In der vorliegenden Arbeit werden die Geschichte, die Strukturen und auch die Entwicklungstrends im Deutschland-Tourismus aufgezeigt. Zunächst wird auf die allgemeine Entstehung des Tourismus bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges eingegangen. Weiter wird die Entwicklung des Tourismus speziell in Deutschland vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg dargestellt. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wird in verschiedene Zeiträume gegliedert und beleuchtet. Zunächst einmal werden die Jahre von 1945 – 1960 in Bezug auf den Tourismus beschrieben. Abschnitt 4 handelt von den 70er Jahren, in der die Auslandsreise der Deutschen in den Vordergrund gerückt wird und die Zahl der Inlandsreisen stetig sinkt. In Abschnitt 5 werden die 80er Jahre näher dargestellt. In den 80er Jahren kommt es vermehrt zu einem Trend von Zweit- und Kurzurlauben, wovon vor allem der Städtetourismus profitiert. In Abschnitt 6 wird speziell auf den Tourismus in den DDR vor der Wende und in Abschnitt 7 wird der Tourismus nach der Wiedervereinigung beschrieben. Ein knapper Abriss über die Veränderung der Verkehrsmittelwahl, die Urlaubsreiseziele und die Organisationsform der Haupturlaubsreise wird in Abschnitt 8 belegt, wonach in Abschnitt 9 auf die Gewinner und die Verlierer im Deutschlandtourismus eingegangen wird. Die Herkunft und Ziele der ausländischen Gäste werden im Abschnitt 10, Incoming-Tourismus, aufgezeigt. Im Anschluss werden die derzeitigen Trends in Abschnitt 11 erläutert und abschließend wird auf die zukünftigen Entwicklungen des Deutschland-Tourismus in Abschnitt 12 eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Entstehung des Tourismus im Allgemeinen und seine Anfänge in Deutschland bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs
3 Der Deutschlandtourismus – von der unmittelbaren Nachkriegszeit 1945 bis in die 60er Jahre
3.1 Der Tourismus während der Nachkriegszeit und des Wiederaufbaus
3.2 Der Tourismus in den 50er und 60er Jahren
4 Der Tourismus in den 70er Jahren
5 Der Tourismus in der DDR vor der Wende
6 Der Tourismus in den 80er Jahren und 90er Jahren
7 Kurzer Abriss verschiedener Veränderungen im Laufe des
Deutschlandtourismus
7.1 Verkehrsmittelwahl
7.2 Urlaubsreiseziele
7.3 Organisationsform der Haupturlaubsreise
8 Incoming-Tourismus
9 Zukünftige Entwicklungstrends
10 Deutschlands zukünftige Themenjahre
10.1 Das Themenjahr 2006
10.2 Das Themenjahr 2007
10.3 Das Themenjahr 2008
10.4 Das Themenjahr 2009
11 Prognose zum Incoming-Tourismus
12 Fazit
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung der Übernachtungszahlen in den 1950er
und 1960er Jahren
Abbildung 2: Reiseziele der Haupturlaubsreisen ins Inland bzw. Ausland (in %)
Abbildung 3: Staatliche Campingplätze der DDR und ihre Besucher
Abbildung 4: Vom Reisebüro der DDR vermittelte Auslandsreisen
Abbildung 5: Verkehrsmittel der Haupturlaubsreise
Abbildung 6: Urlaubsreiseziele der Deutschen im Vergleich
Abbildung 7: Organisationsform der Haupturlaubsreise
Abbildung 8: Verteilung der Gesamtankünfte 2005 in Deutschland
nach Kontinenten
Abbildung 9: TOP 20 – Quellmärkte für Deutschland nach Übernachtungen 2005
Abbildung 10: Entwicklung der Ankünfte und Übernachtungen von
Gästen aus dem Ausland in allen Beherbergungsbetrieben
(einschl. Touristik - Camping) 1993 - 2004
Abbildung 11: Ausländerübernachtungen 2005 in Deutschland nach
Bundesländern
Abbildung 12: Übernachtung von Ausländern nach Unterkunftsform 2005 in
Deutschland
Abbildung 13: Europäer in Deutschland: Inhalte von Urlaubsreisen 2004 in %
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Für die Urlaubsreise benutzte Verkehrsmittel 1954 bis 1968
Tabelle 2: Entwicklung der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland
1 Einleitung
In der vorliegenden Arbeit werden die Geschichte, die Strukturen und auch die Entwicklungstrends im Deutschland-Tourismus aufgezeigt. Zunächst wird auf die allgemeine Entstehung des Tourismus bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges eingegangen. Weiter wird die Entwicklung des Tourismus speziell in Deutschland vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg dargestellt. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wird in verschiedene Zeiträume gegliedert und beleuchtet. Zunächst einmal werden die Jahre von 1945 – 1960 in Bezug auf den Tourismus beschrieben. Abschnitt 4 handelt von den 70er Jahren, in der die Auslandsreise der Deutschen in den Vordergrund gerückt wird und die Zahl der Inlandsreisen stetig sinkt. In Abschnitt 5 werden die 80er Jahre näher dargestellt. In den 80er Jahren kommt es vermehrt zu einem Trend von Zweit- und Kurzurlauben, wovon vor allem der Städtetourismus profitiert.
