Bei vielen Bauleistungen, die auf der Grundlage von VOB-Einheitspreisverträgen ausgeführt werden, kommt es während des Bauablaufes zu Änderungen des vertraglich vereinbarten Bausolls. Dies ist auf die in § 1 Nr. 3 und Nr. 4 festgeschriebenen Regelungen der VOB/B zurückzuführen. Hier wird dem Auftraggeber zugestanden, Leistungsänderungen während des Bauablaufes anzuordnen sowie die Erbringung zusätzlicher Leistungen vom Auftragnehmer unter bestimmten Bedingungen zu ver-langen. Im Gegenzug besitzt der Auftragnehmer das Recht auf eine angemessene Vergütung der geänderten bzw. zusätzlichen Leistungen. Geregelt ist dies in § 2 Nr. 5 und Nr. 6 VOB/B.
Der von der VOB/B vorgesehene Idealfall liegt dabei in einer Preisvereinbarung für die geänderten bzw. zusätzlichen Leistungen vor Ausführungsbeginn. In der Praxis hingegen wird über die Preisbestimmung oftmals erst nach Ausführungsbeginn verhandelt. Demzufolge kann es zu Streitigkeiten zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer kommen. Für die Festlegung des neuen Preises sind alle durch die Änderung bedingten Mehr- und Minderkosten zu berücksichtigen. Diese Regelung erweist sich gerade bei der Zuordnung von Gemeinkosten als problematisch, da diese häufig nur pauschal erfasst sind. Von besonderem Interesse ist dabei der Kalkulationsbestandteil "Allgemeine Geschäftskosten". Das Thema dieser Studienarbeit basiert auf der Tatsache, dass die tatsächlichen und die vergüteten Kosten oftmals erheblich voneinander abweichen. Ein Ansatzpunkt liegt daher in der Frage, inwieweit Möglichkeiten zu einer verur-sachungsgerechten Zuordnung der Gemeinkosten existieren. Dies ist sowohl für den Auftragnehmer als auch den Auftraggeber von Bedeutung, da wahlweise einer der beiden von einer verursachungsgerechten Kostenzuordnung profitieren kann. Eine Hauptaufgabe dieser Studienarbeit setzt sich dabei mit der baupraktischen Erläuterung des § 2 Nr. 5 und Nr. 6 VOB/B auseinander. Ferner sollen Kostenrechnungs- und Kalkulationsmodelle zur Berechnung der Vergütungsansprüche aus geänderten bzw. zusätzlichen Leistungen gefunden und erörtert werden.
Diesbezüglich wird zunächst die Kalkulation von Bauleistungen unter besonderer Berücksichtigung der Allgemeinen Geschäftskosten untersucht. Die einzelnen Bestand-teile dieses Kalkulationselementes werden dabei zu erfassen und aufzugliedern versucht.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bauauftragsrechnung
- Erläuterung des baubetrieblichen Rechnungswesens
- Arten und Gliederung der Kalkulation
- Bestandteile der Kalkulation
- Einzelkosten der Teilleistungen
- Gemeinkosten der Baustelle
- Allgemeine Geschäftskosten
- Wagnis und Gewinn
- Umsatzsteuer
- Kostenrechnungsmodelle
- Allgemeines
- Äquivalenzziffernkalkulation
- Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen
- Kalkulation über die Angebotsendsumme
- Prozesskostenrechnung
- Deckungsbeitragsrechnung
- Zielkostenrechnung
- Bewertung der Kostenrechnungsmodelle
- Nachtragsansprüche aus geänderten und zusätzlichen Leistungen
- Allgemeines
- Anspruch auf Mehrvergütung geänderter und zusätzlicher Leistungen
- Abgrenzung zwischen § 2 Nr. 5 und Nr. 6 VOB/B
- Geänderte Leistungen gemäß § 2 Nr. 5 VOB/B
- Zusätzliche Leistungen gemäß § 2 Nr. 6 VOB/B
- Unterschiede zwischen geänderter und zusätzlicher Leistung
- Handhabung der Preisfortschreibung
- Zugeständnisse aus den Vergabeverhandlungen
- Arten von Zugeständnissen
