Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, wie sich die Werke von Donald Judd zu dem Grundwert der Toleranz verhalten. Ist dieses Thema zentral bei der Betrachtung der Werke des Künstlers? Oder ist es zu vernachlässigen? Inwiefern ist Donald Judd ein toleranter Mensch gewesen? Und findet sich etwas von seiner Grundhaltung in seinen Arbeiten wieder? Mit Hilfe dieser Fragen soll der philosophische Hintergrund näher beleuchtet werden, vor dem Donald Judds Arbeiten entstanden sind. Die Frage nach dem handwerklichen Anspruch seiner Tätigkeit als Künstler muss dabei vernachlässigt werden.
In erster Linie wird in der vorliegenden Arbeit Wert auf die eigenen Aussagen des Künstlers gelegt. In dieser Hinsicht spielen folgende Texte eine wichtige Rolle: Bruce Glaser: Fragen an Stella und Judd (1964), Donald Judd: Spezifische Objekte (1964), Aufzeichnung eines Gesprächs mit Donald Judd an der Ruhr-Universität Bochum (1990)und Donald Judd: Nie wieder Krieg (1991). Außerdem ist Thomas Kellein zu danken für die Publikation zur Ausstellung „Donald Judd. Das Frühwerk 1955-1968“, die bei der vorliegenden Arbeit eine große Hilfe war.
Inhaltsverzeichnis.
1. Einleitung
2. Was ist Toleranz?
3. „The whole’s it.“
4. Galvanisiertes Eisen - Die Beschreibung einer Plastik
5. Donald Judd und der Krieg
6. Schlussbetrachtung
Abstract
Literaturverzeichnis
1. Einleitung.
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, wie sich die Werke von Donald Judd zu dem Grundwert der Toleranz verhalten. Ist dieses Thema zentral bei der Betrachtung der Werke des Künstlers? Oder ist es zu vernachlässigen? Inwiefern ist Donald Judd ein toleranter Mensch gewesen? Und findet sich etwas von seiner Grundhaltung in seinen Arbeiten wieder? Mit Hilfe dieser Fragen soll der philosophische Hintergrund näher beleuchtet werden, vor dem Donald Judds Arbeiten entstanden sind. Die Frage nach dem handwerklichen Anspruch seiner Tätigkeit als Künstler muss dabei vernachlässigt werden.
In erster Linie wird in der vorliegenden Arbeit Wert auf die eigenen Aussagen des Künstlers gelegt. In dieser Hinsicht spielen folgende Texte eine wichtige Rolle: Bruce Glaser: Fragen an Stella und Judd (1964)[1], Donald Judd: Spezifische Objekte (1964)[2], Aufzeichnung eines Gesprächs mit Donald Judd an der Ruhr-Universität Bochum (1990)[3] und Donald Judd: Nie wieder Krieg (1991)[4]. Außerdem ist Thomas Kellein zu danken für die Publikation zur Ausstellung „Donald Judd. Das Frühwerk 1955-1968“, die bei der vorliegenden Arbeit eine große Hilfe war.[5]
2. Was ist Toleranz?
Im folgenden Abschnitt soll versucht werden, den Begriff Toleranz näher zu bestimmen. Ohne vorausgreifen zu wollen, muss einleitend festgestellt werden, dass der Begriff Toleranz nicht mit absoluter Eindeutigkeit gefasst werden kann. Die Unschärfe bei der Begriffsbestimmung dieses Wortes erklärt sich, wenn man sich vor Augen führt, dass es sich bei dem Begriff Toleranz um einen Relationsbegriff handelt. Darunter ist zu verstehen, dass die Verwendung des Wortes Toleranz dem Kosmos menschlicher Beziehungen entspringt und sich auf Grundfragen des sozialen Zusammenlebens bezieht. Die logische Folge ist, dass der Begriff Toleranz im Laufe der Zeit verschiedene Interpretationen erfahren hat. Oft spielen bei der Frage, was Toleranz meint, Grenzen zwischen zwei gegnerischen Lagern eine Rolle. Die Bedeutung des Wortes Toleranz ist einer historischen Veränderung unterworfen, die hier in aller Kürze wiedergegeben werden soll.[6]
Die Worte tolerieren und Toleranz tauchen im Deutschen zum ersten Mal im 16. Jahrhundert auf. Sie stammen vom lateinischen Verb tolerare ab, was soviel heißt wie ertragen, erdulden, unterstützen. Tolerieren bezeichnet in dieser Zeit einer Sache mit Großzügigkeit oder Nachsicht begegnen, Toleranz steht für Duldung, Duldsamkeit. Später wird der Begriff Toleranz ausgeweitet und allgemeiner gefasst, er steht dann auch für Rücksichtnahme, Großzügigkeit, Aufgeschlossenheit, ab dem 19. Jahrhundert für eine zulässige Abweichung vom Nennwert.[7]
Zunächst wird der Begriff Toleranz in einem religiösen Kontext verwendet. Die Kirche sieht sich Minderheiten gegenüber, die außerhalb des gesellschaftlichen Lebens stehen, das vom Christentum geprägt wurde. Ins Blickfeld rücken dabei vornehmlich Heiden, Juden und Häretiker. Die Duldung solcher außerchristlichen Glaubensgemeinschaften steht zur Diskussion. Die Grenze zwischen der generellen Norm und Andersdenkenden verläuft zwischen Christen und Nicht-Christen.[8]
In der Neuzeit nimmt die Toleranz-Debatte vielfältige Formen an. Die vormals Werte bestimmende Glaubensgemeinschaft des Christentums zersplittert in zahlreiche verschiedene Kirchen. Die Differenzierung der Glaubensgemeinschaften und die damit verbundene Fülle religiöser Anschauungen führt zu einem gesellschaftlichen Problem und einer Erschütterung der universellen Weltanschauung.
