„In den fünfziger Jahren Kriminalromane zu schreiben, schadet[e] dem guten Ruf des Schriftstellers und nützt[e] seinem Geldbeutel. Zu den Entstehungsbedingungen der Dürrenmattschen Erzählungen dieser Zeit gehört die Lust, aus einem literarischen Elfenbeinturm auszubrechen, der ihn immer mehr zu isolieren droht[e], wie das Vergnügen, die etablierten Erwartungen an Literatur zu provozieren, den Bildungshochmut anzukratzen.“
Dieser kritischen Einstellung gegenüber der Kriminalliteratur zum Trotz werden Dürrenmatts Kriminalromane „Der Richter und sein Henker“ (1951) und „Der Verdacht“ (1952) zuerst als Fortsetzungsromane im Schweizer Beobachter publiziert und sind eine wichtige Einnahmequelle für den jungen Dichter. Zwar verweist Dürrenmatt in aller Offenheit in späteren Interviews darauf, dass es seine katastrophale finanzielle Situation gewesen ist, die ihn dazu getrieben hat sich mit dem Kriminalroman zu befassen, doch lässt sich dem Schriftsteller eine gewisse Faszination an der Trivialliteratur nicht absprechen. Weshalb gerade die Kriminalliteratur gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf solch breites öffentliches Interesse stößt und damit auch kommerziellen Erfolg verspricht, darauf soll im Verlauf der Arbeit noch näher eingegangen werden.
Denn weder die Lust an der Provokation noch die reine ökonomische Notwendigkeit können die Wahl des von Dürrenmatt bevorzugten Genres hinlänglich erklären. Auch lassen sie kaum verständlich werden, dass der Dichter immer wieder in seinem Lebenswerk auf Kriminalliteratur zurückgekommen ist- in dem Roman „Justiz“ etwa, dessen Manuskript er bereits 1959 begonnen und erst 1985 abgeschlossen hat. Man kann also nur vermuten, dass es sich hierbei um einen Mischung aus Faszination und einer „...vehementen Abwehr [Dürrenmatts] gegen das Feierliche, gegen den Weihrauch in der Literaturpflege [handelt], [...] lange bevor auch die Antikunst zu den etablierten Kategorien der Literatur gehört.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Person Dürrenmatts
- Biographie
- Dürrenmatt als Kriminalautor
- Der Kriminalroman
- Die Geschichte des Kriminalromans
- Terminologische Unterscheidungen zwischen Kriminal-, Verbrechensliteratur und dem Detektivroman
- Gattungstypische Merkmale des Detektivromans
- Die Handlung
- Die Figuren
- Räume und Gegenstände
- Analyse des Kriminalromans „Der Verdacht“
- Übereinstimmungen und Abweichungen vom klassischen Detektivroman
- Die Rolle des Zufalls bei Dürrenmatt
- Dürrenmatts Beitrag zur Entwicklung der Kriminalliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman „Der Verdacht“ und analysiert diesen im Kontext der gattungstypischen Merkmale des klassischen Detektivromans. Ziel ist es, sowohl Übereinstimmungen als auch Abweichungen vom klassischen Detektivroman aufzuzeigen und die spezifischen Merkmale von Dürrenmatts Kriminalroman hervorzuheben.
- Dürrenmatts Biographie und sein Werdegang als Kriminalautor
- Die Entwicklung und Bedeutung des Kriminalromans im 19. Jahrhundert
- Die gattungstypischen Merkmale des klassischen Detektivromans
- Die Rolle des Zufalls und des Schicksals in Dürrenmatts Werk
- Dürrenmatts Beitrag zur Entwicklung der Kriminalliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Zur Person Dürrenmatts: Dieses Kapitel beleuchtet die Biographie von Friedrich Dürrenmatt und seinen Werdegang als Autor. Es werden seine Studien, seine frühen Arbeiten als Zeichner und Kritiker sowie sein literarisches Schaffen im Bereich des Dramas und der Kriminalliteratur behandelt. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Entstehung und Rezeption seiner ersten Kriminalromane „Der Richter und sein Henker“ und „Der Verdacht“ gelegt.
- Kapitel 2: Der Kriminalroman: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Geschichte des Kriminalromans und seinen gattungstypischen Merkmalen. Es werden die Entstehung des Genres im 19. Jahrhundert und die sozialen, geistesgeschichtlichen und publizistischen Bedingungen seiner Popularität erläutert. Die Entwicklung der Kriminalistik und der Detektivfigur, sowie die terminologischen Unterscheidungen zwischen Kriminal-, Verbrechensliteratur und dem Detektivroman werden beleuchtet.
- Kapitel 3: Analyse des Kriminalromans „Der Verdacht“: In diesem Kapitel wird „Der Verdacht“ als Kriminalroman analysiert und seine Übereinstimmungen und Abweichungen vom klassischen Detektivroman untersucht. Dabei wird die Rolle des Zufalls und des Schicksals in Dürrenmatts Werk untersucht und dessen Bedeutung für die Handlung des Romans hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Analyse des Kriminalromans „Der Verdacht“ von Friedrich Dürrenmatt. Wichtige Schlüsselwörter sind daher: Kriminalroman, Detektivroman, gattungstypische Merkmale, Zufall, Schicksal, Dürrenmatt, „Der Verdacht“, Kriminalliteratur, Biographie.
- Arbeit zitieren
- Anne Hessel (Autor:in), 2004, Friedrich Dürrenmatt als Kriminalautor. Eine gattungstypische Analyse seines Kriminalromans "Der Verdacht", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65394