Emile Durkheim ist sowohl ein klassischer Vertreter der Soziologie, als auch maßgebender Forscher in der Religionswissenschaft und Ethnologie seiner Zeit. Er wagte den Versuch, Religion mit funktionalistischer Methodik herzuleiten. Spekulationen über jenseitige Wirklichkeiten bedarf es zu vermeiden. Religion „von außen“ zu beschreiben, unbefangen und frei von subjektiven Einflüssen, ist sein Ziel als Religionswissenschaftler. Nach unzähligen Versuchen ist es bis heute noch nicht gelungen, eine einheitliche, allgemein gültige Definition von Religion zu bilden.
Meine Aufgabe wird es nun sein, zu beweisen, dass Durkheim sein Vorgehen, das er in seinem Werk „Die Regeln der soziologischen Methode“ (1985) explizit herausarbeitete und wegbereitend für sein Fachgebiet der Soziologie seiner Zeit war, auch in einem seiner weiteren Werke Formen annimmt. Hält sich Durkheim an seine eigene Methodik? Als vergleichendes Werk für meine Analyse habe ich mir seine Schrift „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“ gewählt. Mein Interesse für dieses Buch wurde im ersten Semester meiner bisherigen Studienzeit in einem Proseminar des Fachgebietes der Religionswissenschaft,Klassiker der Religionswissenschaft,geweckt. Wegen des geringeren Umfangs, den diese Hausarbeit annehmen soll, greife ich mir lediglich ein Kapitel aus Durkheims Arbeit heraus.
Beginnen werde ich mit einer knappen Einführung in die Biografie des Klassikers. Daraufhin gehe ich auf seine Regeln der soziologischen Methode näher ein. Nachdem ich mit Hilfe seiner eigenen Einführung aus dem Buch „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“ einen Überblick auf Gliederung, Inhalt und Zielstellung des Werkes gegeben habe, gelange ich zum Hauptteil meiner Untersuchung. Als einen Höhepunkt seiner Forschung von 1912 greife ich mir den Begriff der Seele aus seinem Buch heraus. Chronologisch werde ich den Text bearbeiten und auf diesem Weg feststellen, ob Durkheim sein eigens aufgestelltes Regelwerk befolgt. Zum Abschluss wird ein Fazit Antwort auf diese „spannende“ Frage geben.
Inhaltsverzeichnis
1. Das Leben von Émile Durkheim
2. „Die Regeln der soziologischen Methode“ – Eine Zusammenfassung
3. Zum Werk „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“
3.1 Zielstellung des Werkes
3.2 Inhalt des Buches (Wichtiges aus der Einleitung)
4. Ein Höhepunkt des religionswissenschaftlichen Buches: Analyse der Seelenvorstellung primitiver Völker
5. Anschließende Kontrolle des wirklichen Vorgehens Durkheims und Fazit
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Internetquellen
Einleitung
Emile Durkheim ist sowohl ein klassischer Vertreter der Soziologie, als auch maßgebender Forscher in der Religionswissenschaft und Ethnologie seiner Zeit. Er wagte den Versuch, Religion mit funktionalistischer Methodik herzuleiten. Spekulationen über jenseitige Wirklichkeiten bedarf es zu vermeiden. Religion „von außen“ zu beschreiben, unbefangen und frei von subjektiven Einflüssen, ist sein Ziel als Religionswissenschaftler. Nach unzähligen Versuchen ist es bis heute noch nicht gelungen, eine einheitliche, allgemein gültige Definition von Religion zu bilden.
Meine Aufgabe wird es nun sein, zu beweisen, dass Durkheim sein Vorgehen, das er in seinem Werk „Die Regeln der soziologischen Methode“ (1985) explizit herausarbeitete und wegbereitend für sein Fachgebiet der Soziologie seiner Zeit war, auch in einem seiner weiteren Werke Formen annimmt. Hält sich Durkheim an seine eigene Methodik?
Als vergleichendes Werk für meine Analyse habe ich mir seine Schrift „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“ gewählt. Mein Interesse für dieses Buch wurde im ersten Semester meiner bisherigen Studienzeit in einem Proseminar des Fachgebietes der Religionswissenschaft, Klassiker der Religionswissenschaft, geweckt. Wegen des geringeren Umfangs, den diese Hausarbeit annehmen soll, greife ich mir lediglich ein Kapitel aus Durkheims Arbeit heraus.
Beginnen werde ich mit einer knappen Einführung in die Biografie des Klassikers. Daraufhin gehe ich auf seine Regeln der soziologischen Methode näher ein. Nachdem ich mit Hilfe seiner eigenen Einführung aus dem Buch „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“ einen Überblick auf Gliederung, Inhalt und Zielstellung des Werkes gegeben habe, gelange ich zum Hauptteil meiner Untersuchung. Als einen Höhepunkt seiner Forschung von 1912 greife ich mir den Begriff der Seele aus seinem Buch heraus. Chronologisch werde ich den Text bearbeiten und auf diesem Weg feststellen, ob Durkheim sein eigens aufgestelltes Regelwerk befolgt. Zum Abschluss wird ein Fazit Antwort auf diese „spannende“ Frage geben.