In Abschnitt 6 wird speziell auf den Tourismus in den DDR vor der Wende und in Abschnitt 7 wird der Tourismus nach der Wiedervereinigung beschrieben. Ein knapper Abriss über die Veränderung der Verkehrsmittelwahl, die Urlaubsreiseziele und die Organisationsform der Haupturlaubsreise wird in Abschnitt 8 belegt, wonach in Abschnitt 9 auf die Gewinner und die Verlierer im Deutschlandtourismus eingegangen wird. Die Herkunft und Ziele der ausländischen Gäste werden im Abschnitt 10, Incoming-Tourismus, aufgezeigt. Im Anschluss werden die derzeitigen Trends in Abschnitt 11 erläutert und abschließend wird auf die zukünftigen Entwicklungen des Deutschland-Tourismus in Abschnitt 12 eingegangen.
2 Die Entstehung des Tourismus im Allgemeinen und seine Anfänge in
Deutschland bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs
Menschen reisten schon sehr früh, jedoch nicht des Reisens wegen, denn jede Reise brachte Risiken und Gefahren mit sich. Im Mittelalter setzten sich die Reisenden aus Händlern und Pilgern zusammen. Im 16. und 17. Jahrhundert war die Zahl der Reisenden noch immer sehr gering und die Reisenden waren hauptsächlich Abenteurer mit dem Ehrgeiz etwas zu entdecken oder zu erobern. In den darauf folgen Jahrhunderten wurde die Bevölkerung langsam mobiler. Im 18. Jahrhundert waren es größtenteils Bildungsreisende und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die touristische Reise eine durch Vermögen finanzierte Unternehmung. Ein weiterer Grund zu verreisen war neben der Bildung nun auch vermehrt die Erholung, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 4 und vgl. KERSTEN/SPODE 2000. -In: INSTITUT FÜR LÄNDERKUNDE 2000, S. 22).
Sehr beliebt waren bei Adel und Großbürgertum, seit Ende des 18. Jahrhunderts, vor allem die deutschen Seebäder. Im Jahre 1793 wurde Doberan-Heiligendamm, an der Ostsee westlich von Rostock, das erste deutsche Seebad. Vier Jahre später entstand mit Norderney das erste deutsche Nordseebad. Das 19. Jahrhundert ist der Höhepunkt der deutschen Kurorte und Heilbäder. Baden-Baden entwickelte sich zu einem Weltbad und Wiesbaden zu einer Weltkulturstadt, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 4).
Der tatsächliche Beginn des Tourismus ist stark mit dem Bau und Ausbau des Schienennetzes verbunden. Die Erschließung neuer, touristisch nutzbarer Räume fand seit Mitte des 19. Jahrhunderts statt. 1860 war das Schienennetz 11.600 km lang, bei Kriegsbeginn im Jahre 1914 lag die Länge bei 63.700 km. Auch die Passagierzahlen nahmen stetig zu. 1860 nutzen etwa 4,46 Millionen Personen die Eisenbahn; 1870 waren es schon 17,41 Mio., im Jahre 1880 71,55 Mio., 1890 bereits 274,55 Mio. und um 1900 waren es schließlich 581,63 Mio. Personen, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 4, nach OPASCHOWSKI 1989).
Ab diesem Zeitpunkt war es auch der bürgerlichen Mittelklasse möglich mit der Bahn zu reisen. Vornehmlich reisten die Familien in der Sommerzeit stets an den gleichen Ort, ob sich dieser nun im Mittelgebirge, in den Alpen oder an der See befand.