- Änderungen der Leistungsumfangs
- Skonto
- Kostenbeteiligungen
- Preisnachlass
- Preisnachlass bei geänderten Leistungen
- Preisnachlass bei zusätzlichen Leistungen
- Bewertung
- Kalkulationsbestandteil „Allgemeine Geschäftskosten“
- Vorbemerkungen
- Bestandteile der Allgemeinen Geschäftskosten
- Fixe Kosten
- Variable Kosten
- Allgemeine Geschäftskosten bei unterschiedlichen Betriebsgrößen
- Handwerksbetrieb
- Mittelständler
- Aktiengesellschaft
- Bewertung der Analyse des Kalkulationsbestandteils
- Baupraktische und verursachungsgerechte Kostenzuordnung
- Fragen der Kostenzuordnung bei Nachtragsangeboten
- Verursachungsgerechte Kostenzuordnung
- Deckungsbeitragsrechnung
- Prozesskostenrechnung
- Bewertung
- Beispiele zur Anwendung der verursachungsgerechten Kostenzuordnung
- Beispiel 1: Zusätzliche Fluchttreppe
- Beispiel 2: Erstellung von Unterzügen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit untersucht die baubetriebliche Auslegung und die kalkulatorische Behandlung von Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) im Kontext von § 2 Nr. 5 VOB/B. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für die Berücksichtigung der AGK in der Baukalkulation zu entwickeln und verschiedene Kostenrechnungsmodelle im Hinblick auf ihre Eignung zu bewerten.
- Die baubetriebliche Bedeutung von Allgemeinen Geschäftskosten
- Anwendung des § 2 Nr. 5 VOB/B bei der Berücksichtigung von AGK
- Analyse verschiedener Kostenrechnungsmodelle im Hinblick auf AGK
- Verursachungsgerechte Kostenzuordnung bei Nachträgen
- Bewertung der verschiedenen Ansätze zur Kalkulation von AGK
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Studienarbeit ein und beschreibt die Relevanz der korrekten Behandlung von Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) bei der Baukalkulation. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und die behandelten Fragestellungen, unterstreicht die Bedeutung der VOB/B und ihres Einflusses auf die Kostenrechnung im Bauwesen. Die Einleitung bildet den Rahmen für die nachfolgende detaillierte Untersuchung der AGK und ihrer Einordnung in verschiedene Kalkulationsmodelle.
Die Bauauftragsrechnung: Dieses Kapitel erläutert die Grundlagen des baubetrieblichen Rechnungswesens, beschreibt verschiedene Arten von Kalkulationen und deren Gliederung. Es analysiert detailliert die Bestandteile einer Kalkulation, unterteilt in Einzelkosten der Teilleistungen, Gemeinkosten der Baustelle, Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn sowie die Umsatzsteuer. Der Fokus liegt auf der systematischen Darstellung der Kostenstruktur eines Bauvorhabens und der Positionierung der AGK innerhalb dieses Systems. Die Erklärung der verschiedenen Kostenarten liefert die Basis für das Verständnis der nachfolgenden Kapitel zur Kostenrechnung.
Kostenrechnungsmodelle: Dieses Kapitel vergleicht verschiedene Kostenrechnungsmodelle (Äquivalenzziffernkalkulation, Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen, Kalkulation über die Angebotsendsumme, Prozesskostenrechnung, Deckungsbeitragsrechnung, Zielkostenrechnung) und bewertet deren Anwendbarkeit auf die Berücksichtigung von AGK. Der Vergleich hebt die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle hervor und beleuchtet, wie sich die AGK in jedem Modell darstellen und berücksichtigen lassen. Die Bewertung der Modelle dient als Grundlage für die Beurteilung der optimalen Vorgehensweise bei der Kalkulation.
