Schon früh haben sich griechische Philosophen mit verschiedenen Verfassungstypen beschäftigt und mit dem Problem, wie diese von einander abhängen. Platon hat in seiner Politeia ein System geschaffen, bei dem es beginnend mit der idealen Verfassung, der Aristokratie, einen Kreislauf der Verfassungen gibt, der in der schlechtesten Verfassung, der Tyrannis, endet. Auch Aristoteles hat sich im Anschluss und auch in Kritik an Platon, mit dem Problem des Übergangs einer Verfassungsform in die andere beschäftigt. Polybios greift dieses Thema im 6. Buch seiner Historien auf und schließt den von Platon offen gelassenen Verfassungskreislauf zu einem „geschlossenen Kreis“, der Anakyklosis.
Neben der Frage auf welche Weise und auf Grund welcher Umstände und Ursachen sich diese Entwicklung vollzieht gibt es noch andere wichtige Fragestellungen die bei einer Untersuchung der Anakyklosis bedacht werden müssen. Zuerst halte ich einen kurzen Einblick in das Leben des Polybios für unumgänglich, um die politischen und persönlichen Ziele, die er mit seiner Arbeit bezweckt, besser erkennen zu können und sie von den Zielen, die er selbst innerhalb der Historien nennt, unterscheiden zu können. Außerdem muss sowohl das 6.Buch im Kontext des gesamten Werkes gesehen werden, als auch die Anakyklosis im Zusammenhang des 6. Buches. Dieser Zusammenhang ist sehr wichtig, um die Funktion der Anakyklosis zu erkennen. Ein anderer wichtiger Punkt bei der Interpretation ihrer Funktion ist eigentlich auch die Datierung des Textes. Diese Frage hat in der Forschung zu regen Diskussionen geführt, bei denen es im Prinzip darum geht, ob das 6. Buch komplett aus einem Guss ist oder ob Polybios nachträglich unter dem Druck politischer Veränderung Teile des 6. Buches den Umständen angepasst hat. Diese These wird durch Widersprüche innerhalb des 6. Buches gestärkt, auf die ich noch genauer eingehen werde. Auf die Frage der Datierung möchte ich aus Platzgründen nicht weiter eingehen. Allerdings sei soviel gesagt, dass ich weitgehend mit der Meinung von Walbank übereinstimme, dass sich die Widersprüche auch anders erklären lassen und es darüber hinaus kaum erwähnenswerte Gründe gibt, die Anlass geben sich für mehrere Schichten auszusprechen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Person des Polybios
- Sein politischer und historischer Hintergrund
- Seine Zielsetzung bei den Historien
- Das 6. Buch
- Der Aufbau des 6. Buches und seine Einbettung in das Gesamtwerk
- Die Anakyklosis
- Die römische Verfassung
- Probleme bei der Interpretation des 6. Buches
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht Polybios' Darstellung des Kreislaufs der Verfassungen (Anakyklosis) im 6. Buch seiner Historien. Ziel ist es, die Anakyklosis im Kontext des Gesamtwerks zu verstehen und die damit verbundenen interpretatorischen Herausforderungen zu beleuchten. Die Arbeit berücksichtigt dabei auch Polybios' Biographie und deren Einfluss auf seine politische Perspektive.
- Polybios' Leben und politische Überzeugungen
- Der Aufbau und die Einbettung des 6. Buches in die Historien
- Die Anakyklosis als geschlossener Kreislauf der Verfassungen
- Die römische Verfassung im Kontext der Anakyklosis
- Interpretatorische Probleme des 6. Buches
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Kreisläufe von Verfassungen ein, beginnend mit Platon und Aristoteles. Sie betont die Bedeutung des 6. Buches der Historien von Polybios, das den Kreislauf zu einem geschlossenen System, der Anakyklosis, vervollständigt. Die Arbeit skizziert die zentralen Fragestellungen: die Ursachen und den Ablauf der Verfassungsentwicklung, die Einordnung des 6. Buches in Polybios' Gesamtwerk, und die Herausforderungen bei der Interpretation des Textes, insbesondere im Hinblick auf mögliche interne Widersprüche und die Frage nach der Datierung. Die Einleitung kündigt die Betrachtung von Polybios' Biographie und der römischen Verfassung als zentrale Aspekte für das Verständnis der Anakyklosis an.