Die touristische Selbstorganisation der Arbeiterbewegung setzte mit Turn- und Wanderfahrten um die Jahrhundertwende ein. Zu diesem Zeitpunkt gab es nun Vereine, die Familienurlaube in Ferienheimen, bei Bauern in den Alpen oder Fischern am Meer anboten. Ebenso kam es zu einem Aufkommen an Jugendreisen. Aufgrund des derart organisierten Reisens konnten nun auch sozial schwächere Bevölkerungsschichten in den Urlaub fahren.
Durch diesen aufgezeigten Wandel des Tourismus, vom Reisen der Oberschicht bis hin zum Reisen auch der sozial Schwächeren, wurde sozusagen der Grundstein für den heutigen Massentourismus gelegt. Der Tourismus und seine Entwicklung kam jedoch aufgrund des Beginns des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 zunächst zum Erliegen, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 4f.).
Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die See- und Kurbäder Deutschlands das touristische Reiseziel der breiten Masse. Seebäder wurden aus touristischen Gründen aufgesucht, Kurbäder meist aus medizinischen Gründen. Klein-, Mittel- und Großstädte profitierten vor
allem vom Geschäftsreiseverkehr, aber zum Teil auch von Sightseeing-Touristen, beispielsweise die Stadt Heidelberg, (vgl. KERSTEN/SPODE 2000. -In: INSTITUT FÜR LÄNDERKUNDE 2000, S. 22).
Aufgrund der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten änderte sich das politische als auch das gesellschaftliche Leben der Bevölkerung in Deutschland. Um auch die Gegner des Nationalregimes für sich zu gewinnen propagierten die Nationalsozialisten mit dem Ziel die absolute Macht über die Freizeit durch Institutionalisierung zu erhalten.
Robert Ley, Chef der Deutschen Arbeiterfront, gab am 27. November 1933 die Gründung der Organisation „Nach der Arbeit“ bekannt, kurze Zeit später hieß sie „Kraft durch Arbeit“ (KdF). Die vordergründige Absicht war dem Arbeiter durch sinnvolle Freizeitgestaltung neue Kraft zu geben und ihn so für seine Arbeit zu motivieren. Das reale Ziel war hier jedoch, keine persönlichen und privaten Freiräume zu gewähren; jeder wurde ständig und überall kontrolliert. Somit wurden alle Möglichkeiten einer Oppositionsbildung direkt verhindert.
Die Organisation „Kraft durch Arbeit“ ermöglichte auch Urlaubsreisen und sorgte damit sogar für einen ersten Reiseboom in Deutschland.
Nun konnten sehr viele Menschen, die zuvor noch nie im Urlaub waren, verreisen. Es gab viele verschiedene, sehr preisgünstige Angebote seitens der Organisation. Angebote wie beispielsweise Wanderungen, Tagesausflüge, Bahnfahrten an das Meer oder in die Berge, Skikurse in den Alpen oder Seereisen auf modernen Kreuzfahrtschiffen. Meist konnten diese aufgrund von Zeitmangel und fehlender Finanzen nicht wahrgenommen werden, daher wurde vornehmlich innerhalb der deutschen Grenzen gereist. Ziele waren hier vor allem Randgebiete des Deutschen Reiches wie beispielsweise die Eifel, die bayerische Ostmark oder das Allgäu. Diese „Reisen“ trugen so zur Förderung der Wirtschaft bei.
Der Aufenthalt am Urlaubsort gestaltete sich nach festgelegten Regeln. Jeder KdF-Tourist musste an den angebotenen Urlaubsaktivitäten ohne Ausnahme teilnehmen. Diese Aktivitäten basierten auf dem Prinzip von Pünktlichkeit und Disziplin und ließen somit keinen Platz für persönliche Interessen oder individuelle Aktivitäten zu.
1939 begann der Zweite Weltkrieg und der Tourismus kam genau so wie auch schon während des Ersten Weltkrieges zum Erliegen.
Das Ende das Fremdenverkehrs begründete der nationalsozialistische Politiker Joseph Goebbels mit den Worten: „Erst siegen, dann Reisen!“, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 7, vgl. ZWAHR 2003, S. 398).
