Die vorliegende Einleitung soll dem Leser eine kleine Einsicht in das bescheidene Leben und einspurige Denken der kroatischen Bevölkerung des 19. Jh. verschaffen, die sich in dem, damals wirtschaftlich und geistig sehr zurückgebliebenem, Agrarland Kroatien vorfand.
Die Mehrheit der Bevölkerung, überwiegend Bauern, hat sich zwar gerade von der Leibeigenschaft befreit , befindet sich aber immer noch infolge verschiedener Umstände in großem Elend. Die neue kapitalistische Art der Produktionsführung hat gewaltige Folgen für das kroatische Dorf: soziale Differenzen werden mehr und mehr deutlicher, Hausgenossenschaften gehen unter, neue Steuern werden eingeführt. Und während sich die Einen, meistens Kapitalisten und Fremde, in Kroatien enormen Reichtum anhäufen, machen sich die überschuldeten und in Not geratenen kroatischen Bauern auf den Weg in die Städte oder ins Ausland. Die verzweifelte Lage tritt besonders nach dem Kroatisch-Ungarischen Über-einkommen (1868) auf, dazu kommen noch die bekannte Mißernte und die große Agrarkrise.
Alle diese Ereignisse aus dem Leben Kroatiens von der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden ihren Widerschein zwangslos und unmittelbar auch in der kroatischen Literatur. Der stärkste Vertreter, der die Ideen des kroatischen Bürgertums der Volkspartei zum Teil hervorheben konnte, war Schriftsteller und Politiker August (?)enoa . Als eine der wichtigsten Aufgaben der Literatur drückt er 1879 im Vijenac mit folgenden Zeilen aus:
"Mi hocemo da dignemo narod, da ga osvijestimo, da ga oplemenimo, da mane pro(?)losti popravimo, da budimo u njemu smisao za sve, (?)to je lijepo, dobro i plemenito."
Als den wichtigsten Moment in der gesamten Entwicklung betont er den sozialen Moment, die einzig wahre Kraft sieht er im Volk, er fordert die Möglichkeit für Ausbildung und Fortschritt für jeden Bürger. (?)enoas Sympathie liegt offensichtlich beim fleißigen und ehrlichem Bürger, sowie beim unterdrückten Bauer.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wirtschaftliche und geistige Lage Kroatiens
- Kovacics unbestrittener Literaturbeitrag
- "U registraturi" — ein realistischer Roman
- Inhalt und Figurenkonstellation
- "Chaotische" Komposition, Raum und Zeit
- Sprache und Stilmittel
- Folkloristische Elemente im Roman
- Märchenhafte Geschichten
- Sitten und Bräuche
- Typische Bekleidung Bauerntracht
- Volkstümliche Redewendungen und Idiomatik
- Schlußwort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Roman "U registraturi" von Ante Kovacic, einem bedeutenden Vertreter des kroatischen Realismus. Der Fokus liegt auf der Erforschung der folkloristischen Elemente, die in den Roman integriert sind, und ihrer Bedeutung für die Darstellung der kroatischen Gesellschaft im 19. Jahrhundert.
- Die Darstellung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Kroatien im 19. Jahrhundert
- Die Rolle der Folklore in der Gestaltung der Figuren und der Handlung
- Die Verwendung von Stilmitteln wie Humor, Satire, Parodie und Groteske
- Die Bedeutung des Romans für die kroatische Literaturgeschichte
- Die Verbindung von Realismus und Fantastik in Kovacics Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Einblick in die wirtschaftliche und geistige Lage Kroatiens im 19. Jahrhundert, die den Hintergrund für Kovacics Werk bildet. Sie beleuchtet die soziale und politische Situation der Zeit, die durch Armut, Unterdrückung und den Einfluss des aufkommenden Kapitalismus geprägt war.
Das Kapitel "U registraturi" — ein realistischer Roman? analysiert den Inhalt und die Figurenkonstellation des Romans. Es beschreibt die komplexe und mehrdimensionale Handlung, die durch die traurige Lebensgeschichte des Registrators Ivica Kiömanovié erzählt wird. Die Figuren des Romans werden in städtische und dörfliche Gruppen eingeteilt, wobei die städtischen Figuren meist negativ und die dörflichen Figuren positiv dargestellt werden.
Das Kapitel "Chaotische" Komposition, Raum und Zeit untersucht die unkonventionelle und unchronologische Komposition des Romans. Es zeigt, wie Kovacic die Zeit und den Raum in seinem Werk manipuliert, um die psychischen Zustände seiner Figuren und die gesellschaftlichen Verhältnisse Kroatiens widerzuspiegeln.
Das Kapitel Sprache und Stilmittel analysiert die sprachlichen Besonderheiten des Romans. Es zeigt, wie Kovacic durch die Verwendung von Humor, Satire, Parodie und Groteske die kroatische Gesellschaft kritisch beleuchtet. Die Sprache des Romans ist geprägt von volkstümlichen Redewendungen, Sprichwörtern und Vergleichen.
Das Kapitel Folkloristische Elemente im Roman widmet sich der Erforschung der verschiedenen folkloristischen Elemente, die in das Werk integriert sind. Es analysiert die Rolle von Märchen, Sitten und Bräuchen, der typischen Bauerntracht und der volkstümlichen Redewendungen in der Gestaltung des Romans.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den kroatischen Realismus, den Roman "U registraturi", Ante Kovacic, Folklore, Sozialkritik, Humor, Satire, Parodie, Groteske, Sprache und Stilmittel, Kroatien im 19. Jahrhundert, Bauerntum, Stadtgesellschaft.
- Quote paper
- Ivanka Steber (Author), 2000, Folkloristische Elemente im Roman Ante Kovacic U registraturi, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6613
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