Die Religionskriege Europas zu dieser Zeit sind das anschaulichste Beispiel dieser Entwicklung. Zunehmend wird die Frage der Toleranz als politisches Problem begriffen und entwächst langsam der eng gefassten religiösen Diskussion. Die durch die Frage markierte Grenze, wer geduldet werden darf und wer nicht, verläuft nun zwischen verschiedenen Glaubensgemeinschaften des Christentums.[9]
Im Verlauf der weiteren Entwicklung erfährt der Begriff Toleranz eine Ausweitung und wird zu einem allgemeingültigen Grundwert. Im Zuge der zunehmenden Glaubens- und Religionsfreiheit Ende des 18. Jahrhunderts verlagert sich der Schwerpunkt der Toleranz-Debatte vom religiösen in den politisch-gesellschaftlichen Bereich. Neben der Frage der Bürgerrechte, d. h. dem Verhältnis des Bürgers zum Staat, wird die Frage nach der Toleranz gegenüber intolerantem Verhalten immer wichtiger.[10]
Es beginnt eine Diskussion um das Paradox der Toleranz, in der die Zwiespältigkeit und die grundsätzliche Problematik des Begriffes deutlich wird. Das Wesen der Toleranz fordert die Duldung des Anderen. Was aber, wenn das Andere das eigene soziale Zusammenleben bedroht? Ein Einschreiten wäre mit dem Ideal der Toleranz nicht verträglich, ein Dulden käme einer Selbstvernichtung gleich. Das Problem ist nicht gelöst.
Um die Frage nach der Definition des Begriffes Toleranz zu klären, wird nach der Betrachtung der etymologischen und historischen Entwicklung als letztes ein Definitionsversuch aus der Soziologie angeführt, der vieles von dem zuvor Gesagten zusammenfasst und in unsere
[...]
[1] vgl. Glaser, Bruce, Fragen an Stella und Judd, in: Stemmrich, Gregor (Hg.), Minimal Art. Eine kritische Retrospektive, Dresden/Basel 1995 (35-58).
[2] hier zitiert nach: Kellein, Thomas, Donald Judd. Das Frühwerk 1955-1968, Köln 2002 (S. 86-97).
[3] auf deutsch abgedruckt in: Judd, Donald, Katalog zur Ausstellung 21. April bis 29. juli 1990 in St. Gallen, St. Gallen 1990 (S. 39-47).
[4] Vgl. Noever, Peter (Hg.), Donald Judd. Architektur, Stuttgart 1991 (S. 10-16).
[5] Kellein, Thomas, Donald Judd. Das Frühwerk 1955-1968, Köln 2002.
[6] Schreiner Klaus, Toleranz, in: Brunner, Otto/Conze, Werner/Koselleck, Reinhart (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland (Bd. 6), Stuttgart 1990 (S. 446-448).
[7] vgl. Pfeiffer, Wolfgang (Hg.), Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 2. Auflage, Berlin 1993 (S. 1435).
[8] Ritter, Joachim/Gründer, Karlfried (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie (Bd. 10), Basel 1998 (S. 1251-1255).
[9] Ritter, Joachim/Gründer, Karlfried (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie (Bd. 10), Basel 1998 (S. 1255-1257).
[10] Ritter, Joachim/Gründer, Karlfried (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie (Bd. 10), Basel 1998 (S. 1257-1259).
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