Zur Person des Polybios: Dieses Kapitel beleuchtet Polybios' Leben und Wirken. Es beschreibt seinen politischen und historischen Hintergrund, seine Familie mit Verbindungen zum achaiischen Bund, und seine Erfahrungen mit der römischen Macht. Der Fokus liegt auf seiner frühen Sympathie für anti-römische Positionen, seinem Aufstieg als Hipparch, seiner Deportation nach Rom und seinem anschließenden Kontakt zu einflussreichen Römern, insbesondere zur Scipionenfamilie. Seine Zeit in Rom ermöglichte ihm einen umfassenden Einblick in die römische Politik und Gesellschaft, der seine Perspektive prägte. Das Kapitel unterstreicht die Bedeutung dieses biografischen Kontextes für das Verständnis seiner Historien und seiner Analyse der römischen Verfassung.
Das 6. Buch: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf das 6. Buch der Historien und seine Bedeutung für das Gesamtwerk. Es wird der Aufbau des Buches analysiert und seine Position innerhalb der gesamten Historien erläutert. Die detaillierte Untersuchung der Anakyklosis als zentrales Thema des 6. Buches wird in Aussicht gestellt, ebenso wie die Betrachtung der römischen Verfassung als Gegenstand von Polybios' Analyse. Die Einleitung dieses Kapitels deutet bereits auf die späteren Kapitel hin, in denen die Herausforderungen der Interpretation des 6. Buches und die besondere Bedeutung der römischen Verfassung für das Verständnis des Kreislaufmodells im Detail behandelt werden.
Schlüsselwörter
Anakyklosis, Polybios, Historien, Römische Verfassung, Achaiischer Bund, Verfassungstypen, Politische Philosophie, Antike, Interpretation, Historiographie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu der Seminararbeit über Polybios' Anakyklosis
Was ist der Gegenstand der Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert Polybios' Darstellung des Kreislaufs der Verfassungen (Anakyklosis) im 6. Buch seiner Historien. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der Anakyklosis im Kontext des Gesamtwerks und den damit verbundenen interpretatorischen Herausforderungen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt Polybios' Leben und politische Überzeugungen, den Aufbau und die Einbettung des 6. Buches in die Historien, die Anakyklosis als geschlossenen Kreislauf der Verfassungen, die römische Verfassung im Kontext der Anakyklosis und die interpretatorischen Probleme des 6. Buches.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Polybios' Biographie, dem 6. Buch der Historien und den Interpretationsproblemen, sowie einen Schluss. Die Einleitung führt in die Thematik ein und skizziert die zentralen Fragestellungen. Die Kapitel bieten detaillierte Analysen der jeweiligen Themenbereiche.
Welche Rolle spielt Polybios' Biographie für die Interpretation?
Polybios' Leben und politische Erfahrungen, insbesondere seine Verbindung zum achaiischen Bund, seine Deportation nach Rom und sein Kontakt zu einflussreichen Römern, werden als wesentlich für das Verständnis seiner Perspektive und seiner Analyse der römischen Verfassung betrachtet.
Was ist die Anakyklosis und welche Bedeutung hat sie?
Die Anakyklosis beschreibt den Kreislauf der Verfassungen. In der Arbeit wird dieser Kreislauf im Kontext von Polybios' 6. Buch der Historien untersucht und dessen Bedeutung für das Gesamtwerk herausgearbeitet. Die Anakyklosis wird als geschlossenes System dargestellt, dessen Verständnis zentrale Herausforderungen aufwirft.
Welche Bedeutung hat das 6. Buch der Historien?
Das 6. Buch ist zentral für das Verständnis der Anakyklosis. Die Arbeit analysiert den Aufbau des Buches, seine Position innerhalb der Historien und seine Rolle bei der Darstellung des Kreislaufs der Verfassungen. Es wird auch auf die Herausforderungen bei der Interpretation des 6. Buches eingegangen.
Welche interpretatorischen Probleme werden angesprochen?
Die Arbeit thematisiert die Herausforderungen bei der Interpretation des 6. Buches, insbesondere im Hinblick auf mögliche interne Widersprüche und die Frage nach der Datierung. Die unterschiedlichen Interpretationen der Anakyklosis und der römischen Verfassung werden ebenfalls diskutiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Anakyklosis, Polybios, Historien, Römische Verfassung, Achaiischer Bund, Verfassungstypen, Politische Philosophie, Antike, Interpretation, Historiographie.
- Quote paper
- M.A. Thorsten Scherff (Author), 2005, Anakyklosis - Der Kreislauf der Verfassungen im 6. Buch des Polybios, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64789