentverhältnis des Substantivs.[9] Somit wird durch die Wortfolge und Intonation die Bestimmtheit bzw. Unbestimmtheit des Nomens für den Adressaten ausgedrückt.
Um die Kategorie der nominalen Determination im Russischen zu erkennen, müssen die Wechselbeziehungen zwischen neutralen und expressiven Aussagen, die Intonation des Satzes und die Segmentierung der Aussage in Thema und Rhema beachtet werden.[10]
Als stilistisch neutral gelten Äußerungen, in denen das Rhema, das die Information über den Gegenstand der Aussage enthält, am Ende eines Satzes steht oder, wie es bei Gladrow heißt: „die durch einen ruhigen, erzählenden Intonationsverlauf gekennzeichnet sind“[11]. In der Postposition signalisiert das Rhema durch das Merkmal der Neuerwähnung die Bedeutung der ID. Die stilistisch expressiven Aussagen zeichnen sich dagegen durch die Anfangsposition des Rhemas im Satz aus.[12]
Auch die Satzintonation zeichnet im Russischen das Substantiv als bestimmt oder unbestimmt aus. Bei den indeterminierten Aussagen fällt der Satzakzent auf das Substantiv. Dadurch wird der Gegenstand als unbekannt gekennzeichnet. Im Vergleich dazu fällt der Satzakzent bei determinierten Aussagen nicht auf das Substantiv, sondern auf das dahinterstehende Verb, wodurch die Bestimmtheit signalisiert wird.[13]
Vgl.: играл оркестр, текла песня – оркестр умолк, песня прервалась
Die sprachlichen Bedingungen der Thema-Rhema-Gliederung, für die im Deutschen die Artikelopposition als wichtigstes Ausdrucksmittel fungiert, zeigen mögliche Übereinstimmungen der mit den Bedingungen der Kategorie der D/ID des Substantivs im Russischen.[14] Das indeterminierte Substantiv, welches durch das Merkmal der Neuerwähnung gekennzeichnet ist und somit mehr Information beinhaltet als das determinierte, tendiert eher zum Rhema. Dadurch nimmt es, genau wie das Rhema in stilistisch neutralen Äußerungen die Position am Ende des Satzes ein. Allerdings, so Gladrow, kann die Postposition des Nomens nur in introduktiven Sätzen als Kennzeichen der Indeterminiertheit gelten, d.h. in Sätzen „in denen Gegenstände in das Geschehen eingeführt werden“.[15]
[...]
[1] Gladrow, W.: Russisch im Spiegel des Deutschen: eine Einführung in den russisch-deutschen und deutsch-russischen Sprachvergleich. Frankfurt am Main 1998, S. 48.
[2] Gladrow, W.: Russisch im Spiegel des Deutschen. S. 49.
[3] Metzler Lexikon Sprache. hrsg. von Helmut Glück. – Stuttgart; Weimar 2000. S.334.
[4] Gladrow, W.: Der Ausdruck der Determiniertheit/Indeterminiertheit des Substantivs im Deutschen und Russischen. Ein Beitrag zur Äquivalenzproblematik in der konfrontativen Linguistik .- In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin 22 (1973). S. 181.
[5] Bondarko, A.V.: Teorija funktionalnoj grammatici. Sankt-Peterburg 1992. S.242.
[6] Dončeva-Mareva, L.: Der Artikel, ein Ausdruck der Opposition “Determiniertheit/Indeterminiertheit”, und seine möglichen Äquivalente im Russischen (auf der Grundlage des Bulgarischen, Französischen, Deutschen und Englischen) In: ZfSl 9 (1966). S. 38.
[7] Gladrow, W.: Russisch im Spiegel des Deutschen. S. 56-57.
[8] Gladrow, W.: Der Ausdruck der Determiniertheit/Indeterminiertheit des Substantivs. S. 183.
[9] Gladrow, W.: Der Ausdruck der Determiniertheit/Indeterminiertheit des Substantivs. S. 181.
[10] Bondarko, A.V.: Teorija funktionalnoj grammatici. S. 246.
[11] Gladrow, W.: Der Ausdruck der Determiniertheit/Indeterminiertheit des Substantivs. S. 181.
[12] Bondarko, A.V.: Teorija funktionalnoj grammatici. S. 246.
[13] Gladrow, W.: Der Ausdruck der Determiniertheit/Indeterminiertheit des Substantivs. S. 181.
[14] Gladrow, W.: Russisch im Spiegel des Deutschen. S. 52.
[15] Gladrow, W.: Russisch im Spiegel des Deutschen. S. 53.
- Quote paper
- Natalie Schnar (Author), 2002, Determination des Substantivs im Deutschen und Russischen – eine kontrastive Analyse und die Suche nach russischen äquivalenten Ausdrucksmöglichkeiten zum deutschen Artikel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66211
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