Nachtragsansprüche aus geänderten und zusätzlichen Leistungen: Dieses Kapitel behandelt die rechtlichen Grundlagen von Nachtragsansprüchen gemäß § 2 Nr. 5 und Nr. 6 VOB/B, wobei der Fokus auf der Abgrenzung zwischen geänderten und zusätzlichen Leistungen liegt. Es analysiert, wie AGK in Nachtragsangeboten zu berücksichtigen sind und erläutert die Handhabung der Preisfortschreibung. Die Diskussion über die rechtlichen Aspekte liefert wichtige Informationen für die praktische Anwendung der Kostenrechnung und sichert die Rechtssicherheit bei der Abwicklung von Bauprojekten.
Zugeständnisse aus den Vergabeverhandlungen: Hier werden verschiedene Arten von Zugeständnissen in Vergabeverhandlungen untersucht, einschließlich Skonto, Kostenbeteiligungen und Preisnachlässen, und deren Auswirkungen auf die Kalkulation der AGK beleuchtet. Der Abschnitt analysiert, wie solche Zugeständnisse die endgültige Kalkulation und den Gewinn beeinflussen können. Es wird darauf eingegangen, wie Preisnachlässe bei geänderten und zusätzlichen Leistungen die AGK beeinflussen können. Diese Analyse vertieft das Verständnis der komplexen Interaktionen zwischen Kalkulation, Verhandlung und letztendlich dem Gewinn.
Kalkulationsbestandteil „Allgemeine Geschäftskosten“: Dieses Kapitel analysiert die Zusammensetzung der Allgemeinen Geschäftskosten, unterscheidet zwischen fixen und variablen Kosten und untersucht deren Ausprägung in unterschiedlichen Betriebsgrößen (Handwerksbetrieb, Mittelständler, Aktiengesellschaft). Die detaillierte Analyse der AGK bildet den Kern der Arbeit und liefert ein umfassendes Bild der Kostenstruktur und deren Auswirkungen auf die Kalkulation. Die Betrachtung verschiedener Unternehmensgrößen ermöglicht es, die Skaleneffekte und die spezifischen Charakteristika der AGK in unterschiedlichen Unternehmenskontexten zu verstehen.
Baupraktische und verursachungsgerechte Kostenzuordnung: Das Kapitel beschreibt die praktische Anwendung der verursachungsgerechten Kostenzuordnung im Kontext von Nachtragsangeboten und präsentiert Beispiele zur Veranschaulichung. Es werden dabei die Deckungsbeitragsrechnung und die Prozesskostenrechnung als mögliche Methoden der Kostenzuordnung eingehender diskutiert. Durch die Beispiele wird die Theorie der Kostenzuordnung anschaulich dargestellt und praxisrelevant vermittelt. Die Bewertung der verschiedenen Methoden dient dazu, die optimale Vorgehensweise in der Praxis zu identifizieren.
Schlüsselwörter
Allgemeine Geschäftskosten, Baukalkulation, § 2 Nr. 5 VOB/B, Kostenrechnungsmodelle, Nachtragsansprüche, Verursachungsgerechte Kostenzuordnung, Preisnachlässe, Bauvertrag, Kostenmanagement.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studienarbeit: Baukalkulation und Allgemeine Geschäftskosten
Was ist das Thema der Studienarbeit?
Die Studienarbeit untersucht die baubetriebliche Auslegung und die kalkulatorische Behandlung von Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) im Kontext von § 2 Nr. 5 VOB/B. Der Fokus liegt auf der Berücksichtigung der AGK in der Baukalkulation und der Bewertung verschiedener Kostenrechnungsmodelle.
Welche Zielsetzung verfolgt die Studienarbeit?
Ziel ist ein umfassendes Verständnis für die Berücksichtigung von AGK in der Baukalkulation und die Bewertung verschiedener Kostenrechnungsmodelle hinsichtlich ihrer Eignung. Die Arbeit analysiert die baubetriebliche Bedeutung von AGK, die Anwendung von § 2 Nr. 5 VOB/B, verschiedene Kostenrechnungsmodelle im Hinblick auf AGK und die verursachungsgerechte Kostenzuordnung bei Nachträgen.
