Urs Widmers Werk ‚Top Dogs’ ist „ein Königsdrama der Wirtschaft“. Arbeitslosigkeit wird zum Thema gemacht und aus der Sicht der Menschen beschrieben, welche oben auf der Erfolgsleiter stehen, beziehungsweise standen. Deutlich hierbei wird zum einen, dass die Fallhöhe der sogenannten ‚Top Dogs’ enorm hoch ist. Dabei handelt es sich nicht um dumpfe Parolen gegen die Obrigkeit. Auch nicht um die Frage der Schuld. Vielmehr soll ‚Top Dogs’ sensibilisieren und ein Teil eines Erkenntnisprozesses darstellen.
Zum anderen wird „die groteske Logik der Ökonomie“3 im allgemeinen dargestellt. Ähnlich wie „Unternehmen umstrukturiert [...] werden“, so wird das Drama von Widmer auf verschiedenen Ebenen dekonstruiert.
„Das Verfahren poststrukturalistischer Text-Lektüre bezeichnet der Begriff >Dekonstruktion<, der fordert, dass die Analyse bei der Konstruktion von Strukturen nicht innehalte, sondern bis zu deren Aufhebung fortgesetzt werde.“ „Dekonstruktion nimmt das Behauptete zur Kenntnis, um sich dann sogleich darauf zu konzentrieren, was dieses Behauptete alles nicht behauptet, auslässt und verneint. Sie richtet den Fokus demnach auf das Nichtgesagte. Dieses soll herausgestellt und konzentriert werden, sodass der Fußabdruck der Aussage deutlich wird.“
Urs Widmer selbst kommt von dem absurden Theater. Merkmale des absurden Theaters lassen sich in Ansätzen auch bei ‚Top Dogs’ finden. Die Merkmale des absurden sind unter anderem, dass die Handlung nicht überschaubar ist, dass die Personen als Demonstrationsfiguren für Gedankenspiele auftreten und dass durch eine Sinnentleerung der Sprache ein Bruch mit der herkömmlichen Dramensprache entsteht.
Im folgenden sollen vor allem die einzelnen handelnden Figuren betrachtet werden. Es wird die Figur analysiert, die von Julika Jenkins bei der Uraufführung gespielt wurde. Diese soll für die Figuren insgesamt als Bespiel dienen. Es soll untersucht werden, durch welche Leitwerte, Weltbilder und Zukunftsperspektiven die Frau Top Dogs geprägt ist. Dabei stellt sich vor allem die Frage, ob es sich bei der Figur um eine spezifische Charakterrolle oder um Ausprägungen eines bestimmten Typus von Mensch handelt. Letztendlich soll die Frage der Individualität der Figuren geklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Briefing
- 2. Role-play
- 3. Who is Julika Jenkins (1)
- 4. Role-switching
- 5. Who is Julika Jenkins (2)
- 6. Worldview
- 7. Who is Julika Jenkins (3)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Individualität der Figuren in Urs Widmers "Top Dogs", am Beispiel von Julika Jenkins. Ziel ist es, zu klären, ob die Figuren individuelle Charaktere oder Repräsentanten bestimmter "Top Dog"-Typen sind. Die Analyse konzentriert sich auf die von Julika Jenkins verkörperte Figur und untersucht deren Leitwerte, Weltbild und Zukunftsperspektiven im Kontext der Rollenspiele innerhalb des Stücks.
- Rollenspiele und deren Funktion in "Top Dogs"
- Die Ambivalenz der Figuren und deren Darstellung
- Analyse der Figur Julika Jenkins als Fallbeispiel
- Leitwerte und Weltbild der Figur Julika Jenkins
- Die Frage nach der Individualität der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
1. Briefing: Dieses einleitende Kapitel führt in das Werk "Top Dogs" von Urs Widmer ein und beschreibt es als "Königsdrama der Wirtschaft". Es thematisiert die Arbeitslosigkeit aus der Perspektive ehemaliger Top-Manager und hebt die hohe Fallhöhe dieser Figuren hervor. Das Kapitel betont, dass das Stück nicht Schuldzuweisungen vornimmt, sondern als Sensibilisierung und Teil eines Erkenntnisprozesses verstanden werden soll. Es wird die "groteske Logik der Ökonomie" beleuchtet und die dekonstruktivistische Analysemethode des Textes angedeutet, wobei der Fokus auf das "Nichtgesagte" gelegt wird. Schließlich wird der Bezug zum absurden Theater hergestellt, das sich in der Unüberschaubarkeit der Handlung und der Sinnentleerung der Sprache in "Top Dogs" widerspiegelt. Die Arbeit fokussiert sich darauf, die einzelnen handelnden Figuren zu betrachten, wobei Julika Jenkins als Beispiel dient, um deren Leitwerte, Weltbilder und Zukunftsperspektiven zu untersuchen und die Frage nach der Individualität der Figuren zu klären.
