Frauen und Männer kämpfen gegeneinander um Liebe, Arbeit, Macht und Anerkennung. Simmel schreibt von dem so genannten Geschlechterdualismus „Die Tatsache des Männlichen und Weiblichen. Mit ihr ist das Leben von seinem Grunde her in zwei Parteien gespalten, die jedem Menschen von seinem Ursprung her in irgendeinem Maße und Art einwohnen.“ 1 Er sieht in diesem Dualismus etwas Geschlossenes, aus dem keine Veränderungen mehr hervorgehen und der unverändert besteht, so dass der Dualismus der Geschlechter in das Denken der Menschen projiziert wurde. Heute leben wir in einer Epoche des Pluralismus und dies bedeutet, dass alles möglich ist. Es fallen immer mehr Grenzen, die früher Männer und vor allem Frauen in ihren Möglichkeiten eingeschränkt haben. Sie haben Freiheit verhindert und Zwänge gesetzt, aber Sicherheit gewährt und damit auch Orientierung garantiert. Das sind Grenzen der Sitten, der Sprache und der Sexualität. Es gibt keine einbindenden und etikettierenden Geschlechterrollen, keine Grenzen von Weiblichkeit und Männlichkeit. Aber ist denn wirklich alles möglich? Soll alles möglich sein? Grenzen haben eine wichtige Bedeutung. Sie sind unverzichtbar für unsere Identitätsfindung. Heute setzen sich immer mehr Frauen in die „Welt der Männer“ durch, was ich für etwas Selbstverständliches halte. Das Umgekehrte gibt es auch- immer mehr Männer möchten „Frauen“ werden. Das letzte wird aber nicht als etwas „Normales“ von der Gesellschaft empfangen. Warum ist es so? Warum ist ein Mann „lächerlich“, wenn er nicht mehr der „echte“ Mann sein möchte? Die Aufgabe dieser Hausarbeit wird es sein, sich kritisch mit dem Aufsatz von Pierre Bourdieu „Die männliche Herrschaft“ auseinanderzusetzen, die einzelnen dort ausgeführten Themenbereiche in Ansätzen zu kommentieren und weiterführend aufzuarbeiten. Weiterhin sollen in Grundzügen die gegenwärtige Situation der Frauen dargestellt und analysiert werden, sowie mögliche Perspektiven aufgezeigt werden. Es ist ansatzweise zu klären, warum die Gesellschaft immer noch der Meinung ist, dass der Mann der Frau überlegen ist. Anhand der Geschlechtsunterschiede soll dargestellt werden, inwieweit die Frauen als das „schwächere“ Geschlecht oder als das „unterschätzende“ Geschlecht verstanden werden sollen. Um diesen Fragen beantworten zu können, werden auch verschiedene Lebensbereiche (wie z.B. Familie, Arbeitsfeld, Bildung) vorgestellt und analysiert werden. [...]
Inhaltverzeichnis
I. Einleitung
II. Geschlechtsunterschiede
1. Unterschiede in interkulturellen Fähigkeiten
2. Ursachen von Geschlechtsunterschieden
III. Geschlechterrollen und deren Veränderung
IV. Geschlechterverhältnisse
V. Die männliche Herrschaft- Überblick und Analyse des Phänomens nach Pierre Bourdieu
VI. Schlussbemerkungen
VII. Literatur
I. Einleitung
Frauen und Männer kämpfen gegeneinander um Liebe, Arbeit, Macht und Anerkennung. Simmel schreibt von dem so genannten Geschlechterdualismus „Die Tatsache des Männlichen und Weiblichen. Mit ihr ist das Leben von seinem Grunde her in zwei Parteien gespalten, die jedem Menschen von seinem Ursprung her in irgendeinem Maße und Art einwohnen.“[1] Er sieht in diesem Dualismus etwas Geschlossenes, aus dem keine Veränderungen mehr hervorgehen und der unverändert besteht, so dass der Dualismus der Geschlechter in das Denken der Menschen projiziert wurde.