Welche Kapitel umfasst die Studienarbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Die Bauauftragsrechnung, Kostenrechnungsmodelle, Nachtragsansprüche aus geänderten und zusätzlichen Leistungen, Zugeständnisse aus den Vergabeverhandlungen, Kalkulationsbestandteil „Allgemeine Geschäftskosten“, Baupraktische und verursachungsgerechte Kostenzuordnung. Jedes Kapitel behandelt einen Aspekt der AGK-Berücksichtigung in der Baukalkulation detailliert.
Was wird unter „Bauauftragsrechnung“ verstanden?
Das Kapitel „Bauauftragsrechnung“ erläutert die Grundlagen des baubetrieblichen Rechnungswesens, verschiedene Kalkulationsarten und deren Gliederung. Es analysiert detailliert die Bestandteile einer Kalkulation (Einzelkosten, Gemeinkosten, AGK, Wagnis, Gewinn, Umsatzsteuer) und positioniert die AGK innerhalb der Kostenstruktur eines Bauvorhabens.
Welche Kostenrechnungsmodelle werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht verschiedene Kostenrechnungsmodelle: Äquivalenzziffernkalkulation, Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen, Kalkulation über die Angebotsendsumme, Prozesskostenrechnung, Deckungsbeitragsrechnung und Zielkostenrechnung. Der Vergleich bewertet deren Anwendbarkeit auf die Berücksichtigung von AGK und hebt Stärken und Schwächen hervor.
Wie werden Nachtragsansprüche behandelt?
Das Kapitel zu Nachtragsansprüchen behandelt die rechtlichen Grundlagen gemäß § 2 Nr. 5 und Nr. 6 VOB/B, die Abgrenzung zwischen geänderten und zusätzlichen Leistungen und die Berücksichtigung von AGK in Nachtragsangeboten. Die Handhabung der Preisfortschreibung wird ebenfalls erläutert.
Welche Rolle spielen Zugeständnisse in Vergabeverhandlungen?
Der Abschnitt zu Zugeständnissen untersucht Skonto, Kostenbeteiligungen und Preisnachlässe und deren Auswirkungen auf die Kalkulation der AGK. Es wird analysiert, wie diese Zugeständnisse die Kalkulation und den Gewinn beeinflussen, insbesondere bei geänderten und zusätzlichen Leistungen.
Wie werden Allgemeine Geschäftskosten (AGK) detailliert analysiert?
Das Kapitel zu AGK analysiert deren Zusammensetzung, unterscheidet zwischen fixen und variablen Kosten und untersucht deren Ausprägung in unterschiedlichen Betriebsgrößen (Handwerksbetrieb, Mittelständler, Aktiengesellschaft). Die Analyse liefert ein umfassendes Bild der Kostenstruktur und deren Auswirkungen auf die Kalkulation.
Wie funktioniert die verursachungsgerechte Kostenzuordnung?
Das Kapitel beschreibt die praktische Anwendung der verursachungsgerechten Kostenzuordnung bei Nachtragsangeboten und präsentiert Beispiele (zusätzliche Fluchttreppe, Erstellung von Unterzügen). Deckungsbeitragsrechnung und Prozesskostenrechnung werden als Methoden der Kostenzuordnung diskutiert und bewertet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Studienarbeit?
Schlüsselwörter sind: Allgemeine Geschäftskosten, Baukalkulation, § 2 Nr. 5 VOB/B, Kostenrechnungsmodelle, Nachtragsansprüche, verursachungsgerechte Kostenzuordnung, Preisnachlässe, Bauvertrag, Kostenmanagement.
- Quote paper
- Oliver Görtz (Author), 2002, Baubetriebliche Auslegung und kalkulatorische Behandlung von Allgemeinen Geschäftskosten bei Anwendung des § 2 Nr. 5 VOB/B, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6457