3 Der Deutschlandtourismus – von der unmittelbaren Nachkriegszeit 1945 bis in die 60er Jahre
3.1 Der Tourismus während der Nachkriegszeit und des Wiederaufbaus
In der direkten Nachkriegszeit war der Ausbau des Tourismus sehr begrenzt, da die Folgen des Krieges dies nicht beziehungsweise kaum ermöglichten. Folgen, wie beispielsweise die Einteilung in die vier Besatzungszonen, zerstörte Städte und Verkehrsinfrastruktur, Energie- und Nahrungsmittelknappheit und geringe Geldwertstabilität, erschwerten das Reisen. Zu diesem Zeitpunkt hatte auch niemand wirklich Interesse am Reisen, denn zum einen kehrten viele betroffene Menschen erst nach Kriegsende in ihre Heimat zurück und zum anderen hat der Aufbau einer eigenen Existenzgrundlage Vorrang, (vgl. BERKTOLD-FAKLER/ KRUMBHOLZ 1997, S.108; BERKTOLD-FAKLER 1993, S. 116, GÖCKERITZ 1996, S. 43; KREMPIEN 2000, S. 151; PRAHL 1991, S 95; PRAHL 1990, S. 121f.; SCHILDT 1993, S. 396 f.; SCHILDT 1995; S. 183; SCHILDT 1996, S. 70; SCHULZ 1953, S. 28; ZIMMERS 1995, S. 63 f. – In: NEUMANN 2005, S. 55).
Weitere Gründe für das Nicht-Vereisen waren, dass die Hotels zerstört waren oder mit Evakuierten, Flüchtlingen, Vertriebenen oder Verwundeten belegt oder von den alliierten Siegermächten beschlagnahmt waren; so fehlten zusätzlich auch Beherbergungsmöglich-keiten. Die Besatzungsmächte reglementierten die Bewegungsfreiheit des Einzelnen. Sie erlaubten den Menschen zunächst sich nur in einem bestimmten Radius um seinen Wohnort zu bewegen. Es mussten Kontrollpunkte passiert und Passiererlaubnisse vorgezeigt werden. Unter größten Schwierigkeiten war die Einreise in eine andere Besatzungszone zu bewältigen. Auch war ein Großteil der Bahnen zerstört. Die wenigen intakten Züge verkehrten nur selten und deswegen gingen viele Menschen zu Fuß. Die Personen, wie Kriegsgefangene, Soldaten, Vertriebene oder Flüchtlinge, die zum Reisen gezwungen waren, reisten unter sehr schlechten Bedingungen. Allerdings verbesserte sich die Situation in den westlichen Besatzungszonen bald. Die amerikanische und die britische Besatzungszone schlossen sich 1947 zusammen und die Kooperation mit der französischen Besatzungszone wurde intensiviert. Zum Wiederaufbau Europas trat der amerikanische Marschallplan in Kraft, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 8).
Nach den Erfahrungen des Krieges und der kriegsbedingten Ortsabwesenheit sowie dem Massen-Exodus der Flüchtlinge und Heimatvertriebene bestand für einen Großteil der Bevölkerung zudem wenig Neigung zum Reisen. Zerrissene Familien, verlorener Besitz, erzwungene Mobilität durch Flucht und Vertreibung oder freiwillige Umsiedlung gaben kaum Anlass zu größeren Reisen, (vgl. STORBECK 1988, S. 120f).
Wie oben schon angedeutet war eines der entscheidensten Hindernisse bei der Wiederbelebung des Deutschlandtourismus die geringe Geldwertstabilität. Anzumerken ist, dass es bis zur Währungsreform vom 20. Juli 1948 keinen nennenswerten Tourismus gab. Das touristische Nachholbedürfnis setzte erst Ende der Vierziger Jahre ein. Aber lange Arbeitszeiten und geringe Urlaubsansprüche behinderten vorerst das Reisen. Erst infolge des Wirtschaftswunders und des daraus resultierenden steigenden Realeinkommens gab die materiellen Vorraussetzungen für einen Massentourismus. Bereits 1946 war ein Bäder-wirtschaftsverbund gegründet worden. Dieser wurde 1947 zum Deutschen Bäderverband. Am 25. Juni 1947 erfolgte die Neugründung des Bundes Deutscher Verkehrsverbände, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 8).
