Gott ist alles in allem, oder nicht? Der Pantheismus des jungen Goethe, besser gesagt, Goethes Reflexion des Pantheismus steht in diesem Aufsatz zur Debatte. Denn einerseits manifestiert sich in dessen Gedicht "Maifest" von 1771 die Anschauung eines „Eins sein“ von Gott, Natur und Liebe. Darin geht das individuelle Ich – das soeben erst die Bühne der Literatur betrat – auf und erkennt seine Identität. Die Naturverehrung, die aus diesem Text spricht, beschreibt der erste Teil der hiesigen Analyse. Doch stellt Goethe nicht bereits vier Jahre später mit "Ganymed" die Frage: Gibt es in einer Alles-ist-Eins-Religion überhaupt die Möglichkeit zur Individualität? Die Meinungen der Forschung scheiden sich an diesem Punkt. Wie die beiden Texte Goethes, so durchleuchtet dieser Aufsatz ebenfalls deren Sekundärliteratur. In einem zweiten Teil belegt er jedoch, dass durchaus nicht die gleiche Naturverehrung, sondern vielmehr die Probleme des Naturpantheismus und deren verheerende Folgen für das Individuum von Goethe in "Ganymed" festgeschrieben sind. Goethes Anschauung im Wandel - eine Analyse von Carolina Franzen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Hauptteil
- I. „Maifest“
- 1. Entstehungsrahmen
- 2. Der Inhalt von „Maifest“
- 3. Analyse und Interpretation von „Maifest“
- II. „Ganymed“ und „Maifest“ im Vergleich
- 1. Der Wandel der Pantheismusreflexion
- 2. Entstehungsrahmen von „Ganymed“
- 3. Analyse und Interpretation von „Ganymed“ im Vergleich mit „Maifest“
- 4. Die Sichtweise im „Maifest“ und der Gegensatz „Ganymed“
- 5. Die Form verkörpert den Inhalt von „Ganymed“
- 6. Motive des Mythos im Gedicht „Ganymed“
- I. „Maifest“
- C. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Goethes frühe Gedichte „Maifest“ und „Ganymed“ im Hinblick auf seine Reflexion des Naturpantheismus und dessen Auswirkungen auf die Darstellung von Liebe und Individualität. Der Vergleich beider Gedichte soll die Entwicklung Goethes pantheistischen Denkens aufzeigen und dessen Ambivalenzen herausstellen.
- Naturpantheismus als Weltanschauung im jungen Werk Goethes
- Das lyrische Ich und seine Beziehung zur Natur
- Die Rolle der Liebe im Kontext des Naturpantheismus
- Der Konflikt zwischen individueller Identität und pantheistischer Auflösung des Ichs
- Vergleichende Analyse der poetischen Gestaltung und ihrer Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Goethes Auseinandersetzung mit dem Naturpantheismus in den Gedichten „Maifest“ und „Ganymed“, insbesondere im Hinblick auf den Zusammenhang von Liebe, Natur und der individuellen Identität. Sie verortet die eigene Analyse im Kontext bestehender Forschungsliteratur und skizziert die unterschiedlichen Interpretationen von „Ganymed“, wobei die vorliegende Arbeit die Sichtweise Kaiser teilt, die die Problematik des Naturpantheismus für das Individuum betont.
B. Hauptteil I. „Maifest“: Dieser Abschnitt untersucht zunächst den Entstehungsrahmen des Gedichts „Maifest“, das um 1771 entstand und 1775 in der „Iris“ veröffentlicht wurde. Der darauffolgende Inhaltszusammenfassung beschreibt die intensive, subjektiv-emotionale Erfahrung des lyrischen Ichs mit der Natur, die in einem Frühlingstag personifiziert und als göttlich erfahren wird. Die gegenseitige Liebe wird als Quelle von Kraft und Inspiration dargestellt und mit der ewigen Natur und Liebe verbunden. Die Analyse betont die hervorgehobene Position des lyrischen Ichs, und die mögliche Ambivalenz zwischen subjektiver Empfindung und objektiver Realität wird erörtert. Die Einheit von Natur und Liebe wird als Ausdruck eines pantheistischen Glaubens an die innere Harmonie von Ich und Welt interpretiert.
