Es gibt nicht „Die eine“ Theorie der Kommunikationswissenschaft. Die Kommunikation kann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Deswegen ist es auch ein Paradebeispiel für ein interdisziplinäres Zusammenwirken. Gerade diese vielfältigen Perspektiven fordern die Frage nach der/den „richtigen und wichtigen“ Sicht(en) heraus. Wann und unter welchen Bedingungen ist also eine Kommunikation erfolgreich? Für wen ist sie erfolgreich? Welche theoretischen Grundlagen waren in diesem Fall die Basis? Friedemann Schulz von Thun ist seit 1975 Professor an der Universität Hamburg im Fachbereich Psychologie. Das Kommunikationsmodell mit den vier Seiten entstand, als Schulz von Thun noch Schüler bei Tausch war. Damals trat ein Industrieunternehmen an die Arbeitsgruppe um Tausch heran, mit der Bitte einen Beitrag zur besseren Kommunikation ihrer Mitarbeiter untereinander zu leisten.
Schulz von Thun sieht die doppelte Stimmigkeit in der Kommunikation als eine Grundlage für gute Kommunikation.
•Stimmigkeit als Übereinstimmung mit sich selbst.
•Stimmigkeit als Übereinstimmung mit dem Charakter der Situation und dem Anlass, der die Kommunikation ergibt.
Die Grundlage, auf der Schulz von Thun seine Thesen entwickelt hat, ist das Modell der vier Seiten einer Nachricht. Dieses Modell ist 1977 durch Anregungen von Bühler (1934) und Watzlawik(1969) entstanden.
Bühler sieht „Drei Aspekte der Sprache“: Darstellung, Ausdruck und Appell. Watzlawik hingegen unterscheidet zwischen Inhalts- und Beziehungsebene.
Schulz von Thun entwickelte ein Modell, in dem er beide Modelle vermischte. „Darstellung“ bei Bühler und „Inhaltsebene“ bei Watzlawik entsprechen dem „Sachinhalt“ bei Schulz von Thun.
Der „Ausdruck“ bei Bühler wird bei Schulz von Thun zur Selbstoffenbarung. Der „Appell“ bei Bühler wird ebenfalls übernommen, aber er fügt den „Beziehungsaspekt“ von Watzlawik noch mit in sein Modell ein.
Hieraus entsteht ein Kommunikationsquadrat, über das Schulz von Thun selber sagt:„Den Vorteil des hier vorgestellten Modells sehe ich darin, dass es die Vielfalt möglicher Kommunikationsstörungen und -Probleme besser einzuordnen gestattet und den Blick öffnet für die verschiedene Trainingsziele zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit.“ (Schulz von Thun, S.30) In dieser Hausarbeit werde ich zunächst alle vier Seiten des Kommunikationsmodells umreißen und anschließend mich den Sach- und Beziehungsaspekten der Kommunikation widmen.
Inhaltsverzeichnis
- Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun
- Das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun 1977
- Der Sachinhalt
- Die Selbstoffenbarung
- Die Beziehung
- Der Appell
- Empfang einer Nachricht (Das Vier-Ohren-Modell)
- Das Sach-Ohr
- Das Selbstoffenbarungs-Ohr
- Das Beziehungs-Ohr
- Das Appell-Ohr
- Die Sachseite der Nachricht
- Sachlichkeit
- Verständlichkeit
- Die Beziehungsseite der Nachricht
- Instrumente zur Erfassung des Beziehungsgeschehens
- Vier Reaktionen des Beziehungsgeschehens
- Drei Grundarten von Beziehungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung beschäftigt sich mit dem Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun und seinen zentralen Aspekten, insbesondere dem Sachinhalt und der Beziehungsseite der Kommunikation. Der Fokus liegt auf der Analyse der vier Seiten einer Nachricht und deren Bedeutung für die Interaktion zwischen Sender und Empfänger.
- Das Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun und seine vier Seiten: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung, Appell
- Die Bedeutung der Sachseite der Nachricht für Verständlichkeit und Sachlichkeit
- Die Bedeutung der Beziehungsseite der Nachricht für das Verständnis der Beziehung zwischen Sender und Empfänger
- Die Rolle nonverbaler Kommunikation im Beziehungsaspekt
- Die Analyse von Kommunikationsstörungen und -Problemen im Kontext des Kommunikationsmodells
Zusammenfassung der Kapitel
Die Ausarbeitung beginnt mit einer Einführung in das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun und erläutert dessen Entstehung und theoretische Grundlagen. Anschließend werden die vier Seiten des Kommunikationsquadrats im Detail dargestellt: der Sachinhalt, die Selbstoffenbarung, die Beziehung und der Appell.
Es wird gezeigt, wie der Sachinhalt durch die vier Grundmerkmale des Hamburger Verständlichkeitskonzepts (Einfachheit, Gliederung, Kürze/Prägnanz, Stimulans) beeinflusst wird und wie diese Aspekte sowohl für schriftliche als auch für verbale Kommunikation relevant sind.
Im Hinblick auf die Selbstoffenbarung wird die Frage beleuchtet, wie der Sender durch seine Kommunikation ein bestimmtes Bild von sich selbst vermittelt. Die Beziehungsseite der Nachricht wird im Zusammenhang mit nonverbalen Kommunikationsformen betrachtet und die verschiedenen Reaktionen des Beziehungsgeschehens sowie die drei Grundarten von Beziehungen werden analysiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Kommunikationsmodell, Schulz von Thun, Sachinhalt, Beziehung, Selbstoffenbarung, Appell, Verständlichkeit, Sachlichkeit, Nonverbale Kommunikation, Kommunikationsstörungen.
- Quote paper
- Natalie Dillmann (Author), Natalie Dillmann (Author), 2006, Inhalts- und Beziehungsaspekte von Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65025