Ziel dieser Arbeit ist es, am Beispiel der Tangoszene in Hamburg aufzudecken, ob und wie sich im Tango Argentino Exotik wiederfindet. Folgende Aspekte werden dabei untersucht:
1. Wie lässt sich Exotik definieren, und um welche Eigenschaften und Faktoren handelt es sich, die ein Objekt zum Exotikum machen?
2. Welche Faktoren sind an einem Exotisierungsprozess im Falle des Tango Argentino beteiligt?
3. Welche Exotik stiftenden Elemente finden sich im Tango Argentino wieder?
Um zu klären, wie sich Exotik definierten lässt, wird ein Eigenschaftenkatalog entwickelt, der verdeutlichen soll, welche Exotik stiftenden Elemente notwendig sind, damit ein Objekt zum Exotikum wird. Anschließend wird am Beispiel der Tangokultur in Hamburg untersucht, wo sich im Tango Argentino Exotik wiederfindet. Zudem wird betrachtet, welches Erscheinungsbild die Kultur vermittelt, die sich rund um den Tango Argentino entwickelt hat. Diese dort entstandene Kultur und die ihr zugrunde liegenden Vorstellungen sind das Ergebnis verschiedener Faktoren. Daher soll geklärt werden, wer alles an der Konstruktion des vorherrschenden Tangobildes beteiligt ist und wie sich dieses darstellt. Zur Beantwortung dieser Fragen wurde von mir von Dezember 2003 bis Juni 2004 eine Feldforschung in der Hamburger Tangoszene durchgeführt, deren Ergebnisse in dieser Arbeit präsentiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Fragestellung
- 1.2 Exotik und Tango im wissenschaftlichen Diskurs – der aktuelle Forschungsstand
- 1.3 Mein Tango
- 1.4 Aufbau der Arbeit
- 2 Entwicklung einer Definition von Exotik
- 2.1 Begriffsklärung
- 2.2 Gesellschaftshistorischer Kontext
- 2.3 Exotik und Ethnologie
- 2.4 Eigenschaftenkatalog
- 2.4.1 Distanz zum Eigenen
- 2.4.2 Idealisierung des Fremden
- 2.4.3 Das Fremde als Projektionsfläche
- 2.4.4 Das Fremde als Fluchtpunkt vor der eigenen Realität
- 2.4.5 Das Fremde als starres Gegenbild zum Eigenen
- 2.4.6 Leidenschaft und Erotik als Währung des Exotischen
- 2.4.7 Zusammenfassung
- 3 Der Tango Argentino
- 3.1 Zur Definition des Tango Argentino
- 3.2 Der Mythos vom Ursprung im Bordell
- 3.3 Der Siegeszug des Tangos
- 4 Die Feldforschung
- 4.1 Die Grundlagen der kognitiven Anthropologie
- 4.2 Arbeitsplan
- 4.3 Die Informanten
- 4.4 Angewandte Methoden
- 4.4.1 Freelisting
- 4.4.2 Pile Sorting
- 4.4.3 MDS-Analyse
- 4.4.4 Hierarchische Clusteranalyse
- 4.4.5 Semistrukturierte Interviews
- 4.5 Schwierigkeiten während der Feldforschung und möglicher Bias
- 5 Die Tangoszene in Hamburg
- 5.1 Tango als Subkultur
- 5.2 Die Entstehung der Hamburger Tangoszene
- 5.3 Die Tangueros
- 5.4 Die Tanzveranstaltungen
- 5.4.1 Tangounterricht
- 5.4.2 Die Milonga
- 5.5 Rituale
- 5.5.1 Tandas und Cortinas
- 5.5.2 Das Begrüßungsritual
- 5.5.3 Das Auffordern eines Tanzpartners
- 5.6 Castellano im deutschen Tango
- 5.7 Die Kleidung
- 6 Die Konstruktion des Tangobildes
- 6.1 Der dynamisch-transaktionale Ansatz
- 6.2 Prozess der Konstruktion des Tangobildes
- 6.2.1 Konstruktion des Tangobildes durch die Massenmedien
- 6.2.2 Konstruktion des Tangobildes durch die Tanzschulen
- 6.2.3 Konstruktion des Tangobildes durch die Tangoschüler
- 7 Das durch Webpräsentationen vermittelte Tangobild der Tanzschulen
- 7.1 El Abrazo
- 7.2 La Yumba
- 7.3 Academia Tango Gotan
- 7.4 Baladin
- 7.5 Billies
- 7.6 Tango Chocolate
- 7.7 Universo Tango
- 7.8 Zusammenfassung
- 8 Gemeinsame Vorstellungen der Tangueros über den Tango Argentino
- 8.1 Überblick über die wichtigsten Begriffe innerhalb der Domäne „Tango“
- 8.2 Struktur und Subkategorien der Domäne „Tango“
- 9 Tango und Exotik
- 9.1 Distanz zum Eigenen
- 9.2 Idealisierung im Tango
- 9.3 Tango als Projektionsfläche
- 9.4 Tango als Scheinwelt und Fluchtpunkt vor der eigenen Realität
- 9.5 Tango als starres Gegenbild zum Eigenen
- 9.6 Erotik und Leidenschaft im Tango
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Exotik des Tango Argentino anhand der Tangoszene in Hamburg. Ziel ist es, eine Definition von Exotik zu entwickeln und diese auf den Tango anzuwenden. Die Arbeit analysiert die Konstruktion des Tangobildes durch verschiedene Akteure und untersucht, inwiefern der Tango als exotisches Phänomen wahrgenommen wird.