B. Hauptteil II. „Ganymed“ und „Maifest“ im Vergleich: Dieser Teil widmet sich einem Vergleich der beiden Gedichte. Er beleuchtet den Wandel in Goethes Pantheismusreflexion zwischen „Maifest“ und „Ganymed“ (1774), wobei der Fokus auf den unterschiedlichen Aspekten von Naturverehrung und der Problematik für die individuelle Identität im „Ganymed“ liegt. Es wird die unterschiedliche Rezeption des Naturpantheismus im Hinblick auf Liebe und Individualität herausgestellt und vertieft analysiert. Der Abschnitt analysiert die poetische Form und die mythologischen Motive in "Ganymed" und setzt sie in Bezug zu "Maifest".
Schlüsselwörter
Naturpantheismus, Goethe, „Maifest“, „Ganymed“, Liebeslyrik, Individualität, Naturverehrung, Gedichtvergleich, Pantheismuskritik, Identitätsfindung.
Häufig gestellte Fragen zu Goethes „Maifest“ und „Ganymed“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Goethes frühe Gedichte „Maifest“ und „Ganymed“, um seine Auseinandersetzung mit dem Naturpantheismus und dessen Auswirkungen auf die Darstellung von Liebe und Individualität zu untersuchen. Der Vergleich beider Gedichte soll die Entwicklung und Ambivalenzen von Goethes pantheistischem Denken aufzeigen.
Welche Gedichte werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht detailliert Goethes „Maifest“ (um 1771 entstanden, 1775 veröffentlicht) und „Ganymed“ (1774).
Was sind die zentralen Themen der Arbeit?
Zentrale Themen sind der Naturpantheismus als Weltanschauung im jungen Werk Goethes, die Beziehung des lyrischen Ichs zur Natur, die Rolle der Liebe im Kontext des Naturpantheismus, der Konflikt zwischen individueller Identität und pantheistischer Auflösung des Ichs sowie eine vergleichende Analyse der poetischen Gestaltung beider Gedichte.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Einleitung (A), Hauptteil (B) und Schluss (C). Der Hauptteil untersucht zunächst „Maifest“ (Entstehung, Inhalt, Analyse und Interpretation) und vergleicht es anschließend mit „Ganymed“ (Wandel der Pantheismusreflexion, Entstehungsrahmen, Analyse und Interpretation im Vergleich zu „Maifest“, Form und mythologische Motive in „Ganymed“).
Welche Aspekte von „Maifest“ werden untersucht?
Die Analyse von „Maifest“ konzentriert sich auf den Entstehungsrahmen, den Inhalt (intensive, subjektiv-emotionale Erfahrung des lyrischen Ichs mit der Natur), und die Interpretation der Einheit von Natur und Liebe als Ausdruck eines pantheistischen Glaubens an die innere Harmonie von Ich und Welt. Die mögliche Ambivalenz zwischen subjektiver Empfindung und objektiver Realität wird ebenfalls erörtert.
Welche Aspekte von „Ganymed“ werden untersucht?
Die Analyse von „Ganymed“ betont den Wandel in Goethes Pantheismusreflexion im Vergleich zu „Maifest“, den Fokus auf die Problematik des Naturpantheismus für die individuelle Identität, die unterschiedliche Rezeption des Naturpantheismus in Bezug auf Liebe und Individualität, sowie die poetische Form und die mythologischen Motive.
Wie werden „Maifest“ und „Ganymed“ verglichen?
Der Vergleich der Gedichte beleuchtet den Wandel in Goethes Pantheismusreflexion zwischen beiden Werken, insbesondere im Hinblick auf Naturverehrung und die Problematik der individuellen Identität. Die unterschiedliche Darstellung von Liebe und Individualität im Kontext des Naturpantheismus wird herausgestellt und vertieft analysiert.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu einer Schlussfolgerung über Goethes Entwicklung seines pantheistischen Denkens und die damit verbundenen Ambivalenzen bezüglich Liebe und individueller Identität. Die genaue Schlussfolgerung ist im bereitgestellten Auszug nicht explizit genannt, aber sie wird als Ergebnis des Vergleichs von „Maifest“ und „Ganymed“ präsentiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Naturpantheismus, Goethe, „Maifest“, „Ganymed“, Liebeslyrik, Individualität, Naturverehrung, Gedichtvergleich, Pantheismuskritik, Identitätsfindung.
Auf welche bestehende Forschungsliteratur bezieht sich die Arbeit?
Die Arbeit verortet sich im Kontext bestehender Forschungsliteratur und erwähnt explizit die Sichtweise Kaisers, welche die Problematik des Naturpantheismus für das Individuum betont.
- Quote paper
- Carolina Franzen (Author), 2005, Naturpantheismus. Liebe und Natur des jungen Goethe im Konflikt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65971