Heute leben wir in einer Epoche des Pluralismus und dies bedeutet, dass alles möglich ist. Es fallen immer mehr Grenzen, die früher Männer und vor allem Frauen in ihren Möglichkeiten eingeschränkt haben. Sie haben Freiheit verhindert und Zwänge gesetzt, aber Sicherheit gewährt und damit auch Orientierung garantiert. Das sind Grenzen der Sitten, der Sprache und der Sexualität. Es gibt keine einbindenden und etikettierenden Geschlechterrollen, keine Grenzen von Weiblichkeit und Männlichkeit.
Aber ist denn wirklich alles möglich? Soll alles möglich sein?
Grenzen haben eine wichtige Bedeutung. Sie sind unverzichtbar für unsere Identitätsfindung.
Heute setzen sich immer mehr Frauen in die „Welt der Männer“ durch, was ich für etwas Selbstverständliches halte. Das Umgekehrte gibt es auch- immer mehr Männer möchten „Frauen“ werden. Das letzte wird aber nicht als etwas „Normales“ von der Gesellschaft empfangen. Warum ist es so? Warum ist ein Mann „lächerlich“, wenn er nicht mehr der „echte“ Mann sein möchte?
Die Aufgabe dieser Hausarbeit wird es sein, sich kritisch mit dem Aufsatz von Pierre Bourdieu „Die männliche Herrschaft“ auseinanderzusetzen, die einzelnen dort ausgeführten Themenbereiche in Ansätzen zu kommentieren und weiterführend aufzuarbeiten. Weiterhin sollen in Grundzügen die gegenwärtige Situation der Frauen dargestellt und analysiert werden, sowie mögliche Perspektiven aufgezeigt werden. Es ist ansatzweise zu klären, warum die Gesellschaft immer noch der Meinung ist, dass der Mann der Frau überlegen ist. Anhand der Geschlechtsunterschiede soll dargestellt werden, inwieweit die Frauen als das „schwächere“ Geschlecht oder als das „unterschätzende“ Geschlecht verstanden werden sollen.
Um diesen Fragen beantworten zu können, werden auch verschiedene Lebensbereiche (wie z.B. Familie, Arbeitsfeld, Bildung) vorgestellt und analysiert werden. Es werden daraus, falls möglich, die Ursachen für die männliche Herrschaft oder die unmögliche (schwierige) Durchsetzung der Frau, extrahiert werden.
II. Geschlechtsunterschiede
Worin unterscheiden sich Jungen und Mädchen, Männer und Frauen tatsächlich und in welchem Ausmaß?
1. Unterschiede in interkulturellen Fähigkeiten
Die Vermutungen über andere Personen, die jeder von uns in sich trägt, sind nicht immer explizit ausgesprochen, aber eine große Rolle in unserem Alltag spielen. Mit dem Begriff „implizite Persönlichkeitstheorie“ wird ein System von Vorstellungen und Annahmen über Verhalten und Eigenschaften anderer[2] gemeint. Diese impliziten Persönlichkeitstheorien werden erlernt, durch verbale Vermittlung und über die Reaktion der Sozialisations- und Interaktionspartner, und formen das Verhalten eines Individuums.
