Die Geschichte der Beschneidung, der weiblichen sowie der männlichen, ist sehr alt. Schon in Ägypten der Pharaonenzeit kannte man dieses Ritual bereits. Das belegen Funde von weiblichen Mumien, die auf das 16. Jahrhundert vor Christi Geburt datiert sind (vgl. Hermann, 2000, S.16). Auch die Juden pflegten lange Zeit die Beschneidung beider Geschlechter. In bestimmten afrikanischen, asiatischen, australischen und südamerikanischen Ländern hatte bzw. hat die Beschneidung eine festverwurzelte Tradition. Man führte Beschneidungen in manchen islamischen aber auch christlichen Volksgruppen durch. Sogar in unseren Breiten, der aufgeklärten, zivilisierten 1. Welt, benutzte man die Genitalverstümmelung bis in die 40er 50er Jahre hinein, um die Frauen von Krankheiten wie Hysterie, Epilepsie und Depression zu heilen und um Homosexualität und Masturbation zu unterbinden (vgl. Toubia, 1995, S.225 und Hermann, 2000, S.28).
Daran sieht man, dass die Beschneidung der Geschlechtsteile nicht eine Ursprungskultur oder -religion hat. Vielmehr muss sich dieser Brauch unabhängig auf (fast) allen Erdteilen und parallel entwickelt haben. Hinter diesen Praktiken steht der Glaube, der Mensch durchlaufe verschiedene Entwicklungsphasen oder Stationen wie Geburt, Erwachsenenalter, Heirat, Alter und Tod, die mit entsprechenden Riten beendet bzw. eingeläutet werden müssen, damit der kosmische Zyklus von Werden und Vergehen in Gang gehalten wird. (Vgl. Schnüll, 1999, S.15)
Der Eintritt ins Erwachsenenalter ist ein wichtiges Ereignis für einen Menschen. Er wird von nun an von seinen Mitmenschen anders behandelt. Die Erwartungshaltung ihm gegenüber ändert sich, und zusätzlich zu seinen neu erworbenen Rechten hat er auch ganz bestimmte Pflichten. In der westlichen Welt wird dieser Übergang an einem bestimmten Alter markiert. Von diesem Zeitpunkt an darf der junge Erwachsene z.B. Alkohol trinken, Auto fahren, aber er ist vor dem Gesetz auch voll strafmündig. In jedem Fall stellt dieser Tag aber ein großes Ereignis dar, der entsprechend groß gefeiert wird. Das heißt die Idee des Initiationsritus, die ursprünglich hinter der Tradition des Beschneidens stand, ist uns gar nicht so fremd.
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Inhaltsverzeichnis
- Einführung in Geschichte und Hintergrund der weiblichen Beschneidung
- Was bedeutet Genitalverstümmelung?
- Daten und Fakten
- Folgen der Operation
- Warum gibt es genitale Verstümmelung heute noch?
- Tradition und kulturelle Verwurzelung
- Konvention und Unterdrückung
- Verschiedene Maßnahmen gegen FGM
- Einmischen ja oder nein? – Ein Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Geschichte und den Hintergründen der weiblichen Beschneidung, auch bekannt als Female Genital Mutilation (FGM). Er beleuchtet die unterschiedlichen Formen der Genitalverstümmelung, deren Folgen und die Gründe für deren Fortbestand. Der Text analysiert die kulturelle und gesellschaftliche Verankerung des Rituals sowie die damit verbundenen Unterdrückungsmechanismen.
- Geschichte und Entwicklung der Beschneidung
- Definition und Formen der weiblichen Genitalverstümmelung
- Kulturelle und gesellschaftliche Ursachen für FGM
- Folgen der Genitalverstümmelung für Frauen
- Strategien zur Bekämpfung von FGM
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert einen Überblick über die Geschichte der Beschneidung, sowohl der weiblichen als auch der männlichen. Es wird deutlich, dass das Ritual in verschiedenen Kulturen und Religionen über einen langen Zeitraum verbreitet war.
Im zweiten Kapitel wird die Bedeutung der Genitalverstümmelung als ein komplexer Eingriff an den weiblichen Geschlechtsorganen näher betrachtet. Die verschiedenen Formen der Verstümmelung werden vorgestellt und die weitreichenden Folgen für die Gesundheit und die Lebensqualität der Frauen aufgezeigt.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Ursachen für den Fortbestand von FGM. Es wird die Rolle von Tradition, kultureller Verwurzelung, Konventionen und Unterdrückungsmechanismen im Kontext der Genitalverstümmelung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes sind weibliche Genitalverstümmelung (FGM), Tradition, Kultur, Unterdrückung, Gesundheit, Sexualität, Menschenrechte, Frauenrechte, Initiationsritus, und die Rolle der Geschlechter in verschiedenen Kulturen.
- Quote paper
- Tonia Fondermann (Author), 2002, Rituelle Gewalt an Frauen - Genitalverstümmelung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6616