1948 begann die Deutsche Zentrale für Fremdenverkehr (ZFV) mit der Auslandswerbung, welche vor allem auf Imagewerbung beruhte. Zusätzlich galt, dass die Einreisebestimmungen für Ausländer vereinfacht wurden, (vgl. NEUMANN 2005, S.56). Der Bund Deutscher Verkehrsverbände und die Deutsche Zentrale für Fremdenverkehr brachten gemeinsam die Zeitschrift „Der Fremdenverkehr“ heraus, die erst 1990 eingestellt wurde, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 8).
Touristische Manager und Visionäre um Carl Degener gründeten 1948 die „Arbeitsgemeinschaft DER – Gesellschaftsreisen“, seit 1951 „Touropa“. Dessen Ziel war es, bezahlbare Erholungsreisen für alle Bevölkerungsschichten anbieten zu können. Beispielsweise beförderten Weihnachten 1948 die ersten Sonderzüge 1.200 Reisende von Hamburg nach Ruhpolding. Aufgrund dessen wird Ruhpolding zum Reiseziel Nummer Eins in der deutschen Nachkriegsgeschichte, (vgl. GÖCKERITZ 1996, S. 43f.; vgl. PRAHL/STEINECKE 1981, S. 200f.; vgl. PRAHL 1990, S. 122; vgl. PETERS 1996, S. 54. - In: NEUMANN 2005, S. 56).
In der sowjetischen Besatzungszone gab es nach Kriegsende immer wieder Versuche die alte Verbandsstruktur wieder anzusiedeln, doch dies wurde durch die Militärregierung verboten.
Wieder gegründete Landesverbände in Sachsen und Thüringen oder die Touristenorganisation Naturfreunde, der Thüringer Waldverein oder die Sektion des Deutschen Alpenvereins wurden aufgelöst. Im Gegensatz dazu wurde in der Ostzone der organisierte Tourismus aufgebaut. Aufgrund seiner Unkontrollierbarkeit wurde der individuelle Tourismus verboten. Obwohl sich die Ostdeutschen bei ihren Reisen einschränken mussten, wurde das Reisen zu ihrer Lieblingsbeschäftigung, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 8).
3.2 Der Tourismus in den 50er und 60er Jahren
Ab der Wiederaufbauphase haben sich innerhalb von acht Jahren die Übernachtungszahlen in Deutschland verdoppelt. Solch hohe Zuwachsraten können in den 1960er Jahren nicht mehr erreicht werden (siehe Tabelle 1).
Abbildung 1: Entwicklung der Übernachtungszahlen in den 1950er und 1960er Jahren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: DEUTSCHER FREMDENVERKEHRSVERBAND 1972. - In: NEUMANN 2005, S. 57
In den Jahren des Wirtschaftswunders sorgten verschiedene Faktoren für einen touristischen Aufschwung. Dazu zählten erstens, dass ein touristisches Nachholbedürfnis nach dem Krieg bestand und zweitens, dass das touristische Wissen aus den Vorkriegszeiten schnell wieder aufgegriffen werden konnte. Auch stieg das Realeinkommen und die Arbeitslosenzahlen sanken, (vgl. NEUMANN 2005, S. 57 f.).
In den 50er Jahren gewann das Ausland an Beliebtheit. Traumziele für viele Deutschen waren Südtirol und der Gardasee. Aber nur die wenigsten konnten sich diese Urlaubsziele leisten, und so verbrachten die meisten Deutschen ihren Urlaub im eigenen Land. 1954 wurden zum ersten Mal touristische Daten erhoben. 24 % der deutschen Bevölkerung im Alter über 14 Jahre (9,3 Mio. Personen) reisten 1954. 85 % derer blieben im Inland und nur 15 % verreisten ins Ausland, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S.9). Die beliebtesten Reiseziele im Inland waren unter anderen Bayern, der Schwarzwald, Nord- und Ostseeküste sowie auch der Teutoburger Wald und das Weserbergland, der Harz, der Rhein-Main-Taunus und der Bodensee. 80 % der Übernachtungen fielen auf diese Fremdenverkehrsgebiete, (vgl. NEUMANN 2005, S. 59 f.). Der längerfristige deutsche Fremdenverkehr bezog sich somit auf die Randlagen Deutschlands, vor allem auf die Seebäder, die Alpen und zum Teil auf den Schwarzwald. Allerdings waren die Gebiete der Agglomerationsräume durch verstärkten Wochenendverkehr gekennzeichnet und vor allem reisten Ausländer bevorzugt in die Großstädte, (vgl. NEUMANN 2005, S. 60 f.). Die Auslandreisen gingen hauptsächlich nach Österreich (6 %) und nach Italien (4 %).