Neben der biologischen Zweiteilung der Geschlechter (männlich und weiblich) wird eine analoge psychologische angenommen, in dem zwischen männlichem und weiblichem Verhalten unterschieden wird. Die impliziten Persönlichkeitstheorien gehen davon aus, dass es einen hohen Zusammenhang zwischen biologischem Geschlecht und bestimmten psychologischen Merkmalen gibt.[3]
Intelligenz und Leistungsmotivation haben im Rahmen schulischer und beruflicher Qualifikation eine sehr große Bedeutung. Was die allgemeine Intelligenzhöhe betrifft, so werden überwiegend keine Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern gefunden.[4] Die Feststellung fehlender Unterschiede gilt zumindest für das Kindes- und Jugend- bzw. das frühe Erwachsenenalter. Kangas und Bradway verfolgten die Intelligenzentwicklung von im Vorschulalter über 38 Jahre hinweg. Die getestete Frauen und Männer unterschieden sich deutlich, indem bei Männern ein positiver Zusammenhang zwischen Ausgangsintelligenz (im Vorschulalter) und Intelligenzzuwachs in den späteren Lebensjahren bestand, bei Frauen ein negativer.[5] Maccoby berichtet ebenfalls, dass Intelligenzunterschiede zugunsten der Männer erst im Erwachsenenalter auftreten.[6] Bei einer Befragung stellt Oden fest, dass „die begabten Männer im großen und ganzen beruflich äußerst erfolgreich gewesen sind“, während „die begabten Frauen bisher kein besonderes Interesse an oder Ehrgeiz für große berufliche Leistungen außerhalb der Familie gezeigt haben“.[7] Maccoby und Jacklin schreiben, dass „Die Männer haben im großen und ganzen ein bisher wesentlich „erfolgreiches“ Leben in bezug auf persönliche Erfolge außerhalb der häuslichen Sphäre hinter sich, und die Frauen schauen mit einem Bedauern zurück auf das, was sie nun als verpasste Chancen ansehen.“[8]
Bei den Untersuchungen von Maccoby und Jacklin von Kindern im Alter zwischen 3-4 und ca. 11 Jahren erkennt man, dass es auch im verbalen Bereich selten Geschlechtsunterscheide auftreten. Sie nahmen daher drei Phasen in der Entwicklung verbaler Fähigkeiten an: Die erste verläuft bis ca. 3 Jahren, wo frühere Lautbildung, Satzbildung von Mädchen gefunden wurden. Die zweite Phase verläuft dann bis zum Eintritt ins Jugendalter mit 11-12 Jahren. Hier treten kaum Unterschiede auf, wenn doch, dann überwiegend zugunsten der Mädchen. Danach erzielten Mädchen bessere Resultate bei Aufgaben, die Sprachverständnis und Ausdrucksvermögen beinhalten.[9] Aber die Jungen besitzen die bessere mathematische Fähigkeit.[10]
Es hat sich gezeigt, dass Mädchen keine besonders hohe Meinung von ihren Fähigkeiten haben und bereit sind, für Misserfolge einen Mangel an Fähigkeit verantwortlich zu machen. Zugleich aber wird von Frauen (neben der Haushaltsführung und der Kindererziehung) auch Wettbewerbstreben und beruflicher Ehrgeiz erwartet. Wenn die Frau diese Erwartungen nicht erfüllt, erhält sie dann negative Verstärkung. Das reicht von moralisierenden Weckrufen bis zu offener Diskriminierung.
2. Ursachen von Geschlechtsunterschieden
Mead behauptet, dass „ Es ist unvermeidlich, dass die Kultur, in der wir leben, unsere Vorstellungen formt und begrenzt, und dadurch, dass sie uns in bestimmten Bahnen zu denken und fühlen erlaubt, es uns immer unwahrscheinlicher oder unmöglicher macht, auf eine Weise zu handeln, zu denken oder zu fühlen, die entgegengesetzt oder abweichend ist.