2. Role-play: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung von Rollenspielen in "Top Dogs". Es differenziert zwischen Rollenspielen in pädagogischen und therapeutischen Kontexten und solchen in wirtschaftlichen Settings, wobei es die Mehrdeutigkeit der Rollenspiele im Stück betont. Die Rollenspiele in "Top Dogs" sind nicht eindeutig strukturiert; manchmal übernimmt eine Figur die Führung, während andere "therapiert" werden. Szenen wie "Blöde Kuh" (Szene 6) werden als besonders komplex dargestellt, da hier ein Rollenspiel in einem Rollenspiel stattfindet und die Rollen ständig wechseln, was die Verwirrung des Lesers verstärkt. Das Kapitel stellt die Frage, inwiefern diese Rollenspiele zur Charakterisierung der Figuren beitragen und ob sie zur Klärung der Frage nach Individualität oder Typisierung beitragen.
3. Who is Julika Jenkins (1): Dieses Kapitel beginnt mit der Analyse der Figur Julika Jenkins. Es betrachtet zunächst die einzelnen Szenen, in denen Jenkins auftritt, um anschließend deren Leitwerte, Weltbild und Zukunftsperspektiven zu untersuchen. Die Analyse geht davon aus, dass Jenkins einen individuellen Charakter darstellt, der sich durch die verschiedenen Rollen der Rollenspiele hindurchzieht. In der ersten Szene wird sie als arbeitslos (seit acht Monaten) vorgestellt. Die dritte Szene ("Schlacht der Wörter") wird als nicht aussagekräftig für die Analyse der Figur eingeschätzt.
Schlüsselwörter
Top Dogs, Urs Widmer, Individualität, Figurencharakterisierung, Rollenspiel, Dekonstruktion, absurdes Theater, Leitwerte, Weltbild, Zukunftsperspektiven, Ökonomie, Arbeitslosigkeit.
Häufig gestellte Fragen zu Urs Widmers "Top Dogs" - Analyse der Figur Julika Jenkins
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Individualität der Figuren in Urs Widmers Theaterstück "Top Dogs", insbesondere die Figur Julika Jenkins. Sie untersucht, ob die Figuren individuelle Charaktere oder Repräsentanten bestimmter "Top Dog"-Typen sind.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Analyse konzentriert sich auf Julika Jenkins und untersucht deren Leitwerte, Weltbild und Zukunftsperspektiven im Kontext der im Stück vorkommenden Rollenspiele. Es wird eine dekonstruktivistische Methode angewendet, die auch das "Nichtgesagte" berücksichtigt. Der Bezug zum absurden Theater wird hergestellt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Ein Briefing (Einführung in "Top Dogs"), eine Analyse der Rollenspiele im Stück, mehrere Kapitel zur detaillierten Analyse der Figur Julika Jenkins aus verschiedenen Perspektiven und ein Kapitel zum Weltbild der Figur.
Welche Rolle spielen die Rollenspiele in "Top Dogs"?
Die Rollenspiele in "Top Dogs" sind mehrdeutig und nicht eindeutig strukturiert. Sie wechseln ständig, manchmal übernimmt eine Figur die Führung, manchmal wird eine andere "therapiert". Die Rollenspiele tragen zur Charakterisierung der Figuren bei und sind ein zentrales Element der Analyse, um die Frage nach Individualität oder Typisierung zu klären.
Wie wird die Figur Julika Jenkins analysiert?
Die Analyse von Julika Jenkins untersucht ihre einzelnen Auftritte im Stück, um ihre Leitwerte, ihr Weltbild und ihre Zukunftsperspektiven zu verstehen. Es wird geprüft, ob sie einen individuellen Charakter besitzt, der sich durch die verschiedenen Rollenspiele hindurchzieht.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Top Dogs, Urs Widmer, Individualität, Figurencharakterisierung, Rollenspiel, Dekonstruktion, absurdes Theater, Leitwerte, Weltbild, Zukunftsperspektiven, Ökonomie, Arbeitslosigkeit.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, die Frage nach der Individualität der Figuren in "Top Dogs" zu klären und zu untersuchen, ob Julika Jenkins einen individuellen Charakter oder einen typischen "Top Dog"-Charakter verkörpert.
Wie wird "Top Dogs" im Briefing beschrieben?
Das Briefing beschreibt "Top Dogs" als "Königsdrama der Wirtschaft", das die Arbeitslosigkeit ehemaliger Top-Manager aus deren Perspektive beleuchtet. Es betont die hohe Fallhöhe dieser Figuren und die "groteske Logik der Ökonomie". Das Stück wird nicht als Schuldzuweisung, sondern als Sensibilisierung und Teil eines Erkenntnisprozesses verstanden.
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- Benny Alze (Author), 2005, Die Individualität der Figuren in Urs Widmers 'Top Dogs' am Beispiel von Julika Jenkins, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65668