- Definition von Exotik und deren Anwendung auf den Tango Argentino
- Konstruktion des Tangobildes in den Medien, Tanzschulen und unter den Tänzern
- Die Hamburger Tangoszene als Fallstudie
- Analyse der Rolle von Ritualen und Traditionen im Tango
- Untersuchung der Wahrnehmung des Tangos als exotisches Phänomen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein, stellt die Forschungsfrage nach der Exotik des Tango Argentino und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Es wird der aktuelle Forschungsstand zum Thema Exotik und Tango beleuchtet und die persönliche Auseinandersetzung der Autorin mit dem Tango skizziert.
2 Entwicklung einer Definition von Exotik: Dieses Kapitel widmet sich der Entwicklung einer umfassenden Definition von Exotik. Es werden verschiedene Perspektiven, insbesondere aus der Gesellschaftsgeschichte und der Ethnologie, herangezogen. Ein Eigenschaftenkatalog wird erstellt, der Aspekte wie Distanz zum Eigenen, Idealisierung des Fremden, Projektionsfläche und Fluchtpunkt vor der eigenen Realität umfasst. Die Rolle von Leidenschaft und Erotik als wesentliche Bestandteile des Exotischen wird ebenfalls diskutiert.
3 Der Tango Argentino: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Einführung in den Tango Argentino. Es beleuchtet die Debatte um seinen Ursprung, den Mythos des Bordells und seinen Siegeszug um die Welt. Der Fokus liegt auf der Entwicklung und der kulturellen Bedeutung des Tanzes.
4 Die Feldforschung: Dieses Kapitel beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Es erläutert die angewandten Methoden der kognitiven Anthropologie, wie Freelisting, Pile Sorting, MDS-Analyse und hierarchische Clusteranalyse sowie semistrukturierte Interviews. Mögliche Schwierigkeiten und Bias während der Feldforschung werden ebenfalls thematisiert.
5 Die Tangoszene in Hamburg: In diesem Kapitel wird die Hamburger Tangoszene als Fallbeispiel vorgestellt. Es werden die Entstehung der Szene, die beteiligten Personen (Tangueros), die verschiedenen Tanzveranstaltungen (Milongas und Unterricht) und die Rituale des Tangos detailliert beschrieben. Der Gebrauch von Castellano im deutschen Kontext und die Bedeutung der Kleidung werden ebenfalls analysiert.
6 Die Konstruktion des Tangobildes: Dieses Kapitel untersucht den Prozess der Konstruktion des Tangobildes aus verschiedenen Perspektiven. Es werden der dynamisch-transaktionale Ansatz erläutert und die Beiträge von Massenmedien, Tanzschulen und Tangoschülern zur Konstruktion des Tangobildes analysiert.
7 Das durch Webpräsentationen vermittelte Tangobild der Tanzschulen: Dieses Kapitel analysiert, wie verschiedene Hamburger Tangotanzschulen ihr Bild des Tangos auf ihren Webseiten präsentieren. Es untersucht die Strategien und Botschaften, die diese Tanzschulen in ihrer Online-Präsenz vermitteln.