“[11] Wir sind nämlich dazu geneigt, unsere jeweils eigene Kultur als die selbstverständliche und richtige anzusehen. Margaret Mead schildert in ihrem 1935 erschienenen Werk „Sex and temperament in three primitive societies“ das Verhalten und Lebensweise dreier Stämme aus Neuguinea, des Stamms der Arapesh, der Tchambuli und der Mundugumor. Bei den Arapesh zeigten beide Geschlechter „weibliche“ Verhaltensweisen, indem beide sehr friedlich und passiv sind und sich mit der Kindererziehung beschäftigen. Bei der Mundugumor war es umgekehrt- beide Geschlechter entsprachen eher das „männliche“ Vorbild. Dieser Stamm schätzten bei Männern und Frauen die gleichen Charaktereigenschaften, nämlich Gewalttätigkeit, Ehrgeiz, sexuelle Energie und Kampf. Die Tchambuli zeigten deutliche Unterschiede. Die Männer waren sensible und künstlerische Naturen, während die Frauen für den Lebensunterhalt sorgten und die häuslichen Pflichten erledigten.[12] Zwar wirkt dieses wie eine Umkehrung der Geschlechterrollen unserer Kultur, aber das Bild war anders „die Männer herrschen dem Namen nach, spielen aber eine emotional unterwürfige Rolle“.[13] Der Mann lernt, „dass er die Frauen beherrscht, seine Erfahrung zeigt ihm (aber) auf Schritt und Tritt, dass die Frauen ihn beherrschen wollen“[14] Mead zieht zum Schluss, dass jede Kultur die Persönlichkeit fördert, die zur Aufrecherhaltung dieser Kultur notwendig sind, wobei die Festlegung von geschlechtsspezifischen Persönlichkeitsmerkmalen danach erfolgt, welche Aufgaben den einzelnen zugestanden werden.[15] Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale sind nicht von Anfang an an ein bestimmtes Geschlecht gebunden, sondern sie werden im Laufe der Sozialisation systematisch herausgebildet. Diese Untersuchung wurde später von anderen Autoren in Frage gestellt. So hat Brown, auf Grundlage einer Studie von Fortuna über die Arapesh im Jahre 1939, behauptet, dass nicht die Betonung und Erziehung zur Gleichheit beider Geschlechter zu finden waren, sondern es war vielmehr Kriegstätigkeit und eine größere Aggressivität von Männern zu beobachten.[16] Zudem hat Mead selbst in Male and Female ihre Position stark relativiert. Hier hebt sie nämlich nicht mehr so stark auf die Wirklichkeit ab, mit der maskulin und feminim in verschiedenen Kulturen definiert zu sein scheinen, sondern mehr auf grundlegende Gemeinsamkeiten über verschiedene Kulturen hinweg.[17]
[...]
[1] Simmel, Georg, Aufsätze und Abhandlungen 1901-1908, 1992. In: Rammstedt, Otthein, Georg Simmel, Gesamtausgabe, Frankfurt am Main 1992
[2] Vgl. dazu: Bierhoff-Alfermann, Dorothee, Psychologie der Geschlechtsunterschiede, Köln 1977
[3] Ebda.
[4] Vgl. dazu: Maccoby, E.E./Jacklin, C.N., The psychology of sex differences, London 1975
[5] Kangas, J./ Bradway, K., Intelligence at middle age: A thirty-eight-year follow up, Developement Psychology 1971
[6] Maccoby, E.E., Sex differences in intellectual functioning. In: E.E. Maccoby, the developement of sex differences, Stanford 1966
[7] Oden, M.H., The fulfillment of promise: 40-year follow-up of the Terman gifted group, Genet. Psychol. Monogr. 1968
[8] Maccoby, E.E./Jacklin, C.N., The psychology of sex differences, London 1975
[9] Maccoby, E.E./Jacklin, C.N., The psychology of sex differences, London 1975
[10] Ebda.
[11] Vgl dazu: Mead, M., Male and female, Penguin 1975
[12] Vgl. dazu: Mead, M., Geschlecht und Temperament in drei primitiven Gesellschaften, München 1970
[13] Mead, M., Geschlecht und Temperament in drei primitiven Gesellschaften, München 1970.
[14] Ebda.
[15] Mead, M., Geschlecht und Temperament in drei primitiven Gesellschaften, München 1970
[16] Vgl dazu: Brown, R., Social psychology, New York 1965
[17] Vgl. dazu: Mead, M. Male and female, Penguin 1975
- Quote paper
- Liliya Stoyanova (Author), 2006, Die männliche Herrschaft - Überblick und Analyse des Phänomens mit Bezug auf das Meisterwerk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64872
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