Nachdem Vermeers Werke seit dem 17. Jahrhundert mehrheitlich in Vergessenheit geraten waren und der Niederländer selbst kaum jemandem mehr ein Begriff war, beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Auseinandersetzung um den Maler, die bis heute andauert. Diverse Bildbände, Monographien und Aufsätze existieren derweil in den Bibliotheken, teils mit hohem wissenschaftlichem Anspruch, teils kurzweilige und oberflächliche Lektüre. Dem französischen Journalisten und Kunstliebhaber Theophil Bürger-Thoré wird dabei die Ehre zuteil, der Wegbereiter für die Vermeer-Rezeption gewesen zu sein. Er nahm sich zum ersten Mal eingehend des Delfter Malers an und führte ihn ins Licht einer breiteren Öffentlichkeit. Nach mehreren Jahren, in denen Bürger-Thoré viele Sammlungen und Archive durchforstete, veröffentlichte er seine Erkenntnisse 1866 in der Gazette des Beaux-Arts. Erst vierzig Jahre später erschien dieses für die Vermeer-Forschung tonangebende Werk in deutscher Sprache. Da die vorliegende Arbeit Vermeers Briefleserin in Blau zum Thema hat (und nicht das Gesamtwerk des Malers), soll im Folgenden nur auf die Literatur zu eben diesem Werk eingegangen werden. Diese Einschränkung macht nicht zuletzt Sinn, um den vorgegebenen Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen.
Im Werksverzeichnis von Bürger-Thoré taucht die Briefleserin in Blau bereits mit einem längeren Absatz auf. Der Autor betitelt das Gemälde allerdings als Lesende Dame.Er erwähnt den leichten Auftrag der Farbe und unterstellt Vermeer eine Vorliebe für die Farbe Blau.
Als Gegensatz führt er die Ansicht von Delft und die Straße in Delftan, wo der Maler anders, nämlich „mit kräftigem Pinselstrich und reichlicher Malmasse“ zu Werke gehe. Bürger-Thoré hatte lange Zweifel, ob es sich bei dem Bild tatsächlich um eine Arbeit von Vermeer handelt. Die Landkarte im Hintergrund kann er noch nicht exakt identifizieren.
De Vries knüpft Mitte des 20. Jahrhunderts - Vermeer wird inzwischen als herausragender Vertreter der holländischen Malerei anerkannt und gepriesen - an Bürger-Thorés Äußerung an. Auch ihn interessiert die Verwendung der Farbe Blau. Passend dazu gibt er dem Bild den Titel Das Mädchen in Blau. Im Gegensatz zu Bürger-Thoré versucht de Vries präziser zu erfassen, wie die Farbe Blau in dem Gemälde verwendet wird. Er verweist darauf, dass Vermeer die Wirkung des Lichts sehr genau gekannt haben muss.
Inhaltsverzeichnis
- A Dokumentation…
- I. Literaturbericht…
- II. Textquellen......
- III. Beschreibung.
- IV. Datierung.
- V. Auftraggeber......
- VI. Herkunft
- B. Typen-, Motiv-, Funktions- und Stilgeschichte sowie ikonographische Fragen ………..
- I. Typen- und Motivgeschichte.
- II. Funktionsgeschichte
- III. Stilgeschichte.
- IV. Ikonographie..
- C. Ideengeschichte
- Literaturverzeichnis..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert Vermeer van Delfts Gemälde "Die Briefleserin in Blau" und beleuchtet die Entstehung und Rezeption des Werks sowie dessen ikonographische und ideengeschichtliche Bedeutung. Die Arbeit befasst sich mit der Einordnung des Gemäldes in die Typen- und Motivgeschichte, der Funktionsgeschichte, der Stilgeschichte sowie der Ikonographie.
- Rezeption des Gemäldes von Vermeer van Delft
- Ikonographische Analyse der "Briefleserin in Blau"
- Ideengeschichtliche Bedeutung des Bildes
- Einordnung in die Kunstgeschichte der Niederlande
- Analyse der Farbgebung und des Lichts im Gemälde
Zusammenfassung der Kapitel
Die Dokumentation beschäftigt sich mit der Rezeption des Werks von Vermeer van Delft und dem Einfluss des französischen Journalisten und Kunstliebhabers Theophil Bürger-Thoré auf die Vermeer-Forschung. Der Autor beschreibt die unterschiedlichen Interpretationen des Gemäldes "Die Briefleserin in Blau" von verschiedenen Kunsthistorikern und beleuchtet die Bedeutung des blauen Kleides, der Wandkarte und des Lichts im Bild.
Im Kapitel "Typen-, Motiv-, Funktions- und Stilgeschichte sowie ikonographische Fragen" wird das Gemälde im Kontext der holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts betrachtet. Die Funktion des Bildes als Darstellung einer privaten, intimen Szene wird erörtert, sowie die ikonographischen Bedeutungen der dargestellten Gegenstände und Motive.
Das Kapitel "Ideengeschichte" beleuchtet die Bedeutung des Gemäldes im Rahmen der gesellschaftlichen und politischen Strömungen der Zeit. Hier werden die Interpretationen der verschiedenen Kunsthistoriker aufgezeigt und die Bedeutung des Gemäldes für die Entwicklung der Kunstgeschichte diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Texts sind Vermeer van Delft, "Die Briefleserin in Blau", holländische Genremalerei, Ikonographie, Ideengeschichte, Farbgebung, Licht, Rezeption, Kunstgeschichte, Kunstkritik, Wandkarte, Blau, Bürger-Thoré, De Vries, Blankert, Hedinger, Wheelock.
- Quote paper
- Christopher Bünte (Author), 2006, "Die Briefleserin in Blau" von Vermeer van Delft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65300