Der Steppenwolf ist ein Werk, welches immer wieder seine Leser fasziniert und eine sehr breite Rezeption erfahren hat. Wie Joseph Mileck beschreibt, lag ein Reiz wohl „nicht im Stoff, sondern im Stil […], in der Mehrfachmethodik seines Portraitierens und in der sich daraus ergebenden vierteiligen Struktur der Erzählung“. Das Portraitieren erfolgt im Steppenwolf aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven, die dem Leser erst im Rückblick eine Einheit liefern. Die unterschiedlichen Blicke, die die Figuren auf das Kernthema, den Steppenwolf und seine Lebenskrise werfen, setzen sich später zu einem Bild zusammen, dem Selbstportrait. Im Text werden die Figuren jedoch als Einzelwesen vorgestellt, die erst nach und nach durch das enge Motivnetz als Spiegelungen wahrgenommen werden. So ergeben vier Portraits, die von drei Personen skizziert werden, das Portrait eines Menschen:
Das […] Vorwort […] zeichnet den äußeren Menschen. Dieser einleitende Überblick wird durch eine eingeschobene Studie erweitert, ein erregendes, witziges und scharfsichtiges Portrait des inneren Menschen Haller […]. Hallers eigene Berichte, die eigentliche Erzählung, sind eine unmittelbare Untersuchung des ganzen Menschen in Aktion […]. Hallers nochmalige Selbstbetrachtung und sein Rückblick auf sein Leben in Pablos Magischem Theater, eine abschließende Darstellung des Ichs, ergänzen alle vorhergehenden Portraits.
Jedoch wurde diese Methodik in der früheren Rezeption, v. a. in den USA, zum Teil auch verkannt, da die inhaltliche Ausdeutung der Geschehnisse im Magischen Theater als Einladung zum Drogenrausch gelesen wurde, nicht als der Weg zu einer geschlossenen Persönlichkeit. Durch diese Verwirrung wird die Schwierigkeit, dieses Konzept aufzuschlüsseln, deutlich.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Thematik der Person und ihrer Spiegelung. Wie genau entstehen die Eindrücke, dass es sich um Spiegel und nicht um Personen handelt? Was ist hier mit Person gemeint? Wie entsteht das Bild einer Person? Dieser Art Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beschreibung des Spiegelmotivs im Steppenwolf
- Spiegelmotive im Aufbau und formaler Gestaltung
- Inhaltliche Spiegelmotive
- Das Tractat vom Steppenwolf
- Vorwort des Herausgebers
- Personenkonzepte
- Harry Haller - Der Steppenwolf
- Hermine arme kleine Seele
- Pablo Der Saxophonspieler
- Maria Schöne Blume
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert das Spiegelmotiv in Hermann Hesses „Steppenwolf“ und untersucht dessen Bedeutung für die Konzeption der Person im Roman. Die Arbeit beleuchtet die Verwendung des Motivs in der formalen Gestaltung und im Inhalt des Textes. Dabei wird der Fokus auf die unterschiedlichen Perspektiven gelegt, die die Figuren auf den „Steppenwolf“ und seine Lebenskrise werfen, sowie auf die Entstehung eines komplexen Selbstportraits.
- Die Funktion des Spiegelmotivs in der formalen Gestaltung und im Inhalt des Romans
- Die verschiedenen Perspektiven auf den „Steppenwolf“ und seine Lebenskrise
- Die Entstehung des Selbstportraits
- Die Beziehung zwischen Person und Spiegelung im Text
- Die Bedeutung des Spiegelmotivs für die Konstruktion der Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Werk „Steppenwolf“ vor und beleuchtet dessen Rezeption und die Mehrfachmethodik der Figurenzeichnung. Es wird die Bedeutung der verschiedenen Blickwinkel auf das Kernthema des Romans, den „Steppenwolf“ und seine Lebenskrise, hervorgehoben.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Beschreibung des Spiegelmotivs im „Steppenwolf“. Es werden zunächst die formalen Aspekte des Spiegelmotivs im Aufbau des Romans betrachtet, wobei der Fokus auf das Verschachtelungsprinzip des Textes liegt. Anschließend wird die Rolle des Motivs im Inhalt des Romans beleuchtet, wobei die unterschiedlichen Ebenen der Erzählung und die Verwendung des Spiegelmotivs in der Sprache untersucht werden.
Schlüsselwörter
Der „Steppenwolf“, Hermann Hesse, Spiegelmotiv, Personenkonzeption, Selbstportrait, Mehrfachmethodik, Metalepse, Erzählebenen, Doppelung, Doppelwahrnehmung, Gegensätzlichkeit, Identität.
- Quote paper
- Magdalena Drywa (Author), 2006, Das Spiegelmotiv und seine Funktion für die Konzeption der Person in Hermann Hesses Steppenwolf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65423