8 Gemeinsame Vorstellungen der Tangueros über den Tango Argentino: Dieses Kapitel fasst die gemeinsamen Vorstellungen der befragten Tangueros über den Tango Argentino zusammen. Es analysiert die wichtigsten Begriffe und die Struktur der Domäne „Tango“ basierend auf den empirischen Daten.
9 Tango und Exotik: Dieses Kapitel verbindet die vorhergehenden Analysen und untersucht, inwiefern die im Kapitel 2 entwickelte Definition von Exotik auf den Tango Argentino zutrifft. Es wird analysiert, wie die verschiedenen Aspekte des Exotismus im Tango zum Ausdruck kommen.
Schlüsselwörter
Tango Argentino, Exotik, Hamburg, Tangoszene, Feldforschung, kognitive Anthropologie, Identität, Kultur, Ritual, Massenmedien, Konstruktion von Bedeutung, Subkultur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Exotik des Tango Argentino in Hamburg
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Exotik des Tango Argentino anhand der Tangoszene in Hamburg. Sie analysiert die Konstruktion des Tangobildes durch verschiedene Akteure (Medien, Tanzschulen, Tänzer) und untersucht, inwiefern der Tango als exotisches Phänomen wahrgenommen wird.
Welche Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Inwiefern kann der Tango Argentino als exotisches Phänomen verstanden werden, und wie wird dieses exotische Bild konstruiert?
Welche Definition von Exotik wird verwendet?
Die Arbeit entwickelt eine eigene umfassende Definition von Exotik, die verschiedene Perspektiven (Gesellschaftsgeschichte, Ethnologie) berücksichtigt. Diese Definition umfasst Aspekte wie Distanz zum Eigenen, Idealisierung des Fremden, Projektionsfläche, Fluchtpunkt vor der eigenen Realität, starres Gegenbild zum Eigenen und die Rolle von Leidenschaft und Erotik.
Welche Methoden wurden in der Feldforschung angewendet?
Die Arbeit stützt sich auf methoden der kognitiven Anthropologie. Es wurden Freelisting, Pile Sorting, MDS-Analyse, hierarchische Clusteranalyse und semistrukturierte Interviews eingesetzt, um Daten zu sammeln und auszuwerten. Die Hamburger Tangoszene dient als Fallstudie.
Welche Akteure werden bei der Konstruktion des Tangobildes untersucht?
Die Arbeit analysiert die Konstruktion des Tangobildes durch Massenmedien, Tanzschulen und die Tangoschüler selbst. Es wird untersucht, wie diese Akteure zum Bild des Tangos beitragen und dieses beeinflussen.
Welche Rolle spielen Rituale im Tango?
Die Arbeit analysiert die Rituale des Tangos, wie z.B. Tandas und Cortinas, das Begrüßungsritual und das Auffordern eines Tanzpartners. Die Bedeutung dieser Rituale für das Verständnis des Tangos wird untersucht.
Wie wird die Hamburger Tangoszene beschrieben?
Die Arbeit beschreibt detailliert die Hamburger Tangoszene, einschließlich ihrer Entstehung, der beteiligten Personen (Tangueros), der Tanzveranstaltungen (Milongas und Unterricht), der verwendeten Sprache (Castellano), der Kleidung und der sozialen Strukturen.
Welche Rolle spielt die Online-Präsenz von Tanzschulen?
Die Arbeit analysiert die Webpräsentationen verschiedener Hamburger Tangotanzschulen und untersucht, wie diese ihr Bild des Tangos online präsentieren und welche Strategien und Botschaften sie dabei verwenden.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert eine detaillierte Analyse der Exotik des Tango Argentino, basierend auf der entwickelten Definition und der empirischen Daten. Sie zeigt, wie die verschiedenen Aspekte des Exotismus im Tango zum Ausdruck kommen und wie das Bild des Tangos konstruiert wird.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Tango Argentino, Exotik, Hamburg, Tangoszene, Feldforschung, kognitive Anthropologie, Identität, Kultur, Ritual, Massenmedien, Konstruktion von Bedeutung, Subkultur.
- Quote paper
- M.A. Anna Beutler (Author), 2006, Exotik im Tango Argentino am Beispiel der Tangoszene in Hamburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66069