Verstärkter Wettbewerb um Eigenkapital, höhere Bonitätsstandards von Rating-Agenturen und wachsende Macht der institutionellen Investoren führen im Bankensektor zu einer in den letzten Jahren zunehmenden Ausrichtung am Shareholder Value. Um Wert für die Eigentümer zu schaffen, müssen Kreditinstitute Markt-, Kredit- und operative Risiken eingehen, die jedoch nur übernommen werden, falls damit eine risikoadäquate Rendite erzielt werden kann. Aus diesem Grund und der Tatsache, dass das im Risiko stehende Kapital der zentrale knappe Faktor von Banken ist, gehört zu den zentralen Aufgaben des Managements eine integrierte Risiko- und Ertragssteuerung der Gesamtbank und der Geschäftsbereiche auf Basis von einheitlichen Kennzahlen.
Nach heutiger Auffassung verfolgt das integrative System aus Risikomanagement und Rentabilitätssteuerung dabei zwei wesentliche Ziele: Auf der einen Seite soll eine Begrenzung der Risiken auf die verfügbaren Deckungsmassen gewährleistet werden, um eine Existenzgefährdung des Kreditinstituts zu vermeiden (Risikotragfähigkeitskalkül). Auf der anderen Seite sind die Risiko-/Ertragsrelationen auf allen Ebenen der Unternehmung zu optimieren, um durch effizienten Einsatz von im Risiko stehenden Kapital Wert für die Aktionäre zu schaffen (Risiko-Chancen-Kalkül).
Kennzahlen zur Steuerung der Gesamtbank müssen daher Risiko- und Ertragskomponenten integrieren, andererseits aber auch den Mindestverzinsungsanspruch der Eigentümer in Form von Kapitalkosten berücksichtigen, um im Einklang mit einer SHV-orientierten Steuerung zu stehen. Traditionelle Kennzahlen wie der Return-on-Equity (ROE) vermögen dies nicht zu leisten, da deren Schwerpunkt entweder auf einer isolierten Rentabilitätsmessung oder einer isolierten Risikomessung liegt. Seit Mitte der 90er Jahre wurden sie in zunehmendem Maße durch risikoadjustierte Kennzahlen wie Return on Risk Adjusted Capital (RORAC) oder Economic Value Added (EVA) ersetzt, da sich durch deren Einsatz eine zielkonforme Steuerung versprochen wird.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung der wichtigsten risikoadjustierten Kennzahlen sowie eine kritische Diskussion des Einsatzes dieser Kennzahlen im Rahmen der Gesamtbanksteuerung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Varianten risikoadjustierter Kennzahlensystematiken
- Kennzahlen des Risk Adjusted Profitability Measurement (RAPM)
- Economic Value Added (EVA)
- Zusammenhang beider Kennzahlensystematiken
- Einsatz risikoadjustierter Kennzahlen in der Gesamtbanksteuerung
- Ermittlung der gesamtbankbezogenen Zielrendite
- Ertragsorientierte Steuerung des Risikokapitaleinsatzes
- Risikoadäquate Messung der Performance und Steuerung des Geschäftsportfolios
- Kritische Würdigung
- Vereinbarkeit mit dem Shareholder Value Konzept
- Beurteilung des Instrumentariums
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einsatz risikoadjustierter Kennzahlen in der Gesamtbanksteuerung. Sie zielt darauf ab, die verschiedenen Ansätze und Implikationen der beiden Kennzahlensystematiken Risk Adjusted Profitability Measurement (RAPM) und Economic Value Added (EVA) zu analysieren.
- Bedeutung von risikoadjustierten Kennzahlen für die Performancemessung in Banken
- Vergleich der RAPM- und EVA-Ansätze in Bezug auf ihre Anwendung in der Gesamtbanksteuerung
- Bewertung der Vereinbarkeit der Kennzahlensystematiken mit dem Shareholder Value Konzept
- Diskussion der Implikationen für die strategische und operative Steuerung des Geschäftsportfolios
- Kritische Analyse der Vorteile und Herausforderungen des Einsatzes risikoadjustierter Kennzahlen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der risikoadjustierten Kennzahlen ein und erläutert die Relevanz für die Performancemessung in Banken.
- Varianten risikoadjustierter Kennzahlensystematiken: Die verschiedenen Ansätze des Risk Adjusted Profitability Measurement (RAPM) und des Economic Value Added (EVA) werden vorgestellt und ihre zentralen Elemente erläutert.
- Einsatz risikoadjustierter Kennzahlen in der Gesamtbanksteuerung: Dieses Kapitel fokussiert auf die praktische Anwendung der Kennzahlen in der Gesamtbanksteuerung und beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der Implementierung.
- Kritische Würdigung: Dieses Kapitel analysiert die Vereinbarkeit der Kennzahlensystematiken mit dem Shareholder Value Konzept und bewertet die Stärken und Schwächen des Instrumentariums.
Schlüsselwörter
Risikoadjustierte Kennzahlen, Gesamtbanksteuerung, Risk Adjusted Profitability Measurement (RAPM), Economic Value Added (EVA), Shareholder Value, Performancemessung, Geschäftsportfolio, Risikokapital, Zielrendite, RORAC, RAROC.
- Arbeit zitieren
- Florian Bielski (Autor:in), 2006, Der Einsatz risikoadjustierter Kennzahlen in der Gesamtbanksteuerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65410