1. Das Leben von Émile Durkheim
Als Sohn eines Rabbiners wurde Émile Durkheim am 15.04.1858 in Epinal in den Vogesen geboren. Ab 1879 ging er drei Jahre an die École Normale Supérieure in Paris. Dort begann er sein Studium bei einem Althistoriker namens Fustel de Coulange. Nach seinem Abschluss in Philosophie nahm er die Lehramttätigkeit an einem Gymnasium in Paris auf. 1885/86 brach der junge Franzose nach Deutschland auf, um dort die Universitäten Marburg, Leipzig und Berlin zu besuchen. Während dieser Studienreise sollte die Bekanntschaft mit Willhelm Wundts Ethik [1] 1887, so Hans G. Kippenberg, den jungen Studenten Durkheim in seinem Forschungsdenken stark geprägt haben. Doch als Durkheim 1906/07 verdächtigt wurde, „deutsches Gedankengut“[2] in die französische Universität von Sorbonne eingeschleust zu haben, wohin er 1902 berufen wurde und wo er 1906 ein Ordinariat erhielt, berief sich der bedrängte Soziologe auf Robertson Smith. Durch ihn habe er 1905 in einer seiner Vorlesungen eine „regelrechte Offenbarung“[3] erlebt. Seine Erkenntnis beruht hierbei auf Smiths Untersuchung von öffentlicher und privater Religion. Auch Durkheims Mitarbeiter H. Hubert und M. Mauss arbeiteten an diesem Ansatz. Religion passiert einerseits öffentlich in Form von ritualisierten Handlungen und andererseits findet Magie als private Angelegenheit im Geheimen statt, durch eigennützlichen Missbrauch übernatürlicher Macht. Smiths Opfertheorie interessierte Durkheim sehr, weshalb er dem Totemismus in seinem Werk „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“ ein ganzes Kapitel gab.
Durkheims Studienzeit kann als religiöser Umbruch bezeichnet werden. Obwohl seine politische Wahlverwandtschaft mit dem deutschen Forscher W. Wundt Anfang des 20. Jahrhunderts seiner jüdischen Herkunft wegen gefährlich werden konnte, sollte dies nicht der Grund sein, weshalb sich Durkheim empathisch zu Smiths Auffassungen bekannte.
Nur einmal mischte er sich in politische Angelegenheiten ein: in der Dreyfus - Affäre. Mit seinem Einsatz für den zu Unrecht verurteilten Offizier Dreyfus nahm Durkheim deutlich für den Individualismus Partei, dessen Methodik ihn sonst abstieß.
Er wandte sich moralisch an den Staat mit der Forderung, das individuelle Freiheitsrecht zu sichern. Er rechtfertigte seine Hilfemaßnahmen für Dreyfus folgendermaßen: „So verteidigt der Individualist, der die Interessen des Individuums verteidigt, zugleich die vitalen Interessen der Gesellschaft.“[4] Den Individualismus verglich er mit einer Religion, in der der Mensch Gläubiger und Gott zugleich sei. Der Individualismus sähe im Menschen etwas Heiliges und die verbindende Moral.[5]
Im Jahr 1896 gründete der Soziologe die Zeitschrift L’Année Sociologique. Im Vorwort des ersten Bandes beschreibt er ihre Aufgabe: Informationsverbreitung über Studien der Wissenschaften Recht, Religion, Moral, Wirtschaft. Das Anliegen seiner Zeitschrift sollte es sein, die Auffassungen der sozialen Tatsachen in Zusammenarbeit mit den eben genannten Wissenschaften zu bringen.
Emile Durkheim verstarb am 15.11.1917. Den Tod seines auf dem Balkan gefallenen Sohnes André hat er nie verwunden. Er hinterließ seine Frau Luise, geb. Dreyfus, und eine Tochter, Marie.[6]
Folgende Werke sind als die bedeutendsten aus Durkheims Schaffen zu sehen:
- Über die soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation höherer Gesellschaften, 1893
- Die Regeln der soziologischen Methode, 1895
- Der Selbstmord, 1897
- Die elementaren Formen des religiösen Lebens, 1912
Neben den oben genannten Arbeiten finden sich noch viele weitere in seinem Repertoire.
2. „Die Regeln der soziologischen Methode“ – Eine Zusammenfassung
Im Folgenden werde ich meine Untersuchung auf die im Seminar behandelten Kapitel beschränken. In der zentralen Fragestellung des Textes geht es darum, welche Methode sich zum Studium soziologischer Tatbestände eignet. Durkheims Zielstellung ist es, das Wesen sozialer Tatbestände eindeutig zu klären. Wie können diese betrachtet werden? Wie sieht eine Erklärung eines soziologischen Tatbestandes aus?