Die Bahn dominierte als Hauptverkehrsmittel. 1954 reisten zirka 56 % der Urlauber mit der Bahn, 19 % mit dem PKW und 17 % mit dem Bus. Seit Mitte der 50er Jahre wurden vielen Deutschen auch Flugreisen angeboten, doch diese waren kaum erschwinglich und viel zu umständlich, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S.9). Ende der 60er Jahre hat die Bedeutung des PKW’s deutlich zugenommen und so hat sich die Wahl des Hauptverkehrsmittels in dessen Richtung verschoben. Ein Grund dafür wäre, dass sich erst Ende der 60er / Anfang der 70er viele Bürger einen PKW leisten konnten.
Tabelle 1. Für die Urlaubsreise benutzte Verkehrsmittel 1954 bis 1968
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: DIVO-INSTITUT 1969, S. 46. - In: NEUMANN 2005, S. 61
Ähnlich des Wandels des Verkehrsmittels Anfang der 50er bis Ende der 60er Jahre kam es ebenso zu einer Verschiebung der Übernachtungsquartiere. In den 50ern wurden hauptsächlich Verwandte und Bekannte besucht und auch dort übernachtet, wohingegen in den 60ern Hotels / Gasthäuser und Pensionen /Fremdenheime an Bedeutung gewannen. 1960 reisten 28 % der Bevölkerung in den Urlaub. Damals benutzten schon 38 % den PKW für ihre Reise. 1969 waren es schon 62 %. Mit zunehmender privater Motorisierung wurde das Ausland für viele Urlauber erschwinglicher und so wandelten sich auch die Reisemotive und der Trend ging hin zu Auslandsreisen, welche sich auf einem konstanten Niveau einpendelten. Im Gegensatz dazu nahm der Trend zu Inlandsreisen seit 1965 stetig ab.
Deutschland galt allgemein als zu teuer. Das Fremdländische reizte die Bevölkerung. Die Auslandsreise wurde für die deutsche Bevölkerung nicht mehr als Luxusgut angesehen, daher war die Reisedauer von der Anzahl der Urlaubstage der Reisenden und nicht von dessen wirtschaftlichen Möglichkeiten abhängig. Haupturlaubsziele waren in wechselnder Reihenfolge Spanien, Italien und Österreich, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 9). Der Geschäftsreiseverkehr hatte jedoch schon damals einen hohen Stellenwert. Deutschland war für viele Ausländer eine Zwischenstation auf dem Weg nach Süden, so dass nicht nur die Deutschen das Campen als Neuheit der 50er Jahre entdeckten. Aus staatlicher Sicht wurden Campingplätze geplant, um „wildes Campen“ zu vermeiden.
Es ließen sich zwei verschiedene Formen des Camping erkennen; das Urlaubscamping und das Dauercamping. Das Campen bedeutete für die jeweiligen Regionen einen wirtschaftlichen Aufschwung, da die Camper Dinge des täglichen Bedarfs in den jeweiligen Gemeinden einkauften.
Im Jahr 2004 fanden auf 3.624 Campingplätzen 148,5 Mio. Übernachtungen statt. Die Ausgaben summierten sich auf 9,5 Mrd. € Bruttoumsätze, (vgl. NEUMANN 2005, S. 62 f.).
Das größte Problem stellte die Saisonalität des Reisens dar. Die Hauptursache waren vor allem die klimatischen Bedingungen, was sich besonders auf die Seebäder auswirkte.
Daraufhin startete 1968 der Deutsche Fremdenverkehrsverband (DFV) in Zusammenarbeit mit regionalen Fremdenverkehrsverbänden die Werbekampagne „Wieder mal Urlaub in Deutschland“. Diese Kampagnen sollten der Auslandsbegeisterung entgegenwirken. Auch gründete der DFV einen Arbeitskreis Städtetourismus, der sich speziell mit den Chancen und Problemen des Tourismus in großen und kleinen Städten und mit speziellen Werbemöglichkeiten befassen sollte. Seit 1971 veröffentlichte der DFV Kataloge mit familienfreundlichen und behindertengerechten Urlaubsangeboten. Ebenso engagierte er sich für die Verbesserung des Campingangebotes und für den Ausbau von Touristinformationsstellen, (vgl. DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND e.V. 2002, S. 10).
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