Durkheim selbst beschreibt ihn folgendermaßen:
„[…]Ein soziologischer Tatbestand ist jede mehr oder minder festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben; oder auch, die im Bereich einer gegebenen Gesellschaft allgemein auftritt, wobei sie ein von ihren individuellen Äußerungen unabhängiges Eigenleben besitzt.[…]“[7]
Zunächst soll Durkheims Begriff, seinem Zitat zufolge, äußerlich sein, wie die Pflichten als Bürger, Bruder oder Gatte, die im Recht begründet sind. Damit existiert er außerhalb einer Person. Es sind die „[…] besondere[n] Arten des Handelns, Denkens, Fühlens, deren wesentliche Eigentümlichkeit darin besteht, daß (sic!) sie außerhalb des individuellen Bewusstseins existieren. […]“[8] Weiterhin beschreibt Durkheim die Eigenschaft des Zwanghaften. So wären Rechtsnormen, bei deren Nichteinhaltung Sanktionen drohen, eindeutige Einflüsse, die dem Individuum normgerechtes Verhalten aufdrängen. Soziologische Tatbestände sind von „gebieterischer Macht“[9], nach Durkheim. Gefühlszustände, die jeder im Kollektiv erlebt, Gewohnheiten und Glaubensvorstellungen, die von früher übernommen, anerkannt und gepflegt werden, beschreibt er als den allgemeinen Charakter soziologischer Tatbestände. „[…]Es ist ein Zustand der Gruppe, der sich bei den Einzelnen wiederholt, weil er sich ihnen aufdrängt. […] [In dem Moment] wenn etwas allgemein ist, so ist es das, weil es kollektiv ist; und nicht umgekehrt ist es kollektiv, weil es allgemein ist.[…]“[10]
Als vierten wichtigen Aspekt hebt Durkheim die Unabhängigkeit eines soziologischen Tatbestandes hervor. Festgesetzte Glaubensvorstellungen und Gebräuche sind beispielsweise keine Normen, welche vollkommen in den Anwendungen einzelner Individuen aufgehen, weil sie Bestand haben, ohne in die Praxis umgesetzt zu werden.[11]
Nachdem die Definition eines soziologischen Tatbestandes abgeschlossen wurde, folgt die Erklärung der Regeln für die Betrachtung sozialer Erscheinungen, die als soziologischen Tatbestand festgelegt wurden.
„[…]Sobald eine neue Gattung von Erscheinungen Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung wird, ist sie schon im Bewusstsein vertreten, und zwar nicht nur durch sinnlich-bildliche Vorstellungen, sondern auch durch eine Art von grob geformten Begriffen. […]“[12] Diese sogenannten „Vorbegriffe“ sind systematisch auszuschalten. Damit eine wissenschaftliche Grundlage für weitere Untersuchungsarbeiten geschaffen werden kann, muss jede Vorstellung, die vor der wissenschaftlichen Begegnung mit dem Sachverhalt gemacht wurde, angezweifelt werden; Begriffe, die außerhalb der Forschung gebildet wurden, dürfen keine Verwendung finden. Eine seiner wichtigsten Regeln erklärt, dass soziale Erscheinungen Dinge sind, die als eben solche zu behandeln sind. Dies geschieht, indem die Eigenschaften der Erscheinungen als gegeben betrachtet werden. Sie kennzeichnen Dinge der Außenwelt. Nach ihm ist jedes Ding etwas, das gegeben ist, das sich der Beobachtung anbietet bzw. sich ihr aufdrängt.[13] Weiterhin erklärt Durkheim, dass nur eine Gruppe von Erscheinungen zum Gegenstand der Untersuchung zu wählen ist, die nach Definition dieselben äußeren Merkmale besitzt. Die entsprechenden Dinge sind daher objektiv zu definieren, womit den Erscheinungen „innewohnenden Eigentümlichkeiten“ offenbar werden. Ebenso empfiehlt es sich dem Soziologen, für eine möglichst exakte Untersuchung, einen fixen Gegenstand zu bestimmen, weil äußere Eigenschaften von den individuellen Handlungen losgelöst bestehen müssen. Eine Einteilung in Typen und Arten macht daraufhin eine Unterscheidung zwischen normalen und anormalen Phänomenen möglich.
[...]
[1] Michaels, A.: Klassiker der Religionswissenschaft. Von Friedrich Schleiermacher bis Mircea Eliade. München 2004, 2.Auflage, 103. Wundts gesamtes Werk heißt Ethik. Eine Untersuchung der Thatsachen und Gesetze des sittlichen Lebens. Stuttgart, 1886
[2] Ebd., 106.
[3] Durkheim, E.: Die Regeln der soziologischen Methode. Frankfurt a. M., 1984, 62 und 70
[4] Michaels 2004, 108.
[5] Vgl. ebd., 108.
[6] Vgl. ebd., 109.
[7] Durkheim, E.: Die Regeln der soziologischen Methode, Frankfurt a. M., 1985, S.114.
[8] Ebd. S.106.
[9] Ebd.
[10] Ebd. S. 111.
[11] Vgl. ebd. S. 110.
[12] Ebd. S.115.
[13] Vgl. ebd. S.125.
- Quote paper
- Carolyn Scheerschmidt (Author), 2006, Untersuchung E. Durkheims Regeln der soziologischen Methode am Kapitel des Seelenbegriffs im eigenen Werk 'Die elementaren Formen des religiösen Lebens', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65170
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